Stormrise (Sega) geschrieben von Jason Schmidtchen
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Strategiespiele auf Konsolen zu realisieren, ist für Entwickler sicherlich eine große Herausforderung. Denn auf den Spaßplattformen, die an den heimischen Fernseher angeschlossen werden, bietet sich nicht oder nur selten der Vorteil eines Computers an, an dem Spiele dieser Art mit der Maus und Tastatur gesteuert werden können. Creative Assembly ließ sich für "Stormrise" deshalb eine Steuerung einfallen, die dieses Hindernis umgehen soll. Inzwischen gibt es das Spiel auch für PC-Spieler und DLH.Net hat für Sie getestet, ob die neuartige Befehlssteuerung auch auf dem heimischen Rechenknecht eine gute Figur macht. Die Natur hat das letzte Wort - immer! Die globale Erwärmung der Erde forderte ihren Tribut. Um die Zukunft der Menschheit zu sichern, entwickelten Forscher ein künstliches Kraftfeld, das die angeschlagene Atmosphäre ersetzen sollte. Anfänglich als Erfolg gefeiert, wurde jedoch schnell klar, dass diese Technologie weitreichende Folgen haben würde. Gigantische, unaufhaltsame Stürme zogen auf, die auf ihrem Weg alles zerstörten und die Menschen immer mehr zusammentrieben. Um zu überleben, bauten die Menschen gigantische, unterirdische Schlafkammern, doch schnell wurde klar, dass nicht genug Platz für alle vorhanden war. Chaos brach aus, Panik machte sich breit und schwierige Entscheidungen mussten getroffen werden. Letztlich erhielt nur eine kleine Anzahl das Privileg der Sicherheit. Einige Jahrhunderte später gab es nur noch wenige Überlebende auf der Planetenoberfläche, die im Laufe der Zeit neue Sinnesfähigkeiten entwickelten und sich dadurch als neue Spezies - die Sai - ansahen. Mit den wenigen Mitteln, die ihnen die Katastrophe gelassen hatte, bauten sie die verwüstete Welt wieder auf. Doch schon bald würden die Schlafenden wieder erwachen und an die Oberfläche empordrängen, um erneut über ihren einstigen Planeten zu verfügen. Und ein neuer Sturm würde bevorstehen - ein Sturm zwischen den Sai und den Echelon. Der Kampf zwischen Technologie und Übernatürlichem In "Stormrise" stehen sich zwei feindliche Kräfte gegenüber - die Sai, die sich nach Jahrhunderten übersinnliche Kräfte angeeignet haben, und die Echelon, die nach ihrem langen Schlaf mithilfe ihrer Technologie die Weltordnung wiederherstellen wollen. Warum die beiden menschlichen Parteien im Clinch liegen, wird nicht erklärt; der Spieler landet also direkt auf dem Schlachtfeld, ohne zu wissen, was ihn erwartet. Mit dem Angriff der Sai auf einen Posten der Echelon wird ein Tutorial eingeleitet, in dem die ungewöhnliche Steuerung erklärt wird. Die Einführung erstreckt sich dabei über mehrere Missionen, so dass der Spieler nur schrittweise die volle Kontrolle über das Geschehen erhält. Hauptsächlich geht es in "Stormrise" darum, auf den recht großen und unübersichtlichen Karten durch den strategischen Einsatz der verschiedenen Truppen Spalten einzunehmen, aus denen Warp-Energie entweicht, und den Gegner auszumerzen. Die Warp-Spalten werden bei ihrer Einnahme mit einem Knotenpunkt besetzt, der die Spalte abdichtet und die Warp-Energie einfängt. Sie lassen sich dann durch Geschütztürme, einen Schild und eine Raffinerie aufwerten, so dass sie Feinde selbstständig unter Beschuss nehmen, weniger Schaden erleiden und zudem mehr Warp-Energie sammeln können. Größere Knotenpunkte können außerdem noch mit einem Warp-Portal ausgestattet werden, das dem Spieler erlaubt, neue Einheiten ins Kampfgebiet zu schicken. Sämtliche Erweiterungen und Einheiten kosten entsprechend Warp-Energie. Beide Parteien verfügen über insgesamt neun Einheitentypen, die für verschiedene Aufgaben eingesetzt werden können. Auf Seiten der technologisch fortgeschrittenen Echelon finden sich daher Einheiten wie die Enforcer und Sentinel, die Echelons Sturmtruppenlinie bilden, Infiltratoren (Scharfschützen), Prowler (Buggys mit mäßiger Bewaffnung), schwebenden Arc-Hammer-Panzer, Jäger (ein flugzeugähnliches Schiff) und die Eclipse, das mächtigste Luftschiff der Welt. Die Sai warten mit ähnlichen Einheiten auf: Sie besitzen Ranger und Krieger, Spectres, Scorpions, den Rage (einen haushohen Mutanten), die Königin (ein krabbenähnliches Wesen), Heuschrecken (hubschrauberähnliche Lufteinheiten), Riftworms (flugfähige wurmähnliche Mutanten) und Sirenen (schwebende Frauen mit der Macht, einen gewaltigen Energiewirbel zu schaffen). Alle Einheiten verfügen über spezielle Fähigkeiten, die sich im Spiel über ein eingeblendetes Menü aktivieren lassen. Wie eingangs bereits erwähnt, finden die Kämpfe auf sehr großen Karten und auf unübersichtlichem Terrain statt. Auch wenn die Aufgaben meist dieselben sind, muss der Spieler sich trotzdem jedes Mal eine neue Taktik ausdenken, um den Sieg zu erlangen. Dafür muss zu Beginn vor allem Aufklärungsarbeit mit speziellen Einheiten geleistet werden, um strategisch wichtige Punkte auf der Karte zu finden, den Gegner ausfindig zu machen und die feindliche Truppenstärke richtig einzuschätzen. Neben dieser Möglichkeit bietet das Spiel noch eine strategische Übersichtskarte, die sich mittels Druck auf die Tab-Taste aufrufen lässt. Was an dieser dreidimensionalen Karte übersichtlich sein soll, bleibt jedoch fraglich. WHIP SELECT - Innovative Steuerung? Für eine bessere und intuitive Steuerung entwickelte Creative Assembly eine neue HUD-Eigenschaft, die sich elegant WHIP SELECT nennt. Dabei wird die rechte Maustaste gedrückt gehalten, um einen Auswahlstrahl zum Vorschein zu bringen. Um nun die gewünschte Einheit auszuwählen, wird dieser Strahl in die Richtung der Einheit bewegt, bis deren Icon aufleuchtet. Wird die Maustaste losgelassen, springt die Ansicht zur ausgewählten Kampftruppe über, die dann gesteuert werden kann. Mithilfe der linken Maustaste können dann Bewegungs- und Angriffsbefehle erteilt werden. In Kombination mit der Umschalttaste lassen sich auch indirekte Befehle erteilen, das heißt, der Spieler muss nicht erst zur gewünschten Einheit wechseln, sondern bleibt bei der derzeit ausgewählten Unit. Jedoch ist diese Technik zumindest auf dem PC noch recht unausgereift. Die Maus reagiert schwerfällig und die Einheitenauswahl entpuppt sich als regelrechte Zitterpartie in unübersichtlichem Terrain, was bei schnell erforderlichen Aktionen beispielsweise in einem Gefecht häufig in die Hose geht. Durch Gruppierung der Truppen könnte der Spieler die ganze Angelegenheit zwar vereinfachen, doch selbst das funktioniert aufgrund der komplizierten Steuerung eher schlecht als recht. Ungenutztes Potenzial Grafisch bietet das Spiel eine authentische Umgebungs- und Charaktergestaltung. Gebäudeüberreste in Städten, zerklüftete Straßenschluchten oder auch trostlose Wüstenlandschaften, die vom Klimawandel und den Stürmen gezeichnet sind, spiegeln das Untergangsszenario des Spiels wider. Einheiten lassen sich äußerlich gut voneinander unterscheiden und wirken jede für sich zumindest ansatzweise lebendig, allerdings fehlen nicht involvierte Kreaturen, wie beispielsweise die im Spiel erwähnten Mutanten. Die Karten wirken daher etwas leblos und steril, nicht zuletzt wegen der wenig detaillierten Texturen. Bei den Animationen hätte Creative Assembly noch mehr Arbeit investieren sollen, hier nerven vor allem zuckende Bewegungen der Einheiten sowie die Tatsache, dass eigene Truppen durch Feinde einfach hindurchspazieren können. "Stormrise" ist auf das Betriebssystem Windows Vista beschränkt, da es ohne Ausnahme DirectX 10 verwendet. Ein Spielen unter der Vorgängerversion DirectX 9.x ist nicht möglich. Angesichts dieser Tatsache muss man hier leider von ungenutztem Potenzial sprechen, da die Möglichkeiten, die DirectX 10 bietet, bei Weitem nicht ausgeschöpft wurden. Als Beispiel sei die Zerstörung der Umgebung genannt, die in vielen anderen Spielen häufig und gern zum Einsatz kommt und taktische Vorteile verschafft. In "Stormrise" besteht keine Möglichkeit, Trümmerteile eines Gebäudes auf den Gegner herabfallen zu lassen oder etwas zum Einsturz zu bringen, um den Weg zu blockieren. Erwähnenswert sei auch noch die Tatsache, dass das Spiel selbst auf modernen Rechnern gern ins Stocken gerät. Düstere Untergangsstimmung Das Spiel beschränkt sich im Sound-Bereich auf das Wesentliche. Kurze Meldungen der Einheiten sind Indikatoren dafür, ob der Feind noch marschiert oder bereits auf dem Friedhof liegt. Allenfalls die eher unterdurchschnittlichen Dialoge zwischen dem Commander und seinen Vorgesetzten unterbrechen neben den authentischen Waffeneffekten die Weltuntergangsstimmung. Musikalisch bietet "Stormrise" unaufdringliche, aber einfallslose Hintergrundmusik während der Einsätze.
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