Bone Gold (Xider) geschrieben von Sebastian Schäfer (
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Viele Comicliebhaber kennen sie bereits: Die drei Vettern aus Boneville, deren Abenteuer Jeff Smith in seiner erfolgreichen Comicreihe "Bone" beschreibt. Keine geringere Softwareschmiede als Telltale Games, die schon die Fortsetzung der "Sam and Max"-Reihe programmiert hat, machte sich nun daran, die knubbeligen, knochenartigen Figuren aus Jeff Smiths Feder in die digitale 3D-Welt zu überführen. Zurzeit kann man auf die Computerversionen der ersten beiden Comicbände "Flucht aus Boneville" und "Das große Kuhrennen" zurückgreifen; Telltale plant aber, auch noch weitere Folgen als PC-Spiele zu veröffentlichen. Knochenjäger Die Story der beiden Episoden entspricht exakt der der ersten beiden Comicbände aus der gleichnamigen Reihe. Alles dreht sich um die Abenteuer der drei Vettern Fone Bone, Phoncible P. Bone, genannt "Phoney", und Smiley Bone. Jeder der Drei hat einen einmaligen Charakter. Fone Bone ist der hilfsbereite und immer gut gelaunte Typ. Gelegentlich scheint er auch ein wenig naiv zu sein aber er ist immer liebenswert. Mit Fone Bone verbringt der Spieler die meiste Zeit, während nur gelegentlich zu Phoney oder Smiley Bone umgeschaltet wird. Phoncible P. Bone erinnert hingegen stark an Dagobert Duck, denn er behauptet ständig von sich, der reichste Bewohner Bonevilles zu sein und knausert mit seinen Dollars sogar bei seinem Bruder Smiley, der in seinen Augen ein Nichtsnutz ist. Smiley Bone ist ein völlig zerstreuter, aber sorgloser Bone. Seine ständige gute Laune und der nicht vorhandene Arbeitseifer ist ein Dorn im Auge von Phoney Bone. Jeff Smith versteht es, die unterschiedlichsten Charaktere zu mischen, um dem Spieler beziehungsweise dem Leser etwas bieten zu können. Die Gespräche oder vielmehr Streitereien der Bones sind auf jeden Fall immer lustig. Die erste Episode "Flucht aus Boneville" beginnt damit, dass die drei Vettern aus ihrer Heimatstadt vertrieben worden sind, weil Phoney Bone sich den Zorn der Mitbürger zugezogen hat. Einer seiner Pläne, noch reicher und berühmter zu werden, scheint gehörig schief gegangen zu sein. Nun sitzen die drei Bones mitten in der Wüste fest und beraten sich, was als nächstes zu tun sei. Natürlich geraten Phoney und Smiley aneinander und Fone Bone schlichtet den Streit. Zwischenzeitlich entdeckt Fone Bone eine handgeschriebene Karte unter einem Stein, die scheinbar zu einem Schatz führen könnte. Die drei Vettern beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen und werden durch eine heranstürmende Viehherde getrennt. Als Fone Bone die Augen öffnet, findet er sich weit weg von Boneville in einem Waldstück wieder. Er macht sich gleich auf die Suche nach seinen Vettern. Abwechselnd spielt man hier Fone und Phoney Bone. Letztendlich landen Sie auf Grandma Bens Bauernhof und Fone Bone trifft auf deren Tochter Thorn, in die er sich auch prompt verliebt. Leider ist er sich nicht sicher, ob Sie genauso denkt wie er und beschließt, dass eine Freundschaft immer noch besser ist als nichts. Fone und Phoney werden von Grandma Ben dazu verdonnert, auf dem Bauernhof zu arbeiten, dafür gewährt sie ihnen Essen und Unterkunft. Als die beiden Bones von Grandma und Thorn mit in die nahegelegene Stadt genommen werden, treffen sie wieder auf Smiley Bone und geraten nun in ein riesiges Abenteuer mit skurrilen Charakteren, üblen Bösewichtern, Drachen und natürlich Kühen. Aus einem Comic wird ein Computerspiel Probleme?Es erscheint auf den ersten Blick schwierig, aus einer zweidimensionalen Umgebung den Sprung in die dritte Dimension zu schaffen, ohne den Charme des Comics komplett verpuffen zu lassen. Dennoch ist diese Gratwanderung den Entwicklern bei Telltale Games hervorragend gelungen. Wer die Bone-Comics im Besonderen und Adventures im Allgemeinen mag, wird "Bone Gold" lieben. Die Zeichnungen von Jeff Smith sind mit viel Liebe umgesetzt und es wurde eine Menge Wert auf Authentizität gesetzt. Bei der Umsetzung wirkten etliche Ex-Lucas-Arts-Designer mit und achteten besonders darauf, dass das typische Flair der Bone-Serie nicht verloren geht. Die Steuerung des Spiels ist adventuretypisch im Point-and-Click-Stil gehalten, wobei die Engine nach einem Linksklick immer die zum Objekt passenden Befehle, wie beispielsweise "schau an" oder "nimm", ausführt. Genretypisch wechselt der Mauszeiger dabei seine Form entsprechend in Beine, eine Lupe oder eine Hand. Zusätzlich zu den klassischen Adventureelementen hat Telltale auch die eine oder andere Actionsequenz mit in die Episoden eingebaut. Natürlich wundert es hier nicht, dass es gewisse Parallelen zu den Actionsequenzen aus "Sam und Max" gibt. So muss der Spieler bei der Flucht vor einem Rudel wild gewordener Rinder Hindernissen ausweichen oder beim Kuhrennen auf dem Jahrmarkt eine Zielscheibe mit Geschossen beschießen. Adventureveteranen, die sich bereits durch die "Sam und Max"-Episoden gespielt haben, werden diese Art Actionspiele kennen. Dennoch bietet "Bone Gold" hier ein paar Innovationen, wie zum Beispiel ein "Tetris"-artiges Minispiel, bei dem ein Viehanhänger mit Gepäck beladen werden muss. Der Schwierigkeitsgrad der Spiele ist sehr niedrig gehalten und alle sollten auf Anhieb schaffbar sein. Wer dennoch an einem verzweifelt, dem hat Telltale eine "Überspringen"-Option spendiert, die dann erscheint, wenn man eines der Spiele zum wiederholten Male nicht schafft. Die Rätsel beider Episoden sind Telltale-typisch recht einfach gehalten. Ein Kombinieren mehrerer Gegenstände ist nicht nötig. Normalerweise reicht ein Klick auf den einen oder anderen Gegenstand, ein Gespräch mit einem Einwohner der Welt oder ganz selten das Benutzen eines Gegenstandes aus dem Inventar mit einem anderen, um die Story weiter voranzutreiben oder eines der Rätsel zu lösen und an einen ersehnten Gegenstand zu kommen. Eine neue Dimension Grafisch liegt "Bone Gold" etwa im Genremittelfeld. Es wird auf alle grafischen Schmankerl, wie extensiver Shadereinsatz oder "high-dynamic-range"-Effekte, verzichtet. Dafür sind die Charaktere und die Hintergründe alle mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Da es auf einem Comic basiert, bietet die Grafik des Spiels auch keine hochauflösenden Texturen oder andere Spielereien; die sind aber auch nicht nötig. "Bone Gold" lebt nicht von einer herausragenden Grafikpracht, sondern von der knuddeligen Atmosphäre und dem sprühenden Wortwitz Jeff Smiths. Das Gute an der sparsamen Grafikanforderung ist, dass "Bone Gold" auch auf betagteren Rechnern ab einem GHz laufen sollte. Bekannte StimmenViel Wert wurde bei Telltale auf die Lokalisation gelegt. Daher wundert es nicht, dass die Synchronstimmen der Protagonisten recht bekannt sind. So sprechen beispielsweise die Synchronstimmen von Homer Simpson, Guybrush Threepwood aus "Monkey Island" und George Stobbart aus "Baphomets Fluch" die Hauptrollen. Zwar kommt es bei einem Adventure hauptsächlich auf diese an, dennoch sind die Musik und die Soundeffekte nicht weniger passend zum Spiel als die Stimmen der Charaktere. Ähnlich wie bei der Grafik wurde hier der Comic mit viel Liebe zum Detail vertont. Telltale macht da weiter, wo sie mit den fünf "Sam und Max"-Episoden aufgehört haben. "Bone Gold" macht viel Spaß und wie bei einem guten Kinofilm kann man es gar nicht abwarten, wie es weiter geht. Kaum ist man am Ende einer Episode angekommen, möchte man gleich die nächste spielen. Das liegt hauptsächlich an der genialen Comicvorlage, aber auch an den Gesprächen, die im Adventure natürlich durch das Multiple-Choice-Verfahren anders ablaufen können als das der Comic vorgibt. Schnell hat man die einzelnen Charaktere lieb gewonnen und mag sie nicht mehr alleine lassen. Die Rätsel sind zwar nicht so fordernd, wie man es von anderen Spielen dieser Art gewohnt ist, dennoch muss man die eine oder andere Gehirnzelle anstrengen, um weiterzukommen. Natürlich ist nach der zweiten Episode noch lange nicht Schluss. Telltale verspricht die dritte Episode in Kürze. Ich freue mich jetzt schon darauf, diese zu spielen. Dieses Spiel ist Fans des Comics sehr zu empfehlen, wobei auch Spieler, die die Vorlage nicht gelesen haben, viel Spaß mit den knochenartigen Wesen aus Boneville haben können. (21.05.2007)
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