Die Sims 3

Die Sims 3 (Wii)

(Electronic Arts)

geschrieben von Daniela Salten

 

     
 

"Die Sims 3" sind seit 2009 das Nonplusultra im Bereich der Lebenssimulation für den PC. Jetzt ist kurz nach den Versionen für die PS3 und die Xbox 360 auch für die Wii eine eigene Ausgabe erschienen, die es dem Konsolenspieler ermöglichen soll, einen Sim zu erstellen und mit ihm in ein neues Leben einzutauchen. Ob die bislang so erfolgreiche PC-Reihe auch die Konsolenwelt erobern kann?

Erstellung eines Sims

Als Erstes muss man, was den erfahrenen Sims-Spieler nicht überraschen dürfte, einen oder mehrere Sims erstellen, die den Haushalt im Spiel bilden. Dazu steht eine große Anzahl an Variationsmöglichkeiten zur Verfügung. Zu Beginn kann man den Namen seines Sims, sein Geschlecht, Hautfarbe und Körperform festlegen. Im Folgenden gilt es zudem eine passende Frisur mitsamt Haarfarbe, Augenbrauen und, zumindest bei männlichen Sims, möglicherweise Bart auszuwählen, die Kopfform und das Aussehen des Gesichts zu bestimmen und Kleidung für den Alltag und die besonderen Gelegenheiten anzulegen. Im Vergleich zum PC-Spiel wirkt dieses "Erstelle einen Sim"-Menü allerdings etwas entschlackt. Die Möglichkeiten sind nicht ganz so reichhaltig, wie man es von dort gewohnt ist, dennoch ist die Auswahl groß genug, um einen Sim zu erstellen, der den eigenen Vorstellungen vergleichsweise nahe kommt. Auch die Steuerung mit Fernbedienung und Nunchuk funktioniert problemlos. Abschließend muss man seinem Sim noch Persönlichkeitsmerkmale, wie etwa "Naturfreund", "Bösewicht" oder "Hippie", verpassen und einen Lebenswunsch auswählen. Das können so ausgefallene Dinge sein wie das Verlangen, ein Superbösewicht, ein Rockstar oder ein Fünf-Sterne-Koch zu werden. Ist das alles erledigt, kann man weitere Sims für seinen Haushalt erstellen und deren Verwandtschaftsbeziehung zueinander bestimmen. Anschließend wird der frischgebackene Haushalt in die Stadt Vista Beach versetzt.

Vista Beach

In Vista Beach angekommen, muss der Sim natürlich zuerst eine passende Behausung wählen. Dazu kann er sich entweder ein Haus, möbliert oder unmöbliert, kaufen oder selbst eines bauen. Wer nun erwartet hat, dass er sich wie in der PC-Version als professioneller Häuslebauer betätigen kann, dürfte schon bald enttäuscht werden. Hier kann man nämlich nur zwischen bestimmten Haustypen wählen, die später mit dem nötigen Kleingeld ausgebaut werden können, allerdings wiederum nur in den von den Entwicklern vorgegebenen Formen. Freie Baumöglichkeiten gibt es nicht, womit ein wesentlicher Spielanreiz für so manchen "Sims 3"-Spieler verschwunden sein sollte. Kreativ werden kann man also höchstens im Bereich der Dekoration. Hier kann man Wände ziehen, Böden verlegen, Wände dekorieren und allerlei Möbelstücke in seinem neuen Traumhaus aufstellen. Die Auswahl ist groß, jedoch wiederum nicht so umfangreich wie beim PC-Spiel. Die Steuerung beim Bauen erfolgt problemlos. Mit dem Nunchuk kann man hinein- und herauszoomen, durch zusätzliches Drücken der Z-Taste ist es möglich, die Kameraperspektive zu drehen. Möbelstücke können mit der C-Taste in die gewünschte Richtung platziert werden. Einzige Einschränkung in der Bedienerfreundlichkeit ist, dass sich die Wände nicht ausblenden lassen, was sich gerade in kleineren Räumen sehr störend auf die Sicht des Spielers auswirkt.

Hat der Sim sein erstes Heim bezogen, ist es an der Zeit, sich in Vista Beach ein wenig umzuschauen. Auf recht kleinem Raum ballen sich eine ganze Menge an Berufs- und Freizeitmöglichkeiten. Man hat die Wahl, die Stadt entweder mit dem Nunchuk zu Fuß zu durchwandern oder direkt auf den Ort zu zeigen, zu dem man möchte. In diesem Fall holt den Sim ein Taxi ab und man zoomt durch eine Kamerafahrt, die "Google Earth" noch Ehre machen würde, auf den Zielpunkt hin. Im eigenen Haus ist das alles leider etwas komplizierter. In der PC-Version genügt es, einen Gegenstand, egal wo, anzuklicken und die gewünschte Aktion auszuwählen. Hier muss man sich dorthin bewegen und erst, wenn man nahe genug dran ist, kann man auswählen, was man machen möchte. Dabei sind die Aktionen manchmal etwas unlogisch geraten. So räumt der Sim nach dem Essen zwar brav sein Geschirr weg, dass er nach dem Toilettengang aber einmal spülen sollte, muss man ihm extra sagen.

Einen Beruf kann der Sim recht unkompliziert aufnehmen, entweder antwortet er auf ein Inserat oder er geht direkt zum Ort seines Traumjobs und stellt sich vor. Der Arbeitsalltag ist selbst, wie man es schon gewohnt ist, nicht sichtbar. Geht der Sim durch die Tür seiner Arbeitsstelle, ist er bis Dienstschluss verschwunden, wenn man die Aktion nicht abbricht. Während man aber am PC die Arbeitseinstellung und -anstrengung des Sims frei bestimmen kann, hat man hier auf der Wii die Aufgabe, für einen gewissen Zeitraum eine Tätigkeit auszuwählen, durch die entschieden wird, ob man sich besser mit dem Chef oder den Kollegen versteht bzw. mehr für die Karriere oder die eigenen Bedürfnisse tut. Das ist bei einem Sim noch recht unproblematisch und sogar innovativ gelöst, da so keine zu lange Unterbrechung des Spielflusses entsteht. Hat man jedoch mehrere Sims in seinem Haushalt, die zudem noch zu unterschiedlichen Zeiten unterwegs sind, führt das zu einem erheblichen Geklicke und wird mit der Zeit recht anstrengend. Neben dem Alltag gilt es natürlich auch, sich um das soziale Leben des Sims zu kümmern. Andere Sims kann man auf der Straße treffen (wenn man in der geisterstadtähnlichen Atmosphäre von Vista Beach einmal welche zu sehen bekommt) oder zum Strand gehen. Mittels Konversation kann man dann Beziehungen aufbauen, die über kurz oder lang zu Heirat und Kindern führen können. Warum bei den Kindern aber die Babystufe übersprungen wurde und man gleich ein Schulkind zur Welt bringt, dürfte das Geheimnis der Entwickler bleiben.

Die Benutzeroberfläche

Im unteren Bereich des Bildschirms findet man die Benutzeroberfläche. Links ist ein Handy abgebildet, mit dessen Hilfe man sich mit den virtuellen Freunden und Familienmitgliedern in Verbindung setzen kann. Anschließend kommt die Bedürfnisanzeige. Sie besteht aus dem Kopf des Sims, der zeigt, wie glücklich er ist, und einer Anzeige, die im besten Fall komplett grün, im schlechtesten Fall aber gänzlich rot gefärbt ist. Indikatoren für die Entwicklung dieser Anzeige sind Stimmungen, die ebenfalls auf der Benutzeroberfläche erscheinen. Über dem Kopf erscheinen immer wieder in einer Gedankenblase Wünsche des Sims, die man annehmen oder ablehnen kann. Nimmt man sie an und erfüllt sie auch, so erhält man "Zufriedenheit auf Lebenszeit"-Punkte, die ganz rechts angezeigt werden. Mit ihnen lassen sich Lebenszeitbelohnungen kaufen. Mit ihnen kann man dafür sorgen, dass der Sim nicht mehr so oft auf Toilette muss, mehr Spaß im Leben hat oder weniger schnell hungrig ist. Mit diesen Punkten kann man auch Karmakräfte freischalten, eine der wenigen kompletten Neuerungen der Konsolenversion von "Die Sims 3". Mit ihnen kann man sich selbst etwas Gutes tun, indem man seinem Sim sofortige Zufriedenheit oder großen Reichtum schenkt. Wer mag, kann aber auch andere Sims ärgern. So kann man ihre Kleidung in aller Öffentlichkeit verschwinden oder zwei Sims miteinander kämpfen lassen. Warum man aber so eine außergewöhnliche Sache wie die Karmakräfte mit den leicht zu erlangenden Zufriedenheitspunkten verknüpft hat, will nicht einleuchten, zumal das in der Version für die PS3 und jener für die Xbox 360 anders gelöst wurde.

Über einen Klick auf die Bedürfnisanzeige wird ein Menü aufgerufen, in dem man nicht nur die Lebenszeitbelohnungen und Karmakräfte einstellen kann, sondern auch alle möglichen weiteren Elemente des Spiels verfolgen kann, beispielsweise die erlernten Fähigkeiten, den Karrierefortschritt, die Beziehungen zu anderen Sims oder das Inventar. Man hätte sich jedoch gewünscht, dass zumindest die wichtigsten Bereiche nicht über diesen Umweg, sondern mit einem einfachen Tastendruck zu erreichen gewesen wären.

Der Multiplayer-Modus

Wenn man hört, dass bei einem Spiel wie "Die Sims 3" ein Multiplayer-Modus eingefügt wurde, dann hat man schon gewisse Erwartungen. Umso trauriger ist es, dass sie komplett enttäuscht wurden. Anstelle einer klassischen Lebenssimulation können die Spieler nur Name, Geschlecht und eine bestimmte Eigenschaft für ihren Sim auswählen und müssen sich dann mittels verschiedener Antwortmöglichkeiten für ihr Verhalten in einer bestimmten Situation, abhängig vom Lebensalter, das der Sim hat, entscheiden. Diese Situationen werden nur in Textform dargestellt. Durch die Antworten entscheidet man sich für eine Kooperation mit dem Mitspieler, die Nutzung seiner Eigenschaft oder eine Herausforderung, die aus einem mäßig interessanten kurzen Minispiel besteht. Gewinnt man, erhält man Punkte für seine Lebenszufriedenheit, verliert man, werden sie einem abgezogen. Insgesamt ist dieser Modus langweilig und viel zu langwierig geraten. Hätte man darauf verzichtet, wäre das sicherlich kein großer Verlust gewesen.

Sound und Grafik

Der Sound orientiert sich in den Musikstücken und den Geräuschen klar an der PC-Version von "Die Sims 3". Größere Unterschiede lassen sich nicht ausmachen. Jede Aktion wird von charakteristischen Geräuschen begleitet, die sich gut in den Zusammenhang einpassen. Auch auf die Sprache der Sims, das klassische "Simlisch", wurde nicht verzichtet. Aber wie schon beim PC-Spiel vermisst man auch hier in der Stadt ein etwas lebendigeres Klangerlebnis.

Grafisch enttäuscht "Die Sims 3" ziemlich. Schon bei der Erstellung des Sims wirkt die Figur lieblos dahingeklatscht. Das setzt sich in Vista Beach fort. Die Texturen wirken unscharf und klobig, die Sims selbst unecht und wenig ansprechend. Selbst, wenn man berücksichtigt, dass die Wii grafisch nicht so leistungsfähig ist wie ein PC – etwas mehr Mühe wäre angebracht gewesen. Hinzu kommen Grafikfehler. So laufen sich die Sims gegenseitig über den Haufen oder man findet den eigenen Sim plötzlich mitten im Motorblock eines Autos wieder.

Fazit

Das Urteil über "Die Sims 3" für die Wii fällt leider ziemlich zwiespältig aus. Das aus der PC-Version bekannte Spielprinzip wurde insgesamt recht ordentlich umgesetzt, insbesondere das Lebenszufriedenheitskonzept und die verschiedenen Bedürfnisse. Auch die Steuerung ist recht gut gelungen. Einige Neuerungen, wie die Karmakräfte und die variable Steuerung der Arbeitszeit, sind eingeflossen, hätten aber noch etwas Feinschliff nötig gehabt. Völlig enttäuscht sein muss man von der Grafik und dem Multiplayer-Modus, die sehr lieblos geraten sind. Da auch die Atmosphäre des Spiels wenig ansprechend ist, dürften eingefleischte Sims-Fans keine große Begeisterung entwickeln. Alle anderen sollten vielleicht einmal einen kurzen Blick riskieren, ehe sie sich dazu entscheiden, "Die Sims 3" für die Wii zu erwerben.

(28.12.2010)

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