187 - Ride or Die

187 - Ride or Die (PS2)

(Ubisoft)

geschrieben von Johannes Posch

 

It`s Coming!

Es greift um sich! Wie eine große, dunkle und bedrohliche Wolke breitet es sich über der Spielindustrie aus und verschlingt ein Genre nach dem anderen! Der "Ghetto-Slang"! Befreundete Spielfiguren werden schon lange nicht mehr einfach als "Freunde" bezeichnet, sondern sind meist nur noch "Homies". Ein fahrbarer Untersatz heißt auch schon eine ganze Weile nicht mehr "Auto", das wäre nämlich viel zu uncool! So etwas nennt sich jetzt mindestens "Ride" und ist am besten noch "extremely pimped up"! Yeah! Dann wird das Ganze am besten noch von Gangsta-Rappern synchronisiert oder besser noch, die Spielfiguren von selbigen verkörpert. Action-Adventures und Beat´em´Ups gibt es jetzt schon einige mit diesem Setting, doch nun hat diese "Wolke" ein weiteres Ziel ins Visier genommen: Die Rennspiele! Das Endergebnis nennt sich "187 - Ride or Die", kommt von Ubisoft und bringt eine Menge Blei und Feuer mit. Keep it gangsta, homies!

Ärger in da Hood!

Eigentlich war in der Unterwelt von Los Angeles alles in Butter. O.G. (original Gangsta) Dupree hatte sein Viertel fest in der Hand und die Geschäfte liefen gut. Doch auf einmal bildet sich irgend so ein "Latino-Wannabe-Junior-Gangsta" namens Cortez ein, dass er Duprees Territorium für sich beanspruchen könne und lässt diesen deshalb ganze neun blaue Bohnen schlucken. Doch ein echter O.G. lässt sich natürlich nicht so schnell platt machen und deshalb regelt der Chef sein Business einfach von zu Hause aus weiter. Aber dafür braucht er eine Art verlängerten Arm und ratet mal, wen ihr spielen dürft. Richtig! Genau diesen armen Kerl mit Namen Buck, dem einfach mal so klar gemacht wird, dass er sein Leben lang gut behütet worden ist und es jetzt an der Zeit ist, dem Boss den nötigen Respekt zu zollen! Kein Bock? Einfache Regel: Du willst nicht, du stirbst. Doch auch wenn du "willst", heißt es: Gewinnst du, machst du weiter; verlierst du, gibst du den Löffel ab. Keine angenehme Ausgangssituation, aber mit Sicherheit eine gute Quelle der Motivation, um es auf den Straßen von LA ordentlich krachen zu lassen!

Full Throttle 'n' Trigger Happy!

So weit, so unangenehm. Aber viel Zeit zum Überlegen hat Buck ohnehin nicht, also folgt er einfach der schönen "Sekretärin" Duprees zu seinem Wagen, schmeißt sich auf den Beifahrersitz und lädt die Waffe durch. Ab ins erste Rennen! In der Startaufstellung sieht noch alles nach einem recht "normalen" Rennspiel aus. Alle Wagen stehen brav auf ihren Startpositionen, lassen die Motoren ordentlich aufheulen und ihr dürft dieses Schauspiel aus einer übersichtlichen Verfolgerkamera beobachten. Doch nach dem Startschuss ändert sich der Eindruck sofort. Noch auf der ersten Gerade schweben einige Symbole über der Strecke. Sammelt man ein solches, mit Patronen verziertes Icon ein, geht auch schon das Schiebedach auf und Buck streckt seine afroamerikanische Nase in die kühle Abendluft. Und zwar mit einer möglichst großkalibrigen Waffe in der Hand, welche dann sogleich als Werkzeug der Überredung dienen soll, um sich seinen Weg nach vorne bahnen zu können. Doch sie ist nicht das einzige Mittel, das euch zur Verfügung steht, um die Konkurrenz abzuhängen. Es gilt nämlich, neben einem ordentlichen Munitionsvorrat auch eine Boost-Anzeige zu füllen. Das schafft man durch möglichst lange Drifts, die dann den Balken dieser Anzeige langsam nach oben klettern lassen. Der Turbo kann zwar jederzeit verwendet werden, will man aber wirklich über die Strecke fliegen, sollte man warten, bis der Stand an sein Maximum stößt. Dann steht euch nämlich ein "Spezial-Boost" zur Verfügung, der neben einer Motorhaubenansicht und vielen Verwischeffekten vor allem ordentlich Geschwindigkeit verschafft. Doch nur "boosten" reicht nicht, denn wie schon vorhin erwähnt, geht es bei "187 - Ride or Die" vor allem um Schießereien, für die man Knarren braucht. Und davon hat Ubisoft einige eingebaut.

Lock 'n' Load, Bro!

Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, um die Bleispritzen einzusetzen: nach vorne und nach hinten. Wobei Buck aber nach dem ersten Treffer dem Ziel automatisch folgt und man somit nicht darauf achten muss, ständig direkt vor beziehungsweise hinter dem verfeindeten Wagen zu bleiben. An Schießeisen selbst ist bei "Ride or Die" eigentlich fast alles vertreten, was in irgendeiner Weise denkbar wäre. Eine kleine Faustfeuerwaffe, welche die Standardwaffe darstellt und unendliche Munition vorzuweisen hat, eine halbautomatische Glock, oder eine Desert Eagle, die schon größere Löcher in den Lack reißen kann. Und das waren nur die "kleinen" Schießprügel. Dann wären da nämlich noch die vollautomatischen Waffen, wo das Arsenal von einer AK-47, der deutschen G-36 über eine Uzi und MP-5 bis hin zu einer fest montierten Gatling-Gun reicht. Genug? Für Ubisoft noch lange nicht, denn auch zwei Shotguns, eine automatisch, die andere nicht, Molotov-Cocktails, Minen und sogar ein Raketenwerfer wurden implementiert und bringen ordentlich Action auf die Rennstrecke. Wenn man einem Auto übrigens genug zugesetzt hat, explodiert es, was von einer sehr an "Burnout" erinnernde Crash-Sequenz untermalt wird. Nur leider haben die Entwickler es versäumt, an diesem Punkt ein bisschen weiter als bis zu der Explosion zu denken. Denn der eigene Wagen fährt, während es den Gegner zerreißt, munter weiter und wird nach wie vor vom Spieler gesteuert. Passiert das also gerade in einer Kurve oder Ähnlichem, ist es nahezu unmöglich, nicht irgendwie abzufliegen oder zumindest Schlangenlinien zu fahren.

Wer braucht ESP?! Hat er ein Schiebedach?

Was nützen all die Waffen, wenn man den Gegnern nicht hinterherkommt, da man zu Fuß unterwegs ist? Gar nichts! Aber zum Glück gibt es ja Autos und davon ebenfalls nicht wenige. Alles in allem bringt es das Game auf beachtliche 30 fahrbare Untersätze in den vier Kategorien Sportwagen, Muscle-Cars, SUVs und Pickups. Zwar haben sich die Entwickler keine Lizenzen gesichert, aber die meisten Modelle erinnern doch recht stark an "echte" Versionen von aktuellen oder auch schon älteren Fahrzeugtypen. Jeder einzelne Wagen hat ein wenig unterschiedliche Fahreigenschaften, aber bei der Thematik darf man natürlich kein simulationslastiges Fahrverhalten erwarten. Alle Wagen steuern sich leichtgängig, gutmütig und es bedarf keinerlei Eingewöhnungszeit.

Krieg der Gangsta!

Eigentlich gibt es in dem Spiel ja einen Story-Modus. Es gibt auch eine Geschichte, aber leider gestaltet sich die ganze Angelegenheit so, dass hier und da eine Videosequenz eingestreut wird, und dann fährt man wieder mal eine Mission. Diese steht aber eigentlich nie in einem wirklichen Zusammenhang mit dem vorherigen Filmchen. Diese Videos sind zwar meist ganz gut gemacht, aber sie werden eben relativ schnell zu etwas, was man sich eben ansieht, weil’s "cool aussieht", aber nicht mehr. Das ist leider auch der Grund dafür, weshalb das Spiel relativ leicht langweilig werden könnte. Denn obwohl die Rennen selbst, die einen Großteil des Spieles ausmachen, sich ein wenig voneinander unterscheiden, hat man fast immer das dasselbe Ziel: Erster werden. Nur die Rahmenbedingungen ändern sich: So gibt es bei manchen Rennen nur Minen und dann wieder Pistolen. Die anderen Modi, wie zum Beispiel eine Art Deathmatch oder Missionen, in denen man ein bestimmtes Fahrzeug beschützen muss, sind da zwar eine angenehme Abwechslung, kommen aber viel zu selten vor. Auch auf den Strecken selbst haben die Entwickler einige kleine Fehler gemacht, die verhindern, dass "187 - Ride or Die" ein Top-Spiel wird. So ist zum Beispiel die künstliche Intelligenz der Computergegner und des Zivilverkehrs eher dürftig. Vor allem das Verhalten des Letzteren ist einfach nur eigenartig: Wenn ein Mann sich aus dem Schiebedach seines Wagens lehnt und anfängt, auf euren Wagen zu schießen, fahrt ihr doch auch nicht normal und sonntagsfahrermäßig langsam weiter, oder? Bei den Kontrahenten fällt dagegen auf, dass deren KI anscheinend nur darauf programmiert wurde, stur ihre Linie auf den Strecken zu fahren und hier und da auf euch oder einander zu schießen. Daran sind gleich zwei Dinge eigenartig: Erstens wird es dem Spieler so vermittelt, als ob alle Gegner Schergen von Cortez seien, aber warum schießen sie dann auch aufeinander? Und zweitens sind die Strecken gespickt mit kleinen Abkürzungen, auf denen man allerdings immer alleine unterwegs ist, da die Gegner keinerlei Gebrauch davon machen. Das ist zwar angenehm, wenn man einfach nur möglichst schnell das Spiel durchzocken will, aber eben für das Spielgefühl nicht zuträglich.

Aber zum Glück haben die Entwickler auch einige echte Schmankerl eingebaut, wie zum Beispiel einen Coop-Modus, der jederzeit aktiviert werden kann - auch während des Story-Modus´. In diesem Fall übernimmt Spieler Eins das Steuer und darf nicht mehr, wie im Singleplayermodus, gleichzeitig auch über die Waffen und den Boost verfügen. Das übernimmt dann nämlich Spieler Zwei. Aufseiten des Fahrers ändert sich dann an der Steuerung selbst nichts, bis darauf, dass die Knöpfe für das Abfeuern der Waffen und das Aktivieren des Boosts nicht mehr belegt sind. Der Schütze dagegen braucht von nun an nur noch den rechten Analogstick, da er mit diesem die Richtung angeben kann, in die geschossen wird und die Schultertaste R1 für den Turbo. In diesem Modus ist das Spiel gleich um einiges spaßiger, da man sich nicht nur aufeinander verlassen, sondern auch absprechen muss, um gewinnen zu können. Ein anderer Pluspunkt des Spieles sind die freischaltbaren Boni, wie verschiedene Fahrerskins, Autos und Videos, welche dann auch im Multiplayermodus verwendet werden können. Dieser ermöglicht sowohl an einer Konsole als auch online spaßige Stunden mit bis zu vier Zockern gleichzeitig. Hier stehen den Spielern dann die Modi "Whip-Rennen", "Deathmatch" und "Minenfeld" zur Verfügung. Bei "Whip-Rennen" gewinnt einfach wieder derjenige, der genug Gegner dahinmetzelt und Erster wird. Der Pulk kann hier übrigens mit bis zu fünf KI-Fahrern ergänzt werden. Der Modus "Deathmatch" ist eigentlich genau das, was Kenner der Materie sich unter dem Namen vorstellen werden. Eine Arena, bis zu sechs Kontrahenten und eine Menge Blei in der Luft. Wer am meisten Gegner wegputzt, gewinnt. Im "Minenfeld" dagegen muss man einfach wieder ein Rennen gewinnen, wobei Minen die einzigen Waffen sind.

Bling Bling, O.G.-Style!

Optisch hat die von uns getestete PS2-Version wie so oft Stärken und Schwächen. Positiv müssen auf jeden Fall die jederzeit konstante Framerate sowie die schön gemachten Render-Videos erwähnt werden, negativ fallen allerdings das recht starke Kantenflimmern und die teils triste Streckengrafik auf. Die Qualität selbiger schwankt nämlich stark. So sind manche Kurse sehr schön anzusehen, da sie mit einigen Details bestückt wurden und eine schöne Hintergrundtextur das Szenario zum Leben erweckt. Dann verschlägt es den Spieler wieder auf Strecken, die einfach nur wie grau-schwarze Häuserschluchten anmuten und nur selten durch eben mal eingefügte Eye-Catcher wie Tankstellen etwas aufgelockert wurden. Aber dann sind da wieder die tollen Explosionseffekte, die noch dazu durch die stetige Action sehr oft auftreten und das Gesamtbild somit wieder aufwerten. Aber wirft man dann einen genaueren Blick auf die Auto- und Fahrermodelle, wird der Wunsch laut, dass die Programmierer ein wenig mehr Feintuning in das Spiel gesteckt hätten. Alles in allem bleibt die Grafik des Spieles somit leider nur Durchschnitt.

S***, my f****** ride is all f***** up!

Akustisch fährt Ubisoft prominentes Geschütz auf. So konnten sie für die englische (und übrigens auch die einzige) Vertonung solche Stars und Sternchen wie Larenz Tate (Menace 2, Society), Noel Gugliemi (Training Day) und Guerilla Black gewinnen. Der komplette Soundtrack beschränkt sich natürlich auf die Musikrichtung Hip-Hop und wurde eigens für das Spiel geschrieben. Eigentlich passt auch alles ganz gut zusammen, nur leider haben es die Entwickler mit dem Ghetto-Slang ein wenig übertrieben. So werfen die Darsteller regelmäßig mit allen möglichen Schimpfwörtern um sich und verwenden in jedem Satz mindestens einen Ausdruck, der Menschen, die nur "normale" Schul-Englischkenntnisse haben, nichts sagen wird. Zum Glück wurde aber fleißig ins Deutsche übersetzt und alle Dialoge und Videos untertitelt.

Fazit

"187 - Ride or Die" hat leider eine ziemlich ungleichmäßige Motivationskurve. So ging sie zumindest bei mir anfangs steil bergauf, da die bunte Mischung aus Rennspiel, Shooter und Gangsta-Rapper-Setting einfach spaßig ist und es auf den Strecken ziemlich heiß her geht. Aber leider geht dem Spiel nach den ersten Stunden recht schnell die Luft aus. Die Rennen laufen eigentlich fast immer nach demselben Schema ab und die gelegentlichen Abwechslungen wie die Eskort- oder Deathmatch-Missionen können an der Langeweile nicht viel ändern. Auch die technische Verwirklichung ist eher durchwachsen: Die Grafik ist nur Mittelmaß und die Sprachausgabe durch den übertriebenen Slang meist eher lustig als atmosphärisch. Somit kann ich "187 - Ride or Die" leider nur bedingt empfehlen. Wenn ihr auf der Suche nach einem kurzweiligen, schnellen Funracer seid und von einer komplexen Story oder stundenlangen "Dauerdaddelsessions" nichts wissen wollt, könnt ihr euch die Anschaffung gerne überlegen. Sonst würde ich euch eher dazu raten, dass Game eine Weile anzuspielen und dann zu entscheiden, ob euch das erlebte Spielgeschehen auch länger fesseln könnte.

(19.09.2005)

Entwickler: Ubisoft
Publisher: Ubisoft
Genre: Arcade-Racer
Releasedate: bereits erschienen
Homepage: 187 – Ride or Die
Preis: 29,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

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