Uncharted - Drakes Schicksal (PS3) (Sony) geschrieben von Witali Blum
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Sir Francis Drake war ein Entdecker, Freibeuter sowie Vizeadmiral, der in zahlreichen Seeschlachten die Spanier das Fürchten gelehrt hatte. Er umsegelte als erster Engländer die ganze Welt und prägte entscheidend Großbritanniens Erscheinungsbild als eine mächtige Seemacht. "Uncharted - Drakes Schicksal" handelt jedoch nicht von dieser bedeutenden historischen Persönlichkeit, sondern vielmehr von seinem Nachkommen Nathan Drake, der sich als Schatzsucher auf den Spuren seines berühmten Vorfahren bewegt, um einen riesigen Goldschatz zu finden. Wird er das Erbe seines Ahnen als Abenteurer antreten können, zumal Unbekannte den Schatzjäger auf der ganzen Welt verfolgen? Auf Drakes Spuren Das Abenteuer beginnt an Sir Francis Drakes angeblicher letzter Ruhestätte vor der Küste Panamas. Dort bergen während einer Expedition Nathan Drake, Victor Sullivan, "Nates" Partner und Mentor, sowie Elena Fisher, die Moderatorin einer Archäologie-Dokumentationsreihe, einen 400 Jahre alten Sarkophag, der allerdings statt sterblicher Überreste ein Tagebuch mit Hinweisen auf einen sagenhaften Schatz enthält. Bevor man sich über den Fund richtig freuen kann, greifen Piraten das Bergungsschiff an. Mit knapper Not können die Schatzsucher entkommen und machen sich auf die Suche nach Drakes Vermächtnis. Da ein Goldhaufen besser unter zwei Leuten aufgeteilt werden kann, lassen Nate und Sully, Kurzform für Sullivan, die Moderatorin am nächsten Dock zurück. Die ersten Hinweise führen die Helden zu alten Ruinen, die allerdings auf den ersten Blick bereits geplündert zu sein scheinen. Eine genauere Untersuchung fördert weitere Spuren zutage, die schließlich eine Suche quer über den ganzen Globus nach sich ziehen. Leider scheint noch jemand anders von dem Schatz gehört zu haben, denn Nathan wird auf seiner Goldjagd immer wieder von Söldnern angegriffen. Ihre Motivation ist zu Beginn noch unklar, doch eines ist sicher: Nate lässt sich freiwillig gar nichts wegnehmen. "Der Jäger des verlorenen Schatzes" Der Spieler übernimmt die Kontrolle über Sir Francis Drakes unternehmungslustigen Nachkommen und begleitet ihn auf seiner Suche. Dabei muss man den Hinweisen aus dem geborgenen Tagebuch folgen, die gleichzeitig auch Lösungshilfen für die im Spiel auftretenden Rätsel darstellen. Ähnlich wie in "Tomb Raider" oder "Indiana Jones" springt, klettert und hangelt man sich über Hindernisse hinweg, um dem großen Ziel ein Stückchen näher zu kommen. Manchmal darf Nate auch auf einige Fahrzeuge zurückgreifen, wie zum Beispiel einen Jeep oder einen Jetski, die sein Vorankommen beschleunigen. Sehr oft wird die Schatzsuche von zwielichtigen, schwer bewaffneten Gestalten behindert, die den Helden angreifen. In solchen Situationen zeigt sich, dass freischaffende Archäologen keine Bücherwürmer sind, sondern sich mit jeder Schusswaffe ihrer Haut erwehren können. Dabei kann Nathan Handfeuerwaffen wie eine Pistole oder Uzi jeweils einhändig bedienen, während er für das Gewehr und den Granatwerfer beide Hände braucht. Zusätzlich stehen dem Helden Handgranaten zur Verfügung, mit deren Hilfe man große Gegnermassen schnell erledigen kann. Glücklicherweise muss Nate die Goldjagd nicht alleine bestreiten, denn sein Geschäftspartner Sully sowie im späteren Verlauf Elena Fisher, die zu Beginn sitzen gelassen wurde, unterstützen ihn. Dabei greifen sie nicht nur aktiv in Kämpfe ein, sondern geben auch Tipps, wie man im Level weiter vorankommt, sodass der Spieler nie an irgendeiner Stelle stecken bleiben kann. Die aus anderen Titeln bekannten Frustmomente bleiben aus. Dank Francis Drakes Tagebuch gibt es im Spiel praktisch keine Rätsel, die nicht mit einem Blick hinein gelöst werden können. Die Kämpfe in "Uncharted - Drakes Schicksal" können sich in die Länge ziehen, denn die künstliche Intelligenz der Gegner ist selbst im leichtesten der drei verschiedenen Schwierigkeitsgrade, unter denen der Spieler wählen kann, beeindruckend gut. Sehr häufig versuchen sie, den Schatzjäger einzukreisen und ihn aus verschiedenen Richtungen aufs Korn zu nehmen. Man wird gezwungen, so häufig wie möglich die Deckung zu wechseln und je nach Möglichkeit die Gegner einzeln im Nahkampf auszuschalten. Außerdem kann man seine Umgebung in den Kampf mit einbeziehen, wenn man beispielsweise Sprengfässer hinter angreifenden Söldnern zur Detonation bringt. Ferner ist es interessant zu wissen, dass Nathan Drake nie Verbände oder Medikamente im Inventar mitschleppen muss, da "Uncharted - Drakes Schicksal" keinen Lebensbalken für den Helden vorsieht. Bei Verwundungen sieht man das angezeigte Bild immer unschärfer und grauer werden, bis schließlich mit dem Tod der Bildschirm schwarz wird. Glücklicherweise besitzt das Spiel sehr viele automatische Kontrollpunkte, die Nathan nach seinem Ableben das Abenteuer beim letzten Abschnitt wieder aufnehmen lassen. Außerdem kann man das vorzeitige Ende verhindern, indem man dem Helden in sicherer Deckung eine kurze Ruhepause gönnt. Aufgrund der einfachen Rätsel kann sich der Spieler gänzlich auf die Action konzentrieren, sodass das Abenteuer spätestens nach 15 Stunden vorbei ist. Allerdings enthält "Uncharted - Drakes Schicksal" einige versteckte Ziele, die bei Erreichen Bonusmaterial freischalten. So kann man zum Beispiel jeden Level mit besonderer Sorgfalt durchsuchen und versteckte Schätze finden, Gegner mit bestimmten Supercombos in Folge ausschalten oder zufällig viele andere versteckte Missionen erfüllen. In Kombination mit der genialen Grafik motiviert man den Spieler auf diese Weise, das Abenteuer mehrmals zu bestehen. Alles unter Kontrolle Obwohl die Steuerung des Schatzsuchers Nathan Drake nach dem ersten Blick ins Handbuch kompliziert erscheint, weil die Erläuterungen dafür mehrere Seiten in Beschlag nehmen, spielt sich "Uncharted" nach einer kurzen Eingewöhnungsphase recht einfach. Wie aus anderen Action-Adventures gewohnt, dient die "X"-Taste zum Springen und Klettern, während man mit der "Dreieck"-Taste mit der Umwelt interagiert, wozu natürlich auch das Aufheben von feindlichen Waffen zählt. Die "Rechteck"-Taste wird ausschließlich im Nahkampf benutzt, wobei man beim richtigen Timing in Kombination mit anderen Knöpfen für den Gegner tödlich endende Manöver entfesselt. Schusswechsel werden hauptsächlich mit der "L1"-, "R1"- sowie der "Kreis"-Taste geführt. Die ersten beiden Knöpfe dienen dabei dem Zielen und Schießen, während der letzte den Helden in Deckung hechten lässt. Aufgrund der gut entwickelten künstlichen Intelligenz der Gegner muss man bei Kämpfen mit Schusswaffen taktisch vorgehen und immer wieder den Standort wechseln, um nicht sofort von hochgerüsteten Piraten umzingelt zu werden. Das Laufen erfolgt mithilfe des linken Analogsticks und der rechte übernimmt die Kamerasteuerung. Mit "L2" kann man sich umschauen sowie zu bestimmten Zeitpunkten nach einer Aufforderung im Spiel einen Tipp aus dem Tagebuch von Sir Francis Drake bekommen, das für ein schnelleres Vorankommen bei Rätseln sorgt. Das Steuerkreuz übernimmt allgemeine Inventarfunktionen, wobei man mit "Links" eine Handfeuerwaffe sowie mit "Rechts" eine Hauptwaffe aus dem Halfter zieht. Der Knopfdruck nach "Unten" rüstet Nathan mit einer Handgranate aus, deren Flugbahn der Spieler beim Werfen mit dem Sixaxis-Kontroller einstellt. Ferner kann der Held mit "R2" oder "Oben" seine aktuell gewählte Waffe nachladen. Die Bewegungssensoren des Playstation-3-Controllers benutzt man nur noch bei den seltenen Gelegenheiten, wenn Nathan über einen Baumstamm balancieren, beim Hangeln auf eine gegenüberliegende Klippenseite springen sowie sich aus dem Griff eines Gegners im Nahkampf befreien soll. Außerdem ist es im weiteren Verlauf des Abenteuers möglich, Fahrzeuge zu benutzen, sei es als Schütze an einer montierten Lafette oder als Fahrer eines Jetskis. Die Steuerung ändert sich dabei im Vergleich zum Fußgänger nur minimal. Schließlich ist noch erwähnenswert, dass an einigen kritischen Spielstellen eine Tastenkombination am Bildschirm erscheint, die so schnell wie möglich eingegeben werden muss, um eine Spezialaktion auszuführen. Das Auge isst mit Bei der hervorragenden Präsentation von Nathan Drakes Abenteuer haben die Entwickler im Videospielbereich vermutlich neue Maßstäbe gesetzt, denn die detaillierten Texturen auf den Felsen, Pflanzen oder Ruinen, der dynamische Schattenwurf sowie die realistisch wirkenden Licht- und Reflexionseffekte, die man am besten auf Wasseroberflächen beobachten kann, machen das Spiel zu einem optischen Genuss. Die gesamte Umgebung wirkt ebenso echt wie zum Beispiel eine Filmszene aus "Der Jäger des verlorenen Schatzes", sodass die lineare Levelgestaltung nicht weiter negativ auffällt. Die größte Stärke von "Uncharted - Drakes Schicksal" ist jedoch die Tatsache, dass man die für die Spielwelt typische Detailversessenheit auch bei den Spielfiguren umgesetzt hat. So erzeugt Nathan beim Überqueren von Wasserflächen Spritzer und seine durchnässte Kleidung wirft andere Falten als die getrocknete. Die Bewegungen sind fließend, was vor allem bei den Interaktionen mit der Umwelt überzeugend wirkt. Auch zur Strecke gebrachte Gegner folgen den Gesetzen der Physik, indem sie nach verlorenen Gefechten auf eine glaubwürdige Weise zu Boden gehen. Hören und genießen Die musikalische Untermalung von "Uncharted - Drakes Schicksal" steht dem bei der grafischen Gestaltung betriebenen Aufwand in nichts nach. Der Soundtrack betont wie in einem Blockbuster aus Hollywood die jeweilige Situation, sei es zum Beispiel die Suche nach Hinweisen in einem Dschungel oder ein Kampf gegen Piraten auf einer Jacht, und treibt so effektiv den Puls des Spielers in die Höhe. Alle Soundeffekte wie beispielsweise Schüsse, Explosionen oder einfach nur Tiergeräusche wirken äußerst überzeugend. Besitzer von Surround-Anlagen können sich besonders freuen, denn das Spiel unterstützt alle gängigen Mehrkanalformate: "DD 5.1", "DTS 5.1" sowie "PCM 7.1". Die Entwickler leisteten eine sehr gute Arbeit bei der Lokalisierung des Spiels, denn die Spielfiguren unterhalten sich während der Zwischensequenzen in korrektem Deutsch und ihre Gesichts- und Lippenbewegungen passen zu den Dialogen. Die Stimmen der Synchronsprecher stellen die Charaktereigenschaften der Schatzsucher realistisch dar. Zusätzlich ist die wörtliche Rede mit viel Humor gespickt, auch wenn manche Sprüche eher klischeehaft sind. Darüber hinaus kann man zu jedem Zeitpunkt die Untertitel in den "Einstellungen" aktivieren, um eine bessere Verständlichkeit des gesprochenen Textes zu gewährleisten. Sie geben den Gesprächsinhalt exakt und fehlerlos wieder. Fazit "Uncharted - Drakes Schicksal" ist ein Spiel, das vermutlich die Verkaufszahlen von Playstation 3-Konsolen in die Höhe schießen lassen wird, denn kein Titel zuvor demonstrierte so eindrucksvoll ihre technischen Möglichkeiten. Die geniale Grafik, der hervorragende Soundtrack, die einfache Steuerung sowie die spannende Story lassen keine Wünsche offen, auch wenn der Action-Teil gegenüber dem Adventure-Teil etwas zu kurz gekommen ist. Zusammen mit der perfekten deutschen Synchronisation auf Kinoniveau erscheint der Kaufpreis von rund 70 Euro absolut gerechtfertigt, denn der Käufer erhält endlich ein fertiges Produkt, das jeden Cent wert ist. (09.01.2008) |