Resistance 2

Resistance 2 (PS3)

(Sony)

geschrieben von Witali Blum

 

 
Entwickler: Insomniac Games
Publisher: Sony
Genre: Ego-Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Resistance 2
Preis: 69,95 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

"Resistance: Fall of Man" war einer der ersten Titel, die man für die Playstation 3 bei Verkaufsstart in Europa erwerben konnte. Das Spiel hatte damals die schwierige Aufgabe, den hohen Erwartungen der Erstkäufer gerecht zu werden, zumal es oft zusammen mit der Konsole als Paket über den Ladentisch in den Verkehr gebracht worden ist. Zum Glück wurde niemand enttäuscht, da "Resistance" sowohl mit der Story als auch mit der HD-Grafik punktete. Knapp zwei Jahre später wollen die Entwickler an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen und mindestens etwas bieten, das sich gegen die knallharte Konkurrenz durchsetzt. DLH.Net hat getestet, ob "Resistance 2" mehr als nur die Fortsetzung der Story um den Helden Nathan Hale beinhaltet.

Die Invasion

Der Einzelspielermodus von "Resistance 2" setzt die Geschichte des amerikanischen Sergeants Nathan Hale an der Stelle fort, wo "Resistance: Fall of Man" aufgehört hat. Nur mit großer Mühe konnten die U.S.-Streitkräfte den Vormarsch der Chimera, einer blutrünstigen Alienrasse, in England aufhalten. Dabei mussten sie herbe Verluste einstecken, da die Menschen den modernen Waffen sowie dem assimilierenden Virus der Außerirdischen nicht gewachsen waren. Nur der glückliche Umstand, dass einige Soldaten nicht in "gleich gesinnte" Monster verwandelt wurden und sie fortan die Waffen der Fremdlinge gegen sie verwenden konnten, wendete das Blatt auf dem Schlachtfeld. Leider genügte ein Sieg in Europa nicht, um die Invasion zu stoppen, denn kurze Zeit später beginnen die Chimera mit einem konzentrierten Angriff auf die Großstädte der Vereinigten Staaten. Klarer Fall, dass Sergeant Hale wieder aushelfen muss.

Dieses Mal ist der Held nicht auf sich allein gestellt. Er erhält Unterstützung von Elite-Soldaten, die sich "Sentinels" nennen und sich ebenso wie Nathan mit dem Chimera-Virus infiziert haben. Abgesehen davon, dass auch sie Resistenz gegen die Mutation zur Bestie zeigen, erhalten sie "Inhibitoren", die ein Voranschreiten der Krankheit verlangsamen. Die moderne Medizin kann gerade noch die Metamorphose des Helden zum verhassten Feind verhindern. Bevor sich Sergeant Hale noch richtig erholen kann, muss er bereits seinen Wert beweisen, als die Basis, auf der er sich befindet, von einem hochhausgroßen Koloss, einem Mech-ähnlichen Fahrzeug, angegriffen wird. Damit nicht genug, auch reguläre Alien-Infanterie mischt bei dem unerwarteten Besuch kräftig mit, so dass der Protagonist alle Hände voll zu tun hat.

Der Widerstand

Die erste Überraschung erlebt der Spieler bereits nach dem Einlegen der BluRay-Disc, denn die Installation des Spiels dauert nur 90 bis 120 Sekunden und begnügt sich mit knapp 400 Megabyte Speicherplatz. Normalerweise ist man inzwischen gewohnt, dass HD-Grafikkracher pro Titel satte fünf Gigabyte fressen. Wer nun annimmt, das Ganze gehe auf Kosten der Ladezeiten, unterliegt einem großen Irrtum, da im gesamten Spielverlauf keinerlei Verzögerungen zu bemerken sind. Selbst nach dem vorzeitigen Ableben im Gefecht setzt man die Mission schnell am letzten Kontrollpunkt fort. Bei der riesigen Fülle an Animationen, Spezialeffekten sowie dem extrem weitreichenden Blick durch die Levels fragt man sich zu Recht, wie die Entwickler es technisch überhaupt geschafft haben, dem Spieler in Erinnerung zu bringen, dass die Playstation 3 immer noch eine Konsole und kein PC ist.

Wie in "Resistance: Fall of Man" besteht die Hauptaufgabe darin, die Chimera-Invasoren in ihrem Vormarsch zu stoppen. Dabei verfügt der Protagonist neben altbekannten Waffen wie dem M5A2-Karabiner der menschlichen Truppen oder dem Bullseye-Gewehr der Bestien auch einige neue Schießprügel, die sich vor allem durch einen interessanten sekundären Feuermodus auszeichnen. Zum Beispiel findet Sergeant Hale einen Magnum-Revoler, der mit brisanter Munition geladen ist, die aber erst beim Drücken der Sekundärfeuer-Taste explodiert. So kann man die erschossenen Feinde noch dazu verwenden, um etwaige nichts ahnende Nachzügler in eine tödliche Falle zu locken. Nur schade, dass der Held nur zwei Feuerwaffen mit sich führen kann, denn jedes Kriegsgerät besitzt spezifische Vorteile, die für einen Gegnertyp besonders gefährlich sind. Ergänzt wird das Arsenal durch verschiedene Handgranaten, die entweder wie gewohnt in die Luft gehen oder aber auch als Brandsätze wirken.

Neben dem altbewährten Kanonenfutter haben die Chimera neue Spezialisten in ihre Reihen aufgenommen, die den Menschen das Überleben erschweren. So besitzen beispielsweise "Verwüster" einen undurchdringlichen Schutzschild, der sie - sowie ihre Verbündeten - vor den meisten Waffen schützt. Nicht zu unterschätzen sind auch die "Chamäleons", die sich unsichtbar machen können. Der Held ist darauf angewiesen, sie durch Geräusche zu orten, da sie sich nur zeigen, wenn es schon fast zu spät ist, um dem tödlichen Nahkampfangriff durch meterlange, rasiermesserscharfe Klauen zu entkommen. Die größte Herausforderung stellen allerdings die Endbosse dar, die meistens so riesig sind, dass sich der Spieler mit seinem popeligen Raketenwerfer komplett wehrlos vorkommt, zumal man in solchen Konfrontationen nicht auf die Hilfe der "Sentinels" hoffen kann.

Generell sind die unterstützenden Truppen keine großen Leuchten, wenn es darum geht, intelligent gegen den Feind vorzugehen. Sie laufen stur den geskripteten Weg entlang und treffen nur Feinde, die zufällig in die Schusslinie geraten. Auf diese Weise haben zumindest die regulären Soldaten keine Chance gegen die Infanterie der Chimera, die sogar ab und zu Granaten werfen, um den Spieler hinter seiner Deckung hervorzulocken. Dafür sind Schlüsselcharaktere, die Sergeant Hale in manchen Missionen begleiten, nahezu unsterblich und können zumindest das Feindfeuer für einige Sekunden auf sich ziehen, so dass man die Aliens gemütlich aus weiter Entfernung mit einem Scharfschützengewehr ausschalten kann. Diese Taktik mag feige sein, doch sie verhindert immerhin, dass der Protagonist viel zu oft stirbt, da er im Vergleich zum Vorgängertitel viel weniger Treffer einstecken kann und immer wieder in Deckung gehen muss, um die Gesundheit zu regenerieren.

Nach knapp zehn Stunden ist der Einzelspielerpart von "Resistance 2" zu Ende und man kann ihn mit einem höheren Schwierigkeitsgrad erneut in Angriff nehmen, um viele Trophäen für die Ruhmeshalle im Playstation-3-Menü zu verdienen. Auf lange Sicht hin steigen jedoch die meisten Spieler auf den Mehrspielermodus um, der entweder riesige Massenschlachten mit bis zu 60 Kämpfern auf einer Karte erlaubt, oder aber man versucht sich mit acht Freunden an kooperativen Missionen, die den Handlungsstrang des Einzelspielermodus verfolgen. Dabei kommen Spieler auch in den Genuss, Erfahrungspunkte verdienen zu können, die sie für Multiplayer-exklusive "Berserker"-Fähigkeiten ihres Charakters ausgeben können. "Adrenalinschub", "Chimärenwut" oder "Prototyp-Munition" sind nur ein kleiner Teil der möglichen Upgrades, die das digitale Alter Ego schneller sowie stärker machen. Der einzige Dämpfer für Neueinsteiger ist die Tatsache, dass seit dem Erscheinungstermin viele alte Hasen aus "Resistance: Fall of Man" mit ihren Clans die Multiplayer-Schlachtfelder des Nachfolgers dominieren und man zumindest zu Beginn mit vielen frustrierenden Bildschirmtoden konfrontiert wird.

Die Technik

Die Entwickler haben sich die Freiheit genommen, die Steuerung in "Resistance 2" zu überarbeiten, so dass die Gefechte nun leichter von der Hand gehen. Für die beiden Feuermodi der Waffen sind in der Standardbelegung fortan die "R"-Trigger zuständig, während man mit "L1" den Gegner gezielt aufs Korn nimmt. "L2" besitzt eine duale Funktion, die den Protagonisten beim kurzen Drücken in die Hocke versetzt und beim Halten zu einem Sprint veranlasst. Während man die Bewegung sowie das Blickfeld des Helden wie in anderen Ego-Shootern durch die beiden Analogsticks lenkt, löst man einen Nahkampfangriff mit "R3" aus. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die Symboltasten wie folgt belegt: "X" erlaubt es Sergeant Hale, über Hindernisse hinweg zu springen, bei "Kreis" wirft man eine Granate, "Dreieck" interagiert mit der Umwelt oder schaltet zwischen den Waffen um, und "Quadrat" lädt den aktuellen Schießprügel nach, sofern noch Munition dafür vorhanden ist. Schließlich dient das Steuerkreuz überwiegend dazu, um auf das Inventar zugreifen zu können. Natürlich dürfen Spieler, die sich zu sehr an die Steuerung von "Resistance: Fall of Man" gewöhnt haben, jederzeit im Einstellungsmenü eine alternative Tastenbelegung festlegen.

Die Sicht

"Resistance 2" kann sich wirklich sehen lassen, denn die HD-Grafik des Vorgängers ist von den Entwicklern deutlich verbessert worden. Im Vergleich zu Sergeant Hales erstem Feldzug gegen die Außerirdischen wirkt die gesamte Umgebung farbenfroher und realistischer. Die Spezialeffekte ziehen den Spieler in ihren Bann, indem sie ihm das Gefühl vermitteln, selbst an einer infernalen Schlacht teilzunehmen. Jede noch so kleine Explosion erzeugt eine authentische Druckwelle, die stets von einem Lichtblitz mit Rauchentwicklung begleitet wird. Obwohl das Leveldesign genretypisch linear ist, langweilt man sich zu keinem Zeitpunkt, da die Umgebung durch Insomniac Games äußerst detailliert und abwechslungsreich gestaltet worden ist. Es macht viel Spaß, sich nicht nur durch Gebäude oder Korridore sondern auch Wälder zu bewegen und dabei auf grafische Spielereien zu stoßen, die nicht einmal vor den Gegnern halt machen. Zum Beispiel trifft man in einem Waldareal auf Chamäleon-artige Bestien, die optisch mit dem Hintergrund verschmelzen, so dass sie ungesehen den Protagonisten im Nahkampf erledigen können - "Predator" lässt grüßen. Schließlich muss man besonders hervorheben, dass alle Zwischensequenzen ruckelfrei die Handlung zeigen und dabei dieselbe Grafikqualität wie das eigentliche Spiel besitzen. Auf diese Weise vermittelt man im Einzelspielermodus ein einheitliches Spielerlebnis, das nicht durch aufpolierte Videofetzen unterbrochen wird.

Der Lauschangriff

Die Soundeffekte in "Resistance 2" erzeugen auf Grund ihrer guten Qualität und der Unterstützung von Dolby Surround eine einzigartige Atmosphäre, die je nach Situation entweder einen gruseligen, spannungsgeladenen oder trügerisch ruhigen Charakter besitzt. Außerdem haben die Entwickler anscheinend bei der deutschen Synchronisation großen Wert darauf gelegt, dass die Charaktere sich in richtigem Deutsch, passend zu den Lippenbewegungen, während den Zwischensequenzen unterhalten. Die Hintergrundmusik spielt in "Resistance 2" eine eher untergeordnete Rolle, da die meisten Spieler sie vermutlich abschalten, weil sie so die herannahenden Gegner im Einzel- sowie Mehrspielermodus besser hören können.

Fazit

Insomniac Games hat bei "Resistance 2" ganze Arbeit geleistet und einen würdigen Nachfolger für einen der ersten Toptitel für die Playstation 3 in Europa geschaffen. Obwohl der Umfang des Einzelspielermodus stark verringert worden ist, braucht man sich als Käufer nicht um sein Geld betrogen zu fühlen, da dem Spieler dafür viel mehr Inhalte im Mehrspielermodus, auf den früher oder später jeder Ego-Shooter-Zocker zurückgreift, geboten werden. Zusammen mit der deutlich verbesserten HD-Grafik, den realistischen Spezialeffekten sowie dem passenden Sound ist "Resistance 2" mehr als nur einen Blick wert. Wenn man bedenkt, was für eine Qualitätssteigerung der ohnehin gut gelungene Vorgänger des Titels erlebt hat, freut man sich bereits auf eine mögliche Fortsetzung aus der gleichen Spieleschmiede.

(08.01.2009)

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