Rising Kingdoms (Black Bean) geschrieben von Jason Carves
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Aus dem Osten klingt eine Stimme zu uns herüber, die uns von bulgarischer Strategiekunst erzählt und mit "Rising Kingdoms" unsere Geldbeutel erreichen will. Ob der Spielschmiede Haemimont Games dies mit ihrem Strategietitel zu Recht gelingen sollte, werde ich auf den unendlichen Ebenen der Fantasy-Welt Equiada ergründen. Die Welt von Equiada Den Legenden zufolge war Equiada, als die Götter es erschufen, dunkel, karg und ohne Leben. Durch ihre Macht gaben sie dem schwarzen Nichts jedoch eine Form und es entstand ein riesiger Fels, in dessen Innerem ein Feuer loderte, das der neuen Welt Wärme und Leben bringen sollte. Die Götter waren mit ihrer Schöpfung zufrieden und sie kehrten in ihr Reich zurück, um ihre Welt von dort aus zu beobachten. Es dauerte nicht lange, bis sich auf Equiada Pflanzen, Tiere und Magie entwickelt hatten und die Götter beschlossen, vier Rassen zu erschaffen, die ihre Schöpfung schützen sollten: die Drachen, die Sinistri, die Menschen und die Elfen. Jede der Rassen erhielt eine Aufgabe sowie eine besondere Gabe, die ihr helfen sollte, ihre Aufgabe zu erfüllen. Die Drachen wurden die Wächter der Zeit und die Seher alles Vergangenen und Künftigen. Ihre Aufgabe war es, dem Verlauf der Zeit zu folgen und immer dann einzugreifen, wenn eine Katastrophe die Welt zu vernichten drohte. Die Sinistri erhielten das Wissen über den Tod und sollten verhindern, dass etwas die Grenzen zwischen der Welt der Toten und der Welt der Lebenden überschreiten konnte. Die Aufgabe der Menschen war es, das Wissen der Welt zu erhalten und zu mehren. Die Städte der Menschen wurden mit der Zeit jedoch immer größer und zahlreicher und den Göttern wurde klar, dass die Natur schon bald nicht mehr genug Nahrung für die Menschen liefern würde. Darum erschufen sie die Elfen und gaben ihnen die Aufgabe, die Natur zu pflegen, auf dass sie allen Bewohnern Equiadas genug Nahrung bieten würde. Bei all der Schönheit Equiadas musste es natürlich zu einer Katastrophe kommen, die nicht einmal die Drachen verhindern konnten. Eines Tages begab sich der Hohepriester der Menschen in seinen Tempel, um zu den Göttern zu sprechen. Doch die Götter waren verschwunden. Die Nachricht breitete sich wie ein Lauffeuer aus und schon bald stürzte die gesamte Welt in ein Chaos. Kriege herrschten, Seuchen breiteten sich aus, doch die Götter blieben verschwunden. Um dem Chaos Einhalt zu gebieten, gründeten die Priester der Menschen einen Orden - den Orden des Lichts. Mit diesem gelang es den Menschen, das Chaos langsam aber sicher unter Kontrolle zu bekommen. Doch schon bald wollten die Menschen mehr: Sie wollten Macht über alles und jeden. Und hier beginnt die Odyssee des Spielers. "Warcraft 3" mit anderem Namen Vom Spielprinzip her unterscheidet sich "Rising Kingdoms" kaum von anderen, alten und aktuellen Echtzeit-Strategie-Spielen. Des Spielers Aufgabe besteht darin, eine Siedlung aus dem Boden zu stampfen, eine Armee aufzustellen und dem Gegner mit viel Schwung und den entsprechenden Argumenten in den Allerwertesten zu treten. Wie üblich hat er dabei die Auswahl zwischen mehreren, direkt steuerbaren Rassen, in diesem Fall drei an der Zahl - Menschen, Sinistri und Waldwesen. Jedes der Völker hat acht unterschiedliche Einheiten, mit denen sich die Streitkraft aufbauen lässt. Doch bevor der Spieler an den Kampf denken kann, muss erstmal die Basis aufgebaut und der Ressourcenabbau organisiert werden. Denn ohne Moos nix los. Und das ist begrenzt - nicht begrenzt im Sinne von "Davon gibt's nur 4000 Einheiten auf der ganzen Karte", sondern der Spieler kann jeweils nur einen Vorrat von 3000 Goldstücken und 100 Edelsteinen haben. Ist diese Grenze erreicht, wird solange nichts mehr abgebaut, bis was davon ausgegeben wurde. Frei nach dem Motto: "Kauft soviel ihr könnt, sonst gibt's keinen Nachschub!". Viele Einheiten und Gebäude lassen sich nur bauen, wenn genügend Ruhm verfügbar ist. Dieser lässt sich standardmäßig durch die Unterwerfung von niederen Rassen, wie den Trollen, erreichen. Auch das Bekämpfen von Gegnern wird mit Ruhm belohnt. Neben dem Kampagnenmodus gibt es, wie in den meisten anderen Strategiespielen auch, einen kampagnenfreien Spielmodus, in dem es nur darum geht, seine/n Gegner zu vernichten, sowie den Multiplayermodus, der entweder über LAN oder Internet genutzt werden kann. Hierbei kann man sich abwechselnd im 1on1- oder 2on2-Spiel messen. Die Rassen unter der Lupe "Rising Kingdoms" wartet mit insgesamt acht verschiedenen Rassen auf: Neben den bereits Genannten sind da noch die Drachen, Elfen, Trolle, Schatten und Nomaden. Diese sind unabhängig vom Spieler im freien Spiel nicht auswählbar und ohne eigene Story. Im Verlauf des ganzen Spiels (sowohl in den Kampagnen, als auch im freien Siel) wird man auf diese Rassen treffen und sie unterwerfen können. Um das zu bewerkstelligen, müssen alle Einheiten der jeweiligen Rasse vernichtet werden. Mit entsprechenden Argumenten eine leichte Aufgabe. Nun, da der Spieler eine dieser Rassen unterworfen hat, ist er in der Lage, jeweils zwei verschiedene Einheiten dieser Rasse zu rekrutieren. Nebenbei kann er zwischen zwei verschiedenen Boni auswählen, die im Spielverlauf über Sieg oder Niederlage entscheiden können. Beispielsweise bringt ein Bonus jedes Mal, wenn er voll aufgeladen ist, eine Hand voll Einheiten zusätzlich, die nicht zur Bevölkerungsgrenze gezählt werden, wodurch der Spieler nach einer gewissen Zeit eine riesige Armee mit diesen Einheiten aufstellen kann. Ein anderer Bonus erhöht, sofern er denn nach Ablauf einer gewissen Zeit bereitsteht, den Goldbestand im Lager, ohne Rücksicht auf das Limit zu nehmen. Dieses liegt, wie bereits erwähnt, immer bei 3000 Goldstücken. Nachdem der Spieler eines dieser Völker unterworfen hat, kommen nach und nach Einheiten aus dem Haupthaus, die sich jedoch nicht steuern lassen. Diese stehen dann dumm in der Gegend rum und greifen einen Gegner nur dann an, wenn er ihnen zu nahe kommt. Die Kampagnen der drei Rassen lassen allesamt in etwa die gleiche Story hindurchschimmern. Auf Seiten der Menschen steuert man zu Beginn einen Veteranen, in weißen Bettlaken eingehüllt - den Auserwählten. Die Aufgabe ist es, den Orden des Lichts - der mit aller Macht versucht, die Herrschaft über Equiada an sich zu reißen - zu bekämpfen und die alte Ordnung wiederherzustellen. Der Beginn der Waldwesen-Kampagne beginnt mit der Königin der Wölfe - ebenfalls eine Veteranin -, die scheinbar am meisten an Größenwahn leidet. Denn sie strebt, ähnlich wie der Orden des Lichts, nach der absoluten Herrschaft. Sie will einfach alles und jeden besitzen: Vom Wald angefangen, bis hin zum Rest Equiadas. Wer sich ihr widersetzt, wird gnadenlos abgeschlachtet. Schlussendlich sind da noch die Sinistri. Diese hatten schon eine Vorahnung, was das Verschwinden der Götter anging und den Glauben, dass gerade für sie ein Platz in der Welt der Götter reserviert wurde. Helden in weißen Bettlaken und axtschwingende Irre Pro Rasse stehen vier Veteranen zur Verfügung, die jeweils mit sieben verschiedenen Fähigkeiten aufwarten. Wie auch in "Warcraft 3" sind die Veteranen in der Lage, Gegenstände aufzunehmen und anzulegen, die ihre Eigenschaften verbessern können. Nebenbei gibt es auch Tränke, wobei manche auch von normalen Einheiten benutzt werden können. Stirbt ein Veteran im Kampf, so erscheint er als Geist und kann, sofern genug Ruhm und Gold vorhanden sind, wiederbelebt werden. Anders als in "Warcraft 3", kann man nicht mit seinen Veteranen ganze Basen des Gegners vernichten, denn Veteranen verfügen, wie andere Einheiten, nur begrenzt über Lebensenergie und sind ebenso verwundbar. Einzig ihre Rüstungsklasse hebt sie von den anderen ab, da sie sogar gegen Magie nahezu unverwundbar macht. Gute Idee, mäßige Umsetzung Zwar klingen die Stories der Rassen sehr schön und interessant, doch, was die Kampagnen angeht, scheint Haemimont geschlafen zu haben. Bereits in der zweiten Mission der Menschenkampagne steht man vor einem Problem, das durch ordentliche Arbeit der Entwickler hätte vermieden werden können. Denn in dieser startet man mit zwei Veteranen und ein paar Soldaten und macht sich auf den Weg, die hiesige Festung vor den Angreifern des Ordens des Lichts zu verteidigen. Sehr schnell sind die eigenen Mannen vom Gegner überrannt und der Spieler muss feststellen, dass er keine weiteren Soldaten in Auftrag geben kann. Zwar hat er die Verbündeten, die in einer recht großen Zahl an den Toren der Festung stehen, jedoch werden diese mit zu den eigenen Einheiten gezählt, lassen sich aber nicht steuern. Also ist der Spieler gezwungen, nur mit seinen zwei Veteranen das Nest des Ordens auszuheben, unterstützt durch eine sehr kleine Gruppe computergesteuerter Pikeniere, die alle fünf Minuten gen Basis des Ordens losziehen, durch die dortigen Türme jedoch schnell in die ewigen Jagdgründe geschickt werden. So ist der Spieler allein mit dieser Mission schon gute 2 Stunden beschäftigt, eh es weitergeht. Weitere Bugs lassen sich auch in manch anderer Mission finden. Die Maus ist mein Schwert "Rising Kingdoms" wird hauptsächlich per Maus gesteuert. Einheiten und Gebäude lassen sich mit der linken Maustaste auswählen und mit der rechten Maustaste Befehle erteilen. Einheiten können per Tastenkombination zu einer Gruppe zusammengefasst und dann über die Zahlen 1-9 aufgerufen werden. Eine Besonderheit: Mit dem Mausrad kann man durch seine Veteranen durchschalten. Hat man mehr als einen Veteranen ausgewählt, kann man mithilfe der Tabulator-Taste durch die Veteranen schalten, um die individuellen Fähigkeiten zu nutzen. Weiterhin gibt es diverse Tastaturkürzel für Quicksave, Quickload etc. Im Grunde dürfte die Steuerung für jeden Strategen, der bereits ähnliche Spiele gespielt hat, leicht von der Hand gehen. Mit Liebe zum Detail ... leider nur zweidimensional Haemimont Games hat sehr großen Wert auf Detailreichtum gelegt. Die Welt von Equiada wird durch schwankende Zweige, rinnendes Wasser und andere, sehr schön anzusehende Details lebendig gemacht. Insbesondere bei den Einheiten haben sich die Bulgaren mächtig ins Zeug gelegt und sie mit viel Liebe gestaltet. Schade nur, dass sie sich nicht getraut haben, einen Sprung in die dritte Dimension zu wagen. In Zeiten von 3D-Karten hätte man von "Rising Kingdoms" mehr erwarten können, als eine Spielumgebung aus zweidimensionalen Bitmaps. Gerade hinsichtlich der Konkurrenz "Warcraft 3", dessen Spielumgebung komplett dreidimensional ist, wirkt die Grafik von "Rising Kingdoms" nicht mehr zeitgemäß. Ebenfalls störend: Die Auflösung lässt sich nicht in den Optionen festlegen, man spielt also mit der in Windows eingestellten Auflösung. Intro und Zwischensequenzen fehlen gänzlich. Schöne Musik und lästige Sprüche "Rising Kingdoms" punktet mit schön komponierten Musikstücken, die den Spieler so richtig in die Fantasy-Welt von Equiada versetzen. Dezent gehalten nervt die Musik selbst nach Stunden kein bisschen. Anders dagegen die zufälligen Sprüche der Einheiten, wenn man ihnen einen Befehl erteilt. Mit der Zeit werden diese Sprüche - bei denen die Abwechslung fehlt - unangenehm und man dreht lieber die Musik voll auf. Die Umgebungsgeräusche sind zwar karg, jedoch schön anzuhören. Sprachlich gibt "Rising Kingdoms" nicht viel her. Vor einer Mission gibt es ein bis zwei gesprochene Sätze, während der Mission klickt man sich jedoch durch nervige Dialoge ohne Sprachausgabe.
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