Top Spin 3 (Wii) (2K Sports) geschrieben von Daniella Boyd
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Mit "Wii Sports" und seiner überaus amüsanten Tennisvorlage war eigentlich sofort klar: Die Wii ist mit ihrer Steuerung wie geschaffen für ein gutes Tennisspiel. Aber wir mussten lange warten, denn bisherige Titel wie "Sega Superstars Tennis" blieben hinter der "Wii Sports"-Version zurück. Doch die Geduldsprobe hat nun ein Ende; mit "Top Spin 3" liefert uns 2K Sports die erste richtige Tennissimulation für die Wii. Ob es nun endlich ein Spiel gibt, das unsere kleinen hüpfenden Miis ersetzen und ein bisschen mehr Atmosphäre schaffen kann? Erfahrt es bei uns im Test. Aufschlag Sobald ihr die wie ein Tennisball aufgemachte "Top Spin 3"-CD eingelegt habt, werdet ihr in das etwas gewöhnungsbedürftige Menü geführt. Gewöhnungsbedürftig ist es deshalb, weil es in Teilen auf dem "Drag & Drop"-Prinzip beruht. Das macht die Menüführung unnötig kompliziert, und auch wenn man den Bogen schnell raus hat, stellt sich immer noch die Frage, warum die einfache Auswahl per Tastendruck nicht konsequent beibehalten wurde. Aber halb so wild, wir wollen ja schließlich Tennis spielen und nicht das Menü anschauen. Das ist auch deshalb vorzuziehen, weil die Hintergrundmusik lediglich aus einem Zusammenschnitt zweier Songs besteht. Auch wenn einer der beiden Songs ein Jamiroquai-Hit ist okay, das mag jetzt nicht für jeden als etwas Positives durchgehen geht die häufige Wiederholung doch allzu bald auf die Nerven. 15:0 für die anderen Also, nicht zu lange im Menü aufhalten und schnell auswählen. Dabei habt ihr die Möglichkeit euch zwischen einem Schaukampf, unterschiedlichen Turnieren oder Partyspielen und dem Tutorial zu entscheiden. Wenn ihr der Meinung seid, dass sich das jetzt nicht gerade nach viel anhört, habt ihr leider Recht. Denn vergleicht man das Spiel mit den Varianten für andere Konsolen, wird schnell klar: Wii-Besitzer müssen sich mal wieder mit einer beschnittenen Version zufriedengeben. Das fängt schon beim Tutorial an. Während Eigentümer der PS3 und Xbox 360 in einem interaktiven Tutorial Schritt für Schritt durch einzelne Lektionen geführt werden, müssen Wii-Spieler sich mit einfachem Text und Bildern begnügen. Der Player-Creator, der es dem Spieler ermöglicht, eigene Charaktere bis ins kleinste Detail auszugestalten, fehlt völlig, womit auch gleich der gesamte Karrieremodus wegfällt. Ein mindestens genauso gravierendes Manko ist der fehlende Online-Modus, der in allen anderen Ausgaben vorhanden ist. Spiel, Satz und Sieg? Somit bleibt euch eigentlich nur noch das Turnier. Zunächst habt ihr die Wahl zwischen einem Tempo-Event und einem klassischen Match. Sind beide Aufgaben gemeistert, werden weitere Turniere freigeschaltet. Wirklich abwechslungsreich sind die einzelnen Partien leider nicht; sobald ihr jedoch die ersten überwunden habt, könnt ihr euch auf die vier Grand Slams freuen. Den Abschluss bildet ein großes 16-Spieler Turnier, bei dem jeder gegen jeden antreten muss. Da das Spielen der Turniere jedoch nach kurzer Zeit eintönig wird und ein Karrieremodus bekanntlich wegfällt, gibt es für den Einzelspieler wenig Abwechslung und Möglichkeiten, was "Top Spin 3" den faden Beigeschmack eines reinen Partyspiels gibt. Immerhin habt ihr es die Möglichkeit, gegen bis zu drei Freunde anzutreten vorausgesetzt ihr besitzt auch die notwendigen vier Wiimotes und Nunchuks. Dabei hängen allerdings Spielspaß und Verletzungsgefahr in der großen Gruppe maßgeblich vom Umfang eures Wohnzimmers ab. Sind die Platzverhältnisse geklärt, kann's auch schon losgehen. Doch auch das Spiel gegen Freunde bleibt leider zu eintönig. Ihr könnt natürlich in einem Schaukampf gegeneinander antreten. Wählt einfach einen der zehn berühmten Schauplätze und 27 Spieler oder Spielerinnen aus und kämpft in einem Einzel- oder Doppel-Match gegen eure Mitstreiter. Dabei habt ihr auch erstmals die Möglichkeit, in die Rollen von Tennisgrößen wie Boris Becker zu schlüpfen. Wenn euch die Schaukämpfe zu langweilig werden und ihr etwas Abwechslung sucht, könnt ihr auf eines von drei Partyspielen zurückgreifen, wobei sowohl "Abwechslung" als auch "Partyspiele" sehr beschönigende Ausdrücke sind. In den Partyspielen "Die Schlüssel", die einmal als Einzelvariante, einmal als Doppelvariante existieren, tretet ihr in einem ganz normalen Match gegeneinander an. Der einzige Unterschied zum Schaukampf besteht darin, dass der Sieger nicht nach Punkten, sondern nach Schlüsseln, die er in Kategorien wie "Tennisarm" oder "höchster Kalorienverbrauch" verliehen bekommt, bewertet wird. Das dritte Spiel, "Der Unbesiegbare", ist ein Tennisturnier, bei dem der jeweilige Sieger eines Kurz-Matches auf dem Platz bleibt und der Verlierer durch den nächsten Spieler ersetzt wird. Das Fehlen sonstiger Minispiele lässt sich wohl dadurch erklären, dass "Top Spin 3" eine möglichst realistische Simulation sein will. Sie hätten zugegebenermaßen nicht ins Konzept gepasst. Tennisarm Okay, "Top Spin 3" bietet keine interessanten Spielereien, aber wie sieht es mit der Umsetzung der Steuerung aus? Der Spielspaß steht ja immerhin im Vordergrund. Wie ihr es wohl schon erraten habt, fungiert die Wiimote als Tennisschläger. Allerdings ist die Steuerung nicht mehr so simpel gestaltet, wie es damals bei "Wii Sports" der Fall war. Ihr benutzt den Analog-Stick des Nunchuks, um euch auf dem Platz zu bewegen und die Richtung eures Balls zu bestimmen. Die Wiimote wird nun seitlich gehalten, sodass euer Zeigefinger die "B"-Taste berührt. Dadurch fühlt sie sich wie ein richtiger Tennisschläger an. Um bei "Top Spin 3" Erfolg zu haben, kommt es auf das richtige Timing an. Begebt euch in Position, während euer Gegner den Ball spielt. Sobald er das Netz erreicht, müsst ihr mit der Wiimote ausholen. Wenn sie in eurer Hand vibriert, könnt ihr den Analog-Stick benutzen, um die Flugrichtung des Balls zu bestimmen. Je länger ihr drückt, desto stärker die Ablenkung, also, aufgepasst, dass der Ball nicht im Aus landet. Wenn der Ball euch erreicht, schwingt die Wiimote nach vorn, um ihn zu schlagen. Der Kniff ist, möglichst synchron mit der Spielerfigur zu agieren. Je genauer eure Bewegungen aufeinander abgestimmt sind, desto stärker der Angriff. Dieses System hat leider zur Folge, dass eure Spielfigur in dem Moment nicht auf euch reagiert, sondern ihr auf sie. Das heißt, wenn ihr einmal zu früh schlagt, trifft euer Spieler den Ball trotzdem, da sein eigener Schlag ja unabhängig von dem euren ist. Lediglich der Angriff wird schwächer, weil das Timing nicht stimmt. In "Top Spin 3" habt ihr eine Reihe von Möglichkeiten, den Flug des Balls zu bestimmen. Ihr könnt unterschiedliche Angriffe ausführen, je nachdem, ob ihr den Ball von oben oder unten schlagt und ob ihr dabei die "Z"-Taste gedrückt haltet oder nicht. Somit ist es erstmals möglich, in einem Tennisspiel der Wii strategisch zu agieren. Bis ihr die einzelnen Möglichkeiten jedoch gezielt einsetzen könnt, bedarf es einiges an Übung. Wenn ihr den Dreh aber einmal raus habt, macht das Spielen richtig Spaß. Auch die Bewegungserkennung funktioniert fehlerfrei. Ein zusätzlicher Spaß besteht darin, dass ihr die Reaktion eures Spielers auf Punkte und Ballverluste selbst bestimmen könnt. Nach jedem Ballwechsel habt ihr die Möglichkeit, eurer Stimmung durch Betätigen des "B"-Knopfes und einer Bewegung mit Wiimote oder Nunchuk Ausdruck zu verleihen. Einige Mängel gibt es bei der Steuerung trotzdem. Das Spiel unterscheidet zum Beispiel nicht zwischen Vor- und Rückhand. Das heißt, ihr spielt alle Bälle von rechts, worunter das authentische Tennisgefühl etwas zu leiden hat. Die Geschwindigkeit der Ballwechsel lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Auch wenn ihr für eure Spielzüge vor allem wegen des Timings etwas mehr Zeit braucht, ist der Spielfluss zu träge. Schade, dass es keine Möglichkeit gibt, die Spielgeschwindigkeit anzupassen. Auch die CPU sind erst sehr spät eine richtige Herausforderung. Schon wieder etwas, was sich leider nicht individuell einstellen lässt. Viel schwerer wiegt jedoch, dass es keine Linkshänder-Einstellung gibt. Das ist einfach eine unverzeihliche Nachlässigkeit. Tennis-Dress Natürlich muss jedem klar sein, dass die Grafik der Wii-Version von "Top Spin 3" nicht mit der anderer Versionen mithalten kann. Doch auch wenn man das berücksichtigt, ist das Spiel in optischer Hinsicht etwas enttäuschend ausgefallen. Besonders auffallend ist das bei den Zuschauern, die sehr detailarm bleiben und lediglich stumm dasitzen, wenn sie nicht gerade bei Großaufnahmen wie in Zeitlupe klatschen. Die Animationen der Spieler im Match sind gut gelungen und Bewegungsabläufe sehen realistisch aus. Die Ausarbeitung der Charaktere im Einzelnen ist weniger schön anzusehen. Einige der markanteren Spieler lassen sich zwar erkennen, bei vielen muss man aber wissen, wen sie darstellen sollen, um sie richtig einordnen zu können. Die Sounduntermalung beschränkt sich auf das Allernötigste. Man hört die Spielgeräusche, den Schiedsrichter und die Reaktionen der Zuschauer. Auf unterschiedlichen Untergründen klingen auch die Schritte anders. Das Laufen auf Gras hört sich dabei allerdings eher so an, als ginge man über Papier. Auch die Rufe und der Applaus des Publikums sind nicht völlig glaubwürdig und klingen eher nach Hinterhof-Turnier. Leider wirkt sich gerade das auf die Atmosphäre aus.
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