Pizza Commander

Pizza Commander

(edel interactive)

geschrieben von René Hintz

 

 
Entwickler: Quicksand Entertainment
Publisher: Novitas Publishing
Genre: 3D-Geschicklichkeitsspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Pizza Commander
Preis: 9,90 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Mit einer Stubenfliege im Sturzflug auf mediterrane Spezialitäten

Mit "Pizza Commander" präsentieren edel interactive & Novitas Publishing nicht etwa, wie sich manche vielleicht erhoffen, einen Nachfolger oder Konkurrenten zur altbekannten Wirtschaftssimulation "Pizza Connection", sondern ein quietschbuntes 3D-Geschicklichkeitsspiel, in dem es darum geht, mit der Fliege Eddie unter Zeitdruck in einer riesigen Pizzabackstube Jagd auf Zutaten zu machen, um allerlei leckere Kreationen auf leeren Pizzaböden zu vervollständigen und Punkte zu sammeln.

"Oh la la, willst du eine Pizza?"

Jeder, der in das Geschehen einsteigt, wird mit dem, was dem Auge geboten wird, erst einmal überfordert sein, denn das Interface und die Umgebung wirken auf den ersten Blick extrem überladen und verwirrend. Sich mit dem Insektenpiloten zurecht zu finden, erfordert zunächst Eingewöhnung und man tut als Spieler gut daran (und das nicht nur am Anfang), sich zur besseren Wegfindung stets an dem Radar mitsamt Kompass in der linken unteren Hälfte zu orientieren. Hat man sich dann irgendwann an die Benutzeroberfläche und den Rest gewöhnt, kann es eigentlich auch schon losgehen. Die Steuerung ist dank einer simplen Maus- und Tastaturkombination einfach zu bedienen und bereitet keine großen Schwierigkeiten. Intuitiv bewegt man sich mit den WASD-Tasten hin und her, das restliche Feintuning beim Fliegen und das Aktivieren der Items geschieht mit der Maus.

Man startet in jedem Level auf mehrfach übereinandergelegten imaginären leeren Pizzaböden, die man nacheinander in einem vorbestimmten Zeitlimit in der Regel mit zwei bis vier verschiedenen Zutaten belegen muss. Diese schwirren irgendwo innerhalb des großen quadratischen Raumes (der stets gleich aussieht) herum und müssen angeflogen, im Rucksack verstaut und zurückgebracht werden. Neben dem vorgegebenen Zeitrahmen erschweren dabei überall herumfliegende Pizzakartons das Vorhaben, die man unbedingt meiden sollte, da sie den Flug bei einer Kollision stark abbremsen und man alle bisher eingesammelten Zutaten verliert. Zudem kann man insgesamt nur drei Zutaten mit sich führen und wenn man nur eine davon aus Versehen falsch einsammelt, bringt man unter Umständen den gesamten Kurierdienst durcheinander.

Eddie muss lange Strecken zurücklegen und ist dabei auf die Hilfe diverser Items angewiesen. Am wichtigsten und nützlichsten ist da wohl der goldene Stern, mit dem man für 15 Sekunden einen Affenzahn zulegt und unverwundbar wird. Hilfreich sind zudem die blauen Spiralen, die Eddie umgehend zum Pizzaboden zurückbringen. Weniger sinnvoll ist beispielsweise der magische Magnet, der Zutaten aus mittlerer Entfernung anziehen soll. An und für sich praktisch, nur zieht er auch die gefährlichen Pizzakartons an. Mit jedem Level steigt der Schwierigkeitsgrad langsam an, da die Rezepte immer umfangreicher werden und es immer mehr Pizzen pro Mission zu belegen gilt. Das Spielprinzip bleibt aber stets gleich und man verliert ziemlich schnell die Lust zum Weiterspielen, denn es wird von Stufe zu Stufe sowohl komplizierter als auch hektischer, und damit frustrierender und nerviger. Richtig nervtötend wird es, wenn es gilt, mit Baseballbällen auf Pizzakartons zu ballern, um dadurch Rezepte zu ergattern, die es sonst nirgendwo innerhalb der Karte gibt, da das Ganze absolut zufallsgeneriert abläuft.

Blendergrafik inklusive "Tomaten auf den Augen"-Effekt

Die Optik des Spieles ist zwar bei weitem nicht so "herausragend", wie es die Entwickler auf der Verpackung anpreisen, nichtsdestotrotz bietet das Spiel eine einigermaßen zeitgemäße 3D-Grafik-Engine mit Pixelshader 2.0, ansehnlichem Bump-Mapping, netten Bloom-Effekten und sogar HDR-Ansätze. Letztere erschweren allerdings das ohnehin schon unübersichtliche Spielerlebnis, indem sich der Bildschirm viel zu sehr erhellt und man dadurch unnötig geblendet wird. Zudem tauchen die meisten Pizzakartons, Items und Zutaten erst in einer relativ kurzen Distanz auf, was zwar hardwareschonend sein mag, jedoch unschön aussieht und den Schwierigkeitsgrad künstlich und unnötig erhöht.

"Käse! Peperoni! Käse! Ananas! Käse!"

Musikalisch wird alles mit sage und schreibe drei schlichten Synthesizer-Songs untermalt, die zunächst unscheinbar vor sich hindudeln. Jedoch entwickelt man schnell Antipathie gegen die Tracks, da sie sich bereits nach allerspätestens neun Minuten wiederholen. Wer das Spiel tatsächlich so lange über sich ergehen lassen will, ist vielleicht besser damit beraten, auf die mitgelieferte Musik zu verzichten. Was ebenfalls auf Dauer sehr unangenehm auffällt, ist die Tatsache, dass Eddie dem Spieler mit seiner Stimme (die dem Crazy Frog alle Ehre machen würde) in penetranter Manier alle Zutaten zuruft, die man während seiner Nerven zerreibenden Flugabenteuer aufsammelt. Das immerwährende und in den Wahnsinn treibende Summen und Pupsen des anscheinend vom Teufel gesandten Insekts tut sein Übriges, und man darf den Entwicklern zumindest dafür danken, dass man im Optionen-Menü jeglichen Sound deaktivieren und sich dadurch viel Leid ersparen kann.

Wer Stubenfliegen als lästig empfindet, wird "Pizza Commander" und speziell Eddie förmlich hassen. Das Spiel gibt es für ca. zehn Euro im Handel – ein unter diesen Umständen etwas teurer Spaß, wenn man bedenkt, was allein an Spielumfang geboten wird. Selbst wenn man fest entschlossen ist, sämtliche 15 Missionen durchzuspielen (und damit entweder über große Langeweile verfügt, oder einfach Freude an dem Spiel finden kann), hat man dieses zweifelhafte Vergnügen bereits nach zwei Stunden hinter sich. Dafür gibt es dann auch keine Belohnung in irgendeiner Form, wenn man von Eddies Bild in der Levelauswahl absieht. Wer von Eddie gar nicht genug bekommen kann, der darf sich neben den 15 Einzelmissionen auch noch an einem unverbindlichen freien Spiel vergnügen und sogar seine Highscores auf einem Server im Internet verewigen – aber welcher normale Mensch wird das ernsthaft wollen? Für jüngere Spieler mag der Titel reizvoll sein, aber selbst für diese Zielgruppe dürfte sich das Ganze als zu eintönig und frustrierend erweisen. "Pizza Commander" verleitet unter Umständen selbst den friedfertigsten Menschen dazu, einer Fliege etwas zuleide zu tun und sogar ein eingefleischter Pizzafan wird drauf und dran sein, sein Lieblingsgericht für immer vom Speiseplan zu streichen. Wenn Sie Ihr Geld anders anlegen möchten, dann besorgen Sie sich beim nächsten Heißhungeranfall eine extra große Pizza beim Italiener Ihres Vertrauens … oder sparen Sie auf einen Insektenvernichter.

(18.10.2006)

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