Hydrophobia - Prophecy

Hydrophobia - Prophecy

(rokapublish)

geschrieben von Andreas Schippers

 

     
 

 

Seit dem Release von "Hydrophobia" für die Xbox 360 im September 2010 hat sich rund um den Titel viel getan. Sogar soviel, dass der Titel bereits im Dezember als Neuauflage mit vielen Verbesserungen und Bugfixes unter dem Titel "Hydrophobia - Pure" erschien. Die PC-Version dagegen nennt sich nun "Hydrophobia - Prophecy" und verspricht alles, was ein gutes Spiel ausmachen sollte: dynamische Abläufe, temporeiche Action, atemberaubende Grafiken und ein abwechslungsreiches Gameplay. Was davon zutrifft, und was auf der Strecke bleibt, könnt Ihr im nachfolgenden Review lesen.

Düstere Zukunft

Wir schreiben das Jahr 2051. Die Weltbevölkerung ist explosionsartig angestiegen, weltweit brechen Konflikte um die begrenzten Nahrungsmittel- und Wasserreserven aus. An Bord des gigantischen Schiffs "Queen of the World" haben sich die besten Wissenschaftler der Welt eingefunden, um einen Ausweg aus der Krise zu finden. Auf diesem Schiff arbeitet auch die Hauptfigur Kate Wilson, ihres Zeichens Ingenieurin. Bei einem Routineeinsatz wird Kate Zeugin eines Terroranschlags der Neo-Malthusianer auf die "Queen of the World". Die Neo-Malthusianer sind eine politische Gruppe, die nach den Lehren des Ökonomen Thomas Robert Malthus handlen und die mit ihrem Anschlag die Weltbevölkerung drastisch reduzieren wollen. Nun liegt es an Kate, das Schiff, ihre Passagiere und damit vielleicht auch die ganze Welt, zu retten.

Gameplay

Als klassisches Action-Adventure kann "Hydrophobia - Prophecy" nicht bezeichnet werden. Vielmehr vereint das Spiel Elemente aus den Bereichen Jump`n`Run, Shooter, bodenständige SciFi-Action und Schleicheinlagen. Gleich zu Beginn des Spiels macht man Bekanntschaft mit der etwas hakeligen Steuerung. Diese verlangt vom Spieler im Kampf durchaus manchmal das Drücken von fünf Tasten sowie Maussteuerung gleichzeitig ab. "Hydrophobia" spielt sich mit einem Gamepad eindeutig entspannter.

Unterstützt von ihrem Schichtleiter klettert Kate tapfer an Rohren entlang, schwimmt durch überflutete Gänge und quetscht sich durch Lüftungsschächte. Leider kommt an keiner Stelle des Spiels wirklich das Gefühl auf, sich an Bord eines gigantischen Schiffs zu befinden. Die Navigation erfolgt durchweg mittels vorgegebener Wegpunkte, freies Bewegen ist nur sehr begrenzt möglich, da zu oft nur ein Weg ans Ziel führt. Das Leveldesign ist sehr geradlinig mit seltenen Abwechslungen.

Ist der Spieler in der auf vier Akte unterteilten Story so weit vorangekommen, dass es zu regelmäßigen Auseinandersetzungen mit den Terroristen kommt, zeigt "Hydrophobia" gute Ansätze, die bereits aus einschlägigen Spielen bekannt sind. So können bis zu sieben unterschiedlichen Munitionstypen ausgewählt werden: Schallgeschosse, fernzündbare Sprengsätze, Elektroschock-Munition oder auch Schnellfeuermunition. Es bleibt dem Spieler überlassen, wie er seine Kämpfe gestalten möchte. Der offensive Spieler wird darauf warten, dass ein Gegner aus seiner Deckung schaut, um ihm dann per Schnellfeuermunition den Garaus zu machen, oder er entscheidet sich für einen Sprengsatz, der hinter die Deckung geschossen wird. Der defensive Spieler jedoch wird in "Hydrophobia" nach Stromkabeln Ausschau halten. Diese lassen sich mit einem gezielten Schuss oft dazu nutzen, Laufstege unter Strom zu setzen und so gleich ganze Gruppen von Gegnern lahmzulegen. Ebenso besteht die Möglichkeit, Gegner indirekt zu erledigen, wenn zum Beispiel ein Fass neben einem Gegner zu Explosion gebracht wird, ist dies oft munitionssparender und eleganter als der direkte Kampf.

Das Deckungssystem bietet Kate auf Knopfdruck die Möglichkeit, sich vor feindlichem Beschuss zu schützen. Bei Steuerung mit Maus und Tastatur ist das Deckungssystem allerdings nicht der Freund des Spielers. So wirft sich Kate nur zu leicht an Wände, die dem Gegner zugewandt sind, hier sind Frustmomente garantiert.

Die Rätsel bestehen in "Hydrophobia" entweder aus der Suche nach benötigten Zugangscodes, die dank definierter Wegpunkte auf dem Bildschirm schnell gefunden sind, oder Minigame-Einlagen, in denen Kate Codes hacken muss. Die zu hackenden Codes sind als Frequenz dargestellt und müssen mittels Maus kopiert werden. Beide Rätseltypen verlangen den Einsatz von Kates Hightech-Kommunikationsgerät - dem "M.A.V.I.". Außerhalb der Nutzung bei Rätseln enthält das "M.A.V.I." eine Karte des jeweiligen Abschnitts sowie die bereits gesammelten Dokumente der Passagiere der "Queen of the World", welche bruchstückhaft die Hintergrundgeschichte erzählen. Zwar kann mittels "M.A.V.I." auch die ein oder andere Türe aus der Ferne geöffnet oder auch vereinzelte Überwachungskameras angezapft werden, aber wirklich sinnig ist dies viel zu selten. Dank "M.A.V.I." ist Kate außerdem in der Lage, sich in schlecht einsehbaren Situationen einen Überblick zu schaffen. Wenn Kate normalerweise aufgrund von Qualm oder Dampf nichts mehr sehen würde, kann das "M.A.V.I." als Sehhilfe genutzt werden, da es standardmäßig die Umgebung in vereinfachter Grafik ohne Texturen anzeigt. Leider ist die Nutzung des "M.A.V.I." auf ein paar wenige Schlüsselsituationen begrenzt.

Kates Kinetik-Kräfte, mit denen sie Wasserfontänen hervorrufen kann und damit zum Beispiel Kisten verschieben oder werfen kann, sind im Gameplay von "Hydrophobia" ein echter Hingucker - die Wassersäule, die dreimal so hoch ist wie Kate. Schade jedoch, dass diese Kräfte erst kurz vor Ende des Spiels genutzt werden können und mittels Tastatur nur sehr schwer zu kontrollieren sind. Hier wäre eindeutig Potenzial für mehr gewesen.

Konsoleros aufgepasst

Eines der Überbleibsel der Konsolenversion sind die sogenannten "Killpoints" - Punkte, die bei jedem Kill erhöht werden, diese sollen wohl als Vergleichswerte mit anderen Spielern dienen, denn im Spiel lässt sich damit nicht mehr anfangen. So erhält man beispielsweise 50 Punkte, wenn ein Gegner mittels Schallgeschoss erledigt wird und 500 Punkte, wenn man das Fass neben ihm zur Explosion bringt. Grafisch bietet "Hydrophobia" auf den ersten Blick aktuelle Standards. Die eigens für "Hydrophobia" entwickelte "Hydroengine", die für ein möglichst realistisches Verhalten und Aussehen von Wasser sorgen soll, ist jedoch gelungen. Alle verwendeten Wassereffekte sind physikalisch korrekt dargestellt und es ist durchaus eindrucksvoll, einfachen Kisten beim Davonschwimmen zuzusehen.

Im Laufe des Spiels fallen allerdings schlechte Animationen des Hauptcharakters sowie die fehlerhafte Physik von beweglichen Objekten auf. So verschwindet mal eines von Kates Beinen oder eine Kiste in einer Wand. Das Spiel ist auch in der deutschen Version komplett englisch vertont und mit deutschen Untertiteln versehen - die Qualität der Übersetzung erinnert jedoch eher an „ein Übersetzungsprogramm als an eine deutsche Dialogregie, denn oft hat die Übersetzung nichts mit dem Spiel zu tun. Speicherpunkte sind weitläufig verteilt und nicht selten muss Kate drei bis vier Minuten lang durch Gänge hetzen, während ein Countdown herunterzählt, um den nächsten Wegpunkt zu erreichen. Die Möglichkeit, in "Hydrophobia" zwischenzuspeichern gibt es leider nicht.

"Hydrophobia" versucht, von vielem etwas abzudecken: Shooter, Adventure und Jump 'n' Run. Leider wird hier nur an der Oberfläche gekratzt. Die komplette Handlung dümpelt vor sich hin, und kommt eigentlich nie richtig in Fahrt. Das eintönige Leveldesign und die lückenhafte Hintergrundgeschichte, sowie die insgesamt mäßige technische Umsetzung des Spiels, können nicht recht überzeugen. Hier wurde das vorhandene Potenzial nicht voll ausgeschöpft. "Hydrophobia" ist als Trilogie angesetzt und es bleibt zu hoffen, dass die Entwickler den Wünschen und Kritikpunkten der Spieler nachkommen. Für neugierige Spieler mit Gamepad ist "Hydrophobia" als kurzweilige Ablenkung jedoch einen Blick wert.

(16.12.2011)

 

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