All Star Strip Poker (Dtp) geschrieben von Bernd Wolffgramm
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In bestimmten Situationen denken Männer nicht mit dem Kopf, sondern mit einem anderen Körperteil, das ist bekannt. Gelingt es jemandem, dieses andere Köperteil ins Spiel zu bringen, dann vergessen Männer alles und sind bereit, gegen jede Vernunft Geld für etwas auszugeben, das zu Monatsanfang noch gar nicht im Haushaltsplan der Ehefrau vorgesehen war. Deswegen versuchen andere - clevere - Männer, ihren leicht beeinflussbaren Geschlechtsgenossen Produkte vorzusetzen, bei denen sie ohne großes Nachdenken zum Portemonnaie greifen und ihr sauer Verdientes auf den Tisch legen. Das klappt vor allem beim Fußball und bei elektronischer Erotik, in diesem Test geht es um Zweiteres. Während die elektronische Erotik aber in Bereichen wie dem Internet oder der DVD- und Videoindustrie längst eine dominierende Position erreicht hat, fristet der Sex in Computerspielen - zumindest in Europa - bislang eher ein Mauerblümchendasein. Zwar werden zum Beispiel Egoshooter mit leichter Erotik aufgepeppt, aber von Sex kann dort keine Rede sein. Das ist auch nicht nötig, denn die Hauptzielgruppe der Computerspieleindustrie - einsame Männer am Rechner - rastet bereits aus, wenn auch nur ansatzweise weibliche Rundungen auf dem Bildschirm zu sehen sind. Wenn man sich mal vor Augen hält, wie sehr zum Beispiel Alyx Vance von "Half- Life 2" oder Jessica von "Sin Episodes - Emergence" zu Sexikonen hochstilisiert werden, dann muss man sich wirklich fragen, was wohl passieren wird, wenn wirklich mal jemand ein gutes Erotikspiel auf den Markt bringt. Der deutsche Publisher dtp, der ansonsten eher für seine Adventures oder Kinderspiele bekannt ist, vertreibt nun hierzulande das Ausziehspielchen "All Star Strip Poker". Wenn man als Mann mal ehrlich ist und seine Rücksichtnahme gegenüber der Damenwelt für einen Moment vergisst, dann muss man einsehen, dass die holde Weiblichkeit doch mittlerweile in alle Bereiche des täglichen Lebens eingedrungen ist und man echt froh sein kann, wenn man mal eine Zone entdeckt, in der die Frauen noch nichts zu melden haben. Das ist bei Computerspielen so und im ganz Speziellen bei elektronischem Strip-Poker. Es gibt zwar Auszieh-Games, in denen sich Kerle entblößen, aber auch da sind nicht Frauen die Zielgruppe, sondern ebenfalls Männer. "All Star Strip Poker" wendet sich aber an Männer, die es vorziehen, ihre eGames mit adretten Mädels ... emm ... durchzuziehen. Poker - und hier die besondere Variante des Ausziehpokers - ist ein Spiel, beim dem ganze Kerle ihre Überlegenheit gegenüber anderen demonstrieren können. Die Gegner werden durch Strategie, Macht und Geld in die Knie gezwungen und beim Strip-Poker nimmt man den Unterlegenen nicht nur ihr Geld weg, sondern sprichwörtlich auch noch "ihr letztes Hemd". Männer fühlen sich dann endlich einmal wieder überlegen... Girls Sie sind alle jung und bauchen das Geld. Ob diese abgedroschene Phrase wirklich für die sechs Mädels des Games der Grund war, in das Geschäft mit der nackten Haut einzusteigen, ist nicht restlos bewiesen. Alle Ausziehpüppchen von "All Star Strip Poker" sind auch nicht wirklich Erotik-Models, sondern Hardcore- Porno-Darstellerinnen. Daraus macht das Spiel auch gar keinen Hehl, im Gegenteil, diese Tatsache wird vom Spiel fantasieanregend bei jeder möglichen Gelegenheit erwähnt und so sieht auch die Verpackung des Spiels eher wie ein DVD-Cover eines Films aus der Ab-18-Ecke einer Videothek aus. Es soll aber hier schon gleich mal vorweggeschickt werden, dass nichts in dem Spiel selbst irgendwie als schmuddelig oder pornografisch 'rüberkommt. Obwohl man es mit Erotikdarstellerinnen zu tun hat, werden Freunde gynäkologischer Fortbildungsfilme sicher enttäuscht sein und schüchterne Zeitgenossen werden nicht rot anlaufen müssen. Die sechs Strip-Partnerinnen sind Maria Belluci, Angel Dark, Suzy Diamond, Nikky Blond, Katalin Kiraly und Mandy Bright. Über den schauspielerischen Hintergrund dieser Mädels etwas zu erzählen, wäre an dieser Stelle sicher unangebracht; jedem, der mehr über sie erfahren möchte, sei der Internet-Suchdienst mit dem großen G empfohlen, für keine der Stripperinnen gibt es weniger als 10.000 Fundstellen, bei Angel Dark sind es schon ein paar hunderttausend. Man kann daran sehen, dass der polnische Entwickler Digital Red bekannte und erfahrene Darstellerinnen ausgesucht hat. (Kann man eigentlich bei einem Porno-Produzenten von "Entwickler" reden?). Die Frauen sind alle eher "wohl proportioniert" als "flach", und damit auch für jeden Geschmack etwas dabei ist, nehmen jeweils drei dunkelhaarige und drei eher blonde Spielerinnen an dem Poker-Turnier teil. Poker Auf der Packung steht: "Ein dickes Paar hat sie allemal. Und du?". Also zunächst einmal sei erwähnt, dass der Spieler natürlich hofft, dass seine Gegenüber "ein dickes Paar hat", deswegen hat man sich das Spiel schließlich gekauft. Nun muss man sie nur noch dazu bringen, das Paar auch herzuzeigen (und dass damit ausschließlich die Karten gemeint sind, ist ja wohl klar). Gespielt wird eine sehr einfache Poker-Variante: Der Spieler bekommt fünf Karten zugeteilt, dann tätigt er seinen ersten Einsatz und die Stripperin geht mit. Dann kann er entscheiden, welche Karten er ablegen möchte und bekommt vom Spiel die gleiche Anzahl neuer Karten zugewiesen. Anschließend kann der Zocker wieder setzen, danach werden alle Karten "auf den Tisch gelegt" und der Gewinner bekommt den Pot. Aus dieser kurzen Schilderung kann man sehen, dass "All Star Strip Poker" vermutlich nicht als Pokerschule herhalten kann, um sich weiterzubilden und so später die horrenden Verluste bei diversen Online- Pokerclubs auszugleichen, die man im Laufe der Jahre bereits erlitten hat. Pokern ist bei diesem Spiel eindeutig nur Mittel zum Zweck, der da lautet: Mädels ausziehen. Ganz schnell wird dem Spieler klar, dass in diesem Spiel zwei pokeruntypische Sachverhalte eingebaut wurden, die letztlich dazu führen, dass die Frustration durch Nicht-Gewinnen minimiert wird. So geht die Gegenspielerin bei allen Einsätzen, die man nach der Austeilung der zweiten Karten tätigt, jedes Mal mit, das heißt, man kann bei guten Karten immer bis zum Maximum seines Geldes erhöhen und selbst wenn die PC-Maus nichts auf der Hand hat, geht sie einmal mit, das heißt, sie "schiebt" nie. Dieses Verhalten und die Tatsache, dass der Spieler ausnahmslos zuerst setzen darf, führt dazu, dass es eine dominante Strategie gibt: Bei schlechten Händen immer passen und nichts riskieren, bei guten alles setzen. Das zweite Feature, das auffällt, ist die Anzahl der exorbitant guten "Hände" in Situationen, in denen dem Spieler das Geld ausgehen zu droht. So viele "(Royal) Flush" und "Full House" hat die Welt in einem Pokerspiel noch nicht gesehen. Man verliert mit guten Blättern nur, wenn man noch viel Spielgeld sein Eigen nennt - dann aber richtig. "Hier wird's jetzt heiß. Ich zieh' mich lieber aus" Alles, was bist jetzt geschrieben wurde, trifft vermutlich für jedes Strip- Poker-Spiel zu, das bis heute veröffentlich wurde. Es wird suggeriert, dass "heiße Frauen" mit übergroßer Erotik auf den Spieler warten und wenn das Game dann gestartet wird, ist die Enttäuschung riesig groß, denn pixelige Videos oder gar Fotos lassen nun überhaupt keine erotische Stimmung aufkommen. Und das ist in "All Star Strip Poker" definitiv anders; dieses Spiel schafft es tatsächlich, weder peinlich noch technisch "abtörnend" zu sein. Für jede Teilnehmerin gibt es vier bis sechs Phasen des Spiels, meistens vier Spielteile und eine Extrabelohnung am Ende der Runde. Digital Red hat für jede dieser Phasen aber verschiedene Sequenzen aufgenommen, so wird das Spiel niemals langweilig. Insgesamt gibt es für die sechs Mädels fast 500 Filmchen, die während des ganzen Spiels abgespielt werden, auch während des Kartengebens und Setzens. Dabei nimmt das Spiel auch noch Rücksicht darauf, wie zurzeit der Spielerfolg der jungen Frau ist. Sie freut sich, wenn sie gewinnt, ja sie frotzelt sogar etwas ob ihres Glücks. Ebenso wirft sie auch mal die Karten weg, wenn sie verliert. Dabei ist sie aber nie sauer oder böse, sondern immer liebenswert. Wenn es dann wieder mal so weit ist und sie eine Runde verloren hat, dann entledigt sie sich freudig eines Kleidungsstücks. Irgendwann ist die Stripperin dann nackt; nun bedarf es noch eines einzigen Siegs und die Verliererin "aktiviert ihre Sonderfähigkeit". Es kann sein, dass sie an einer Stange für den Gamer tanzt oder irgendwelche andere kleine Neckereien durchführt. Dies hängt dann letztlich auch davon ab, in welcher Umgebung das Kartenspiel stattfindet, jedes der Mädchen wird in ein eigenes Setting gesetzt, z.B. einen Stripclub, an einen Kamin usw. Insgesamt kann man über den ganzen Videoteil, der aus fast vier Gigabyte AVI-Dateien besteht, sagen, dass hier eine wirklich stimmungsvolle Umsetzung gelungen ist. Ein kleines Manko ist der Soundteil. Gegen die Hintergrundmusik ist nichts zu sagen, die ist dem jeweiligen Ort gut angepasst. Leider ist aber der Entwickler der Versuchung erlegen, die Mädels ab und zu etwas sagen zu lassen, was natürlich erstens deswegen nicht passt, weil das Ganze dann synchronisiert werden muss und das ist wirklich nicht gut geworden. Zweitens wirken die Sätze, die dann hier gesprochen werden, teilweise vulgär, was gar nicht zum Gesamteindruck des Games passt. Negativ kommt noch hinzu, dass es pro Girl immer nur einige wenige Sätze gibt, die dann zufällig - passend zum Spielerfolg der Frau - eingespielt werden. Da kann es schon mal sein, dass diese Sprechsequenzen einfach nerven. Mit "All Star Strip Poker" ist es gelungen, ein Strip-Pokerspiel so zu konzipieren, dass es wirklich erotisch ist und bei dem die Technik dieser Erotik keinen Strich durch die Rechnung macht. Ebenso ist der schmale Grat zwischen animierenden Neckereien und peinlicher Pornografie treffsicher ausbalanciert worden. Obwohl alle Darstellerinnen hardcore-erfahren sind, wirkt das Spiel trotz aller Nacktheit niemals anstößig. Damit wird das Game auch partyfähig, ebenso können mehrere Profile abgespeichert werden. Wenn man also etwas für Strip-Poker übrig hat (in diesem Fall knapp zehn Euro), dann sollte man zugreifen. (28.06.2006)
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