The Orange Box: Portal

The Orange Box: Portal

(Electronic Arts)

geschrieben von Oliver Domke

 

 
Entwickler: Valve
Publisher: Electronic Arts
Genre: Action
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Portal
Preis: ca. 45 € (einzeln über Steam: ca. 15 €)
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

Teleporter sind schon etwas Praktisches. Der Wecker klingelt, Sie stehen auf, machen sich kurz frisch, öffnen ein flimmerndes Loch in Ihrer Wand, schreiten mit der Kaffeetasse in der Hand hindurch und binnen Sekundenbruchteilen befinden Sie sich in Ihrem Büro. Wenn Sie nach dem wohlverdienten Feierabend feststellen, dass in Ihrem Kühlschrank absolute Leere herrscht, ist das auch kein Problem; schließlich erreichen Sie durch dieselbe Öffnung auch den hiesigen Supermarkt. Was wie der Traum von einem unkomplizierten Leben klingt, wird zumindest in der virtuellen Welt Wirklichkeit: Die Rede ist von "Portal", dem wohl innovativsten Bestandteil der "Orange Box" neben "Half-Life 2 - Episode 2" und "Team Fortress 2".

Gedächtnisschwund

Sie wachen in einer kargen Glaskammer auf. Als Sie sich umschauen, entdecken Sie lediglich eine Toilette, ein Radio und eine Digitalanzeige, auf der ein Countdown kontinuierlich herunterzählt. Wer Sie sind und wie Sie hierher gekommen sind? Daran können Sie sich nicht erinnern. Plötzlich ertönt eine merkwürdige, weibliche Computerstimme, die Ihnen erklärt, dass Sie sich in einem Laborkomplex von Aperture Science befinden und nun einige Experimente auf Sie warten. Da Ihnen keine andere Wahl bleibt, begeben Sie sich unmittelbar nach den Erläuterungen in die erste der insgesamt 19 Testkammern.

Schon wenige Augenblicke nach Spielbeginn erkennen Sie, dass die Forscher von Aperture Science eine herausragende Entdeckung gemacht haben: die Erschaffung zweier verbundener, aber völlig frei im Raum positionierbarer Portale. Allerdings dürfen Sie vorerst nicht selbst Hand anlegen, sondern müssen mit den Portalen vorlieb nehmen, die bereits in den einzelnen Räumen des Testkomplexes erstellt wurden. Die Rätsel, die Sie lösen müssen, haben stets das gleiche Ziel: das Erreichen des Ausgangs der aktuellen Ebene. Anfangs genügt es, Kisten auf Schalter zu stellen oder kleine Fallen zu umgehen. Doch spätestens, wenn man Ihnen die "Portal Gun" überlässt, wird es richtig knifflig.

Gehirnjogging für Fortgeschrittene

Mit Ihrer neuen "Waffe" haben Sie nun die Möglichkeit, blaue und orange Portale an Decken, Wänden und Böden zu erschaffen. Sie dürfen beliebig viele Exemplare erstellen, jedoch existiert von jeder Farbe immer nur eines zur gleichen Zeit: Konstruieren Sie ein neues, verschwindet das bisherige. Anschließend können Sie bequem von einem Dimensionsloch zum anderen reisen. Der Übergang ist dabei stets fließend. Wenn Sie die Tore geschickt setzen, können Sie sich sogar selbst verfolgen. Das bringt Sie zwar nicht weiter, ist aber nett anzusehen. Eine derartige Bewegungsfreiheit konnte nicht einmal "Prey" bieten.

Zurück zu den Rätseln, Sie sind ja schließlich nicht zum Spaß hier. Alle Aufgaben sind voll auf die Nutzung der Portaltechnologie ausgelegt und erfordern eine Menge Hirnschmalz. Dank einer perfekt ausgelegten Lernkurve müssen Sie zwar hin und wieder etwas nachdenken, hoffnungslos verzweifeln werden Sie aber in keinem Level. Vor allem gegen Ende des Spiels kommt es oft auf perfektes Timing an. So müssen Sie zum Beispiel eine Energiekugel an mehreren Hindernissen vorbei in eine entsprechende Auffangvorrichtung umlenken, bevor sie sich in Luft auslöst.

"Dieser Raum ist unlösbar! Versuchen Sie's erst gar nicht!"

Die Atmosphäre in "Portal" ist sehr gut gelungen. Einen Großteil dazu trägt die Frauenstimme, die Sie durch die Tests leitet, mit ihren urkomischen Kommentaren und abgedrehten Ratschlägen bei. Am Ende erwartet Sie ein grandioses Finale, das auch Fans von "Half-Life 2" überraschen dürfte. Leider sieht man den (im Übrigen sehr witzigen) Abspann des Spiels viel zu früh. Nach spätestens drei bis vier Stunden ist der Spaß vorbei. Das Gameplay ist nicht sonderlich abwechslungsreich und auch die Einrichtung des Laborkomplexes selbst ist steriler als jedes Krankenhaus.

Nach dem ersten Durchspielen erwartet "Portal" Höchstleistungen von Ihnen. Sechs der komplexesten Levels lassen sich nun auch in den Modi "Fortgeschritten" und "Herausforderung" anwählen. Die erste Option verändert den Aufbau der entsprechenden Räume, sodass sie nun wesentlich schwieriger zu lösen sind. Der zweite neue Modus fordert Sie auf, bei der Lösung möglichst wenige Portale zu erschaffen, Schritte zurückzulegen oder Zeit zu verbrauchen. Belohnt werden Sie dafür mit den beliebten "Errungenschaften" (Achievements), mit denen Sie Ihre Freunde über das Steam-Netzwerk beeindrucken können. Eine Anmeldung bei Valves Vertriebsplattform ist, wie bei allen anderen Spielen der "Orange Box" auch, Pflicht.

 


Fazit

   "Portal" ist mehr als nur eine nette Dreingabe in der "Orange Box": Das innovative Spiel ist knifflig und witzig zugleich und fesselt mit seinem abgedrehten Gameplay einen ganzen Nachmittag an den Bildschirm. Sie haben richtig gelesen; leider lässt sich "Portal" an einem Nachmittag locker durchspielen. Dafür werden Sie in dieser Zeit bestens unterhalten. Sollten Sie allerdings mit einem Einzelkauf über Steam liebäugeln ... vergessen Sie es! Für umgerechnet rund 15 Euro bietet das Spiel definitiv zu wenig. Als Bestandteil der "Orange Box" ist "Portal" jedoch eine hervorragende Ergänzung zu "Half Life 2 - Episode 2" und "Team Fortress 2". (19.11.2007)


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