Batman: Arkham Origins

"Batman Arkham Origins" lässt den Spieler erneut in den Umhang des "Dunklen Ritters" schlüpfen und wiedermal Gotham vor dem Untergang bewahren. Im Spiel soll Batman noch ganz am Anfang seiner Karriere als Verbrechensbekämpfer stehen und Ereignisse vor den beiden Vorgängern "Arkham Asylum" und "Arkham City" erleben. In einer erweiterten Version der Stadt, die scheinbar Verbrecher anzieht wie das Licht die Motten, flattert er wieder von Angelpunkt zu Angelpunkt, streckt seine Gegner aus dem Flug heraus nieder und ist einer Verschwörung auf der Spur, die diesmal nicht das Ende der Stadt zum Ziel hat, sondern ihn selbst. Warum Batman sich bereits zu Beginn seiner Karriere so viele Feinde gemacht haben soll, erfährt man nicht, ist aber auch eigentlich egal, denn das Wichtigste bleibt doch bestehen: "Ich bin Batman!" Ob das Spiel an die beiden grandiosen Vorgänger anknüpfen (oder vorknüpfen?) kann,  ist doch die eigentliche Frage, die es zu beantworten gilt.

 

Ho Ho Ho, es weihnachtet sehr und von irgendwo kommt ein Schurke her

Ein verschneiter Weihnachtsabend in Gotham und ein Haufen Killer ..., das, was klingt wie der Anfang eines bösen Märchens ist es auch. Black Mask, Superschurke, Drogenboss und Style-Award-Gewinner, hetzt eine Meute Auftragsmörder auf die mythische Fledermaus, an deren Existenz bis dato noch keiner so recht glauben will. Unter den angeheuerten Auftragsmördern finden sich so illustre Namen wie Deadpool, Firefly und Copperhead, die sich daraufhin in das verschneite Gotham begeben, um sich ihre Belohnung zu verdienen. Die zeitgleich ausgerufene Ausgangssperre für alle redlichen Bürger der Stadt passt da wie Batmans Faust ins Gesicht eines jeden Gangsters. Gerade hier bekommt die Geschichte von "Arkham Origins" die ersten Brüche. Warum kennt ein junger, unerfahrener Batman alle diese Killer, warum jagen ihn schon alle, aus den Vorgängern bekannten Gangster, aber die Polizei, die zwischendurch auch mal als Prügelknabe herhalten darf, leugnet immer noch seine Existenz.

Neben seiner eigenen Haut muss Batman mal so im Vorbeigehen die Stadt vor den Waffen des Pinguins retten, Verbrechen mit dem erweiterten Detektiv-Modus lösen und einer groß angelegten Verschwörung auf die Spur kommen. Gut, die meisten Gegner und Story-Wendungen waren auch in den Vorgängern für Batman-Kenner keine große Überraschung, aber hier wird alles etwas zu klischeehaft und aufgesetzt erzählt. Man hätte die Story und die Erweiterung der Welt vielleicht besser in einem Sequel, nicht einem Prequel, unterbringen sollen, denn die gesamte Unterwelt ist auch hier schon hinter dem Mann mit der Maske her, leugnet aber in allen belauschten Gesprächen auf den sonst menschenleeren Straßen, ihn je zu Gesicht bekommen zu haben.

In der Vielzahl der Aufgaben, die Batman erwarten, geht die Hauptgeschichte dann auch leicht unter. Alte Bekannte, oder Neue, wie der mysteriöse Enigma, der zum einen die Elite der Stadt mit brisantem Material erpresst, das Batman nun finden muss, oder die "Verbrechen im Gange", die meist nichts weiter als reine Prügeleinlagen sind, fügen sich glaubhaft in die Welt ein. Gerade die Enigma-Rätsel sind zwar nicht mehr so einfallsreich wie in den Vorgängern, passen aber über die damit verbundenen Schnellreisepunkte besser in die Welt. Endlich sucht man auch nicht mehr sinnlose Fragezeichen, sondern Relais-Stationen, die Batman am Einsatz seines Batwings hindern, beziehungsweise die Datenpakete, die der Riddler überall versteckt hält, um die Führung der Stadt ins Chaos zu stürzen.

Ungesehen von der Decke baumeln sowie Schurken oder Polizisten mit dem Seil nach oben zu ziehen, sind und bleiben absolute Highlights. Moment Polizisten?! Ja auch das GCPD bekommt die harte Hand Batmans zu spüren. Das ist zwar irgendwie seltsam, erweitert die Gegnerpalette jedoch ein wenig, sodass nicht nur die bekannten Straßengangs der Unterweltgrößen als Ziele dienen. Warum der gute Batman jedoch zu Beginn seiner Karriere weniger Wert auf die Polizei legt, sondern lieber direkt in deren Hauptcomputer in der Polizeizentrale einbricht - ein Vorgehen, das der mit Hightech vollgestopfte Millionärserbe Bruce Wayne anscheinend nicht über das Internet tätigen kann - bleibt zwar dem Batman-Kenner unerschlossen, aber Laune macht es trotzdem. Dass er dabei zufällig noch einen Massenausbruch von Psychopathen verursacht, die er dann natürlich auch noch stoppen muss, ist zumindest eine nicht direkt vorhersehbare Wendung.

Zusammengefasst kommt der innere Konflikt Batmans, auf den ihn manche Gegner auch fortwährend ansprechen, nicht so recht zum Tragen. Die tragische Gestalt des Bruce Wayne, der nach dem Tod seiner Eltern sein Vermögen dafür einsetzt, Verbrecher zu fangen, ist insgesamt etwas zu blass. Er könnte jeden seiner Widersacher mit Leichtigkeit töten, tut dies aber nicht. Gleichzeitig verprügelt er aber ohne mit der Wimper zu zucken Polizisten, wenn diese ihm im Weg stehen, anstatt eine Möglichkeit zu finden, anders an sein Ziel zu gelangen.

Die von der Stadtverwaltung für den Weihnachtsabend ausgerufene Ausgangssperre erscheint in dem Durcheinander der Bandenkriege für den Bürger vorteilhaft. Dem Spiel entgeht dadurch aber ein starkes Stück Flair. In den beiden Vorgängern war es durch die Gefängnisstrukturen, innerhalb derer sich die Geschichte abgespielt hat, glaubhaft, dass Batman nur auf unlautere Gesellen trifft. In einer offenen, frei zu erkundenden Großstadt fühlt es sich etwas leer an.

Trotzdem macht es Spaß, dem Rächer der Entrechteten auf seinem Pfad zu folgen. Das liegt unter anderem daran, dass zum einen Waynes Butler Alfred eine richtige Persönlichkeit bekommen hat und die Geschichte, trotz ihrer Schwächen ein solides Batman-Feeling aufbaut. Es wird selten langweilig in Gotham und die zahlreichen Sidequests, auch mit eher unbekannten Gegnern gespickt, sorgen dafür, dass auch das menschenleere Gotham nicht verwaist unter Batman dahin gleitet.

 

Gleiten, werfen, schlagen – welcher Böse kann das noch ertragen

Kampf und Fortbewegung funktionieren wie in den Vorgängern. Batman prügelt sich in einem Free-Floating-Kampfsystem durch verschieden große Ansammlungen Abschaum. Er blockt, kontert und setzt alle Gadgets ein, die ihm zur Verfügung stehen. Insgesamt bietet die Anzahl verschiedener Gegner generell etwas mehr Abwechslung im Kampfgeschehen, auch wenn die Kämpfe nicht mehr ganz so flüssig von der Hand gehen. Gelegentlich trifft Batman auf mit Messern oder Elektroschockern bewaffnete Feinde, die er nicht direkt angreifen kann. All das bringt neue Elemente und zumindest den Anschein taktischer Tiefe in die schön choreografierten Kämpfe. Abwechslung sollen die Bosskämpfe bieten. Das gelingt aber nur zum Teil. Schön inszeniert sind diese Aufeinandertreffen zwar meist, jedoch offenbaren sich hier oftmals massive Schwächen. Wenn der beste Nahkämpfer der Comic-Geschichte – Deadpool - immer wieder die gleichen Sprüche um sich wirft sowie dabei einfach sekundenlang unbeweglich im Raum steht, zerstört das die Dynamik und passt irgendwie nicht so in das Bild eines epischen Duells. Hat man sich erst mal eine Taktik zurechtgelegt, folgt der Kampf minutenlang dem gleichen Minigame. Beim mehrmaligen Anspielen besagter Bosskämpfe kamen auch nicht immer alle Tricks und Features der Gegner zum Tragen, sodass sich die Auseinandersetzungen zum Teil unnötig in die Länge zogen, weil dadurch entstehende Möglichkeiten mehr Schaden am Gegner zu verursachen nicht in Kraft traten.

"Batman Arkham Origins" enthält hier zwar einige nervige Fehler, in der Summe macht es aber dennoch Spaß, die Gegner reihenweise in den unfreiwilligen Schlaf zu schicken, sich von Wasserspeier zu Wasserspeier zu hangeln und bewaffnete Fieslinge ungesehen zu beseitigen. Diese agieren auch etwas cleverer als in den Vorgängern und rennen nicht zwingend wie die aufgescheuchten Hühner durch die weitläufigen Innenbereiche, die als Hauptschauplätze dienen. Der erweiterte Detektiv-Modus stellt die Ermittlerfähigkeiten Batmans mehr in den Fokus der Erzählweise und funktioniert recht gut. Man scannt nun nicht mehr einfach ein Beweismittel, sondern kann das Verbrechen durch Vor- und Zurückspulen vor dem technischen Auge der Bat-Maske wiederholen, um so den Tathergang zu ermitteln und neue Spuren zu entdecken. Manchmal wirkt das Ganze zwar etwas künstlich in die Länge gezogen, vermittelt aber an sich ein schönes Feeling, dass Batman nicht nur das Abziehbild eines um sich schlagenden Freaks mit Umhang ist.

Dass die Fledermaus auch nur ein sterblicher Mann ohne angeborene Superkräfte ist, war immer die größte erzählerische Stärke der Batman-Geschichten. Wenn zu viele bewaffnete Gegner - Bewaffnung umfasst dabei nur Schusswaffen - in einem Raum sind, muss er diesen vor dem Durchqueren "reinigen". Von oben mit gezielten Gleittritten, durch brüchige Wände hindurch oder von unten aus Lüftungsschächten heraus, kann er sich seiner Feinde entledigen. Am Anfang noch etwas schwach auf der Brust, sammelt der verkannte Held mit jedem Gegner, jedem gelösten Rätsel und bei verschiedenen Aktivitäten Erfahrung. Hat er genug Fledermäuse gesammelt, kann er neue Panzerung, Verbesserung seiner Gadgets – immerhin ist er nicht MacGyver und hat nur ein Taschenmesser - sowie spezielle Kombos freischalten. Da die Gegnerscharen im Lauf des Spiels immer größer werden und auch ihre Fähigkeiten immer weiter zunehmen, ist dies auch zwingend notwendig. Das Spiel verkommt dabei aber zu keinem Zeitpunkt zum reinen Erfahrungsfarmen, sondern bleibt sich in der Action immer treu wie auch geradlinig.

Dass in den meisten Fällen sehr cool inszenierte und spaßige, nahtlose Gleiten durch Gotham ist durch merkliche Design-Schwächen getrübt. Warum kann die Fledermaus an Werbeschild A ohne Probleme mit der Batclaw beschleunigen und an Höhe gewinnen, am nächsten bleibt sie aber einfach hängen, weil kein Ankerpunkt vorhanden ist? Das ist schade, denn gerade dieser Teil des Spiels vermittelt, wenn er funktioniert, ein unglaubliches "Ich bin Batman"-Gefühl.

Die neu eingeführte Schnellreisefunktion ist in der riesigen Stadt wirklich sinnvoll. Hat man den Funkturm im entsprechenden Gebiet von der Störung durch Enigma befreit, kann man jederzeit mit dem Batwing in diesen Bereich zurückkehren. Leider ist dieses Feature in manchen Missionen nicht verfügbar, weshalb man sich dann doch wieder durch das gesamte Gebiet hangeln muss. Gerade in Missionen, die durch eine dramatische Einleitung von Alfred, dem redseligen sowie durchaus amüsanten Butler Bruce Waynes, mit Zeitdruck versehen werden, ist es nur schwer zu begreifen, warum Batman nicht den schnellsten, sondern den umständlichsten Weg gehen muss. Auch die vorgegebenen Abwurfpunkte - in jeder Zone gibt es davon nur einen - sind etwas unglaubwürdig. Warum kann Batman nicht an jeder Stelle aus dem Flieger springen, um sich todesmutig dem Boden entgegen zu stürzen? Zumal die Stadt ja menschenleer ist und sich das Risiko, zufällig in einem vorbeigetragenen Tannenbaum zu landen, gegen null richtet.

Leider kam es beim Test auf der Xbox wiederholt zu Abstürzen des Spiels, die nur mit einem Neustart der Konsole behoben werden konnten. Durch die manchmal etwas spärlich gesäten Speicherpunkte kann dies zwischendurch zu Frustration führen. Dass man immer wieder nach Gotham zurückkehrt liegt aber an dem sonst durchweg motivierenden Spielsystem.

 

Mal siehst du ihn, mal nicht!

Batman Arkham Origins sieht auf den aktuellen Konsolen gut aus, mehr aber auch nicht. Die Grafik unterstreicht stimmig das Setting und Gameplay, fällt aber dennoch hinter aktuellen anderen Spielen deutlich ab. Manchmal hängt die Kamera hinter Balken oder Wänden, was unter Umständen in den von Minigames geprägten Bosskämpfen sehr schade ist, da diese sonst in eindrucksvollen gut abgestimmten Großaufnahmen das Geschehen zeigen. Rauchbomben sowie Nebelschwaden wabern durch die Straßen, Explosionen zerreißen die dunkle Nacht und über allem strahlt Batman. Warum Batmans Anzug, der ihn ja eigentlich verbergen soll, zum Teil leuchtet wie eine Neonreklame erschließt sich nicht - vor allem da das Spiel von Licht und Schatten sonst wirklich schön aussieht. Man bleibt dem Stil sowie der Grafik der Vorgänger treu. Das zeugt zwar nicht von Innovationsreichtum, aber wie sagt man im Englischen so schön: "Never change a running system" (engl. für "Ändere niemals ein funktionierendes/laufendes System"). Damit macht "Batman Arkham Origins" hier auch nicht wirklich was falsch.

 

Es gibt was auf die Ohren!

An die neue Stimme von Batman muss man sich zwar zunächst gewöhnen, der Sprecher schafft es aber ähnlich wie bei Max Payne, die gequälte Seele des Protagonisten wiederzugeben, die seinen inneren Kampf um Kontrolle wiederspiegelt. Auch die zahlreichen Nebenfiguren sind alle, zumindest im Englischen, gut vertont und spielen gekonnt mit den verschiedenen Hintergründen der einzelnen Personen. Wenn Mr. Copplepot alias der Pinguin, in aristokratischem Englisch herablassend über den Pöbel herzieht, kommt man immer wieder zum Schmunzeln. Gerade auch der Lieblingsfeind Batmans, der Joker, lebt wie schon in den Vorgängern stark davon, dass sein Wahnsinn sowie der ihm innewohnende Anarchismus gut zum Ausdruck kommen. Technisch kann man dem Spiel hier keinerlei Vorwürfe machen und das Casting der Sprecher ist durchweg gelungen. (J. K. FAHRBACH)

Fazit

Ich bin Batman. Oder zumindest hat man noch nie Batman und mich in einem Raum gesehen. So ungefähr habe ich mich bei den beiden Vorgängern zu jeder Zeit gefühlt. Meine größte Angst, dass "Batman Arkham Origins" nur ein lauwarmer Aufguss dieses Gefühls werden würde, hat sich leider zum Teil bestätigt. Die Innovationen halten sich in Grenzen und viele der neuen Features und die größere Welt hätten noch ein bisschen Überarbeitung benötigt. Die großartigen Kämpfe aus den Vorgängern hat man übernommen, aber eben kaum Neuerungen ins Spiel eingeführt - von ein paar neuen Gegnern abgesehen. Über allem leuchtet dennoch ein einsames Bat-Signal in die Nacht, und wenn man über einige Schwächen hinwegsehen kann, wird man mit "Batman Arkham Origins" gut unterhalten. Es ist sicherlich kein Glanzstück in der Comic-Spiel-Geschichte, aber sowohl Batman-Freunde als auch Nichtkenner der Vorlage kommen auf ihre Kosten.


Kommentare:
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2015-06-27 23:45:14... - Pit

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2013-11-22 07:03:04... - Dirk

Na ... dann bist Du eben Batman!


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