Die Legende von Beowulf: Das Spiel

Die Legende von Beowulf: Das Spiel

(Ubisoft)

geschrieben von Jana Voth

 

 
Entwickler: Ubisoft
Publisher: Ubisoft
Genre: Action
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Die Legende von Beowulf
Preis: 48,99 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

Vor kurzem kam "Die Legende von Beowulf" in die Kinos. Kritiker sind sich über die Qualität des Films nicht wirklich einig, aber sicher scheint zu sein, dass es kein Kracher werden wird. Trotzdem hat sich Ubisoft dem Stoff angenommen und ein Spiel daraus gemacht. Ob das eine gute Idee war? Wir werden sehen.

Story oder "Wie, was jetzt?"

Sollte man in weiser Voraussicht tatsächlich vorm Spielen in den Film gegangen sein, wird man keine Probleme mit dem Verständnis haben und sich nur an der einen oder anderen Stelle über leicht entstellte Dialoge wundern. Sollte man die Originalsage kennen, ist dies eine gute Grundstütze für den Anfang, aber recht bald lösen sich Film- und Spielgeschichte von der mythologischen Vorlage. Sollte man zumindest das Handbuch gelesen haben, hat man gute Chancen, sich halbwegs etwas auf den Ablauf zusammenreimen zu können. Wer aber auch Letzteres nicht getan hat, kann sich auf ein actionreiches Geschichtenkuddelmuddel freuen.

Es geht um Beowulf, wie der Name schon verrät. Er ist ein aufstrebender Krieger mit einem Dutzend Mannen an seiner Seite. Das Spiel beginnt in seiner Vergangenheit, als er sich in einem Wettrennen maß, das auf dem Lande begann und auf hoher See weitergeführt wurde. Im Film verliert er, weil er mit einem Meeresungeheuer auf Tuchfühlung ginge. Im Spiel tötet er schlicht und einfach alles, was ihm in die Quere kommt und gewinnt, während das etwas andere Ungeheuer hier nur eine untergeordnete Rolle spielt. Weiter geht es ohne Umschweife mit seinen Recken über das Meer zu König Hrothgar nach Dänemark, der Probleme mit einem Ungetüm namens Grendel hat. Beowulf stellt sich dem menschenfressenden Biest und nach diesem Sieg fängt die Geschichte erst richtig an.

Steuerung oder "Neeeeeiiiin!!!"

Wirklich erklärt wird die Steuerung in der Vorgeschichte, die das Tutorial darstellen soll, nicht, aber man bekommt die Möglichkeit, einiges auszuprobieren. Von der Sache her ist sie auch einfach und geht schnell in Fleisch und Blut über. Problematisch wird es, wenn es schnell gehen soll: Die Reaktion auf den Tastendruck scheint beim Ausweichen eines Angriffs schier ewig zu dauern und der "30-Mann-starke" Beowulf geradezu in Zeitlupe zu laufen. So weiß man sehr wohl, was man tun will, aber der Zeitraum, den das Spiel benötigt, um den Tastendruck in eine entsprechende Bewegung umzusetzen, entspricht in etwa der Zeitspanne, die ein schnellerer Gegner braucht, um seine Position so zu ändern, dass die erzielte Aktion unsinnig wird. Das liegt unter anderem an den extrem langatmigen Bewegungen des Helden. Er schwingt nicht einfach das Schwert, nein, er legt die volle Kraft in jeden Hieb, ob da nun ein Gegner steht oder eben schon nicht mehr.

Gerade für das Ausweichen gibt es spezielle Tastenkombos, die, richtig gedrückt, auch noch einen Bonus geben. In diesem Spiel werden zwei Arten von Boni vergeben, die zu unterschiedlichen Enden führen. Die eine Art führt zu einem sogenannten Vermächtnis als "Bestientöter“ und die andere zu einem Vermächtnis als "Heldenkönig". Um Bestientöter zu werden, muss man der Bestie in sich freien Lauf geben. Dazu gibt es die Funktion des "Wütens". Während Beowulf wütet, ist er sehr viel schwerer zu verwunden und seine Kräfte wachsen so weit, dass er Säulen aus Wänden reißen kann. Gleichzeitig kann er aber in dieser Zeit seine eigenen Recken, die ihn fast immer begleiten, verletzen und sogar töten. Um wüten zu können, muss er eine gewisse Wut aufbauen. Dies geschieht, wenn er beispielsweise verletzt wird. Beim Aktivieren der Funktion investiert er Lebensenergie. Wenn er aufhört, zu wüten, ist er stark geschwächt und muss sie erst wieder aufladen.

Gameplay

Das System der Lebensenergie funktioniert hier aber nicht per Heiltrank oder ähnlichen Aufputschmitteln. Von selbst regeneriert Beowulf in kurzer Zeit einen bestimmten Teil seiner Lebensenergie. Wenn er aber im Kampf, anstatt zu Wüten, Taten vollbringt, die ihn gleichzeitig mehr zum "Heldenkönig" machen, lädt sich die Lebensenergie über den Normallevel auf. Das kann soweit getrieben werden, dass seine Recken durch Beowulfs Energie zusätzlich motiviert werden und selbst effektiver kämpfen. Je mehr Mitstreiter er hat, desto höher kann er seine Lebensenergie steigern. Taten, die ihn zum "Heldenkönig" machen, sind beispielsweise die Anwendung von Kombos beim Ausweichen und Töten sowie das Retten eines bedrängten Recken. Anzumerken sei hier, dass man den Gegner mit den Kombos nicht einfach so tötet, nein, Beowulf stampft unter anderem mit seinem bloßen Fuß auf den Brustkorb, sodass dieser scheinbar zerspringt und das Blut meterhoch spritzt ... was für ein Held.

Die gerade erwähnte Erhöhung der Effektivität der Recken haben diese auch bitter nötig. Sie laufen nicht nur beim Erkunden der Gegend gerne mal dorthin, wo sie nichts zu suchen haben, sondern wirken im Kampf auch irgendwie überfordert. Dummerweise sind die meisten Missionen verloren, wenn man alle Mitstreiter verliert. Also heißt es regelmäßig lossprinten und die Jungs aus den Fängen des Feindes retten. Man sollte allerdings fast dankbar sein, dass nicht nur die KI der eigenen Männer nicht besonders ist, sondern auch die der Gegner. Bei Bossgegnern sind beispielsweise bestimmte Tastenkombinationen möglichst schnell zu drücken. Wenn man die nun zum zwanzigsten Mal noch immer vermasselt, wird der Gegner trotzdem genauso reagieren wie beim ersten Mal.

Des Öfteren dienen die Recken aber nicht nur als Kanonenfutter oder Beschäftigungstherapie für Beowulf. Wenn Tore geöffnet oder Steine beiseitegeschafft werden sollen, ist das die Arbeit der Untergebenen. Je mehr man für die Aufgabe einteilt, desto schneller geht es und noch schneller geht es, wenn man sie durch Gesang ermutigt. Wie man es von Musikspielen gewöhnt ist, geht es hierbei vor allem um Rhythmusgefühl. Es erscheint ein Ring mit Punkten und längeren Flächen, der sich im Kreis dreht. Immer wenn ein Punkt ganz oben ist, muss eine bestimmte Taste gedrückt werden und wenn eine Fläche oben ist, eine andere Taste gedrückt, gehalten und wieder losgelassen werden. Geschieht alles halbwegs im richtigen Tempo, bekommen die Männer einen Motivationsschub und werden deutlich schneller.

Wo es an Schwierigkeit durch intelligente Gegner fehlt, steigt diese umso mehr dadurch, dass man eben diese gar nicht erst sieht. Die Kameraführung ist bei schnelleren Kämpfen und großen Schlachten ebenso ein Problem wie die Steuerung. Diese Kombination ermöglicht es, dass man durch wildes Hämmern auf die Tastatur (vorzugsweise solcher Tasten, die in den Kombos zum "Heldenkönig" vorkommen) gerade bei großen Gegnerzahlen mehr erreichen kann als durch Taktik. Mit dem richtigen Rhythmus kann man so auch ohne die Recken teilweise ganze Armeen niederstrecken - und das ohne Waffen, denn diese neigen dazu, allzu schnell kaputt zu gehen. Und wer hat schon Lust darauf, mitten in der Schlacht nach Waffen zu suchen und dank der "tollen" Kameraführung oft nicht mal zu sehen, ob der Gegner, den man gerade am Wickel hat, überhaupt eine Waffe hat, die man ihm abnehmen könnte.

So eine Schlacht ist also nicht immer gerade schwer, aber auch das Gegenteil taucht im Spiel auf, und das im steten Wechsel. Der Schwierigkeitsgrad wird nicht normal von Mission zu Mission gesteigert, wie es üblich wäre. Wenn man nun also gerade einen extrem leichten "Bossgegner" hinter sich gebracht hat und gleich danach einen Gegner serviert bekommt, auf den man ewig einprügeln kann, ohne dass etwas passiert, kann das leichte Frustrationen wecken. Zumal eben bei normalen Gegnern nirgends Schadensanzeigen auftauchen. Wird man dadurch soweit getrieben, hier das Spiel vorerst beenden zu wollen, muss man dank dem Speichersystem unter Umständen beim nächsten Start einige zeitaufwendige Kämpfe erneut bestreiten. So wird man bei der Stange gehalten - oder ganz vergrault.

Grafik oder "Ah! Ich sehe doppelt ... nein, dutzendfach!"

Bei den Heerscharen von Gegnern hat man sich nicht wirklich bemüht, diese abwechslungsreich zu gestalten. Davon bekommt man im Schlachtengetümmel durch die leicht verkorkste Verfolgerperspektive aber eh wenig mit. Eine gute Atmosphäre kommt nämlich trotzdem auf und nach den teils wirklich schwierigen Kämpfen steht man (oder "frau") dann doch tatsächlich mal mit Siegespose mitten im Zimmer. Neben den Kontrahenten sind auch die Landschaften nicht sonderlich abwechslungsreich geworden, das Design passt aber sehr gut zur Geschichte, und wenn man ehrlich ist, wirkt es so realistischer und die leichte Orientierungslosigkeit, die dadurch entsteht, macht es nur spannender. Im Gegensatz zu den Nebencharakteren lassen sich die Hauptcharaktere aus dem Film allesamt wiedererkennen. Inwiefern sie "schön" umgesetzt wurden, ist Geschmackssache. Ein paar Probleme bei den Texturen und Fehler im Clipping nehmen dem Ganzen leider noch etwas den Charme.

Sound

Die Stimmen aus dem Spiel stimmen nicht mit denen aus dem Film überein, aber auch hier entsteht trotzdem ein wirklich gutes Gefühl für die Situation. Der eine oder andere Charakter scheint etwas "extremer" orientiert zu sein als im Original, was der Dramaturgie aber nicht schadet. Die Hintergrundmusik wirkt sehr schön und passt sich wunderbar an, auch und gerade weil sie an manchen Stellen einfach verstummt. Besonders hervorzuheben sind aber die Kriegsschreie und Gesänge von Beowulf und seinen Männern. Man möchte fast mitschreien beziehungsweise -singen. Es vermittelt mehr das Gefühl, mitten in einer Schlacht zu sein, als es ein Strategiespiel in Vogelperspektive vermag.

So heißt es eindeutig für alle Fans des Films. Sagenfans sollten vorsichtig sein oder ihre Erwartungen bezüglich "Beowulf: Das Spiel" selbst etwas zurückschrauben. Allgemein gilt, dass bei "Die Legende von Beowulf" Kampfgeist und Durchhaltevermögen gefragt sind und das trotz nicht all zu langer Spieldauer. Grafisch kann das Spiel dem Film natürlich nicht das Wasser reichen, was Action angeht, hat das Spiel dem Film aber einiges voraus.

(30.11.2007)


Fazit

, oder "Männer, auf in den Kampf!"


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