Asphalt 2 Urban GT

(Gameloft / Ubisoft)

geschrieben von Bernd Wolffgramm

Die Kategorie Fun- oder Arcade-Racer ist wohl das Genre, das sich am besten auf einer Konsole und insbesondere auf einer PSP spielen lässt. Das liegt daran, dass man im Großen und Ganzen mit drei Knöpfen auskommt: Gasgeben, Bremsen und Steuerung müssen vorhanden sein, dann kann es losgehen. Wenn dann noch eine gute Umsetzung der Spielidee, ansprechende Grafik und ein toller Sound dazukommen, dann hat man ein gutes PSP-Game kreiert und kann damit rechnen, dass sich das Spiel auch verkaufen wird. Nicht von ungefähr befinden sich auf den Bestenlisten der PSP-Welt viele Arcade-Racer wie "Burnout Legends" von EA, "OutRun 2006 - Coast 2 Coast" von Sega oder "Ridge Racer" von Namco. Ubisoft hat sich eigentlich bis jetzt im PSP-Segment aus den Racern herausgehalten und mehr durch Games wie "Brothers in Arms: D-Day" oder "Field Commander" von sich reden gemacht, aber dennoch wollen sie nun ein Stück des Racer-Kuchens und bringen das alte N-Gage- und NDS- Spiel "Asphalt 2 Urban GT" unter ihrer Mobile-Brand Gameloft auf den Markt. Ob das Vorhaben wohl Erfolg verspricht, wird hier nun beleuchtet.

"New York, Rio, Tokio"

Dieses Lied der Gruppe Trio Rio aus der Mitte der Achtziger Jahre könnte durchaus der Titelsong von "Asphalt 2 Urban GT" sein. Auf 14 Strecken (insgesamt sind es 28, wenn man den Rückwärtsmodus mit einbezieht), die den realen Vorbildern nachempfunden wurden, tragen die Fahrer ihre Rennen aus. Dabei wurden die Städte nicht genau abgebildet - wie das zum Beispiel mit Hawaii in "Test Drive Unlimited" gemacht worden ist, sondern um die fiktiven Rennstrecken herum wurden markante Gebäude oder Naturgegebenheiten aufgebaut, für die die Stadt bekannt ist. So sieht man zum Beispiel in Rio de Janeiro die Christusfigur auf dem Gipfel des Corcovado und den Zuckerhut oder in Paris den Eiffelturm und den Triumphbogen. Andere Kurse sind dann wieder ziemlich unbekannt, so gibt es ein Flugplatzrennen in Kolumbien oder das sogenannte "Rennen in der Todeszone" in der Ukraine: Tschernobyl lässt grüßen. Wie bei Spielen dieser Art üblich, stehen zu Anfang nur einige Rennstrecken zur Verfügung, und wenn man genügend Erfolge eingefahren hat, werden weitere Tracks freigeschaltet. Zunächst sieht die Weltkarte der möglichen Rennen noch ziemlich spärlich aus, aber bereits nach ein paar gefahrenen Runden ändert sich das und der Gamer kann zwischen Rennen auf der ganzen Welt auswählen. Der Frust, lange für Boni fahren zu müssen, kommt in diesem Spiel nicht auf. Ein kleiner Wermutstropfen in diesem Zusammenhang ist, dass sich die einzelnen Statistiken nicht abspeichern lassen. Wenn man also das Game einmal beendet hat, sind alle Daten - bis auf das gewonnene Geld und die freigespielten Extras - verloren. Man hat so keine Möglichkeit, zum Beispiel die Rundenzeiten von zwei verschiedenen Sessions zu vergleichen.

Von Verfolgungen und Eliminierungen

Insgesamt verfügt "Asphalt 2 Urban GT" über zehn verschiedene Rennmodi, die allesamt schon aus anderen Spielen des Genres bekannt sind. Neben dem klassischen Einzelrennen, bei dem darum geht, aus der letzten Startposition heraus ein Race zu gewinnen und dem Kampf gegen die Uhr, bei dem man versuchen muss, seine eigene beste Rundenzeit zu unterbieten, sind es vor allem die Fun-Races, die das Spiel ausmachen. Zwei Modi fallen da auf, bei denen man eigentlich das gleiche Rennen fährt, nur jeweils aus einer anderen Perspektive. In "Verfolgungsjagd" sitzt der Spieler in einem Polizeiauto und muss möglichst viele Verbrecher gegen die Leitplanke oder ein anderes Auto drücken. Eben genau jenes Szenario zu vermeiden, ist das Ziel des Modus "Verbrecherjagd". Diesmal sitzt der Fahrer im Auto des Übeltäters und muss versuchen, den Rammattacken des Peterwagens auszuweichen. Weitere Arcade-Modi komplettieren das Rennangebot, zum Beispiel die schon hinlänglich bekannte "Eliminierung" (der Letzte scheidet nach jeder Runde aus) oder das "Zeitrennen", bei dem man innerhalb einer bestimmten Zeit zum nächsten Checkpunkt rasen muss. Wirklich Spaß macht der Evolutionsmodus, der nur Belohnungsrennen beinhaltet und noch einige Sonder- Races wie das Radarfallen-Match startet, bei dem man mit einer Mindestgeschwindigkeit "geblitzt“ werden muss.

Autos

Die Macher von "Asphalt 2 Urban GT" sind stolz darauf, 44 lizenzierte Fahrzeuge vorweisen zu können. Viele davon gehören definitiv in die Rubrik "Männerträume". Das Spiel bietet zehn Fahrzeugklassen von Kompaktautos bis zu PS-Raketen, von 4x4-Autos bis zu Muscle Cars. Auch einige Motorräder oder Sonderfahrzeuge wie Formelwagen und Buggys dürfen nicht fehlen. Je nachdem, wie viel Geld der Fahrer bereits erspielt hat oder welche Trophäen bereits in seinem Schrank stehen, kann man in jeder Fahrzeugklasse zwischen vielen verschiedenen Modellen wählen. Hat man sich für einen fahrbaren Untersatz entschieden, kann man diesen nach seinem eigenen Gusto und Volumen der eigenen Brieftasche umbauen, Farbe, Unterboden-Modding, spezielle Designs und Felgen können ausgewählt werden. Hat man sein Auto zusammengestellt, kann man es in einem Showroom von allen Seiten aus betrachten. Allerdings setzt bei den Autos auch einer der Hauptkritikpunkte an: Das Fahrverhalten der verschiedenen Autos ist zu gleichförmig. Man kann schon einen Unterschied bei der Straßenlage und den Geschwindigkeiten zwischen den einzelnen Fahrklassen feststellen (ein Hummer ist nicht so schnell wie ein Ferrari), aber innerhalb der Klassen ist trotz unterschiedlicher Spezifikationen nur die Differenz in den Rundenzeiten festzustellen (wegen unterschiedlicher Höchstgeschwindigkeit), aber zum Beispiel fährt sich ein Mini genauso wie ein VW-Golf.

Malerei und Singsang

Alles, was bisher beschrieben worden ist, kann man durchaus als solide bezeichnen. Die Modi stimmen, die Autoauswahl ebenfalls und auch mit dem Kursdesign kann man zufrieden sein. Jetzt soll über die Grafik und die Soundelemente gesprochen werden. Die Grafik ist ... mau. Die Autos liegen etwa wie Steine auf der Straße, und wenn sich die Wagen in eine Kurve legen, dann ist eine Veränderung der Straßenposition allenfalls zu erahnen. Von den "außergewöhnlichen 3D-Grafiken“ und dem "Geschwindigkeits-Feeling“, wie Gameloft so schön in seiner Presseinformation schreibt, ist in Wirklichkeit nichts zu spüren. Dass ein Arcade-Racer Geschwindigkeits-Feeling vermittelt, ist doch wohl selbstverständlich, aber bei "Asphalt 2 Urban GT" geschieht das vor allem durch einen Blick auf den Drehzahlmesser, da macht keine der drei möglichen Perspektiven eine Ausnahme. Lediglich das Drücken der Nitro-Taste, die einen Boost auslöst, wird grafisch unterstützt. Bei den Motorrädern ist es noch schlimmer: Der Fahrer legt sich zwar in die Kurve, hockt aber auf dem Bock, als hätte er einen Stock verschluckt. Kollisionen werden farblich unterstützt, aber nicht so rasant, wie man das von Konkurrenzspielen kennt. Gameloft schreibt auch etwas von "... und die Replay-Funktion (schafft) ein dynamisches und mitreißendes Rennerlebnis." Es gibt keine Zeitlupen- Funktion, jedenfalls ist keine in den Tastenbelegungen dokumentiert. Es gibt schon ein Replay, und zwar dann, wenn der Fahrer einen Konkurrenten geschrottet hat, aber man kann die Zeitlupe nicht - wie in anderen PSP-Games - von Hand starten.

Auf dem Cover der Spieleverpackung steht in fetten Lettern geschrieben "Inklusive einem Auftritt der Pussycat Dolls". Davon abgesehen, dass man die grammatikalische Richtigkeit dieser Aussage zumindest anzweifeln kann, erweckt sie doch wenigstens ein gewisses Interesse, auch wenn jedem Gamer sofort klar sein dürfte, dass es sich dabei nur um einen Marketing-Gag handelt. Die PCD sind nicht wirklich dafür bekannt, etwas mit der Rennsportszene zu tun zu haben. Leider wird der Spieler auch hier enttäuscht. Es gibt im gesamten Spiel keinerlei Musik dieser Gruppe und auch kein Video, jedenfalls begegnen sie dem Gamer innerhalb der ersten fünf Spielstunden nicht. Dafür erscheinen einzelne Katzenmädels als Hintergrundbild der Ergebnisliste nach jedem Rennen. Nun, wenn man die Wahl hat zwischen einer Highscore ohne und einer mit PCD-Girls, dann fällt die Wahl leicht, aber deswegen ein Spiel zu kaufen? Auch der Rest dessen, was man unter Sound einordnen kann, ist eher einfache Kost. Es gibt nur einen Song, den man außerhalb der Races permanent hört; hier fehlt etwas Variabilität. Die Autos produzieren zum Teil unterschiedlichen Sound, aber von einem vollen "Vrooooom" kann man nicht sprechen.

Fazit

Wenn man als PSP-Neuling zuvor keine anderen Racer gespielt hat, dann kann man "Asphalt 2 Urban GT" eine Chance geben und wird an einigen der Modi seine Freude haben. Gameloft und Ubisoft werden es aber schwer haben, die angestammten Arcade-Racer von ihren Plätzen zu verdrängen. Und auch dem anderen Anspruch, nämlich dass das Game eine Rennsimulation sein soll, kann das Spiel nicht gerecht werden, dazu fehlen zum Beispiel die dringend notwendige Cockpitperspektive sowie Statistik- und Motor-Tuning-Funktionen. Dem Arcade-Racer-Fan wird aber vor allem der Evolutionsmodus mit seinen abwechselungsreichen Rennenmodi Spaß machen.

(04.04.2007)