Heroes over Europe (PS3) (Ubisoft) geschrieben von Witali Blum
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Seit "Tom Clancys - H.A.W.X." erscheinen immer mehr Flugsimulationen für die Playstation 3, die den Spieler nun abseits des heimischen Personal Computers die Lüfte erobern lassen. Dabei greift "Heroes over Europe" als Thema die Gefechte während des Zweiten Weltkrieges auf und kommt damit inhaltlich sowie optisch nahe an seinen Konkurrenten "IL-2 Sturmovik - Birds of Prey" heran. Im Folgenden wird dargestellt, was der Titel allgemein zu bieten hat und ob sich der Kauf für Flugsimulationfans lohnen würde. Blitzkrieg "Heroes over Europe" versetzt den Spieler in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zwischen 1939 und 1945. Die moderne Kriegsführung wird immer mehr durch den Luftangriff geprägt, bei dem die Flugzeuge den Weg für die heranstürmenden Landtruppen im Vorfeld ebnen. Aufseiten der Alliierten nimmt man den Kampf gegen Nazi-Deutschland auf, um den Vormarsch der deutschen Streitkräfte zu stoppen. Drei Piloten, die namentlich in keinem historischen Dokument genannt werden, zeichnen sich als besonders erfolgreich im Luftkampf gegen die Invasoren aus - der Amerikaner Tim Forester, der Engländer Danny Miller sowie der Neuseeländer Will West. In ihrer Gestalt stellt sich der Spieler einer scheinbar unbezwingbaren Armee, um zuerst die Küstengebiete des Vereinigten Königreichs und schließlich sogar London selbst zu verteidigen. Sobald der Angriff zurückgeschlagen worden ist, dürfen die Piloten ihrerseits nach Deutschland aufbrechen, um dem Feind den lang ersehnten Todesstoß versetzen zu dürfen. Kesseltaktik "Heroes over Europe" - der Name ist Programm in Ubisofts neuester Action-Flugsimulation, denn der Spieler bewährt sich darin als ein Held in scheinbar aussichtslosen Luftkämpfen über den Ländern Europas. Dabei stehen ihm 14 verschiedene Flugzeuge in ebenso vielen Einzelspielermissionen zur Verfügung. Generell besteht der Alltag eines alliierten Piloten im Zweiten Weltkrieg darin, sich gegen die zahlenmäßig überlegene deutsche Luftwaffe zur Wehr zu setzen. Das Arsenal seiner Flugmaschine enthält hauptsächlich Schnellfeuergeschütze unterschiedlichen Kalibers, die gelegentlich durch Bomben, Torpedos oder ungenaue Feststoffraketen ergänzt werden. Der Einsatz der Sekundärwaffen erfordert jedoch ein wenig Übung, weil beispielsweise bei Torpedos eine bestimmte Abwurfhöhe sowie -geschwindigkeit eingehalten werden muss, um die todbringende Waffe auf ihre Reise ins Ziel zu schicken. Da es keine Munitionsbegrenzung im Spiel gibt, kann man fast jedes Gefecht für sich entscheiden, wenn man nur lange genug die Maschinengewehrsalven auf den Gegner ausrichtet. Profis dagegen behalten den Feindflieger so lange im Visier, bis sich ein runder Balken ums Fadenkreuz mehr als zur Hälfte gefüllt hat. Sobald diese Voraussetzung erfüllt ist, kann der Pilot in den Konzentrationsmodus umschalten, in dem er in Zeitlupe die in gelber Farbe hervorgehobenen Schwachstellen des Feindfliegers anpeilt und mit einem Feuerstoß zerstört. Selbst der größte Bomber mit der dicksten Panzerung kann auf diese Weise schnell aus dem Verkehr gezogen werden, indem man beispielsweise den feindlichen Steuermann in der Kanzel mit heißem Blei durchsiebt. Diese besondere Fähigkeit des Spielers ist in der Praxis oft schwieriger anzuwenden, als es sich zuerst anhört, denn die deutschen Flugzeuge versuchen mit allen Kräften aus dem Fadenkreuz zu entkommen und sich ihrerseits an die Fersen des Protagonisten zu heften. Wenn man jedoch das Zielen im Konzentrationsmodus gemeistert hat, sind selbst Meisterflieger, die in einigen Missionen als Endbosse fungieren, keine ernst zu nehmenden Gegner mehr. Sehr oft enden die Aufträge in "Heroes over Europe" für Anfänger in einem Absturz oder gar einer Kollision, weil sich ein Propellerflugzeug anders als ein Düsenjet in der Luft verhält. Die Maschinen sind zwar sehr wendig, doch neigen sie oft dazu, beim Sturzflug den Auftrieb zu verlieren und eine ungewollte Bruchlandung hinzulegen. So ist es manchmal besser kopfüber weiterzufliegen, als verzweifelt die Nase des Gefährts aus einem viel zu knappen Anflug hoch zu ziehen. Kunstflugfiguren wie etwa die Immelmann-Wende bringen unter solch realistischen Bedingungen ganz entscheidende Vorteile im Dogfight (englisch für Luftkampf). Zum Glück bleiben dem Spieler Frustmomente nach einem Absturz erspart, da er die aktuelle Mission vom letzten Checkpoint aus fortsetzen kann und dazu noch sein Flugzeug von allen Schäden repariert sieht. Leider ist der Einzelspielerpart von "Heroes over Europe" viel zu dürftig geraten, denn alle 14 Aufträge lassen sich selbst mit der Betrachtung der Zwischensequenzen in drei bis vier Stunden erledigen und damit auch alle möglichen Flugzeuge freischalten. Wenn nach dem Durchspielen des Titels der Gedanke bleibt: "Der Zweite Weltkrieg kann doch nicht so kurz gewesen sein!?", haben die Entwickler wohl zu wenig Inhalt in die "Spielpackung" getan. Der Mehrspielermodus kann über diese Tatsache nicht hinwegtrösten, zumal sich während der Testzeit fast keine Mitspieler auf den Servern finden lassen wollten. Zumindest im heimischen LAN-Netzwerk konnten die vier Spielmodi Dogfight, Team-Dogfight, Survival sowie Team-Survival ausprobiert werden. Dabei läuft es ständig auf dasselbe hinaus: Man muss so viele Gegner wie möglich abschießen, ohne selbst von Kugeln durchsiebt zu werden. Umso schlimmer ist die Tatsache, dass es außer einem Rankingsystem keinerlei Belohnungen für erfolgreiche Spieler gibt. Langzeitmotivation sieht anders aus. Flakfeuer Zugegebenermaßen ist die Spielsteuerung einer Flugsimulation für die Konsole gewöhnungsbedürftig, da beide Analogsticks für die Manöver in der Luft benötigt werden. Zusätzlich regelt der rechte Steuerknüppel die Geschwindigkeit der Flugmaschine, so dass entweder eine gute Koordinationsfähigkeit oder viel Übung gefragt sind, wenn man in "Heroes over Europe" ein erfolgreicher Pilot sein möchte. Darüber hinaus kann der Spieler in den Einstellungen auf einen Steuermodus für Profis umschalten, der noch schwieriger zu meistern ist, dafür aber auch weitere komplizierte Manöver ermöglicht. Die Symboltasten übernehmen Funktionen in einem Cockpit wie etwa das Umschalten zwischen den Sekundärwaffen, das Heranzoomen der Vorderansicht, das Umschauen nach hinten sowie das Aufschalten auf Ziele. Die letztgenannte Fähigkeit ist zumindest im Einzelspielerpart schlecht umgesetzt worden, da das Flugzeug automatisch auf die storyrelevanten Ziele aufschaltet und partout nicht davon überzeugt werden kann, erst die Angreifer im Rücken aufs Korn zu nehmen. Zum Glück kann man immer noch manuell ohne die Hilfe einer roten Markierung die Kontrahenten bekämpfen. Dabei lösen die Trigger des Playstation-3-Controllers die Waffensysteme aus und pusten die Feinde aus allen Wolken. Radar Es ist schade, dass "Heroes over Europe" größtenteils ein rasantes Gameplay vorschreibt, währenddessen man nicht die natürlich wirkende Wolkenlandschaft genießen kann, in der die meisten Dogfights stattfinden. Sie ist so realistisch geraten, dass geübte Spieler im Mehrspielermodus die Sichteinschränkung durch die weißen Wasserdampfmassen zu ihrem Vorteil nutzen, indem sie dort allzu hartnäckige Gegner abschütteln und ihrerseits zum Gegenangriff übergehen. Dafür aber präsentiert sich die Umgebung unter dem Himmel eher eintönig. Zwar spielt es bei einer Flugsimulation keine große Rolle, wie detailliert die Texturen am Boden sind, doch zumindest in den Stadtgebieten während der entsprechenden Missionen hätte man Objekte wie Häuser oder Bäume aus der Nähe gesehen, weniger klobig und vor allem abwechslungsreicher gestalten können. Die größte Augenweide von "Heroes over Europe" sind eindeutig die Flugzeuge, in denen der Spieler seine virtuellen Aufträge erfüllt. Sie sind alle getreu dem geschichtlichen Hintergrund nachgebildet und verhalten sich im Flug sehr unterschiedlich. Während beispielsweise kleine Jagdmaschinen flink und wendig den Gegner aufmischen, vertraut ein Bomberpilot eher auf seine dicke Panzerung und zusätzliche Geschwindigkeit durch zwei Motoren. Ein großes Lob verdient dabei vor allem das Schadensmodell, das alle Beschädigungen am Fluggerät simuliert und optisch darstellt. Nach heftigen Auseinandersetzungen sind die Maschinen oft durchlöchert und man bekommt einen deutlichen Blick auf ihre Baumaterialien - hauptsächlich Holz und Pappe. Wenn dazu noch der Motor anfängt, schwarze Rauchwolken auszustoßen, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass die aktuelle Mission für den Piloten demnächst mit einem Absturz enden wird. Letzterer ist übrigens nicht besonders spektakulär, da die Feuer- und Explosionseffekte ziemlich aufgesetzt wirken. Fliegeralarm Wer schon einmal in einem Propellerflugzeug geflogen ist, kann sich die laute Geräuschkulisse vorstellen, die die Soundeffekte der Maschinen in den Lautsprechern eines Fernsehers erzeugen. Wenn dazu noch das Knattern von Maschinengewehren oder das Pfeifen fallender Bomben dazukommt, hat man das Gefühl, sich wirklich in einem Luftkrieg zu befinden. Damit das Spiel nicht viel zu ernst ist, gibt es natürlich begleitende Hintergrundmusik; jedoch werden echte Simulationsfans wohl eher darauf verzichten. Erfreulicherweise sind alle Zwischensequenzen gut auf Deutsch synchronisiert, so dass sich kein Spieler darum bemühen muss, Untertitel zu lesen oder gar ein Wörterbuch zu Rate zu ziehen. Besonders die Filmeinlagen im Wochenschau-Stil geben gekonnt die Atmosphäre des Zweiten Weltkriegs wieder. Fazit "Heroes over Europe" ist eine optisch gut gelungene Flugsimulation mit einem starken Akzent auf Luftkampf-Action. Jedoch bietet der Einzelspielerpart viel zu wenige Missionen für den geforderten Kaufpreis. Der Mehrspielermodus eignet sich gut dazu, gelegentlich mit Freunden gemeinsam im Netz Dampf abzulassen, jedoch kann das Rankingsystem bei den offiziellen Mehrspielerpartien auf Grund fehlender Belohnungen keine Langzeitmotivation erzeugen, die den Spieler länger an das Spiel fesselt. Für die Zukunft des Titels bleibt zu hoffen, dass die Entwickler weitere Aufträge und Flugzeuge als kostenlosen Download-Inhalt anbieten, da sich sonst die Käufer nach dem Bezahlen des vollen Kaufpreises über den zu geringen Inhalt ärgern würden. (20.10.2009) |