Shattered Union

Shattered Union

(Take 2 Interactive)

Geschrieben von Sebastian Böhm

 

Die USA stehen in Flammen, San Francisco ist dem Erdboden gleichgemacht und da, wo Washington einmal war, klafft nun ein riesiger Krater. Die einstige Weltmacht liegt im Sterben. Marodierende Banden ziehen durch die Straßen. Ganze Bundesstaaten erklären sich für unabhängig und selbst ehemalige Verbündete kennen nur noch ihre eigenen Interessen. Das alles klingt wie ein böser Traum? Schön wäre es … willkommen in der Welt von Shattered Union.

Ein Land am Abgrund

In Pop Tops neustem Game geht es um einen zweiten amerikanischen Bürgerkrieg, der das Land vollends zu zerreißen droht. Der Ärger beginnt damit, dass David Jefferson Adams zum wohl umstrittensten Präsidenten aller Zeiten gewählt wird. Kurz darauf nimmt der Terror drastisch zu und Adams verhängt das Kriegsrecht über weite Teile der USA. Nach seiner Wahl zünden Terroristen einen nuklearen Sprengsatz in Washington DC. Nicht mehr und nicht weniger als ein gigantischer Krater bleibt zurück und die Europäische Union besetzt das, was von Washington noch übrig geblieben ist, um internationale Interessen zu wahren. Das Land stürzt ins Chaos und der kalifornische Gouverneur erklärt seinen Bundesstaat für autonom. Dieses Ereignis löst eine ganze Welle von Unabhängigkeitserklärungen aus und führt dazu, dass zu Beginn des Games sieben Fraktionen um die Vorherrschaft innerhalb der ehemaligen Vereinigten Staaten von Amerika kämpfen. Zusätzlich zu den sechs verfeindeten amerikanischen Bundesstaaten kommt auch noch die Europäische Union hinzu, deren Aufgabe die Wiederherstellung des Staatenbundes ist. Zusätzlich mischt Russland mit, das sich jedoch eher im Hintergrund aufhält.

Schwer, Schwerer, Shattered Union

Shattered Union ist seit Langem mal wieder ein Strategietitel eines namenhaften Publishers, der eben nicht auf möglichst realistische Echtzeitstrategie, sondern auf rundenbasierte Hexfeldstrategie setzt. Nichtsdestotrotz hat man, wie in den meisten Strategietiteln, die Wahl zwischen drei verschiedenen Modi. Der Kampagnenmodus ist sicherlich das Herzstück eines jeden Strategie-Games und so ist es auch nicht verwunderlich, dass das Hauptaugenmerk bei Shattered Union hierauf liegt. Entscheidet man sich für diesen Modus, gelangt man zur Kampagnenkarte. Diese Karte stellt die USA dar, unterteilt in 23 Sektoren, die jeweils von einer der sieben verschiedenen Mächte kontrolliert werden. Jede amerikanische Fraktion herrscht zu Beginn über mindestens drei, meistens sogar vier Gebiete. Lediglich die Europäische Union verfügt über nur einen Einflussbereich, nämlich den Raum um Washington DC. Obwohl Russland als achte Partei mitmischt, verfügt es über keinerlei besetztes Land auf dem amerikanischen Kontinent und kann auch nicht direkt vom Spieler kontrolliert werden. Nun muss man sich entscheiden, welcher Fraktion man zum Sieg verhelfen möchte.

Jede Gruppe verfügt zu Beginn über eigenes Territorium, eine bestimmte Summe Geld, die je nach Anzahl der besetzten Gebiete variiert, sowie über ein Kontingent an Truppen. Die Soldaten müssen gehegt und gepflegt werden, da sie das einzige Mittel sind, um die eigene Herrschaft über andere Fraktionen zu sichern. Zusätzlich verfügt jede Partei über verschiedene Spezialeinheiten, welche deutlich teurer, aber auch wirkungsvoller als herkömmliche Standardtruppen sind. Hat man sich für eine Partei entschieden, bestimmt man auch sogleich ein beliebiges Angriffsziel, welches jedoch an einem von dem Spieler kontrollierten Gebiet grenzen muss. Hat man sich für einen Feind entschieden, gelangt man in ein neues Menü, in diesem sucht man sich die für den Angriff benötigten Truppen aus oder man kauft sich neue hinzu. Diese kosten aber je nach dem, was man kauft, unterschiedlich viel Geld, zum Beispiel kosten gepanzerte Einheiten deutlich mehr als ungepanzerte Truppen. Wer sich gar eine Spezialeinheit leisten will, muss tief in die Tasche greifen. Auch das Reparieren oder der Verkauf von Einheiten ist möglich, kostet jedoch wieder ein kleines Vermögen. Bereits bei der Truppenauswahl muss äußerst überlegt vorgegangen werden, da man hier bereits den Grundstein für einen späteren Sieg oder aber für eine Niederlage legt. Truppen, die später zur Verteidigung bereitstehen sollen, werden einfach im Streitkräfte-Pool zurückgelassen.

Gekämpft wird Zug um Zug und nachdem man seine Runde beendet hat, ist der Gegner an der Reihe. Diese banale Tatsache führt hier aber zu einem schwerwiegenden Problem: Hat der Spieler mit allen Einheiten ein verfeindetes Gebiet angegriffen und übernommen, so ist sein Ausgangsterritorium ungeschützt und kann jederzeit eingenommen werden. Wenn man nun aber nur mit einem Teil der Truppe angreift, wird man es sowohl beim Angriff auf das feindliche Territorium als auch bei der Verteidigung seines Hoheitsgebietes sehr schwer haben. Diese Tatsache macht das Game selbst auf dem einfachsten der drei wählbaren Schwierigkeitsgrade unglaublich anspruchsvoll. Wenn man sich dann mal für eine hoffentlich erfolgreiche Strategie entschieden hat und eine verfeindete Nation angreift, schaltet das Game direkt ins Spielgeschehen.

Man befindet sich nun in der Aufstellungsphase, auf der man seine Truppen möglichst effektiv auf dem Schlachtfeld positioniert. Dafür stehen dem Spieler zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder man kümmert sich selbst darum, wo die Einheiten aufgestellt werden sollen, oder aber man überlässt der KI die Arbeit, was jedoch meistens dazu führt, dass die Truppen zu weit voneinander entfernt sind, um sie erfolgreich einsetzen zu können. Als Erstes wird immer der Flugplatz in der Aufmarschzone platziert. Er ist wichtig, da von dort aus Luftoperationen gegen den Feind geflogen werden. Wird er eingenommen oder zerstört, so sind alle Flugzeuge, die man in dieser Schlacht eingesetzt hat, verloren.

Jeder Einheitentyp verfügt über verschiedene Bewegungs-, Verteidigungs- und Angriffswerte. Diese entscheiden darüber, wie weit sich die Einheit pro Runde bewegen kann und wie gut sie im Angriff und Verteidigung ist. Die Steuerung der Einheiten ist sehr simpel gehalten. Mit einem Linksklick aktiviert man die entsprechende Einheit, um sie dann mit einem weiteren Linksklick auf das jeweilige Hexfeld zu bewegen. Ähnlich einfach ist das Angreifen von Feinden. Ist man in der Lage feindliche Truppen anzugreifen, färbt sich der Hexfeldrand rötlich und mit einem weiteren Klick auf den Gegner, wird dieser unter Beschuss genommen. Mit dem Mausrad hat man jederzeit die Möglichkeit ins Geschehen hinein- oder herauszuzoomen.

Zu beachten ist, dass die Einheiten regelmäßig betankt und mit neuer Munition versorgt werden müssen. Dies geschieht automatisch, indem man die Einheit einfach eine Runde lang nicht bewegt. Schon nach dem ersten Scharmützel mit gegnerischen Truppen fällt die gute und konsequente KI auf. Sie sucht systematisch Schwachstellen in unserer Truppe und nutzt diese gnadenlos aus. Bei Shattered Union gilt, wie bei vielen Strategietiteln, das Stein-Schere-Papier-Prinzip. So hat die normale Infanterie kaum eine Chance gegen einen ausgewachsenen Kampfpanzer. Sie wiederum wird von Kampfhubschraubern oder Bombern sofort zu Altmetall verarbeitet, während diese von Flugabwehrwaffen schneller vom Himmel geholt werden als sie "Mayday" funken können. Dieses Feature führt dazu, dass man äußerst vorsichtig vorgehen muss. Man kann den Kampf zu seinen Gunsten verändern, indem man die natürlichen Gegebenheiten der Landschaft nutzt. So braucht man zwar recht lange, um ein Gebirge zu erklimmen, doch bietet dieses hervorragende Deckungsmöglichkeiten. Auch Einheiten, die innerhalb einer Stadt stationiert sind, sind deutlich besser geschützt.

Spätestens nach dem ersten Angriff kommt man zur großen Besonderheit von Shattered Union, dem politischen Ruf. Je nachdem, ob man Kollateralschäden in Kauf nimmt oder nicht, ändert er sich. Greift man zum Beispiel Infanterie mit Bombern an, die sich in der Innenstadt verschanzt haben, so kann man sicher sein, dass man die Innenstadt beschädigt, wenn nicht sogar vollkommen zerstört. Dass Atombomben von einer Innenstadt herzlich wenig übrig lassen und den politischen Ruf mehr als negativ beeinflussen, dürfte klar sein. Doch was bewirkt der "politische Ruf"? Er sorgt dafür, dass sich Partisanen gegen einen wenden, oder aber auf die Seite des Spielers wechseln. Hier kommt Russland ins Spiel. In regelmäßigen Abständen wirft Russland Upgrades in Form von Einheiten oder Geld über den Schlachtfeldern ab. Hat man sich ein gutes Image zugelegt, unterstützt Russland den Angriff. Ist es schlecht, so unterstützen die Russen die Feinde.

Ein anderes besonderes Feature sind die drei Spezialfähigkeiten der einzelnen Fraktionen. Am Anfang jeder Schlacht sind sie recht schwach ausgeprägt. Je weiter man sich von dem Ausgangspunkt entfernt und sich dem Gegner nähert, umso stärker werden sie. Manche geben einem die Möglichkeit besonders viel Schaden anzurichten, manche die Möglichkeit eigene Einheiten zu heilen. Einmal eingesetzt muss man eine bestimmte Zeit warten, bis man sie wieder benutzen kann. Gewonnen hat man eine Schlacht, wenn man entweder alle feindlichen Einheiten vernichtet, oder aber alle wichtigen Punkte der Karte besetzt hat. Welche Punkte das sind, entnimmt man der Karte. Oft sind es große Städte und besondere Bauwerke wie Waffenfabriken oder Denkmäler. Gewinnt man die Schlacht, so wird das besetzte Gebiet dem eigenen Territorium hinzugefügt. Wie viel es einbringt, hängt davon ab, was sich in diesem Gebiet, zum Beispiel Waffenfabriken oder Flughäfen, befindet. Nach einer Schlacht hat man dann die Möglichkeit, wieder neue Einheiten zu kaufen und/oder beschädigte Einheiten zu reparieren. Nun ist der Gegner dran und der Jäger wird zum Gejagten. Man greift nicht mehr an, sondern verteidigt. Dieses Wechselspiel zieht sich durchs ganze Game und das solange, bis man entweder alles beherrscht oder alles verloren hat.

Außer der Kampagne gibt es noch den Gefechts- und den Multiplayermodus, dort kann man alles nach Belieben, wie die Karte, das Geld, die Einheiten, den Angreifer, den Verteidiger und eine Menge mehr, anpassen. Wer eher auf schnelle Action aus ist, bevorzugt diesen Modus. Außerdem hat man hier die Möglichkeit mit Russland ins Spielgeschehen einzugreifen. Im Multiplayer-Modus kann man nun seinen menschlichen Gegnern gegenübertreten, was dem Spiel eine zusätzliche Würze verleiht. Eine Besonderheit hier: Man kann auch gegen Leute antreten, die das Game über die Xbox betreiben. Wie im Gefechtsmodus kann man hier sämtliche Parameter gemäß den eigenen Vorlieben anpassen. Gespielt wird über das Internet, LAN oder aber zu zweit an einem PC.

Grafik

Besonders Rundenstrategietiteln wird oft eine veraltete und nicht mehr zeitgemäße Grafik nachgesagt. Das kann man von Shattered Union jedoch glücklicherweise nicht behaupten. Die Schlachtfelder sind äußerst realistisch und detailliert dargestellt. Städte strotzen nur so vor Sehenswürdigkeiten und auch die Landschaften sind sehr abwechslungsreich. Besonders schön sind die Gewässer, da hier moderne Vertex- und Pixelshader verwendet werden. Richtig auftrumpfen kann die Landschafts- und Umgebungsgrafik erst bei Gefechten, da diese durch Beschuss verändert wird. Wenn Bomber Städte angreifen, bilden sich Rauchsäulen und große Gebäude stürzen einfach in sich zusammen. Bei besonders heftigen Attacken, wie der Atombombe, bilden sich riesige Krater und ganze Feuerstürme brechen aus. Die Landschaft ist bis zu einem bestimmten Grad zerstörbar. So brennen Bäume ab und Brücken stürzen ein. Auch die Animationen der Einheiten sind gut gelungen. Das Einzige woran man Kritik üben kann, ist die Farbwahl der Einheiten. Alle haben die Farbe der jeweiligen Fraktion, was dazu führt, dass besonders die Infanterie mehr nach Spielzeugsoldaten, als nach realistischen Einheiten aussieht. Darüber kann man jedoch hinwegsehen.

Sound

Bei einem Strategietitel kommt es besonders auf eine realistische Wiedergabe der einzelnen Waffengattungen an. Panzer sollen sich anhören wie Panzer und nicht wie eine fahrbare Gurke. Bei Shattered Union scheinen sich die Entwickler diesen Satz zu Herzen genommen zu haben: Alle Einheiten hören sich durchwegs realistisch an. Besonders die kleinen Einzelheiten, wie das warnende Piepen beim Abschuss eines Hubschraubers, erfreuen so manchen Gamer. Bei entsprechenden Boxen hören sich Gefechte besonders dramatisch an. Zum Beispiel wenn ein Panzer einen Schuss abfeuert, der dann mit entsprechender Lautstärke durch den Subwoofer wiedergegeben wird. Bei der Hintergrundmusik scheiden sich wieder die Geschmäcker. Die Einen finden sie passend, die Anderen schalten die sich oft wiederholende Musik einfach ab. Insgesamt ist die Soundkulisse aber durchaus gelungen und weiß zu beeindrucken.

Shattered Union ist eine positive Überraschung in einer Zeit, wo viele Publisher lieber auf "sichere" Fortsetzungen setzen, als auf innovative Titel. Das Rad erfindet Shattered Union zwar auch nicht neu, weiß aber Fans von Strategietiteln und auch manch’ Anderen zu überzeugen. Gute Grafik, ein nicht völlig verbrauchtes Szenario und eine gute Soundkulisse sind überzeugende Argumente. Das einzige Problem, was Shattered Union wirklich hat, ist der hohe Schwierigkeitsgrad, dieser wird viele Gelegenheits-Gamer im ersten Moment abschrecken. Wer sich jedoch länger damit befasst, wird mit einem guten Titel belohnt.

(08.11.2005)

:

- Betriebssystem: Windows 98/2000/ME/XP

- Prozessor: 800 MHz (Pentium oder AMD)

- RAM: 128 MB

- Grafikkarte: 3D 128 MB (GeForce 4)

- Plattenplatz: 1,4 GB

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