FarCry Instincts - Predator (Ubisoft) geschrieben von Johannes Posch
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Port, Port - Hurra?! Die nächste Generation der Videospielkonsolen ist in Form der Xbox-360 ja nun schon eine ganze Weile erfreuliche Realität geworden und somit dürfen wir uns alle auch über viele neuartige Next-Gen-Spiele freuen, oder? Nun ja, eigentlich schon, doch in letzter Zeit scheint bei den Entwicklern statt revolutionärer neuer Ideen vor allem eines sehr populär zu sein: Portierungen! So sieht das neben solchen Umsetzungsgrößen wie EA offensichtlich auch Ubisoft und schickt mit "FarCry: Instincts-Predator" die Neuauflage ihrer erfolgreichen Dschungelballerei in den Next-Gen-Ring. Ob dabei ein uneingeschränkt empfehlenswerter Shooter oder doch nur eine schlampige Umsatzmaximierung durch geringere Entwicklungskosten herausgekommen ist, lesen Sie in unserem Test! Worum gehts hier eigentlich!? Der Spieler erlebt beide auf die Disc gebannten Abenteuer aus den Augen von Jack Carver, der durch seine besondere Fähigkeit, zur falschen Zeit am falschen Ort sein zu können, in einen ordentlichen Schlamassel schlittert. Falls Sie sich nun wundern, warum hier "beide Abenteuer" steht, dürfen wir Ihnen verraten, dass die Geschichte um die Spielserie alles andere als einfach ist. Den Anfang machte der PC-Shooter "FarCry" aus den Computern der deutschen Spielschmiede Crytek, der sich ja bekanntlich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Einige Zeit darauf folgte der erste Konsolenableger mit Namen "FarCry: Instincts", der allerdings nicht komplett aus demselben Haus stammte wie sein PC-Brüderchen. Hier legte nämlich bereits das Ubisoft-Studio Montreal Hand an, das sich in weiterer Folge auch um den nun erschienenen Sidekick "Evolution" für die Xbox und das hier genau unter die Lupe genommene "FarCry: Instincts - Predator" für Microsofts neueste Konsole kümmerte. In diesem sind jetzt sowohl die Geschehnisse aus dem ersten Konsolenableger "Instincts", als auch die aus dem Sidekick "Evolution" enthalten. Und damit alles schön seine Ordnung hat ... Instincts Der Spieler schlüpft in die durchtrainierte Haut des Ex-Soldaten und Bootsvermieters Jack Carver, der von seiner offensichtlich nicht allzu rosigen Vergangenheit lieber nichts mehr wissen will und sich deswegen dorthin abgesetzt hat, wo der höchstwahrscheinlich spannendste Moment der Sonnenaufgang sein sollte: Mikronesien! Allerdings kommt natürlich alles anders und Jack gerät während einer Tour mit einer sympathischen jungen Dame in die unliebsame Situation, von bestens ausgerüsteten Söldnern auf explosive Art und Weise aus dem Boot befördert und dadurch in das wohl größte Abenteuer seines Lebens geschleudert zu werden. Doch als ob das noch nicht schlimm genug wäre, erfährt er während seiner Flucht davon, dass auf dieser Inselgruppe diverse Genexperimente durchgeführt werden und wird nach einiger Zeit selbst "infiziert". Daraufhin mutiert Jack langsam zu einer Art Bestien-Mensch-Kreuzung und kann dadurch auf diverse Sonderfähigkeiten zurückgreifen, die das "zur falschen Zeit am falschen Ort sein können" noch weit übertreffen! Evolution Die Story von "Evolution" schließt mit kleinem Abstand an die Ereignisse aus "Instincts" an. Jack hat die zuvor beschriebene Krise überlebt, sich mit seinen neuen Besonderheiten abgefunden und lebt ein sehr gemütliches Leben an den wunderschönen Stränden Yucatans. Doch da das als Handlung eines Shooters etwas ungeeignet ist und sich wahrscheinlich ziemlich langweilig spielen würde, tritt eine verführerische "Femme fatale" auf den Plan und befördert Jack nicht nur zu ihr ins Bett, sondern auch mitten in einen Konflikt zwischen Dealern und Guerillas. Ob Jack wohl einfach den Kopf einziehen wird und sich schön raushält? Natürlich nicht! Spätestens, sobald auf den Herrn geschossen wird, schaltet der nämlich auf Angriffsmodus, schärft seine Sinne und räumt mit übermenschlicher Kraft und den namensgebenden bestialischen Instinkten ordentlich auf! Alles wie am PC? Wenn man sich zum ersten Mal in das Universum von "FarCry: Instincts" wirft, fühlt sich ein Kenner des PC-Originals sofort heimisch. Ein Boot, eine Frau, eine dicke Explosion und auf einmal steht man alleine auf einer Insel voller Bösewichte und muss schauen, wie man zu Recht kommt. Doch irgendwie wird bei den ersten Begegnungen mit diesen nicht sonderlich freundlichen Herren auch schnell klar, dass die Spiele der "Instincts"-Familie in jedem Fall keine Eins-zu-eins-Portierung des PC-Originals sind, sondern einiges anders machen und auch unterschiedliche Schwerpunkte legen. Während auf dem PC nämlich offene Feuergefechte noch kein allzu großes Problem waren, erfordert die Konsolenversion ein viel hinterhältigeres Vorgehen. Doch dieses Mehr an Taktik wird nicht wegen einer Verbesserung der ohnehin schon ausgezeichneten KI der PC-Version nötig, sondern im Gegenteil, wegen einer Verschlechterung der Computergegner-Intelligenz: Während Ihre PC-Opponenten, die es per Maus und Tastatur zu bezwingen galt, noch sehr schlau agierten, sie regelmäßig einkreisten und Ihnen durch taktisches Team-Vorgehen oft das Leben schwer machen konnten, zeigen sich die Feinde in "Predator" da leider nicht so einfallsreich. Einfach auf Sie zustürmen und ordentlich draufhalten reicht ja aufgrund der schnell abnehmenden Lebensenergieleiste auch. Doch was wäre da besser, als den verkappten Kurzstreckensprintern eine Falle zu stellen? Einfach einen schönen Baum aussuchen, Knopf drücken und schon wartet zum Beispiel ein fieser, mit Spitzen gespickter und gespannter Ast auf sein Opfer, um es in hohem Bogen durch den Level segeln zu lassen. Diese glänzen übrigens wieder mit typischen "FarCry"-Vorzügen. Riesengroß, gespickt mit Camps, Abkürzungen und Fahrzeugen und somit eine gigantische Spielwiese für Actionfreunde. Zwar führt Sie die Story immer recht strikt vorgefertigte Wege entlang, doch ein bisschen Freiraum um zu experimentieren hat man eigentlich immer. Je nachdem, was so in der Gegend herumsteht, kann der Spieler entweder zu Fuß losschleichen, sich einen bewaffneten Jeep unter den Nagel reißen, ein kleines ATV mopsen, verschiedene Arten von Booten besteigen oder per Paragleiter durch die frische Karibikluft segeln. Aus allen Rohren feuernd, versteht sich. Jack the Beast! Richtig deutlich werden die Unterschiede zwischen dem Urvater der Inselballerei und dem Konsolenabkömmling aber erst, nachdem Jack mit einigen mysteriösen Stoffen in Berührung kommt und langsam, aber doch diverse Veränderungen an sich spürt. Er wird zum Beispiel gleich nach seiner "Behandlung" in einen Container eingesperrt und bemerkt beim verzweifelten Trommeln gegen die Tür, dass diese plötzlich nachgibt. Allerdings wurde hier nicht im Stahlwerk geschlampt, sondern einiges in Jacks Körper verändert. Dieser entwickelt nämlich Bärenkräfte, eine äußerst feine Nase, übermenschlich gute Augen und flinke Beine, was ihn nach kurzer Zeit vom Gejagten zum Jäger werden lässt. Diese namensgebenden Instinkte ermöglichen es Jack, verheerende Nahkampfangriffe auszuführen, seine Gesundheit zu regenerieren, besonders schnell zu rennen, Geschützstellungen aus dem Boden zu reißen und mitzunehmen oder durch eine Art Infrarot-Duftstoff-Sicht Gegner im Dschungeldickicht schneller ausmachen zu können oder anhand der Ausdünstungen ihre Wege nachzuvollziehen. Dieses Augentuning verschafft dem Spieler vor allem bei dichter Vegetation, was eigentlich fast ständig zutrifft, oder Dunkelheit einen großen Vorteil. Allerdings kann Jack natürlich nicht unbeschränkt auf diese Instinkte zurückgreifen, sondern muss immer auf seinen Adrenalinwert achten, der bei Verwendung der Spezialfähigkeiten konstant abnimmt. Dieser kann entweder durch das Aufsammeln spezieller Pflanzen, welche in der Instinkt-Sicht hervorgehoben werden, oder durch das Erschlagen von Gegnern gefüllt werden. Weil's so schön war! Das Gameplay bietet also nicht viel Grund zum Meckern. Wie schon bei der Xbox-Fassung, bietet auch die Portierung spannende Schleich- und Ballerunterhaltung auf recht hohem Niveau und auch die Storystränge aus "Instincts" und "Evolution", die ohne Zwischensequenzen auskommen und komplett aus den Augen von Jack erlebt werden, fesseln für eine ganze Weile an den Controller. Doch hier versteckt sich auch der größte Schwachpunkt, den das Spiel für Besitzer des ersten Konsolenablegers verbirgt. Um die für diese Leute "neue" Story erleben zu können, muss erst die komplette Handlung des Hauptspieles erneut bewältigt werden. Hier wäre eine andere Lösung wünschenswert gewesen, vor allem, da es sich wirklich um eine absolute Eins-zu-eins-Umsetzung handelt, die somit für Kenner absolut nichts Neues zu bieten hat. (04.05.2006)
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