Die Siedler 2 - Die nächste Generation (Ubisoft) geschrieben von Jason D. Schmidtchen
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Vorwort: "Zurück zu den Wurzeln" Zehn Jahre sind seit dem Erscheinen des Wuselkultspiels "Die Siedler 2" von Blue Byte vergangen. Pünktlich zum Geburtstag bringt Ubisoft in Zusammenarbeit mit Blue Byte und Funatics nun ein Remake des Klassikers in den Handel, bei dem wieder auf die alten Stärken wie das vermisste Straßenbausystem gesetzt wird. Doch kommt das alte Prinzip heute noch bei den Fans an? Wir haben das getestet. Story: "Aufbruch in eine neue Welt" Dies ist die Geschichte einer Schar tapferer römischer Seefahrer, die sich aufmachen, jenseits der Grenzen der bekannten Welt eine neue Heimat zu finden. Seit einigen Jahren wird ihr Land von mächtigen Erdbeben erschüttert, von Überschwemmungen heimgesucht, von Kriegen verwüstet und von Hungersnöten und Seuchen gebeutelt. Nach einer ohnehin schon schlechten Ernte hat eine Heuschreckenplage den letzten spärlichen Rest der Vorräte des Römischen Imperiums vernichtet. Das ganze Land steht vor dem Hungertod. In einem letzten schicksalhaften Aufbäumen gegen das Unheil sendet man die tapfersten Seeleute aus, neue Territorien zu entdecken. Einer der furchtlosesten Männer ist ein Kapitän namens Nautius. Er gehört zu den mutigsten Entdeckern, und ihm ist stets da Glück beschieden, wo andere scheitern - und was für einen Römer am Wichtigsten ist: Er findet auch immer einen Weg zurück! Nautius weckt Hoffnung in den Herzen der Römer - Hoffnung auf eine Zukunft für ihr Land. Gameplay: "Hoch lebe das Straßenbausystem, nieder mit der Monotonie" "Am Anfang war das Hauptgebäude". Geändert hat sich der Spielanfang nicht. Zu Beginn steht lediglich das Haupthaus, in dem alle vorhandenen Ressourcen und Siedler untergebracht werden. Um nun weitere Gebäude, wie Holzfäller-, Förster- und Steinbruchhütten zu bauen, müssen Straßen angelegt werden, damit die benötigten Baumaterialien zum Bestimmungsort transportiert werden können. Das Prinzip ist bekannt: Zwischen Fahnen auf diesen Straßen stehen Siedler, die Steine, Holz, Erz und andere Rohstoffe von einer Flagge zur nächsten tragen, um sie dort dem nächsten Siedler zu übergeben, bis die Ware am Bestimmungsort angekommen sein wird. Um Staus zu vermeiden, bedarf es einer gut durchdachten Struktur und der Spieler muss sich genau überlegen, wo er welche Gebäude benötigt. Um beispielsweise lange Produktionszeiten von Waffen zu vermeiden, sollten Erz- und Kohlebergwerk, Eisenschmelze und Schmiede dicht beieinanderliegen, damit die Rohstoffe schnell zwischen den Produktionsstätten verteilt werden können. Um auch weiter vom Haupthaus entfernte Gebäude ohne großen Zeitverlust bauen zu können, sollten zudem an wichtigen Knotenpunkten Lager errichtet werden, um die Wege kurz zu halten. Während die Rohstoffbeschaffung von Holz und Stein noch einfach ist, gestaltet sich der Abbau von Erz und Kohle schwieriger. Um überhaupt Adern der wertvollen Rohstoffe ausfindig machen zu können, muss ein Geologe erst einmal danach suchen. Wird er fündig, schlägt er ein kleines Schild mit dem Bild der jeweiligen Mine in den Boden und das Nachrichtensystem informiert den Spieler über den Fund. Nachdem nun an diesen Stellen eine Mine errichtet wurde, müssen die Arbeiter mit Nahrung versorgt werden, die wiederum produziert werden muss. Die Minenarbeiter geben sich dabei mit Fisch, Brot und Fleisch zufrieden, das der Spieler vom Fischer, Bäcker und Metzger bekommt. Damit die Nahrungsproduktion ebenfalls wie am Schnürchen läuft, werden unter anderem Schweinezuchten, Bauernhöfe, Mühlen und Brunnen benötigt. Insgesamt muss also ein erfolgreiches Netzwerk errichtet werden, da keine Produktionsstätte ohne eine andere funktioniert. Läuft die Produktion auf Hochtouren, darf sich der Spieler auf den Ausbau seines Imperiums konzentrieren. Durch den Bau von Baracken, Wachstuben, Wachtürmen und Festungen an den Grenzen des eigenen Reichs wird der Herrschaftsbereich erweitert. Gleichzeitig dienen die Militärgebäude zur Verteidigung, sobald man auf Gegner gestoßen ist. Kommt es zu Grenzstreitigkeiten, kann der Spieler angreifen. Um den Gegner zu attackieren, wird ein gegnerisches Militärgebäude ausgewählt und die Anzahl der Soldaten festgelegt, die gleichzeitig losmarschieren sollen. Anders als beim Vorgänger finden die Kämpfe nicht nacheinander statt, sondern die Gegner stürmen zeitgleich auf die eigenen Soldaten los und bekämpfen sie. Es ist nicht möglich selbst einzugreifen; der Spieler muss bis zum Ende warten, um das Ergebnis präsentiert zu bekommen. Waren die eigenen Mannen erfolgreich, besetzen sie das gegnerische Militärgebäude und alles, was sich im Einflussbereich befindet, wird zerstört. Eine eher passive Möglichkeit, den Gegner zu zermürben, sind Katapulte. Sind diese taktisch klug positioniert, nehmen sie jeden militärischen Bau aufs Korn und zerstören ihn. Der Nachteil dabei liegt klar auf der Hand: Das Gebiet wird nicht automatisch Teil des eigenen Imperiums und der Gegner baut sofort eine neue Baracke, um das verlorene Territorium zurückzuerobern. Außerdem kosten die Katapulte laufend Ressourcen in Form von Steinen, denn - mit irgendwas muss ja geschossen werden; und Steine sind oft Mangelware. Um im Kampf erfolgreich zu sein, sollten die eigenen Soldaten mit Bier und Gold bei Laune gehalten werden, andernfalls darf der Spieler mit der einen oder anderen Überraschung während einer Schlacht rechnen. Im Spielverlauf wird der Spieler des Öfteren vor einem großen Problem stehen: der Übervölkerung beziehungsweise dem Platzmangel. Dann sorgt der Bau einer Werft und eines Hafens für Abhilfe. Nachdem ein Schiffchen gebaut wurde, werden per Knopfdruck im Hafen Ressourcen für eine Expedition angesammelt. Wenn das Schiff für die Ausdehnung bereitsteht, kann der Spieler durch einen Kompass bestimmen, in welche Richtung es fahren und einen Anlegeplatz suchen soll. Ist der gefunden, lässt sich an dieser Stelle ein neuer Hafen bauen und das fröhliche Siedeln geht dort wieder von vorne los. Und genau da stoßen wir wieder auf ein Problem: Der schon sattsam bekannte Aufbau einer Infrastruktur beginnt von neuem und Langeweile hält Einzug. Auch die drei Völker im Spiel - die Römer, die Nubier und die Asiaten - unterscheiden sich lediglich im Aussehen der Gebäude und der Siedler, am Spielprinzip ändert sich jedoch nichts. Auch die Kampagnen sind immer gleich gestaltet: Eine funktionierende Infrastruktur aufbauen, das Imperium ausdehnen, ein Portal suchen und nebenbei den Gegner schlagen. Abwechslung sucht man vergebens, so dass die Spielfreude eher früher als später verfliegt. Wem die Kampagne nicht reicht, der darf auch im Endlosspiel siedeln, bis die Maus glüht. Oder der Spieler lädt Freunde zur lustigen Runde ein und kann sich im Multiplayer mit bis zu sechs Mitspielern an eine ausgedehnte Kampagne wagen. Aufgrund der Größe der Karten und der ausgedehnten Infrastruktur können solche Partien für mehrere Stunden Freude sorgen. Bedienung: "Nicht alles muss neu sein, damit es besser ist" Altbewährtes hält länger und kommt besser an. An der Bedienung hat sich nichts geändert, die Entwickler haben dem Spiel lediglich ein übersichtlicheres Interface spendiert, so dass der Spieler im Gegensatz zum Vorgänger schneller bestimmte Funktionen aufrufen kann. Gesteuert wird hauptsächlich mit der Maus; einige Tastenkürzel sorgen für die schnelle Ausführung von Aktionen. Ohne große Eingewöhnungsphase kommen sowohl Neulinge als auch Siedler-Veteranen schnell mit dem Remake klar. Grafik: "Über die Schulter geguckt" Die Grafik ist der Grund, weshalb es überhaupt ein Remake gibt. Fans des zweiten Teils von 1996 wünschten sich ihr Lieblingsspiel in neuem Gewand. So wurde die schnöde 2D-Ansicht durch eine dreh- und zoombare 3D-Ansicht ersetzt, wodurch sich der Spieler ins Geschehen stürzen, viele kleine Details entdecken und seinen Siedlern per Tastendruck sogar "hinterherlaufen" kann. Dank Shader-Technologie werden realistische Schatten- und Glanzeffekte erzielt, die das Auge erfreuen und vor allem das Wasser mit enormer Detailfülle darstellen. Auf schwächeren Rechnern sollten die Schatten jedoch abgeschaltet werden, da "Die Siedler 2 - Die nächste Generation" sonst unspielbar ruckelt. Verschiedenartig gestaltete Karten mit unterschiedlichem Terrain sorgen für Abwechslung und fordern den Spieler heraus, da zum Beispiel Lavalandschaften weniger Platz zum Bauen bieten. Sound: "Welch eine Atmosphäre" Vogelgezwitscher, das Rauschen des Windes und die Kraft der Wellen - all das wurde hervorragend umgesetzt und lässt den Spieler tief in die Atmosphäre des Geschehens eintauchen. Je nach Volk und Situation erklingen unterschiedlich komponierte Musiktitel, die selbst nach längerer Zeit nicht nerven und für Abwechslung und Stimmung sorgen.
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