Seewölfe - U-Boote auf Jagd Eine Erweiterung für Silent Hunter III (X1 Software) geschrieben von Anke Morbitzer
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Einleitung Keine Simulation ist perfekt. Bereits kurze Zeit nach der Veröffentlichung eines Spiels wie Silent Hunter III schießen die Mods wie Pilze aus dem Boden. Manchmal werden Unstimmigkeiten und Fehler ausgebügelt, aber oft wird das Spiel deutlich erweitert und verändert. Jetzt hat sich die Softwareschmiede X1 Software dieser Problematik angenommen und veröffentlicht das Addon "Seewölfe" für Silent Hunter III. Die Ergänzung ist dabei ganz ohne Zutun von Ubisoft entstanden und wird auch von deren Seite nicht unterstützt. Story Im Spiel Silent Hunter III befindet man sich im Zweiten Weltkrieg und kommandiert ein deutsches U-Boot. Der Hauptschauplatz ist dabei der Atlantik, wo sich tatsächlich ein Großteil des Seekriegs abgespielt hat. Wer sich aber noch an die beiden Vorgängerversionen erinnert, erkennt den Unterschied schnell. In beiden Versionen befand man sich auf einem amerikanischen U-Boot im Pazifik und kämpfte hauptsächlich gegen Japan. Hier setzt die meiner Meinung nach wichtigste Modifikation durch "Seewölfe" an: Es werden 18 neue Einzelmissionen angeboten, bei denen man ein amerikanisches Boot der GATO-Klasse im Pazifik kommandiert. Da kein neues Boot ins Spiel eingefügt werden konnte, basiert diese Klasse auf dem deutschen Typ IXD2. Neben diesem komplett neuen Kapitel sind eine Vielzahl weiterer Veränderungen an Grafik, Sound und Ausstattung vorgenommen worden. So findet man jetzt in Stützpunkten und Häfen mehr Schiffe und Hafenanlagen vor, aber auch Minen, Suchscheinwerfer und andere Unannehmlichkeiten. Installation Die Erweiterung ist etwa 350MB groß und befindet sich auf einer CD-ROM. Dazu gibt es ein dünnes Handbuch, in dem die Änderungen vorgestellt werden. Im Handbuch gibt es noch ein paar gute taktische Tipps, die sich an etwas fortgeschrittene Spieler richten. Die Installation verläuft fehlerfrei, man hat allerdings nicht die Möglichkeit, einzelne Komponenten des Addons auszuwählen. Verschiedene Mods kann man nachträglich durch das Ausführen einer Batch-Datei im Options-Ordner hinzufügen. Zum Wiederherstellen des Originals sind Backup-Dateien enthalten. Die Ladezeit des Spiels ist nach Installation des Addons länger, da mehr Schauplätze und vor allem mehr Schiffsverkehr geladen werden muss, dazu kommen noch eine Menge Texturen, die jetzt hochauflösend sind. Will man das Addon deinstallieren, muss man die entsprechende Exe-Datei im Programm-Ordner heraussuchen und ausführen. Für alle, die in Sachen Patches noch nicht auf dem neusten Stand sind, kann der notwendige Patch 1.4 ebenfalls installiert werden. Steuerung An der Steuerung des Spiels hat sich kaum etwas geändert. Für Spieler, die wie bei SHII mit der [Enter]-Taste die Zeitkompression auf 1x setzen wollen und dabei jetzt versehentlich Torpedos abfeuern, kann die Taste funktionslos gemacht werden. Stattdessen muss dann der Abfeuerknopf angeklickt werden. Bei der Kartenansicht hat sich einiges geändert, neu hinzugefügte Hafenanlagen werden natürlich angezeigt, Kontaktmeldungen verschwinden schneller und das Kartenmaterial zum Pazifik und zur amerikanischen Küste mit Häfen und Stützpunkten steht zur Verfügung. Gameplay Spieler von Simulationen wie Silent Hunter sind meistens Perfektionisten, die sich ein möglichst realistisches Spiel wünschen. Dem trägt das Addon Rechnung, indem eine Menge neuer Details hinzugefügt wurden. Man kann jetzt in fremden Häfen mehr Beute machen, da mehr Schiffe im Hafen liegen. Aber kein Vorteil ohne Nachteil: Die Abwehrmaßnahmen sind deutlich intensiver, neben Minenfeldern gilt es, auch Suchscheinwerfer geschickt auszumanövrieren, um nicht von der feindlichen Abwehr entdeckt zu werden. In dem Zusammenhang ist allerdings die Erkennung durch feindliche Schiffe etwas reduziert worden; man wird jetzt nicht mehr in tiefschwarzer Nacht aus großer Entfernung zusammengeschossen. Die Brückenwache hat quasi eine Brille bekommen, wenn der Spieler andere Schiffe auf dem Bildschirm gut erkennen kann, wird es die Wache auch tun. Die Ausdauer der gesamten Mannschaft ist verbessert worden, so dass man jetzt bei einer langen Fahrt nicht permanent Mannschaften austauschen muss. Die hohe Zeitkomprimierung kann jetzt wieder eher ausgenutzt werden. Der Wachwechsel musste früher schließlich auch nicht extra vom Kommandanten befohlen werden. In gefährlichen Situationen kann die Tauchzeit des Bootes stark verkürzt werden, da es möglich ist, das Boot vorzufluten. Dabei taucht man, bis nur noch der Turm über Wasser ist, und die Brückenwache bleibt an Deck. Man wird so wesentlich schlechter gesehen und kann schneller tauchen. Auch die gefährlichen Minenfelder kann man zu seinem Vorteil nutzen, denn man kann unter den Ankertauminen hindurchtauchen, und feindliche Schiffe folgen nicht. Die größten Änderungen im Spiel bringen die Pazifik-Missionen, die besonders für Fans der Vorgängerversionen interessant sein dürften. Leider konnte kein neuer Schiffstyp eingebaut werden, aber das "umlackierte" deutsche Boot erfüllt seinen Zweck. Aus diesem Grund sind auch feindliche Schiffe im Pazifik auf der Karte blau, also freundlich, eingezeichnet. Man wird aber im Handbuch auf diesen Umstand hingewiesen. Der Ladebildschirm ist "amerikanisiert", was eigentlich nur dann Sinn macht, wenn man die "alten" Missionen löscht, sonst hätte es auch ein ganz neutraler Hintergrund getan. Schade ist, dass die Beschreibungen der Missionen jetzt englisch sind, an anderen Stellen ist das Addon durchaus der deutschen Sprache mächtig, wenn sich auch einige Tippfehler eingeschlichen haben. Grafik Außer einigen neuen Texturen für das Bootsinnere und für einen optionalen Tarnanstrich gibt es kaum Änderungen an der Grafik. Die Sehrohr- und UZO-Sicht wurde etwas modifiziert, man sieht gegnerische Schiffe jetzt aus der richtigen, nämlich niedrigeren, Perspektive. Sound Der Sound wurde ebenfalls behutsam modifiziert, große Änderungen darf man aber nicht erwarten. Hauptsächlich Geräusche wie das Stampfen der Diesel oder das Schließen des Turmluks klingen realistischer, an den zum Teil nicht ganz korrekten Befehlen der Mannschaft hat sich aber nichts geändert. Überall dort, wo die Erweiterung zu einem realistischeren Spielspaß führt, bin ich durchaus zufrieden. Die amerikanischen Missionen sind Geschmackssache und vielleicht für Spieler, die sich bereits langweilen, interessant. Mir hat die Beschränkung auf die deutsche Perspektive besser gefallen. Die sonstigen Optionen wie Minen und vor allem der zusätzliche Schiffsverkehr im Hafen sind absolut notwendig, tagelang in leeren Häfen herumzuschleichen macht einfach weniger Spaß. Einen negativen Beigeschmack hat die ganze Sache allerdings, denn es wird bereits über die Quelle einiger Mods diskutiert. Einige hegen die Vermutung, dass ohne Einwilligung der Autoren frei erhältliche Mods verwendet und modifiziert wurden. Beweise gibt es dafür jedoch nicht. Da jedoch Tendenzen zu erkennen sind, dass der Support des Herstellers von Silent Hunter III bereits nachlässt, finde ich es ganz lobenswert, dass andere versuchen, diese Lücke zu füllen. Ob es allerdings ein recht teures Addon sein muss oder ob es nicht einige der unzähligen frei verfügbaren Mods auch getan hätten, bleibt dahingestellt. Daher ist das Addon sicher für solche Spieler weniger interessant, die einen Breitband-Internetzugang besitzen und, was Mods betrifft, sozusagen aus dem Vollen schöpfen können. (05.10.2005)
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