The Elder Scrolls IV: Oblivion (Take 2) geschrieben von Axel Kleps
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Helden gesucht Haben Sie sich jemals gefragt, warum die "Elder Scrolls"-Serie so erfolgreich war? Die einfache Antwort lautet: Gute Qualität und Spielbarkeit bringen immer hohe Verkaufszahlen und eine riesige Fangemeinschaft. Die Thematik ist eigentlich immer gleich, da in jedem Teil der Serie der Held eine Welt vor dem Bösen retten muss. Klingt abgedroschen, aber wer fragt schon danach? Auch der vierte Spross der "Elder"-Reihe steht ganz im Zeichen des Helden, der allen voran den satanischen Gegnern die Stirn bietet und in der Realwelt und im Paralleluniversum Oblivion für Ordnung sorgt. In Tamriel öffnen sich plötzlich geheimnisvolle Tore und fiese Kreaturen fallen ein, der Königssohn muss gefunden werden, weil nur er in der Lage ist, mittels eines Steins und des Drachenblutes, Recht und Ordnung im Lande Tamriel herrschen zu lassen. Genau an diesem Punkt steigen wir ein und müssen zum Anfang aus einem Gefängnis fliehen, dabei zusehen, wie der König ermordet und das Schicksal einer ganzen Welt in unsere Hände gelegt wird. In bester RS-Manier sind wir nun unterwegs, erledigen eine Quest nach der anderen, ohne aber die Hauptstory aus den Augen zu verlieren. Im Laufe der Geschichte werden wir, bzw. unser "Alter Ego" in mehreren Fähigkeiten geschult, unsere Ausrüstung wird erweitert und nach einiger Zeit wird es immer klarer, warum die Geschichte diesen Lauf nahm. Viele Wege führen nach Rom, aber nur ein Weg führt uns zum Ziel, nämlich die Schließung aller Obliviontore und die Wiederherstellung des Friedens. Aber bis dahin fließen gewaltige Mengen Wasser den Fluss herunter. Ein neues Gesicht gefällig? Wer schon einmal das Spiel "Der Pate" gesehen hat, kann sich ungefähr ein Bild von dem Charaktereditor machen. Was dort an Einstellungsmöglichkeiten geboten wurde, war bis heute unerreicht. Bethesda legt allerdings noch eine Schüppe darauf und erweiterte den Editor um weitere Funktionen. Schier unendliche Kombinationen sind möglich, auch andere Rassen sind enthalten, so dass wohl niemand weltweit eine Spielfigur kreiert hat, die irgendwo einer anderen gleicht. Haben wir uns schließlich für unseren Helden entschieden, so können noch die Familienabstammung, das Sternzeichen und diverse andere Angaben eingestellt werden. Dann geht es mit fliegenden Fahnen auf in ein Spielvergnügen der besonderen Art. Wer sich strikt an die Handlung hält und keinerlei Nebenquests löst, der begeht erstens ein Schwerverbrechen am RS-Genre, denn diese Aufgaben sind das Tüpfelchen auf dem "I" und zweitens verkürzt derjenige die Spielzeit von über 200 Stunden auf etwa 25 Uhrumrundungen. Nach der schon erwähnten Flucht aus dem Gefängnis sehen wir gezwungenermaßen den Mord an unserem geliebten König, der in seinen letzten Atemzügen einen Amulettstein herausrückt und uns beauftragt, seinen Sohn zu suchen, der nichts von seiner Herkunft weiß. Klingt schwierig, ist es auch. Die ersten Spielaktionen sind wie ein Tutorial aufgebaut und wir werden behutsam ins Spielgeschehen hineingezogen. Nachdem wir einige Gegner per Faust oder Waffe den digitalen Garaus gemacht haben, wenden wir uns dem Ziel zu, nämlich Jauffre, den Ordensbruder, zu finden, der wertvolle Tipps für die weiteren Quests parat hält. Nach und nach finden wir Artefakte, Kleidungsstücke, Waffen aller Art, Nahrungsmittel und andere mehr oder minder wichtige Gegenstände. Nun müssen wir entscheiden, was wir mitnehmen, denn anfangs sind wir schwach und können nicht soviel mitführen. Also gut organisiert ist halb gewonnen und mit frisch sortiertem Rucksack und gewählter Waffe geht es auf zum Königssohn, der verständlicherweise aus allen Wolken fällt. Man wird halt nicht jeden Tag König, vor allem nicht, wenn man keine Ahnung von seiner richtigen Herkunft hat. Inzwischen sind wir sogar in der Lage, Zauberangriffe oder Heilzauber zu produzieren und unsere athletischen Fähigkeiten sind ebenfalls verbessert, was unser Lasttragevermögen vergrößert. Mit steigenden Werten wird ebenfalls der Charakterlevel erhöht und somit werden auch die Gegner langsam stärker. Die Fans der Serie werden es verzeihen, denn Oblivion hat nichts mehr mit dem Vorgänger "Morrowind" zu tun, außer bei einigen Gesprächen mit NPCs, die in allen Farben und Formen durch Tamriel spazieren und uns teilweise wertvolle Tipps und Aufgaben anbieten. Wir sollten also nicht sparsam sein und wirklich jeden befragen, der unseren Weg kreuzt. All diese Aktionen stehen uns aus zwei Blickrichtungen zur Verfügung. Einerseits haben wir die Möglichkeit, das Spiel im Stile von "Gothic" zu erleben, also per Verfolgungskamera oder aus allerbester 3D-Shooter-Sicht, was dem Spiel eine noch intensivere Spielerfahrung verleiht. So bolzen wir uns durch weitere Quests, wehren uns mittels Schwert oder Keule, schießen mit Pfeil und Bogen, verschleudern Feuerbälle und Eiszauber, erwecken Zombies und versuchen so, alle Tore zu schließen und dem Frieden wieder Einkehr zu gewähren. Mehr wird an dieser Stelle nicht von der Handlung verraten, denn wir mögen auch keine Freaks, die im Kino immer alles vorher erklären. Selbst spielen macht Spaß und schlau. Steuerung oder Wirrwarr? Wer umfangreiche Rollenspiele kennt, der kann ein Lied davon singen, denn viele Spiele dieses Genres sind derart kompliziert aufgebaut und die Steuerung ist teils so vermurkst, dass selbst ein gutes Spiel dank mieser Tastenakrobatik zu Mittelmaß verkommt. "Bethesda" hat aber hier seine Hausaufgaben gemacht. Die Tastenbelegung ist einerseits fingerfreundlich, andererseits auch intuitiv, denn alle Funktionen sind per Maus und Tasten einfach und schnell auszuführen. Es besteht zwar die Möglichkeit, die Tasten selbst zu belegen, aber eigentlich sollte man die Standardeinstellung beibehalten. Alteingesessene Rollenspieler sind genau so schnell dabei wie geübte Shooter-Spezialisten, denn die Belegung ähnelt sich sehr. Erwähnenswert ist auch die Schnellwahlfunktion für Zauber oder Waffen, die das Leben doch ungemein erleichtert. Blickwinkel und Richtungsänderungen werden per Maus ausgeführt, genau wie Schläge mit der Waffe und der Einsatz eines Schildes, sofern eins eingesammelt wurde. Alle anderen Funktionen werden auf wenige, aber gut ausgewählte Tasten gelegt und für ein entspanntes Spielvergnügen ist gesorgt. Sehr innovativ, aber eher als ein Minispiel anzusehen, ist das Schlösserknacken. Allerdings sind dem Spieler mit der begrenzten Anzahl an Dietrichen nur wenig Versuche gegönnt, andere greifen dann doch gern zu der Automatikversion, um die Schlösser zu knacken. Nur der Inventarbildschirm verdient ein paar Minuspunkte, denn vier Untermenüs mit weiteren Menüs und Scrollbalken lassen einfach keine Übersicht entstehen. Abhilfe schaffen da allerdings die bereits erschienenen Fanmods, die der Unordnung etwas Einhalt gebieten. Das nenne ich Grafik Rollenspiele waren in der Vergangenheit nicht immer die Spitzenreiter bei der grafischen Bewertung, aber mit Spellforce, Herr der Ringe und anderen Titeln hallte auch dort der Ruf nach besserer Grafik durch die Entwicklerbüros. Oblivion protzt nahezu mit einer Grafikpracht, die bis dato wohl kaum bei einem anderen Rollenspiel zu sehen war. Alle Grafikdetails sind stufenlos regelbar und das Spiel beherrscht auch modernen Schnickschnack wie High Dynamic Range (HDR) und diverse andere technische Spielereien. Ist man glücklicher Inhaber eines High-End-Rechenknechts, so werden einem die schönsten Landschaften, Dörfer, Städte und Ruinen mit wechselnden Wetterverhältnissen und Tag-Nacht-Wechseln kredenzt, die bis zum jetzigen Zeitpunkt unerreicht ist. Mal abgesehen von dem Hauptcharakter selbst, der irgendwie immer mit einer Art Knollennase und Augen wie ein nachtaktives Tier herumläuft, ist alles nahezu perfekt gelungen. Überall stehen pflückbare Pflanzen herum, die man in einem Mörser zu Tränken und Giften umwandeln kann, verschiedenste Wiesen und Felder mit unterschiedlichster Vegetation wechseln sich ab, die Dörfer sind anheimelnd texturiert und selbst böse Orte wie Oblivion sind grafisch sehr gelungen in Szene gesetzt. Selbst Kleinigkeiten wie Teller, Obst und anderer Kram sind schön anzuschauen, mal ganz abgesehen von den Waffen, die man bei sich trägt. Auch eine Art Physikengine ist implementiert. Es ist möglich, beispielsweise Baumstämme einen Abhang herunter zu stoßen, um Feinden damit Schaden zuzufügen oder Stolperfallen sind zu entfernen, wenn der eigene Charakter nicht körperlichen Schaden erleiden soll. Es macht einfach Spaß, stundenlang durchs Land zu streifen und sich alle Bauwerke anzusehen, wenn nebenbei Jäger mit Pfeil und Bogen bewaffnet durch die Gegend hüpfende Rehe jagen. Die Animationen der Spielfiguren sind da leider etwas ins Hintertreffen geraten, denn die leicht holzigen Bewegungen fallen neben der fast perfekten Präsentation doch auf, aber sie schmälern keinesfalls den Spielspaß. Hören sie mich? Wer neben der prachtvollen Darstellung der Grafik auch einen wahren Ohrenschmaus erwartet, wird ein bisschen enttäuscht. Der schmucke Hintergrund-Sound säuselt permanent, ohne zu nerven und wechselt nur, wenn Gegner auftauchen. Dann wechselt das Niveau auf eine dramatische Ebene und kehrt nach dem Abwenden der Gefahr wieder auf die Standardtonleitern zurück. Es fällt auf, dass der Musik nicht ganz soviel Aufmerksamkeit gewidmet wurde wie der Grafikpracht. Sie ist wahrlich nicht schlecht und auch gut komponiert, aber es fehlt die Abwechslung. Im Gegenteil zur Musik schlagen die Soundeffekte mit aller Macht zu. Ein Feuerwerk an verschiedensten Effekten wird aus den Boxen verschossen. Alle Waffen und Rüstungen scheppern anders, alle NPCs und Gegner klingen anders, ein laues Lüftchen wechselt sich mit Gewitter ab, Vögel zwitschern nebst dem Plätschern des nahe gelegenen Flusses. Bethesda hatte wohl grade ein magisches Füllhorn parat, denn selten, wenn gar noch nie wird dem Spieler ein soundtechnisch fast perfektes Produkt präsentiert. Wenn einem Rollenspieler diese geballte Soundmacht nicht zur Genüge gereicht, der sollte dann doch besser das Genre wechseln. Hopp oder Top? The Elder Scrolls: Oblivion wurde im Vorfeld mit vielen Vorschusslorbeeren behängt und Bethesda schaffte es tatsächlich, ein noch nie da gewesenes Rollenspiel der Extraklasse auf die Beine zu stellen. Oblivion ist komplex, aber keinesfalls kompliziert. Das Angebot an Nebenquests ist zahlreich, wenn auch nicht immer abwechslungsreich und das ermöglicht eine Spielzeit jenseits der 150-Stunden-Grenze. Der Hauptstrang ist nach etwa einem Fünftel der Spielzeit erreicht, allerdings geht da der ganze Charme des Spiels flöten. Neben dem eigentlichen Spielen macht das Flanieren durch die Landschaft einen Heidenspaß und Oblivion sorgt dafür, dass selbst Fans von 3D-Shootern Freude am Blumenpflücken empfinden. Die volle Schönheit des Spiels ist allerdings nur mit Toprechnern zu erreichen und die minimal empfohlenen sind doch etwas optimistisch veranschlagt. Die Städte hätten noch etwas lebendiger werden können, wenn etwas mehr Leute durch die Gassen laufen würden oder Hunde ihr Unwesen trieben, aber so ist es auch mehr als ausreichend. Allerdings macht es Spaß, sich mit den Leuten zu unterhalten, sich mittels "Beschwatzens" anzufreunden und so auch teils wichtige Informationen und Geheimnisse herauszukitzeln. Das Inventarmenü allerdings erstrahlt in einem Excelcharme und ist nicht wirklich übersichtlich. Es ist auch etwas nervenaufreibend, dass die limitierte Anzahl an Items den Spieler immer mit dem Rucksackinhalt jonglieren lässt. Nebst diesem Missstand gehen die teils schweren Übersetzungsfehler auf die Nerven, welche aber von fleißigen Fans der Serie mittels Fanmods größtenteils beseitigt werden können. Sind diese Fehler behoben, dann stehen dem Spieler über 40 Quadratkilometer Landschaft mit mehr als 200 Dungeons und etwa 60 Gegnertypen zur Verfügung. Wem die Lauferei durch die Spielwelt dann doch etwas zu weit geht, dem hilft das Fast-Travel-System, bei dem auf der Landkarte ein Klick genügt, um das Ziel zu erreichen. Allerdings muss dieser Ort vorher schon einmal erkundet worden sein. Ist das der Fall, so gibt es wohl kaum eine schnellere Transportmöglichkeit. Allerdings sollte man sich das reiflich überlegen, denn diese Pracht gehört einfach bestaunt und mehr Abwechslung geht nicht. Das Expertenurteil: KAUFEN! (02.05.2006) Minimale - Windows 2000/XP - Intel Pentium 4 oder Athlon mit 2,5 GHz - 512 MB RAM - DirectX 8.1 kompatible Grafikkarte mit 128 MB - Soundkarte - 4,7 GB unkomprimierter Festplattenspeicher
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