Halo 3 (Xbox-360)

Halo 3 (Xbox-360)

(Bungie-Studios)

geschrieben von Bastian Schössow

 

 
Entwickler: Bungie-Studios
Publisher: Microsoft
Genre: First-Person-Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Halo 3
Preis: 64,95 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

"I'll be back" würde der "Master-Chief" sagen, und das nun zum dritten Mal in Folge. Denn nun ist es wieder soweit und ihr könnt in "Halo 3" wieder in euren Kampfanzug steigen und endlich eure Mission fortsetzen, um die Welt vor der fiesen Alien-Allianz zu retten, und das nahtlos anschließend an den zweiten Teil der "Halo"-Trilogie. Kaum ein Spiel wurde im Vorfeld so von seinen Entwicklern angepriesen wie "Halo 3“. Ob Bungie den hohen Erwartungen der Fans gerecht wird und sich gegenüber der starken Konkurrenz am Markt durchsetzen kann, erfahrt ihr nun endlich in diesem Review.

Mission Briefing

Nach dem ernüchternden Cliffhanger am Ende des zweiten Teils geht es nun direkt weiter: Im dritten Teil der Trilogie versetzt es uns unmittelbar an das Ende des Zweiten, der für die Menschheit bekanntlich nicht mit einem Happy End abschloss. Die Alien-Allianz unter der Führung ihres Propheten hat die Erde zu 90% erobert und die verbleibenden Menschen kämpfen zusammen mit den Elites, die sich von der Allianz wegen der Ansichten des Propheten abgespalten hat, gegen die Besatzungsmacht der Allianz. Als der "Master-Chief" das erfährt, macht er sich sofort auf den Weg zur Erde, um den Krieg zwischen der Alien-Allianz und den Menschen endgültig zu beenden und seinen Heimatplaneten zu retten.

Dummerweise hat unser Protagonist einige Probleme mit seinem Shuttle. Anstatt unter dem Jubel und mit Salut-Schüssen der Streitkräfte auf einem Stützpunkt zu landen, kracht der "Chief" mitten in einen von Allianz-Truppen kontrollierten Dschungel und wird dort von einem kleinen Marine-Squad gefunden und sogleich für tot erklärt. Doch er wäre nicht der Spartan, wenn ihn ein kleiner Absturz umbringen würde. Kein gutes Omen für die Menschen, aber kein Problem für unsere Nummer 117, denn auch ohne die Unterstützung Cortanas kann er es schaffen, er muss es sogar, denn die Zukunft der Menschheit hängt nun von ihm ab.

Das ultimative Tribologie-Gameplay

Kaum auffallend ist zunächst einmal, dass sich die Steuerung des "Master-Chiefs" im Vergleich zu "Halo 2" kaum geändert hat. "Halo"-Fans werden sich also gleich wie Zuhause fühlen. Ihr schießt, rennt und hüpft in altbekannter "Halo"-Manier" durch das Spiel, das dieses Mal nicht hauptsächlich aus dunklen glitzernden Gängen besteht, sondern vielmehr mit jeder Menge Abwechslung besticht. So findet ihr euch zu Beginn im Dschungel wieder und müsst euch durch Sümpfe und das Dickicht zu eurer Basis durchkämpfen, mit der Unterstützung eines kleinen Squads. Die Schauplätze sind sehr umfangreich: Von der Wüste Afrikas über zerfallene Städte bis hin zu Schneelandschaften und dem Weltall ist alles vorhanden. Neben den bekannten Waffen wie dem Sturmgewehr und der Pumpgun stehen dem "Master-Chief" auch neue Gegenstände und Verteidigungswerkzeuge zur Verfügung.

Da haben wir zum Beispiel den Flammenwerfer oder den handlichen Spiker, den ihr von getöteten Aliens aufnehmen könnt. Aber auch das altbekannte Lichtschwert ist wieder mit dabei und sorgt im Nahkampf für den schnellen und lautlosen Tod. Eine willkommene Alternative zur Klinge ist der Hammer der Aliens, mit dem auch ihr euch ausrüsten könnt. Ebenfalls neu ist der mächtige Army-Laser, der zwar verdammt viel Zeit für das Abfeuern benötigt, bei einem Treffer aber so ziemlich alles vernichtet, was auch nur im entferntesten Sinne nach Freund oder Feind aussieht. Darüber hinaus kann unser Held nun auch diverse Geschütze aus ihrer Verankerung reißen, um sie als Waffe zu benutzen. Bei derartigen Aktionen wechselt die Kameraperspektive in eine Third-Person-Ansicht.

Zu Land, zu Wasser und in der Luft

Unser Held ist nicht nur zu Fuß unterwegs, sondern mit den verschiedenartigsten Gleitern und Fahrzeugen. Die Auswahl an Fahrzeugen reicht vom Warthog bis zum Panzer, völlig neuen Vehikeln oder dem klassischen Buggy. Unter den etlichen Neuerungen hat uns besonders der Chopper der Aliens, eine Art riesiges Trike, das mit Messern an den Rädern und dazu auch noch mit Schusswaffen ausgestattet ist, gefallen. Weiter gibt es mit der Hornet ein cooles neues Flugzeug zu bemannen, während der Mongoose als eine Art Mini-Warthog dient. Aufseiten der Aliens könnt ihr mit ein wenig Überzeugungsarbeit unter anderem die Ghosts und Banshees oder die neue Wraith-Panzereinheit kapern. Die Fahrzeuge lassen sich mit ihrem sehr hohen Detaillierungsgrad als das grafische Highlight des Spiels ansehen. Solch liebevoll in Szene gesetzte Vehikel gab es bislang einfach noch nicht zu bewundern. Insgesamt lässt sich sagen, dass sich die Fahrzeuge allesamt recht ordentlich steuern lassen, wie man es von der Serie gewohnt ist.

Springt ihr jedoch auf den Beifahrersitz oder kümmert euch um die Bordkanone, kann es geschehen, dass die KI des Fahrers wie dumm in der Landschaft umherkurvt. Die KI der Gegner agiert zwar ebenfalls auf den ersten beiden der vier Schwierigkeitsstufen noch recht harmlos, spätestens auf dem dritten Level verlangt sie allerdings einiges von dem Spieler ab. Die Gegner gehen eigenständig in Deckung, versuchen euch in die Zange zu nehmen oder ergreifen die Flucht (zumeist allerdings nur die kleinen Aliens), um sich neu zu formieren. Dadurch wird jeder Kampf zu einer echten Herausforderung und maßgebend für den hohen Wiederspielwert der Kampagne. Nicht nur, dass euch die Aliens ordentlich einheizen, sie kommen gleich in hellen Scharen auf euch zu. Es ist zu fast der gesamten Zeit des Spiels etwas los, und nicht selten überfällt euch das Gefühl, von euren Gegnern einfach ausweglos umzingelt und ihnen ausgeliefert zu sein. Aber ihr wäret nicht der Spartan, wenn ihr damit nicht fertig werden würdet.

Jedes Mal, wenn ihr denkt, ihr habt die Alien-Brut komplett vom Erdboden getilgt, bewegt sich schon der nächste gigantische Truppentransporter im Landeanflug auf eure Position zu und bombardiert euch mit unzähligen Feuer-Salven aus dem Bordgeschütz, das ihr aber auch erledigen könnt - mit der richtigen Waffe versteht sich. Gut, dass man mitgedacht hat und ihr nach größeren Auseinandersetzungen einen Checkpoint findet, wodurch lästiges und mitunter sehr frustrierendes Wiederholen derselben Situationen entfällt.

Ready to Fire

Mit Druck auf die X-Taste platziert ihr die sogenannten Bubble-Shields, die eine Art Kuppel-Schild bilden, durch die weder Feuergeschosse noch Granaten dringen können - von beiden Seiten versteht sich. Zudem gibt es Tretminen, Blend- oder EMP-Granaten, die euren Schild oder den der Gegner sofort sogleich unwirksam machen. Die EMP-Granaten können auch die Energie von Fahrzeugen aufsaugen und sie dadurch unbrauchbar machen oder euch als Energiequelle dienen. All diese Items bereichern das Spiel sehr und verleihen vor allem den Multiplayer-Schlachten ein neues Feeling. Trotz seiner sehr guten Spielbarkeit ist allerdings auch "Halo 3" alles andere als perfekt. Ein sehr gewichtiger Minuspunkt sind die schon aus den Vorgängern bekannten Passagen, in denen ihr bereits durchlaufende Gänge teilweise nochmals durchqueren müsst, um zu eurem Ziel zu gelangen. Zwar kommen sie nicht mehr allzu häufig vor, dennoch können sie mitunter ein wenig nerven, aber das ist eben ein typischer "Halo"-Fehler.

Techcheck

Bei der Grafik hätte man mehr von einem Microsoft Referenztitel für die Xbox-360 erwarten können, besonders im Hinblick auf die derzeitige Konkurrenz auf dem Markt. Die Innenlevels erstrahlen im "Halo"-typischen Design mit ausgedehnten, langweiligen Gängen und reflektierenden Lichteffekten, was aber diesmal nicht die Oberhand gewinnt, wie es für die Vorgänger typisch war. Die Mimik und Gestik der Charaktere ist dafür sehr gut gelungen und fügt sich ideal in die Cutscenes ein. Sie erscheint teilweise geradezu fotorealistisch und vermittelt ein sehr realitätsnahes Spielgefühl. Fernab von den Gefechten überzeugt "Halo 3" vor allem mit seinen Zwischensequenzen, die die Story vorantreiben und dem Spieler das ganz große Kino bringen.

Leider hat "Halo 3“ häufig mit kleineren Rucklern und mit Kantenflimmern zu kämpfen - Fehlern, die man sonst eigentlich nur von der Playstation 3 kennt. Der Soundtrack ist im guten alten "Halo"-Ambiente gehalten und versetzt den Spieler bei der richtigen 5.1 Dolby-Surround-Anlage mitten ins Geschehen - frei nach dem Motto "Mittendrin statt nur dabei". Leider kann die deutsche Sprachausgabe nicht ganz überzeugen. Es ist wirklich unverständlich, warum das Spiel mit einer derart lieblosen Synchronisation auskommen muss - sie ist für einen Referenztitel ein echter Schlag ins Gesicht.

Die Steuerung ist wie im Vorgänger sehr einfach gestaltet und daher schnell zu erlernen. Auch wenn es sich um einen Shooter für die Konsole handelt, kann man ohne Maus und Tastatur sehr genau und schnell vorgehen. Man findet alles intuitiv da wieder, wo man es vom Vorgänger her gewohnt war, was für einen raschen Spieleinstieg sorgt und "HALO 2"-Spielern den Umstieg erleichtern soll.

Multiplayer und Coop-Modus

Das ultimative Feature des Spiels ist sicher der "Coop-Modus", in dem mehrere Personen gemeinsam im Splitscreen-Modus oder auch online über "Xbox-Live" zusammen den Story-Modus spielen können. Dabei kann ein Spieler den Sparten, ein anderer den Elite-Alien und ein Dritter einen Marine nehmen und zusammen das letzte Abenteuer im "Halo"-Universum bestreiten. Das klingt nicht nur sehr sensationell, sondern kann auch in der Praxis einfach überzeugen und vor allem macht es viel Spaß unter Freunden. Aber neben dem Coop-Modus sind auch die klassischen Spielvarianten zu finden, unter ihnen natürlich "Capture the Flag" und "King of the Hill". Gespielt werden sie wahlweise im Splitscreen-Modus bei dem man Partien mit bis zu 16 Mitspielern austragen kann. Dort, wo im Singleplayer gespart wurde, ist im Multiplayer mehr als ausreichend Stoff für unzählige Matches vorhanden. Zwar sorgen die Server derzeit noch manchmal für Probleme, aber das mag eventuell auch nur am Ansturm der ersten Tage liegen. Auch sehr spannend gestaltet ist der Kino-Modus. Darüber hinaus gibt es für jedes erfolgreich bestrittene Spiel Erfahrungspunkte, die euren Onlinerang verbessern. So startet ihr als einfacher Rekrut und könnt bis zum General aufsteigen, sofern ihr fleißig 50.000 Erfahrungspunkte gesammelt habt.

Fazit

Im Volksmund sagt man ja "Aller guten Dinge sind drei"; das Sprichwort trifft bei "Halo 3" auf jeden Fall zu. "Halo 3“ ist ein würdiger Abschluss der Trilogie. Das Spiel fesselt den Spieler von der ersten Minute an. Zwar hat man die Kampagne in gut zwölf Stunden durch, aber die sehr gute Story macht die kurze Spielzeit wieder wett. Auch die Möglichkeit, die Partie mit einem Freund im Coop-Modus durchzuspielen, ist ein weiterer Ansporn, das Ganze noch einmal von vorn zu beginnen. Auch der Multiplayer scheint ein würdiger Nachfolger des "Halo 2"-Multiplayers zu sein, der vielleicht noch in sechs Jahren die Fans online begeistern wird. "Halo 3“ hat zwar mit einigen kleinen Macken zu kämpfen, jedoch kann man das Spiel ohne Übertreibung als Meisterleistung bezeichnen. Im Großen und Ganzen hat Bungie es geschafft, der Trilogie ein würdiges Ende zu setzen - falls "Halo 3“ tatsächlich das Ende sein sollte. Für Fans der Serie ist "Halo 3“ ein Pflichtkauf, allerdings können auch Neueinsteiger der Serie getrost zugreifen.

(29.10.2007)

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