skate. (Xbox 360) (Electronic Arts) geschrieben von Carlos Carvalho
| ||||||||||||||||||||
"skate." - was für ein fantastischer Name! Der minimalistische Titel beschreibt völlig ausreichend ein Spiel, das alles andere als simpel ist. Es sind keine komplexen Namen erforderlich wie "Underground", "American Wasteland" oder "Proving Grounds", bei denen man sich zumindest einmal überlegen muss, ob das nicht einmal Kriegsspiele werden sollten. Es handelt sich hier um Skate, Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Electronic Arts präsentiert in diesem Jahr einen Titel, der Activisions "Tony Hawks"-Serie vom Markt drängen soll. Nach einem kurzen Blick auf der Games Convention 2007Preview hat DLH.net die Finalversion unter die Lupe genommen. Das Intro: Alles nicht so ernst nehmen "skate." beginnt mit einem Unfall: Der Held des Spiels wird von einem Bus überfahren. Der tragische Moment wandelt sich schnell zu einer Komödie, wenn man merkt, dass alle Krankenhelfer, Ärzte und Passanten im Introvideo bekannte Skater, wie zum Beispiel Jason Dill, Paul Rodriguez, Chris Haslam, Danny Way oder Colin McKay, sind, die sich einen Spaß aus dem Ganzen machen. Der Unfall hat den Hauptcharakter so dermaßen verunstaltet, dass man sich ein neues Erscheinungsbild aussuchen darf. Dabei stehen eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, die sich von Gewicht über Muskulatur bis hin zu mehreren Gesichts- und Frisurvarianten erstrecken. Der Charaktereditor ist aber im Spiel weiterhin verfügbar, auch wenn dadurch etwas Realismus verloren geht. Hat man den Charakter, seine Klamotten und ein paar Skate-Optionen ausgesucht (die beiden letzteren gegen ausreichend Kohle), gehen die Ärzte mit Bohrer und Kreissäge an die Arbeit. Glücklicherweise kommt man ganz ohne Narben aus dem Krankenhaus. Tutorial: Eine einfache Steuerung Am Anfang des Karrieremodus, so wie vom Hauptmenü aus jederzeit erreichbar, befindet sich ein Tutorial über die Basic Moves des Spiels. Dort lernt man die allgemeine Steuerung von "skate.", die an sich sehr simpel und intuitiv gestaltet ist. Mit dem linken Ministick steuert man die Richtung des Skates, mit dem rechten die Bewegungen der Figur darauf. Will man also einen einfachen Sprung vollführen, bewegt man den Stick kurz nach hinten und dann schnell wieder nach vorn. Einen größeren Sprung erzielt man, indem der Stick zunächst länger hinten gehalten wird, bevor man ihn nach vorn schiebt. Den Skate lässt man in der Luft rotieren, wenn man den Stick nicht ganz gerade wieder nach vorn bewegt, entsprechend der Richtung in die gelenkt wurde. Man kann den Skate um seinen Mittelpunkt drehen, indem man mit dem Stick eine Halbkreisbewegung vollführt, wenn man ihn nach vorn schiebt. Ähnliche Prinzipien gelten für alle Moves im Spiel; komplexere Kombos sind entweder leichte Variationen hiervon, Aneinanderreihungen von Bewegungen oder Mischungen aus dem linken und rechten Stick, um auch die Figur in der Luft drehen zu lassen. Man kann die Figur das Skateboard festhalten lassen, indem man die linke oder rechte "Trigger"-Taste im passenden Moment drückt. Möchte man das Brett von den Füßen nehmen, wenn man gerade in der Luft ist, um spektakuläre Airs zu erzielen, verwendet man zusammen mit der "Trigger"-Taste noch die rote "B"-Taste. Man darf aber nicht vergessen, sie schnell wieder loszulassen, sonst landet man gleich mit dem Gesicht auf dem Boden. Die "B"-Taste kann man zusätzlich noch verwenden, um sich auf der Straße im Coffin-Move auf das Brett zu legen, wenn man die beiden "Trigger"-Tasten festhält. Die gelbe "Y"-Taste ist eine allgemeine Aktionstaste. Mit ihr aktiviert man Videoaufnahmen, beginnt Gespräche, nimmt Herausforderungen an und betritt Geschäfte. Mit den blauen "X"- und grünen "A"-Tasten schiebt der Skater sein Brett mit dem linken oder rechten Fuß nach vorn. Möchte man dagegen bremsen, bedient man sich wieder der "B"-Taste, ohne jedoch eine "Trigger"-Taste gedrückt zu halten. Sehr hilfreich ist dabei die künstliche Intelligenz des Spiels. Springt man in unmittelbarer Nähe einer Kante, zum Beispiel am Straßenrand, fällt das Brett auch genau auf sie. Es ist daher sehr einfach und zumindest am Anfang ein großes Erfolgserlebnis, mit so wenigen Kenntnissen über Skaten scheinbar kinderleicht unglaublich komplizierte Moves erzielen zu können. Das bedeutet aber nicht, dass es für den Spieler immer so einfach ist. Es heißt immer: "Timing ist alles", was auch hier zutrifft. Um auf ein Treppengeländer zu kommen, muss man den zeitlichen Ablauf perfekt einhalten das erste Dutzend Male wird man, genau wie im echten Leben, voll daneben springen und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ein paar Knochen brechen. Schwierigkeitsstufen: Komplexere Bedienung Während die simplen Moves und Tricks so einfach sind, dass man innerhalb weniger Minuten bereit ist, durch die virtuelle Stadt zu fahren und Passanten zu nerven, gibt es im Spiel auch komplexere Bewegungen, die natürlich noch fantastischer aussehen. Die Bedienung der Moves mittlerer und höchster Schwierigkeitsstufe ist weiterhin über den rechten Ministick zu vollziehen, allerdings benötigt man viel mehr Fingerspitzengefühl. Es sind zwar keine unnötigerweise komplizierten "drei mal links, fünf mal rechts" Bewegungen, aber es ist auch nicht einfach "nach hinten und nach vorne". Stattdessen muss man genaue Winkel einschlagen und auf kürzeren Strecken den Stick seitlich bewegen statt in vollständigen Halbkreisen. Im "Trickbuch" des Spiels ist die Ausführung dieser Moves explizit mithilfe einer sehr informativen Zeichnung beschrieben, doch die meisten Spieler werden sie am Anfang schlicht und einfach nicht hinbekommen, egal, wie gut sie mit dem Xbox-Controller umgehen können. Hier hilft nur "üben, üben, üben", um sich tatsächlich am Ende des Spiels als Skaterkönig zu beweisen. In dieser Hinsicht ist "skate." kein Game, das man mal eben über das Wochenende durchspielt. Karrieremodus: Challenges und AufnahmenVom Hauptmenü aus hat man die Option, zwischen "Karrieremodus", "Freeskate" und "Party-Play" zu wählen. Im Karrieremodus lernt man nach und nach, welche Möglichkeiten das Spiel bietet. Zum Beispiel wird man stets von einem unsichtbaren Sidekick verfolgt, der die Hauptfigur zu jeder Zeit mit fünf Kameras filmt. Der Rucksack des Sidekicks steht auch dem Spieler (über die "Back"-Taste) zur Verfügung. Darin findet man eine Karte der virtuellen Stadt "San Vanelona" sowie das Heft mit allen Trickmoves, das Logbuch mit allen Statistiken, den Charaktereditor, die Musikplaylist, die Galerie aller Fotos und Videos und schließlich die Spot-Bibel. Letztere beschreibt alle im Spiel durch Vorbeifahren entdeckten Spots, die der Spieler durch Übertreffen einer bestimmten Punktzahl beim Befahren einer vorgegebenen Strecke freischalten kann. Erlaubt ist dort alles, was dem Spieler auf der Strecke oder in dem vorgegebenen Bereich einfällt, allerdings muss es in einem Zug realisiert werden, also ohne Pause oder Unterbrechungen. Sobald diese Stelle freigeschaltet ist, kann man sie im Party-Play wiederfinden und von dort aus mit Freunden spielen. Insgesamt sind 20 Spots im Spiel versteckt. Wenn man zum Beispiel die Aufgabe hat, an Treppengeländern herunterzurutschen, ohne dabei aufs Maul zu fallen, und dazu noch komplizierte Moves ausführen soll, benötigt man selbstverständlich mehrere Anläufe. "skate." setzt den Spieler aber immer wieder dort ab, wo er gefallen ist, also nicht wieder an den Anfang der Aufgabe. Dafür gibt es die sehr nützlichen "Session Markers". Hält man die linke "Bumper"-Taste gedrückt und bewegt das Minipad nach unten, wird genau an dieser Position und in dieser Richtung ein Marker gesetzt. Hält man später wieder die "Bumper"-Taste gedrückt und bewegt das Minipad nach oben, kehrt man wieder genau dahin zurück. Diese Funktion erspart viel unnötiges Hin- und Herfahren und wird im Spielverlauf immer wieder verwendet. Im Karrieremodus beweist man sich gegenüber anderen Skatern durch Challenges, also Herausforderungen. Sie sind unglaublich abwechslungsreich mit immer anderen Aufgaben und finden in immer neuen Teilen der sehr unterschiedlich aufgebauten Stadt statt. So findet man sich zum Beispiel in schnellen Rennen mitten im Verkehr durch sehr enge und steile Straßen, in Best-Trick-Wettbewerben gegen andere Skater oder in Jamsessions wieder, in denen es auf die Anzahl der Moves und das Können des Skaters ankommt. Die Challenges sind nicht wie die Spots versteckt, sondern werden auf der Karte im Rucksack des Sidekicks eingetragen, sobald sie verfügbar sind. Ebenso erscheinen sie auf der Minimap in der rechten oberen Ecke des Bildschirms. Hat man sie abgeschlossen, verschwinden sie auch wieder, im Gegensatz zu den Spots, die immer wieder zu befahren sind, damit der Spieler höhere Highscores erzielen kann. Werbung: Film- und Fotoshootings Wie oben bereits gesagt, wird man ständig vom Sidekick und seinen fünf Kameras verfolgt. Zu jedem Zeitpunkt des Spiels kann man sich die letzten drei Minuten im Replay-Editor anschauen und eine besonders gute Szene herausschneiden. Dort sind auch weitere Optionen verfügbar, wie beispielsweise die Darstellung in Sepia oder die Wiedergabe in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Man kann auch während des Videos so zwischen Kameras wählen, als wäre man in einem echten TV-Studio. Sehr gut gemacht von EA Black Box ist die Tatsache, dass im Replay-Editor Video und Ton zusammengebunden sind. Die Tonwiedergabe ist also von der Filmgeschwindigkeit abhängig, was zu sehr coolen Effekten führen kann bei langsamen Abschnitten. Die fertigen Videos bleiben zunächst auf der eigenen Xbox gespeichert, man kann sie aber auch auf Skate Reel hochladen, damit sie andere Spieler überall auf der Welt anschauen und bewerten können. Einige der "Missionen" des Spiels sind Film- oder Fotoaufnahmen. In "skate." hat der Spieler das Ziel, der beste und bekannteste Skater zu werden. Das kann man nur dann erreichen, wenn man oft in Zeitschriften oder im Fernsehen auftaucht. Schon in einer der ersten Missionen muss man in einem Fotoshooting einen besonders schwierigen Stunt hinlegen, um sich als DAS neue Gesicht der Skater-Community zu beweisen. Solche Aufgaben unterscheiden sich im Prinzip nicht sehr von normalen Challenges, sind aber oft schwieriger zu absolvieren. Bei Videoshootings kann man Ort und Zeitpunkt über die rechte "Bumper"-Taste selbst auswählen, so wie die Art der Aufgabe, sofern mehrere verfügbar sind. Dabei werden aber öfters mehrere Ziele gesetzt, die von der Aufgabe abhängig entweder zeitgleich oder nach und nach innerhalb weniger Sekunden absolviert werden müssen. Diese Videoshootings sind die schwierigsten Aufgaben von "skate.", bringen den Spieler aber auch am meisten in der Geschichte weiter. Hat man eine ausreichende Zahl von ihnen erfolgreich gelöst, wird man wieder zu einem Fotoshooting eingeladen und erreicht danach sozusagen den nächsten Level. Aber nicht nur Magazine wollen neue Gesichter sehen, sondern auch Firmen, die T-Shirts, Bretter und Accessoires verkaufen, möchten, dass Gewinner ihre Produkte tragen. Man kann Werbeverträge mit vielen der im Spiel verfügbaren Unternehmen abschließen, wie zum Beispiel Adidas, Circa, Baker, Alien Workshop, Autobahn oder Flip. Hunderte von Produkten werden nach und nach im Spiel freigeschaltet, die man in den entsprechenden Geschäften kaufen kann. Trägt man dann das Logo der jeweiligen Firma mit sich herum, erhält man am Ende von Challenges und Spots zusätzlich noch Sponsoring-Kohle. Das ganze Equipment hat aber lediglich einen ästhetischen Wert. An dieser Stelle hätte Electronic Arts ein Stück weiter gehen und allmähliche Verbesserungen einbauen können, um den Langzeitspaß noch weiter zu erhöhen. Realismus: Physik, Aussehen und Sound Ein solch komplexes Spiel wie "skate." benötigt ein ebenso hohes Maß an Realismus, um die Fans anzulocken und an den Controller zu fesseln. Die Physik des Spiels muss so ausgewählt werden, dass alle Tricks gut zu beherrschen sind, das Spiel aber dennoch "wie echt" aussieht. In Sachen Aussehen muss der Spieler von dem, was er vor sich auf dem Bildschirm wahrnimmt, verzaubert werden. Und Straßengeräusche sowie die musikalischen Unterlagen müssen vorhanden, aber nicht aufdringlich sein. EA Black Box hat mit "skate." bewiesen, dass sie zu den Meistern der Spielprogrammierer gehören, da alle drei Punkte perfekt umgesetzt wurden. Anstatt im Detail auf die 45 Lieder sehr bekannter Gruppen einzugehen, die detailreiche Darstellung der vier sehr unterschiedlichen Bezirke der virtuellen Stadt oder die Tatsache, dass jede kleine Bewegung der Spielfigur einen Einfluss auf das Fahrverhalten hat, schauen wir einen einzigen Aspekt des Spiels ganz genau an: den Boden. Die Stadt von San Vanelona ist wie für Skater gemacht, ohne dabei das Flair einer Großstadt zu verlieren. Jede Ecke besitzt eine unterschiedliche Bodenbeschaffenheit, sei es Marmor, Teer, Kopfsteinpflaster, Schotter oder Gras. Jeder der Böden verfügt über eine andere, sehr detailreiche Textur, deren Wiederholungen nur bei sehr hohen Geschwindigkeiten innerhalb der Stadt zu erkennen sind. Das Fahrgefühl auf jedem der Böden ist vollständig von dem auf anderen verschieden. Auf geteerten Straßen ist selbst das Alter der Straßen spürbar, so dass man auf älteren, rissigeren langsamer fährt als auf neueren. Schließlich hängt das erzeugte Fahrgeräusch von dem Untergrund ab, über den man sich gerade bewegt. Risse, Steine und zertretenes Gras sind augenblicklich bereits am Geräusch zu erkennen. Echte Langzeitspieler werden allein an der Tonwiedergabe ablesen können, in welchem Stadtteil sie sich gerade befinden.
|