Ready 2 Rumble Revolution (Wii) (Atari) geschrieben von Daniella Boyd
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Schon seit "Wii Sports" ist klar: Die Wii ist prädestiniert für Sportspiele. Besonders beim Boxen kommt man aufgrund der speziellen Wii-Steuerung ganz schön ins Schwitzen und kann sich auf spaßige Art die Zeit vertreiben und fit halten. Kein Wunder also, dass Atari nun mit "Ready 2 Rumble Revolution" die Fortsetzung eines Boxklassikers der Dreamcast-Konsole auf die Wii bringt. "Let's get ready to Ruuumble!" Auf den ersten Blick scheint "Ready 2 Rumble Revolution" Einiges auf dem Kasten zu haben. Neben dem normalen Arcade-Modus gibt es einige Mehrspieler-Kämpfe, die sich nicht nur zu zweit, sondern auch alleine gegen den Computer spielen lassen. Ihr könnt in einem schnellen Kampf gegeneinander antreten, im Team-Kampf mehrere Boxer gegeneinander kämpfen lassen, oder euer Können in einem Turnier unter Beweis stellen. Das Herzstück im Einzelspieler-Modus ist die Meisterschaft. Mit einem eigens kreierten Charakter könnt ihr in der Woche eure Fähigkeiten trainieren, um so eure Parameter zu verbessern und am Wochenende euer Können in Kämpfen unter Beweis stellen, bis ihr Meister in allen Klassen seid. Es gibt verschiedene Minispiele wie Boxsack, Speedball oder Springseil, die immer bestimmte Fähigkeiten trainieren und unter dem Menüpunkt Minispiele auch einfach nur zum Spaß gespielt werden können. Fühlt ihr euch fit genug für den Kampf, wird euer Promoter einen Termin festsetzen. Nur hier habt ihr auch die Möglichkeit, mit Preisgeldern Gegenstände wie Kleidungsstücke oder neue Spieler freizuschalten. Das klingt alles in allem erstmal ganz vielversprechend. Doch wo sich theoretisch viel Spielpotenzial verbirgt, zeigt sich praktisch nur ein gehöriges Maß an Frustpotenzial. Denn so schön die Vorstellung auch sein mag, den eigenen Charakter langsam aufzupeppeln, immer besser zu werden und sich nach und nach an die Spitze zu boxen, stellt sich dieses Unterfangen in der Realität als schier unmöglich dar. "Ready 2 Rumble Revolution" hat nämlich ein ganz großes Problem: die Steuerung! K.O. in der ersten Runde "Ready 2 Rumble Revolution" hätte ein spannendes Boxspiel werden können, bei dem es nicht nur auf rohe Gewalt, sondern auch auf Taktik ankommt. Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen Schlagtechniken, die ihr durch verschiedene Bewegungen mit Wiimote und Nunchuk ausführen könnt. Ihr könnt blocken, euch ducken, ausweichen und kontern, und den Gegner sogar verhöhnen; wie gesagt: theoretisch. Denn schon im Tutorial zeigt sich: Bis auf die einfachen schnellen Schläge, bei denen ihr lediglich das Nunchuk oder die Wiimote nach vorne schwingt, will nichts so richtig funktionieren. Die Bewegungen des Spielers werden oft nicht erkannt, und so führt der Charakter andere Schläge aus oder bleibt sogar einfach im Aufbau für einen harten Schlag hier müsst ihr zuerst die Wiimote nach rechts oder das Nunchuk nach links schwingen, bevor ihr einen Schlag ausführt stecken und bewegt sich gar nicht mehr. Was im Tutorial noch zu verkraften ist, da man einen Gegner hat, der sich nicht wehrt, wird im richtigen Spiel zu einer reinen Qual. In der Hektik des Kampfs wird die Bewegungserkennung sogar noch ungenauer. Manchmal werden die Befehle zwar richtig erkannt, dies ist aber eher die Ausnahme als die Regel. Das heißt, dass ihr zwar versuchen könnt taktisch zu spielen und bestimmte Manöver auszuführen, euch aber überraschen lassen müsst, was der Kämpfer letztendlich wirklich macht. Die Steuerung ist so ungenau, dass sich die Frage stellt, ob sie überhaupt einmal getestet wurde. Besonders fatal ist das im Wettkampf-Modus. Selbst auf niedrigster Schwierigkeitsstufe hat man kaum eine Chance gegen die Gegner, die auch mit funktionierender Steuerung übertrieben stark wären. Ähnliche Probleme wie im Kampf bereitet die Steuerung auch in den Trainingsaufgaben. Bewegungen werden oft falsch oder überhaupt nicht erkannt. Da die Spielerfähigkeiten nur verbessert werden können, wenn man eine bestimmte Mindestpunktzahl in den Trainingsspielen erreicht (bei schlechteren Ergebnissen sinken Statuswerte sogar wieder) hat der Spieler kaum die Möglichkeit, seinen Charakter zu verbessern. Einige Übungen, wie die schnellen Schläge, lassen sich leicht ausführen, bei anderen funktioniert überhaupt nichts. Mit schlecht oder einseitig trainierten Charakteren Kämpfe zu bestreiten, auf die man kaum Einfluss hat, macht einfach keinen Spaß und frustriert so sehr, dass die Wiimote und das Nunchuk bald in der Ecke landen. Schade, wenn man bedenkt wie viel Potenzial sich gerade in diesem Spielmodus befindet, das einfach nicht genutzt werden kann. Da der Spieler unter diesen Umständen so gut wie keine Chance gegen die Computerspieler hat, bleibt eigentlich nur noch der Mehrspieler-Modus. Der ist weniger frustrierend als der Einzelspieler-Modus, da das Gegenüber genau die gleichen Probleme hat und der Kampf somit wenigstens einigermaßen ausgeglichen ist. Doch auch hier will sich keine Spielfreude einstellen, da das vermurkste Steuerungssystem einfach keine gezielten Angriffe zulässt und der ganze Kampf nur auf Zufall und Glück beruht. Und nichts wie raus aus dem Ring Nach dem potentiell gelungenen Spielumfang und der absolut missratenen Steuerung bleiben eigentlich nur noch Aussehen und Sound des Spiels zu besprechen. "Ready 2 Rumble Revolution" bleibt dem typischen Comic-Look der Reihe treu. Es wird auf schrilles und knalliges Design gesetzt. Die Grafik ist für einen Wii-Titel durchaus gelungen und weiß mit einigen netten Spieleranimationen zu überzeugen. Das Markenzeichen der "Ready 2 Rumble"-Reihe selbst, die schrulligen karikaturistischen Kämpfer, sind leider enttäuschend. Die Kämpfer bestehen aus schlecht gelungenen Karikaturen einer Reihe zusammengewürfelter Promis. Den Charakteren fehlen der Pfiff, die Ausstrahlung und oft auch die Ähnlichkeit zu ihren menschlichen Vorbildern. Einen Mehrwert liefern sie dem Spiel jedenfalls nicht. Immerhin lässt sich dieses Manko durch die doch sehr umfangreiche "Erstelle einen Boxer"-Option mildern. Auch die Sprachausgabe der einzelnen Kämpfer ist eher ermüdend. Sie besteht aus einigen gelangweilt aufgesagten Sprüchen und Zwischenrufen, die sich nur allzu schnell wiederholen. Sie sollen wohl den Charakter der jeweiligen Figur unterstreichen, sind aber genauso wenig auf den Punkt gebracht, wie die Optik der Karikaturen.
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