Blacklight: Tango Down (Zombie Studios) geschrieben von Sebastian Amberger und Stefan Matheis
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Mit einem Marktpreis von unter 15 € will Zombie Studios die aktuellen Platzhirsche der Online-Shooter attackieren und viel Spiel für wenig Geld anbieten. Der Erfolg dieser Strategie hängt aber voll und ganz von der Akzeptanz der Spieler ab. Story In ferner Zukunft bekämpft die amerikanische Spezialeinheit Blacklight eine Gruppe russischer Elitesoldaten, die "The Order" genannt wird. Schauplatz dieses Krieges ist das nach der Ermordung des russischen Präsidenten führungslose Russland. Ein Teil der Bevölkerung wurde von einem seltsamen Virus befallen, der die Einwohner in hirnlose Zombies verwandelt hat, die mit Knüppeln oder Straßenschildern auf den Spieler losgehen. Die Ursache dieses Konfliktes ist ebenso schleierhaft wie der Ursprung des Virus und das Ziel der Amerikaner. Der Schwerpunkt des Spiels liegt augenscheinlich nicht bei einer tief greifenden Hintergrundgeschichte, sondern dem reinen Spielspaß. Die Zukunft lässt grüßen Wie in jedem Ego-Shooter ist die Belegung der Tasten frei wählbar. Auffällig ist die Tatsache, dass das Sichtfeld aufgrund der futuristischen Ausrüstung an den Rändern durch ein Visier eingeschränkt ist. Dieser Hightech-Helm bietet neben Informationen über den Ladezustand der Waffe auch eine Funktion namens HRV ("Hyper Reality Visor"). Nach Aktivierung dieser Funktion taucht der "Hyper-Reality-Visor" die Umgebung in einen olivgrünen Ton und lässt den Spieler durch Hindernisse wie Mauern oder Barrikaden blicken, entdeckte Gegner werden markiert und die Luftlinienentfernung angegeben. Der HRV stellt somit ein wichtiges Hilfsmittel dar, um Feindbewegungen auszuspähen und diese den Teamkollegen mitzuteilen. Während des Scans ist die Bewegungsgeschwindigkeit reduziert und eine Verwendung der Waffen unmöglich. Das Einsetzen dieser Funktion verbraucht Energie, die sich nach dem Abschalten immer wieder auflädt und somit in regelmäßigen Abständen zur Verfügung steht. Die futuristisch angehauchten Waffen haben eine sehr große Ähnlichkeit zu aktuellen Modellen, während der Sound den größten Unterschied zur Realität herstellt. So klingt es beim Abfeuern der Maschinenpistole, als müsste sich vor dem ersten Schuss eine Art Kondensator aufladen. Eine integrierte Sprachfunktion ermöglicht es Besitzern eines Headsets, untereinander zu kommunizieren und ohne Hilfsmittel, wie Skype oder Teamspeak, das eigene Vorgehen zu koordinieren. Nicht nur reines Töten Der Hersteller versucht mithilfe von Minirätseln, wie dem Herunterfahren von Hindernissen, etwa massiven Mauern oder dem Hacken von Türen, das Gameplay ein wenig aufzufrischen. Leider fehlt bei diesen sehr gut in den Spielablauf integrierten Minispielen jegliche Erklärung, was zu Anfang sehr für Verwirrung sorgt. Unter anderem müssen gewisse Melodien nachgespielt oder bestimmte vorgegebene Muster nachgebaut werden. Wird ein Rätsel nicht gelöst, so generiert die Konsole ein neues und lässt das Grübeln aufs Neue beginnen. Mit Kanonen auf Spatzen schießen Um im Spiel neue Waffen freizuschalten, müssen dafür erforderliche Erfahrungspunkte in Black-Ops-Missionen oder im Online-Spiel gewonnen werden. Je nachdem, welcher Level erreicht wird, sind für die einzelnen Waffengattungen zusätzliche Aufsätze, wie ein Rot-Punkt-Visier oder ein Schalldämpfer, vorhanden. Die Schusswaffe allein macht noch lange keinen guten Soldaten, zusätzliche Rüstungen und weiterführende Ausrüstung lassen sich im weiteren Aufstieg der Karriereleiter ergattern. Neben unterschiedlichen Körperpanzern, die jeweils gewisse Punkte im Schutz, aber auch der Bewegungsfreiheit bieten, gibt es verschiedene Handgranatentypen. Zusätzlich zur klassischen Splittergranate gibt es auch eine Variante, die einen EMP (elektromagnetischer Puls) ausstößt. Im Trefferradius einer solchen EMP-Granate fällt das komplette Visier inklusiv aller Anzeigen für Munition, Lebenspunkte etc. für ein paar Sekunden aus und es erscheint ein klassischer Bluescreen. Keiner spielt gerne allein Einen klassischen Einzelspieler-Modus hat "Blacklight Tango Down" nicht zu bieten. Die vorhandenen vier Missionen können zwar von einem einzelnen Kämpfer bestritten werden, doch besteht bereits hier die Möglichkeit, bis zu drei Freunde einzuladen und in Kooperation "The Order" und deren Zombies zu jagen. Auf ein einleitendes Briefing vor den einzelnen Aufträgen, um die karge Geschichte zumindest ein klein wenig zu erzählen, wurde vollends verzichtet. Zwar besteht zwischen Spieler und Zentrale immer wieder genuschelter Funkverkehr über zu erreichende Ziele oder Gegnerbewegungen, aber die Handlung wird selbst hierbei nicht fortgeführt. Glücklicherweise fällt das fehlende Briefing nicht merklich ins Gewicht, da die Missionen immer demselben Ziel folgen: Minirätsel lösen, Gegner plätten und das Ganze wieder von vorne, bis das Level zu Ende ist. Die eingesetzte KI ist auf keinem sonderlich ausgereiftem Stand: Immer wieder gilt es Gegnerwellen zu überstehen, die durch das Überschreiten unsichtbarer Linien ausgelöst werden. Die feindlichen Horden stellen sich nicht gerade clever an, um dem Spieler das Leben schwer zu machen, Deckungen werden nicht umgangen, sondern unter Dauerbeschuss gesetzt. Die Tatsachen, dass die Gegner den Spieler auch hinter den Deckungen sehen und die Kugeln mehr als einmal massive Stahlkisten durchdringen und so den eigenen Tod verursachen, sind dem Spielspaß hierbei nicht gerade zuträglich. Damit die Spieler die angebotenen Missionen dennoch bestreiten, besteht zumindest die Möglichkeit, Erfahrungspunkte zu sammeln, um die eigene Ausrüstung für den Mehrspieler-Modus, der eindeutig den Schwerpunkt des Spiels darstellt, zu verbessern. Die freigespielten Verbesserungen lassen sich ebenfalls im "Story"-Modus verwenden. Zusammen mit Fremden und Freunden Der eindeutige Schwerpunkt von "Blacklight: Tango Down" liegt im Online-Mehrspieler-Modus. Gerade hier sollten, mit dem Marktpreis von unter 15 €, die großen Ego-Shooter-Titel, wie die "Call of Duty"- und "Battlefield"-Reihe, angegriffen werden. Doch selbst nach zwei Monaten auf dem Markt sind die Spielerlobbys wie leer gefegt. Selten finden sich Mitstreiter, die größten Chancen, ein Spiel zu starten, liegen im "Team-Deathmatch"-Modus. Zwar werden weitere Modi wie "Capture the Flag" oder "Last Man Standing" angeboten, doch die mangelnde Anzahl an Spielern verhindert hier das schnelle Spiel für zwischendurch. Am besten rottet man sich mit ein paar Freunden zusammen, um ein anständiges Match auf die Beine zu stellen. Finden sich doch ein paar willige Mitstreiter auf dieser Welt, ist es auffällig, dass sich die meisten noch auf einem Erfahrungslevel unter fünf bewegen, während ein oder zwei hartnäckige bereits mit einem Level jenseits von sechzig auf ihre Opfer warten. Die Tatsache, dass bei der Teamverteilung keine Rücksicht auf die Erfahrungsstufen der Spieler genommen wird, kann dazu führen, dass sich ein Team aus lauter Frischlingen einer Übermacht erfahrener Veteranen mit stark ausgebauten Waffen gegenübersieht. Das Auge spielt mit Trotz der Nutzung der Unreal-Engine 3 hat es der Hersteller nicht geschafft, dem Spiel ein wenig Farbe zu geben. Viele Texturen wiederholen sich und bei näherem Betrachten wirken diese sehr unscharf und kantig. Dies wirkt sich vor allem aus, wenn die KI angreift. Die computergesteuerten Gegner bleiben manchmal an Objekten hängen, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Dieser Umstand hemmt den Spielfluss ein wenig und die Gegner werden zu einem leichten Ziel. Der Level-Aufbau ist sehr linear gehalten. Zwar gibt es in dem Spiel mehrere Öffnungen, wie Türen oder Eingänge zur Kanalisation, aber diese Routen sind nicht begehbar, da sie nach wenigen Metern durch Gitter und Blockaden abgesperrt sind. Wer nicht hören will ... Obwohl das Spiel in sechs Sprachen installiert werden kann, ist die Sprachausgabe im Spiel trotzdem nur Englisch. Selbst die Übersetzung im Menü lässt zuweilen zu wünschen übrig: Scheinbar wurde kein passender deutscher Begriff gefunden und so tauchen immer wieder irreführende englische Bezeichnungen auf. Zu Beginn jeder Mission werden die Instruktionen via Funkverkehr durchgegeben, was aber auch für Spieler, die des den Englischen mächtig sind, nicht immer leicht zu verstehen ist, denn unter die funktypischen Störgeräusche mischt sich zusätzlich die arg genuschelte Aussprache der Probanden. Musikalisch wartet "Blacklight: Tango Down" mit harter Gitarrenmusik auf, die sich recht gut in die Atmosphäre einbindet, doch die hohe Wiederholungsrate der einzelnen Stücke lässt sehr schnell Monotonie entstehen. Die restliche Geräuschkulisse ist sehr ärmlich gestaltet und so muss der Spieler sich mit billigen Waffenklängen bzw. Umgebungsgeräuschen abgeben. "Blacklight: Tango Down" verspricht mehr als es bietet: Angepriesen wird ein vollwertiger Taktik-Shooter zum Tiefstpreis. Die teilweise schlechte Übersetzung der Menüs, die fehlende Story und der deutlich zu schwach ausgebaute Einzelspielermodus sind nur ein paar der Wermutstropfen, die ein Spieler hinnehmen muss. Grafisch hätte aus der verwendeten Unreal-Engine ebenfalls deutlich mehr rausgekitzelt werden können. Das Fehlen anderer Spieler im Multiplayer-Modus macht es wirklich schwer, am Ball zu bleiben und bestätigt meine Meinung, dass der Titel nicht wirklich beim Publikum ankommt. Denn wenn es zwei Monate nach Erscheinungsdatum kaum möglich ist, auf dieser Welt mehr als fünf willige Mitspieler zu finden, spricht das nicht unbedingt für die Qualität eines Spiels - vor allem in Zeiten, in denen die großen Titel dieses Genres, über diverse Aktionsangebote, kaum teurer zu erwerben sind. Erschreckend ist die Tatsache, dass die integrierte Patch-Funktion nicht in der Lage ist, selbigen herunterzuladen. Hier bleibt momentan nur das Deinstallieren und frische Installieren des kompletten Spiels. Das Spiel wirkt ein wenig aufgesetzt und macht nur eine gewisse Zeit Spaß. Hätten die Entwickler sich mit einer guten Singleplayer-Story beschäftigt, dann würde sich der Kaufpreis jedenfalls rechnen. In der heutigen Zeit kommt es auf Qualität an und nicht unbedingt auf den Preis. "Blacklight: Tango Down" wirkt wie eine trostlose Welt mit Schießbudenfiguren. Da will nicht einmal der beste Hightech-Soldat seine Zeit verbringen. (11.11.2010)
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