Miami Vice: The Game

Miami Vice: The Game

(Vivendi)

geschrieben von Christian Graser

 

Das Recycling älterer Polizeifilme und -serien scheint langsam in Mode zu kommen. Nach "Starsky & Hutch" steht jetzt im August die Neuauflage des TV-Klassikers "Miami Vice" an. Damit Sie nicht tatenlos warten müssen, bis Sie mit Colin Farrell und Jamie Foxx als Ricardo Tubbs und James Crockett mitfiebern können, präsentiert Vivendi Games exklusiv für Sony's Playstation Portable "Miami Vice: The Game".

Keine Macht den Drogen

Coole Sprüche, lässige Typen, schnelle Boote, schöne Frauen, heiße Action; und alles vor der traumhaften Kulisse Floridas - dies beschreibt in wenigen Worten den Inhalt der beliebten Fernsehserie und des anstehenden Kinofilms. Im Spiel, das zeitlich vor den Ereignissen der Neuverfilmung stattfindet, schlüpfen Sie in die Haut eines der beiden Protagonisten und machen Drogendealern das Leben schwer. Alternativ dürfen Sie auch zusammen mit einem Freund auf Ganovenjagd gehen - eine zweite PSP samt Spiel vorausgesetzt.

Da die beiden Cops keine Freunde großer Reden oder gar der Diplomatie sind, geht es gleich zu Beginn des Actionspiels ordentlich zur Sache. Sie sehen Ihren Charakter aus der Third-Person-Perspektive und steuern ihn mit dem Analog-Stick während des Sonnenuntergangs durch das malerische Anwesen eines Drogenbarons. Dieser hat für den Fall der Fälle vorgesorgt und neben überwachungskameras auch eine Vielzahl schwer bewaffneter Söldner in seinen Diensten - der Spaß kann beginnen.

In Deckung!

Polizisten sind keine übermenschen und dementsprechend nach wenigen Treffern außer Gefecht gesetzt. Um dies zu verhindern, stürmen Sie in "Miami Vice: The Game" nicht wild durch die einzelnen Levels, sondern hechten sich von Deckung zu Deckung, um Ihren Gegnern möglichst wenig Trefferfläche zu bieten. Die Bösewichte sind außerordentlich intelligent und deshalb brandgefährlich. Die Jungs informieren sich gegenseitig, sobald sie Sie erspäht haben, geben einander Feuerschutz und versuchen, Sie durch Einkreisen zu erledigen. Die Schusswechsel machen aufgrund dieser Dynamik einen großen Reiz des Spiels aus.

Vor der Villa ducken Sie sich hinter Sportwagen, lugen über die Motorhaube und geben ein paar gezielte Schüsse aus Ihrer Dienstwaffe ab, bevor Sie zum Heck kriechen und den Gegner von dort ausschalten. Im Haus sind Einrichtungsgegenstände Ihre wichtigsten Verbündeten. Durch das geschickte Ausnutzen von Schränken, Tischen oder Sofas können Sie sich manchmal ungesehen bis dicht hinter die Wachen schleichen, um sie lautlos im Nahkampf außer Gefecht zu setzen. Dies ist doppelt hilfreich, da erstens die Munition knapp ist und zweitens die Söldner in den Nebenzimmern sehr aufmerksam sind.

Einmal entdeckt, heißt es für Sie, sofort wieder in Deckung zu gehen, da ein Schusswechsel mit mehreren Widersachern stets tödlich endet. In der Hitze des Kampfes machen Ihre Gegner glücklicherweise hin und wieder Fehler und ducken sich beispielsweise hinter zerstörbaren Vasen und Kisten oder explosiven Fässern - etwas, das Sie selbst tunlichst vermeiden sollten. Um für die Waffen wie Pistole, MG oder Schrotflinte Munition zu sparen, ist es hilfreich, exakt zu zielen. Während ein Kopftreffer den sofortigen Exitus Ihres Gegenübers bedeutet, führen selbst mehrere Schüsse ins Bein lediglich zu einem schmerzverzerrten Humpeln - sobald er sich wieder etwas gefasst hat, wird er Sie erneut unter Beschuss nehmen. Um sich das Leben leichter zu machen, können Sie jederzeit eine Karte des aktuellen Levels aufrufen, auf der nicht nur die Missionsziele, sondern - für eine kleine Gegenleistung - auch die Positionen von Medikits, überwachungskamerasteuerung und allen Gegnern eingeblendet werden.

Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz

Zwischen den einzelnen Missionen haben Sie nämlich einige Tage Zeit, um auf einer übersichtskarte verschiedene Besorgungen zu erledigen. Finden Sie in den Levels versteckte Drogen, können Sie diese bei Dealern gegen Bares (etwas zweifelhaft für einen Cop) oder bei Kontaktmann Freddie Luiz gegen Informationen auf der Minimap für den nächsten Einsatz eintauschen. Außerdem dürfen Sie sich mit Waffen und Panzerungen eindecken, oder schicke Anzüge leisten, die Ihren Ruf verbessern. Daneben lässt sich in jeder Mission ein Datenträger finden, den Sie im Polizeilabor hacken können. Dies geschieht unter Zeitdruck in kniffligen Minispielchen und bringt Verbesserungen für Waffen, wie größere Magazine oder die Aufenthaltsorte bestimmter krimineller Größen, wie den des Grasbarons. Bei diesem können Sie nach erneutem Geschicklichkeitsspiel die aus den Einsätzen gesammelten Drogenvorräte gegen besonders viel Geld verkaufen - vorausgesetzt, der Ruf Ihres Polizisten ist hoch genug.

Wann kommt die Pensionierung?

Während das Spiel zu Beginn durch die tollen Kämpfe sehr fesselt, verliert es im Lauf der Handlung etwas von seinem Reiz. Die Gefechte sind zwar weiterhin vorhanden, aber laufen meist relativ ähnlich ab. Die Einsätze finden in grafisch sehr abwechslungsreichen Szenarien wie Nachtclub, Flughafenhangar oder Wohnwagensiedlung statt, sind jedoch alle linear aufgebaut. Abwechslung bringen dagegen Action-Einlagen, wie eine Schnellbootjagd durch die Everglades oder durch einen Jachthafen, bei denen Sie durch verwinkelte Wasserstraßen flitzen und gegnerische Boote aufs Korn nehmen. Mit durchdachteren Einsätzen und neuen Herausforderungen im weiteren Spielverlauf hätte man dem Titel zu mehr Langzeitmotivation verhelfen können.

Die Sonne über Miami

Grafisch weiß "Miami Vice: The Game" zu gefallen. Die Levels sind sehr schön ausgestattet und abwechslungsreich, lediglich teilweise etwas farbarm. Die vielfältigen Animationen der Charaktere beim Kriechen, Schleichen, Springen oder Rennen sind ein Leckerbissen für die Augen, bei den Ragdoll-Effekten der Gegner teilweise sogar etwas zu viel des Guten. Anhand von Mündungsfeuer, Einschusslöchern, Rauch und Explosionen zeigt der Titel eindrucksvoll, welche Grafikpower in der PSP steckt.

Die akustische Untermalung braucht sich ebenfalls nicht zu verstecken. Der vollständig eingedeutschte Titel gefällt durch professionelle Synchronsprecher, auch wenn sich viele Sprüche der Gegner relativ schnell wiederholen. Die dynamische Hintergrundmusik passt sich dem Geschehen an: treibend in Feuergefechten und spannend beim Erkunden unbekannter Schauplätze. In den Kämpfen werden Ihre Ohren mit satten Schussgeräuschen verwöhnt; Querschläger und Explosionen ergänzen das Action-Medley.

 

  

Toller Einstieg - später zäh

Wie hat mich das Spiel eingangs gefesselt: In Deckung hinter das Regal, schnell die Säule umwerfen, dahinter legen und den ersten Gegner ausschalten. Mit einem Hechtsprung über das Hindernis hinwegsetzen, an die Wand pressen und mit der Schrotflinte dem nächsten Schurken die schützende Vase zerdeppern. Die taktischen Schusswechsel sind sehr reizvoll und machen einen großen Teil des Spielspaßes von "Miami Vice: The Game" aus. Leider kann die Hintergrundgeschichte hier ebenso wenig mithalten wie das lineare Leveldesign. Grafisch und akustisch ist der Titel einwandfrei inszeniert, lediglich bei der Langzeitmotivation gibt er sich die Blöße. Wer jedoch nicht blindlings durch jeden Shooter rennen will oder Fan der TV-Serie ist, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren.

(02.08.2006)

Entwickler: Rebellion
Publisher: Vivendi Games
Genre: Actionspiel
Releasedate: 18.08.2006
Homepage: Miami Vice: The Game
Preis: 39,99 &euro
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

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