CTFS: Fire for Effect (Hip Games) Geschrieben von Jan-Tobias "Erdendonner" Kitzel
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Ist es schon wieder soweit? Die Welt wird mal wieder von bösen Terroristen bedroht und die einzige Chance, sie aufzuhalten, besteht in einem kleinen Spezialteam? Na dann: durchladen und ab dafür! Zugegeben, die Story von Fire for Effect klingt auf den ersten Blick nicht gerade viel versprechend, aber der zweite Blick lohnt sich durchaus. Story oder "Jawoll, Sir! Los, los, los!" Stealth Owl, der Schleichexperte, und Raptor, die Kampfmaschine, sind Mitglieder eines ultra-geheimen Spezialteams, das überall auf der Welt eingesetzt wird, wenn böse Terroristen ihre Nase in den Wind halten. Aber diesmal scheint mehr dahinter zu stecken, als die beiden Profis im ersten Moment glauben, denn mit jeder Mission rutschen sie tiefer in eine weltweite Terroraktion hinein, als ihnen lieb sein kann. Jede Mission ist gigantischer und wo es am Anfang nur heißt, einen entführten Zug wieder unter hoheitliche Kontrolle zu bringen, fährt Fire for Effect später ganz andere Kaliber auf; beispielsweise die Säuberung einer haushoch überfluteten Stadt oder die Rückeroberung einer überrannten Militärbasis. So erhält der Spieler nach und nach Einblick in eine nett angelegte Geschichte rund um weltweiten Terror, die mit diversen Zwischensequenzen stetig weiterentwickelt wird. Aber wir wollen hier ja nicht zu viel verraten ... Gameplay oder "Fire in the hole!" Habt ihr mit der Installation satte drei Gigabyte eurer Festplatte dem modernen Gott der Vergnügung geopfert und das Mini-Handbuch in zehn Sekunden durchgeblättert, sorgt Fire for Effect anschließend erstmal für diverse Schmunzler. Ich habe selten so unfreiwillig komische Menüs erlebt! Oder musstet ihr schon mal auf "Annullieren" für einen Abbruch klicken oder durftet tief in das Menü der "Grundeinstullungen" eintauchen? Etwas mehr Professionalität in der Menüübersetzung hätte Fire for Effect auf jeden Fall gut zu Gesicht gestanden, aber süß ist es trotzdem irgendwie. Da überzeugt das eigentliche Spiel schon deutlich mehr - und das voll und ganz beabsichtigt. In jeder Mission steuert ihr (vom Level fest vorgegeben) entweder den Infiltrationsspezialisten Stealth Owl oder den Inkarnations-Rambo Raptor, die ihr - mit einer flüssig von der Hand gehenden, sauberen Steuerung - durch das feindliche Feuer schicken dürft. Dabei schaut ihr den Kameraden sozusagen über die Schulter, denn auch wenn ab und an in die First-Person-Perspektive umgeschaltet wird (z. B. zum Snipern), spielt der Hauptteil des Spiels in der aus Tomb Raider bekannten Third-Person-Ansicht. Leider gibt es keine Möglichkeit, weiter aus dem Bild heraus zu zoomen und so versperrt die eigene Spielfigur durch ihre nicht gerade geringe Größe ein ums andere Mal die Sicht auf einen ordentlichen Bereich des Geschehens. Doch während dies durchaus für den einen oder anderen ärgerlichen Moment sorgt, schafft es Fire for Effect dennoch, den Spieler an den Bildschirm zu fesseln. Die einzelnen Levels sind untereinander nämlich sehr abwechslungsreich. Während ihr gerade noch - durch ein gut gemachtes Tutorial in die Spielmechanik eingeweiht - einen überfallenen Tanker säubert, heißt es einen Level später, einen Hochgeschwindigkeits-Fallschirmsprung lebend zu überstehen. Sollte machbar sein? Klar, wenn da nicht feindliche Fallschirmspringer wären, die euer Lebensende gerne deutlich weiter nach vorne verlagern würden. Positiv ist - neben der bereits erwähnten Levelabwechslung - hervorzuheben, dass durch den Wechsel der Spielfigur (Owl oder Raptor) sich auch eure Taktik jeden Level aufs Neue ändern muss. Während Raptor in bester Stallone-Manier mit Blei spuckendem Sturmgewehr durch die Gegnerhorden mäht, wäre eine ähnliche Vorgehensweise mit Stealth Owl der sichere Tod. Da er deutlich weniger aushält als sein Kumpan, muss er sich seiner zahlreichen technischen Gadgets bedienen und seine Gegner eher leise und aus dem Hinterhalt ausschalten. Die technischen Möglichkeiten sind für Owl groß: Er verfügt über verschiedene Sichtverstärkungen (Wärmesicht, Lichtverstärkung und die innovative Sonarsicht, mit der sich dünne Wände durchschauen lassen) und einen Tarnanzug, der ihn für kurze Zeit unsichtbar macht. Während ihr in den Missionen fortschreitet, erspielt ihr euch durch besonders gute Leistungen (Levelzeit, Treffsicherheit, etc.) verschiedene Boni, die ihr im Startmenü dann auswählen könnt. So habt ihr die Möglichkeit, Konzeptzeichnungen der Entwickler zu betrachten oder die Musik des Spiels direkt auszuwählen. Durch diese Boni ist der Motivationsfaktor hoch, das Spiel ein zweites Mal anzugehen, um ja alle Goodies freizuschalten. Die Spielfiguren verfügen über ein reichhaltiges Arsenal von Waffen, sodass auch hier Abwechslung garantiert ist. Weiterhin ist es möglich, durch Deckungsnutzung und um-Ecken-spähen ein bisschen Taktik mit hineinzubringen, auch wenn Fire for Effect über große Strecken eher als sehr direkte, aber gelungene Baller-Action zu beschreiben ist. Die Haare in der Suppe seien allerdings auch erwähnt: es gibt leider nur einen Schwierigkeitsgrad und die Gegner tauchen nicht ohne Grund in Horden auf, denn die Intelligenz der - äußerlich leider meist gleichen - Feinde ist auf dem Niveau von Hundefutter. Schade auch, dass Fire for Effect anscheinend von einem Menschen mit Höhenangst programmiert wurde: die Spielfigur bewegt sich stetig auf einer Ebene, über Hindernisse zu springen ist leider weder nötig noch möglich. Weiterhin fordern manche Levels von euch, eure Spielfigur einem Gefährt (Auto, Boot, etc.) anzuvertrauen. Wäre ja an sich sogar lobenswert, wenn die Fahrzeugsteuerung nicht komplett misslungen wäre. Die Vehikel reagieren viel zu spät auf Kommandos und steuern sich schwammig. Glücklicherweise sind die Punkte im Spiel, in denen ihr ein Fahrzeug steigen müsst, sehr selten, sodass dies zu verkraften ist. In manchen Levels gleichen sich zusätzlich die Örtlichkeiten etwas zu sehr, sodass an - zugegeben wenigen - Stellen etwas Eintönigkeit die Hoffnung auf ein schnelles Levelende nährt. Durch die Gegnerhorden ausreichend gefordert und stetig in der Gefahr von Munitionsmangel (die ihr durch herumliegende Kisten bekämpft), steht euch das Savepoint-System von Fire for Effect treu zur Seite. Die Kontrollpunkte, an denen ihr nach einem Ableben wieder aufersteht, sind genau richtig verteilt. Weder gibt es zu viele, sodass ein Ableben kaum ärgerlich wäre, noch zu wenige. So bleibt Fire for Effect auch im tiefsten, actionreichen Kampfgetümmel - trotz einiger fordernder Stellen - stets fair und versteht es, den Spieler für lange Zeit zu fesseln. Ein komplettes Durchspielen schlägt für einen durchschnittlichen Spieler mit über 20 Stunden angenehm umfangreich zu Buche. Grafik oder "Hinter der Ecke dort..." Fire for Effect benötigt für seine kompromisslose Action natürlich auch den passenden Grafikunterbau. Während die Explosionen und Hitzeeffekte im Spiel durchaus zu begeistern wissen, könnte die eigentliche Levelgrafik durchaus ein paar Ecken und Kanten weniger vertragen. Die Bewegungen der Charaktere sind dafür angenehm flüssig, auch wenn sie in der Nahansicht offenbaren, dass ihren Oberflächentexturen ein paar Details mehr auf jeden Fall gut getan hätten. Weiterhin kann man die für die Story-Entwicklung wichtigen Zwischensequenzen getrost als gutes Mittelmaß ansehen, da gibt es wenig zu meckern. Sound oder "Trommelwirbel in der Ferne und den Patriotismus im Herzen, so marschier´ ich voran!" Der Sound von Fire for Effect gehört zum oberen Drittel des Action-Genres. Wenn auch die Waffensounds etwas abwechslungsreicher sein könnten, überzeugt dafür die militärisch anmutende Actionmusik auf ganzer Linie und bleibt wohlig in Erinnerung. Die Gegnerhorden rufen sich aus einiger Entfernung immer mal wieder kurze Kommandos zu und ab und an lassen sogar eure Charaktere einen coolen Spruch über die Lippen rollen. Die Sprachausgabe ist in beiden Fällen gut gelungen, die Sprecher klingen überzeugend und die Sprüche sind passend zur jeweiligen Situation. CTFS: Fire for Effect hält, was es verspricht: kompromisslose, geradlinige Action. Die Unterschiede zwischen den beiden Spielfiguren sorgen ebenso wie die zahlreichen Levels für Abwechslung und fesseln genauso wie die hohe Spielgeschwindigkeit; ihr habt selten Zeit zum Ausruhen. Auch wenn eine misslungene Fahrzeugsteuerung und eine nicht herauszoombare Spielfigur ab und an etwas aufs Gemüt drücken, entschädigt die mit toller Musik untermalte Actionatmosphäre voller Gegner, Herausforderungen und Abwechslung dafür voll und ganz. Für gerade mal 29,95 Euro ersteht ihr ein kurzweiliges Action-Spiel, das zwar nicht mit großem Taktiktiefgang, dafür aber mit erfrischend-unverhohlener Kampfaction stets aufs Neue vor den Bildschirm lockt. P. S.: CTFS: Fire for Effect ist parallel auch für PS2 und XBOX erschienen und schlägt dort mit 39,95 Euro etwas heftiger in eurem Geldbeutel ein. (24.04.2005)
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