MotoGP´07 (THQ) geschrieben von Tim-Oliver Siegwart
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Climax und THQ schicken mit "MotoGP´07" einen weiteren Teil der erfolgreichen Motorradserie ins Rennen. Ausgestattet mit den Daten der aktuellen Saison 2007 soll die Konkurrenz weiterhin im Rückspiegel bleiben. Um zu prüfen, ob es sich lediglich um ein besseres Update des Vorgängers handelt und Climax den Vorsprung im Genre nur über die Ziellinie bringen möchte, oder ob die Entwicklung in der Zwischenzeit zügig vorangegangen ist und "MotoGP´07" über die komplette Renndistanz überzeugen kann, hat DLH.net die Maschinen in ihre Einzelteile zerlegt und genau begutachtet. MotoGP Das Hauptaugenmerk der deutschen Motorsportfans liegt auf der Formel 1, der höchsten Motorsportklasse. Bei der MotoGP-Serie handelt es sich um die höchste Klasse im Motorradrennsport. Die Weltmeisterschaft hat zur Saison 2002 die seit 1949 bestehende 500 cm³ Klasse abgelöst. Im Gegensatz zur seriennahen Superbike-Rennserie sind in der MotoGP-Klasse ausschließlich Prototypen mit Viertaktmotoren ohne Aufladung zugelassen. Hier treten die besten Fahrer um den Weltmeistertitel an. Sie donnern dabei über Rennstrecken in der ganzen Welt, von Bahrain bis nach Suzuka. Tausende Fans pilgern an die Rennstrecken und jubeln ihren Helden zu. Die Saison umfasst 16 Weltmeisterschaftsläufe. An jedem Rennwochenende gibt es ein freies Training, dabei testen die Teams die Einstellungen und holen noch einmal ein paar Zehntelsekunden aus den Zweirädern heraus. In der darauffolgenden Qualifikation werden die Startpositionen für das Rennen herausgefahren. Schließlich startet sonntags das Meisterschaftslauf. Dabei geht es ums Ganze und nicht selten wird bis zur letzten Runde auf der letzten Rille um den Sieg gekämpft. Doch auch in der MotoGP-Serie gilt das alte Sprichwort: "To finish first you have to finish first". Den Zuschauern werden neben spektakulären Überholmanövern auch Stürze und Unfälle geboten. Sonntagsfahrer In "MotoGP ´07" schlüpft der Spieler also in die Rolle eines Rennfahrers. Es stehen mehrere Spielmodi zur Verfügung. Für jene, die nur eine rasche Runde auf dem Asphalt drehen wollen, gibt es die schnellen Rennen. Hartgesottene können sich am Karrieremodus erfreuen und einen eigenen Rennfahrer mit individuellen Fähigkeiten generieren. Zeitenjäger verfeinern im Training die Einstellungen am Motorrad und gehen auf die Jagd nach der perfekten Runde. Ihnen bieten sich komplexe Möglichkeiten, um das perfekte Setup zu finden. Anfänger oder Umsteiger von anderen Rennsimulationen, in denen mit Rennwägen gefahren wird, werden sehr schnell feststellen, dass man mit nur zwei Rädern wesentlich weniger Grip hat und allzu leicht im Kiesbett landet. Auch das einfache Fahren auf der Geraden will gelernt sein. Zum einen muss man sich ducken, um den Luftwiderstand so weit wie möglich zu minimieren, zum anderen sollte man gröbere Schlenker vermeiden, um nicht aus dem Sattel zu fallen. Das nächste Problem stellt die Kurve dar: Mit Vorder- und Hinterradbremse, die separat bedient werden kann, werden hier Realismus und zugleich einige Verbremser geboten. Doch die Fahrschule wird schnell aus blutigen Anfängern aufstrebende Spitzenpiloten formen. Schritt für Schritt lernt der Neuling die Beherrschung der Höllenmaschinen. Sind die Übungen erfolgreich abgeschlossen, steht einer großen Rennkarriere nichts mehr im Wege. Die Rossis unter den Spielern werden sich mit Training sicherlich nicht aufhalten und gleich die Randsteine aus der Nähe begutachten. Wie bereits angesprochen kann der Fahrer komplett selbst entworfen werden. Vom Helm über Rennoverall bis hin zur Maschine selbst kann die Farbgebung festgelegt werden. Ist das erledigt und glänzt auch das eigene Logo auf dem Motorrad, geht es weiter zu den Talenten des Fahrers. Dabei verteilt der Spieler die Punkte auf eine Reihe von Fähigkeiten, die anschließend auch auf der Strecke Wirkung zeigen, wie zum Beispiel die Kurvenlage. Im Laufe seiner Karriere verbessert der Fahrer nach und nach seine Werte und wird somit schließlich ein heißer Kandidat für den Weltmeistertitel. Es stehen mehrere Schwierigkeitsgrade zur Auswahl. Die leichteste Stufe kann allerdings selbst von Anfängern bedenkenlos gemieden werden. In ihr werden die Gegner reihenweise überrundet und zeigen keine Gegenwehr bei den sonst so harten Positionskämpfen. Je erfolgreicher der Spieler also in den Rennen abschneidet, umso höher steigt er in der Rangliste und kann seinen Fahrer verbessern, um sich an der Spitze des Motorradrennsports zu etablieren. Gegner, keine Opfer Wem auch die Gegner auf den höheren Schwierigkeitsstufen zu harmlos sind, darf sich an echter weltweiter Konkurrenz erfreuen. Im Mehrspielermodus hat man bei Climax nochmals einige Verbesserungen eingeführt. Unter anderem kann der Spieler, wie zum Beispiel in "Test Drive: Unlimited", seine errungene Maschine als Wetteinsatz riskieren. Wird der Sieg eingefahren, gehört das Zweirad des Gegners ab sofort zur eigenen Sammlung. Sollte Fortuna ihre Gunst versagen oder das eigene Talent samt Strecke ausgehen, wird man sich von seinem Gefährt verabschieden müssen. Die Rennen laufen größtenteils sehr problemlos ab und Verbindungsabrisse sind eher selten zu verzeichnen. Climax hat die Zeichen der Zeit erkannt und liefert einen sehr schönen Mehrspielermodus, in dem online lange Zeit um Ruhm und das Material der Gegner gefahren werden kann. Gas, Bremse und Co. In "MotoGP´07" stehen dem Spieler mehrere Eingabegeräte zur Steuerung zur Verfügung. Prinzipiell führen alle zum Ziel. Mit der Tastatur werden vermutlich die Gelegenheitsspieler angesprochen sein. Es ist durchaus ohne größere Schwierigkeiten möglich, das Motorrad allein mit ihr auf der Strecke zu halten, und auch schnelle Rundenzeiten sind kein Problem. Die Tastenbelegung kann den eigenen Vorlieben angepasst werden, allerdings ist die Standardeinstellung bereits hervorragend ausgeklügelt. Mit einem Controller (der Hersteller empfiehlt den Xbox-Controller) bekommt der Spieler aber noch etwas mehr Gefühl für das Bike und kann somit noch zusätzlich das eine oder andere Zehntel auf der Strecke finden. Die Steuerung mit Joystick oder Lenkrad ist ebenso möglich und wie in jedem Rennspiel kann damit etwas genauer gesteuert werden. Mit Hilfe der Fahrschule ist die Anpassung an und Eingewöhnung in das jeweilige Steuergerät allerdings in keinem Fall ein Problem. Grafik Wie schon beim Vorgänger kann sich die Grafik durchaus sehen lassen. Die Asphalttexturen sehen sehr schön aus und vermitteln das Gefühl von Höchstgeschwindigkeit. Auch die Randsteine, denen man sich in jeder Kurve bis auf wenige Zentimeter mit dem eigenen Körper nähert, führen den guten Eindruck fort und wirken sehr detailliert. Lediglich unmittelbar neben der Strecke ist das Kiesbett etwas zu lieblos gestaltet. Beim Durchfahren werden keine Spuren hinterlassen, lediglich einige Steine spritzen am Helm vorbei. Die Streckenrandobjekte wie Tribünen und Gebäude wirken im Rausch der Geschwindigkeit sehr realistisch. Auch online, vorausgesetzt ein schneller PC mit guter DSL-Anbindung steht zur Verfügung, setzt sich dieses Feeling fort. Bei langsameren Rechnern oder schlechten Verbindungen kann es ab und an zu Grafikfehlern kommen. Es ist zu empfehlen, den aktuellen Patch zu installieren, da die grafische Darstellung auf einigen Systemen bisweilen Fehler oder schwarze Anzeigen hervorrufen. Die MotoGP-Weltmeisterschaft wird grafisch sehr schön wiedergegeben und legt im Vergleich zum Vorgänger nochmals ein paar PS nach. Heulende Motoren Der musikalische Beitrag von "MotoGP´07" ist zwar kein Meisterwerk geworden, aber Negatives kann man über den Rocksound auch nicht berichten. Etwas mehr Abwechslung hätte die Simulation aber mit Sicherheit vertragen. Die Event-Sounds sind recht solide gehalten: Wie von anderen Rennspielen gewohnt, klingt vor dem Start die Zuschauermenge an die Ohren und wird rapide durch die PS-Monster in den Schatten gestellt. Die Maschinen klingen sehr saftig und lassen Rennstreckenatmosphäre aufkommen. Da der Vorgänger in dieser Hinsicht bereits eine sehr gute Position einfahren konnte, verwundert das aber nicht sonderlich. Nach wie vor könnten die Stürze und Ausflüge ins Kiesbett unserer Wahl grafisch und soundtechnisch etwas besser dargestellt werden. Der Sound rundet die gute Darstellung der Moto GP-Serie insgesamt sehr zufriedenstellend ab. "MotoGP´07" versetzt den Spieler mitten ins Renngeschehen. Dank der sehr guten Fahrschule werden Anfänger behutsam an das Handling der Maschinen herangeführt. Der Karrieremodus verspricht viele spannende Rennen und durch das Gestalten eines eigenen Fahrers eine individuelle Verteilung der Fähigkeiten. Schnelle Rennen, aber auch das Training sind ideal geeignet für einige heiße schnelle Runden auf dem schönen Asphalt. Freunde von Action auf der Strecke kommen hier auf ihre Kosten und bekommen eine der besten Motorradsimulationen geboten. Allerdings stehen Besitzer der Vorgängerversion vor einer schwierigen Entscheidung: Zwar sind die Neuerungen sehr gelungen, jedoch nicht so zahlreich, dass der Kauf wirklich gerechtfertigt wäre. Mit anderen Worten: das ewige Problem jährlich erscheinender Evolutionen eines guten Spiels tritt auch hier deutlich zutage. (02.11.2007)
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