Dream Stripper (Astragon Software) geschrieben von Carlos Carvalho
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Einen guten Reporter erkennt man daran, dass er die Materie, über die er berichten soll, sehr genau recherchiert, statt sich einfach an den Artikeln anderer zu orientieren, oder, wie es in letzter Zeit in Mode kommt, seine Argumente mit YouTube-Videos zu untermauern. Reviewer sind keine Ausnahme von dieser Regel, doch als DLH.net das Spiel "Dream Stripper" erhielt, war eine Recherche außerhalb von Enzyklopädiewälzen und CNN-Reportagen-Lesen nötig. Zu diesem Zweck holte ich vor ein paar Nächten meinen langen braunen Regenmantel aus dem Schrank, zog meine dunkle Brille an, setze meinen schwarzen Hut auf, stellte den Kragen hoch und sagte zu meiner Freundin: "Schatz, ich gehe nur mal schnell Zigaretten holen". Nach einer kurzen Reise durch die Stadt, bei der ich zwar fragende Blicke erntete, dafür aber nicht erkannt wurde, kam ich zu einem Gebäude mit verdunkelten Fenstern und eiserner Tür. Glücklicherweise erinnerte ich mich noch an die korrekte Klopfreihenfolge aus dem Spiel "Larry in the Land of Lounge Lizards" und konnte mich so am Türsteher vorbeidrücken und den Saal betreten, aus dem laute Musik und warme Luft herausströmten. Drinnen schloss ich meine Augen und öffnete sie wieder im Paradies. Verlassen und vergessen hatte ich eine kalte Stadt zu Winteranfang und eine Welt betreten, die mich mit Wärme und Freundlichkeit begrüßte. Frauen in sparsamen Klamotten waren sichtlich erfreut, mich zu sehen und brachten mir ohne viele Diskussionen eiskalte alkoholische Getränke. Ich wurde an einen Tisch geleitet, an dem auch andere Männer saßen, oft mit einer der spärlich bekleideten Damen auf dem Schoß. Die Tische selbst bildeten eine Sichel um eine Bühne, die, nachdem ein neues Musikstück erklang und das Licht dämmerte, eine wunderbar aussehende Göttin betrat. Sie tanzte zum Takt der Musik, verwendete eine bronzene Stange auf der Bühne, um verschiedene akrobatische Kunststücke vorzuführen und verlor nach und nach ein Kleidungsstück nach dem anderen. Mehrere Stunden später, mit einem dummen Lächeln im Gesicht und einem völlig leeren Portemonnaie, lief ich wieder heim, wo mich ein Zettel an der Tür so eisig wie die frostige Nacht begrüßte: "Dein Abendessen habe ich kalt weggeschmissen, das Geschirr musst du in der Küche noch spülen und eine Decke liegt auf dem Sofa. Wage es bloß nicht, ins Schlafzimmer zu kommen!" Wieder mit der Realität konfrontiert, schlich ich mich in meine Wohnung, spülte das Geschirr so leise es ging und legte mich hungrig auf dem unbequemen Sofa hin. Ich werde die nächsten Wochen noch für diese eine Nacht bezahlen müssen, aber zumindest war ich nun sicher, ein professionelles Review schreiben zu können. Was tut man nicht alles für eine gute Reportage. (Anmerkung der Redaktion: Wir halten den Erfahrungsbericht von Carlos für unrealistisch und übertrieben. Wir wissen beispielsweise, dass sein Regenmantel grau und nicht, wie beschrieben, braun ist.) Gameplay Die Installation des knapp unter 90 MB großen Spiels verläuft entsprechend schnell und unproblematisch. Vor dem Spielstart sollte man das Konfigurationsprogramm ausführen, dort verschiedene Grafikeinstellungen den eigenen Wünschen anpassen und aus der mp3-Liste bis zu 100 Stücke seiner Sammlung wählen. Im Spiel selbst erwacht man in der Stripbar allein mit einer Dame auf der Bühne, die auch ihrerseits nur Augen für den Spieler hat. Verschiedene Tische und Stühle sind im Raum verteilt, in der Ecke befindet sich eine Bar und an den Wänden hängen Bilder des international bekannten Models Bianca Beauchamp. Auf der linken Seite des Bildschirmes findet man eine enorme Liste von Bewegungen, die man ausführen lassen kann: Normales Gehen über Spagat und Busenschütteln bis zu verschiedenen Stangenakrobatiken kann man in einer Auswahl zusammenfassen und dann beobachten, wie sie nacheinander ausgeführt werden. Oben auf dem Bildschirm findet man die Anzeige über seine momentane finanzielle Lage; sie verbessert sich, während die Dame ihre schauspielerischen Künste beweist. Das Geld gibt man wieder aus, indem man die Menüs auf der rechten Bildschirmseite benutzt. Hier findet man fünf im Spiel kostenpflichtige Kostüme, deren Einzelteile während der Tänze für eine bestimmte Zeit ausgezogen werden können. Schließlich kann man die Stripperin einölen und eine Batterie farbiger Lichter einschalten, um das Spiel noch realistischer erscheinen zu lassen. Grafik und Sound "Dream Stripper" lebt von der Grafik. Die Bewegungen sind allesamt flüssig, die Texturen sehen perfekt aus und das intime Lächeln und Augenzwinkern der Frau lassen das Herz des Spielers schneller schlagen. Zwischen programmierten Bewegungen verlaufen die Animationen ebenfalls nahezu fehlerfrei, nur manchmal bemerkt man kleinere Clipping-Fehler. In anatomischer Hinsicht wird die Frau korrekt dargestellt und sieht im Gegensatz zu anderen virtuellen Figuren wie zum Beispiel "Lula 3D" sowohl an- als auch ausgezogen ausgesprochen erotisch aus. Die Physikengine ihres Körpers wirkt sehr realistisch und ist besonders bei den Sprüngen eindrucksvoll. Ihr Gesicht und ihre Augen verfolgen die Kamera des Spielers, die sich frei im Raum mit Maus und Tastatur kontrollieren lässt. Leider wurde beim Ausziehen an Mühe gespart, und so lösen sich Klamotten einfach im Nichts auf. Gegen Ende der bezahlten Zeit tauchen sie wie durch Magie wieder auf. Die Musik ist akzeptabel, aber dadurch, dass man eigene MP3s einbauen kann, auch nicht allzu bedeutsam. Das Geschrei unsichtbarer Gäste ist fast ununterbrochen zu hören und trägt einen wichtigen Teil zur Stimmung bei. "Dream Stripper" stellt mit dem realistischen virtuellen Modell einer Stripperin und Dutzenden möglicher Bewegungen ein sehr erotisches Spiel dar. Die Tatsache, dass die einzige Tiefe des Spiels der Ausschnitt der Frau ist und dem Spieler keine Ziele gesetzt werden, macht es eher zu einem didaktischen Instrument. Ob eine derartige Ausrede bei der Freundin funktioniert, können wir nicht voraussagen; nach unseren Erfahrungen beschwert sie sich eher, dass es ähnliche Spiele nicht auch für Frauen gibt. Deshalb kann jeder, der keine eifersüchtige Freundin hat, bei dem geringen Preis des Spiels auf jeden Fall zuschlagen. (22.12.2006)
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