The Secret World

The Secret World

(Electronic Arts)

geschrieben von Matthias Mohr

 

     
 

Das Genre des MMORPGs hat es in den letzten Monaten wirklich nicht leicht. Mit hohen Erwartungen flackert ein Spiel nach dem anderen über die heimischen Bildschirme, um am Ende dann doch nur der von vielen zitierte "Einheitsbrei" zu sein. "The Secret World" (TSW) aus dem Hause Funcom (bekannt durch "Age of Conan") bestreitet an mancher Stelle seinen ganz eigenen Weg und versucht sich dadurch von den bisherigen MMORPGs abzuheben.

Story

TSW spielt Anfang des 21. Jahrhunderts. Zu Beginn des Abenteuers entscheidet sich der Spieler für eine der drei Fraktionen – Templer, Illuminaten oder Drachen. Jede dieser drei Gruppierungen hat ihre ganz eigene Art des Regierens. Die Templer sind höflich und gebildet, beim Kampf gegen die Finsternis jedoch knallhart. Die Illuminaten verstärken ihre Einflüsse durch geschickte Unternehmensmanipulation, auf der Jagd nach Macht und Reichtum. Die Drachen arbeiten verdeckt, erzeugen kleine und unauffällige Nadelstiche, die im Ganzen schließlich zu gewaltiger Zerstörung führen.

Gameplay

Im Charaktereditor kann der Spieler sein Alter Ego – wie aus anderen MMORPGs gewohnt – individuell gestalten. Der Mangel an Auswahlmöglichkeiten (etwa bei der Wahl der Kleidungsstücke) führt jedoch schon zu Beginn des Spiels dazu, dass man auf diverse Mitspieler trifft, die in identischem Shirt oder der gleichen Jacke herumlaufen. Hier hat TSW definitiv Nachholbedarf, sei es in einer größeren Auswahl an Outfits und Accessoires zu Spielbeginn oder der simplen Möglichkeit die genannten Teile entsprechend einfärben zu können.

Ob Singleplayer-RPGs oder MMORPGs, eines haben beide gemeinsam: Sie motivieren den Spieler durch ständige Level-Aufstiege dazu, weiterzuspielen und seine Fähigkeiten und Ausrüstung stetig zu verbessern. In TSW fällt Ersteres allerdings völlig weg!

Diese drastische Veränderung gegenüber anderen MMORPGS wirkt auf den ein oder anderen Spieler womöglich irritierend und kann anfangs sogar den Spielspaß deutlich minimieren. Abhilfe schaffen dabei die sogenannten Kraftpunkte (KP) und Fähigkeitspunkte (FP), welche man als Belohnung für abgeschlossene Aufgaben und das Füllen des Erfahrungsbalkens bekommt. Kraftpunkte investiert der Spieler in zusätzliche Talente der unterschiedlichen Waffengattungen (Fernkampf, Nahkampf, Magie). Fähigkeitspunkte werden benötigt, um beispielsweise Artefakte höherer Stufen tragen und somit bessere Boni erhalten zu können.

Das Questlog bzw. die Annahme von Quests selbst ist gewöhnungsbedürftig und nichts für Ungeduldige. Anders als bei MMORPGs üblich ist es in TSW nämlich leider nicht möglich das gesamte Gebiet nach Aufgaben abzugrasen, um dann eine nach der anderen zu erledigen.

Der Spieler kann neben der Story-Quest nur drei Neben-Quests gleichzeitig verfolgen; jede weitere gefundene und angenommene Aufgabe erfordert das Pausieren einer bis dahin verfolgten Mission. Dies ist besonders ärgerlich, da in Gebieten versteckte Aufgaben, die sich durch Benutzen eines bestimmten Objekts aktivieren, gar nicht auf der Karte angezeigt werden. Hinzu kommen dann natürlich lange und sich wiederholende Laufwege – und das noch dazu ganz ohne jegliches Fortbewegungsmittel (Mount).

Grafik

Die Grafik in TSW schwankt von Gebiet zu Gebiet. So gibt es durchaus sehr stimmige Regionen, die mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet und mit Aufgaben gefüllt sind, jedoch auf der anderen Seite auch wieder recht sterile und kantige Landstriche, die doch unfertig wirken. Auch die einen oder anderen Charaktermodelle (speziell der Spielercharakter) könnten besser aussehen. Im Großen und Ganzen, gemessen an anderen MMORPGs, braucht sich TSW aber nicht zu verstecken. Grafik ist in diesem Genre ohnehin nicht das Wichtigste – siehe WoW.

Sound

Der Sound von TSW überrascht positiv. Die Dialoge der NPCs sind komplett vertont und das überwiegend – das gilt auch für die deutsche Synchronisation. Die Geräuschkulisse harmoniert mit der jeweiligen Umgebung, es wirkt glaubhaft … ein Windstoß, ein Rascheln … Zombies, die einem hinterher grunzen. Immer wieder dreht man sich um, weil man meint, etwas gehört zu haben oder verfolgt zu werden.

Ich habe schon viele MMORPGs gespielt, aber keines hat es bisher geschafft, mich insgesamt länger als sechs Monate zu packen. Auch "The Secret World" wird das nach aktuellem Stand wohl nicht schaffen. Man muss den Entwicklern jedoch Lob zollen, dass sie den Mut aufgebracht haben neue Wege zu bestreiten und diese auf den ersten Blick gut umgesetzt zu haben.

Ich persönlich sehe allerdings deutliche Defizite im Bereich "Langzeitmotivation", wovon ein wirklich gutes MMORPG einfach lebt. TSW fühlt sich meist mehr wie ein Singleplayer-RPG an, weshalb ich es eher Genre-Einsteigern empfehlen würde. Diese sollten dann einige Wochen oder Monate (je nach Spielstil) ihren Spaß an Story und dem Metzeln zahlloser Zombies haben.

(29.08.2012)

 

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