Die Simpsons - Das Spiel (Xbox 360) (Electronic Arts) geschrieben von Bastian Schössow
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"Ay Caramba!" würde Bart sagen, denn die Simpsons gibt es nun schon seit 1989 und aktuell sind sie in der 19. Staffel im TV unterwegs. Wem das allerdings noch nicht reicht, der kann sich jetzt nun mit dem offiziellen Simpsons-Spiel zum Kinofilm die Spielumsetzung für seine Xbox360 ins heimische Wohnzimmer holen. Ob das Spiel der Serie das Wasser reichen kann, erfahrt ihr nun in diesem Review. Gelb ist geil Wenn sich ein Publisher die offizielle Filmlizenz zu einem Kinofilm schnappt, kommt meistens ein lustloses, mittelmäßiges Spiel dabei heraus, das unter Zeitdruck zum Release des Films erscheint. Das ist bei "Die Simpsons - Das Spiel" ganz anders. Es versprüht von Beginn an die typische Simpsons-Atmosphäre und Matt Groening, der Schöpfer der Simpsons, hat selbst mit Hand angelegt, um bei der Realisierung des Spiels mitzuhelfen und es zu einem wahren Meisterwerk zu machen. Es wurden für das Simpsons-Spiel 18 Drehbuchautoren der Serie von Electronic Arts an Land gezogen, um dem Spiel den typischen Simpsons-Touch zu verleihen. Auch die Originalzeichner wurden exklusiv für das Spiel verpflichtet. Die Geschichte des Spiels ist recht simpel zu erzählen: Bart möchte sich gerne das neue Videospiel "Grand Theft Scratchy" kaufen und damit geht der Ärger auch schon los, denn Marge, Barts Mutter, ist vollkommen dagegen und nimmt ihrem Sprössling kurzerhand das Spiel wieder weg. Was unser Bart aber nicht auf sich sitzen lässt und sich eine passende Alternative zu dem Spiel sucht, was die Verkettung gewisser Umstände zur Folge hat und der wunderbare Auftakt zum Simpsons-Spiel ist und uns direkt in das Geschehen eintauchen lässt. Jump-and-Run Eigentlich ist die "Die Simpsons - Das Spiel" ein ganz normales Jump-and-Run mit unseren Lieblings-TV-Helden. Allerdings muss man sagen, dass sich das Spiel nicht ganz ernst nimmt, denn schon am Anfang findet Bart die Anleitung zum Spiel und erfährt, was er denn so alles kann, und das ist auch der Auftakt in die Welt der Simpsons. Jedes Familienmitglied hat seine speziellen Moves: Bart verfügt zum Beispiel neben seiner Schleuder über die Fähigkeit, sich in Bartman zu verwandeln. Homer kann sich in eine riesige Fettkugel verwandeln und alles platt machen. Marge ist mit dem Baby unterwegs und mobilisiert die ganze Stadt zu einer Meute. Lisa hingegen kann die Natur beschwören und mit der Umwelt kommunizieren - aber wer will die denn schon spielen, um es mit Bart auszudrücken. Jeder Charakter besitzt eine Spezialenergieanzeige, die sich durch erledigte Gegner oder spezielle Objekte in den Levels auffüllt und bei voller Energie einen Spezialmove zulässt. Gespielt wird stets mit zwei Charakteren, wobei einer davon immer von der KI oder einem Freund im Split-Screen-Modus gespielt wird. In jedem Level muss gewechselt werden, denn es gibt zahlreiche Stellen, an denen man die individuellen Eigenschaften einzelner Charaktere nutzen muss, um weiterzukommen; man könnte das ganz einfach mit "Fantastic Four" vergleichen. Im gesamten Spiel gibt es Gegenstände zu entdecken und aufzusammeln, die in einer vorbestimmten Anzahl in den Levels verteilt sind und Objekte im Haus der Simpsons freischalten. Electronic Arts hat keine Kosten und Mühen gescheut, die TV-Storyschreiber der Simpsons anzuheuern und damit dem Spiel das Flair einer Episode zu geben. Die einzelnen Storyelemente werden durch Videos miteinander verbunden, hierbei fühlt man sich direkt in die Fernsehserie versetzt und darf sogar daran teilnehmen. Leider wirken die Videos teilweise sehr albern und haben nicht Serienniveau. Parodie, wo das Auge hinsieht Schon zu Beginn wird ganz offensichtlich auf den Film "The Matrix" angespielt, denn Homers Aufgabe im ersten Level lautet: "Folge dem weißen Schokokaninchen". Und so geht es auch munter weiter, wie zum Beispiel mit "Medal of Homer", "Bart-Man Begins" und "Never-Quest". Auch werden Zitate aus diversen Filmen mit eingebaut; Zitat von Joker aus Batman I: "Hey Batman, hast du schon mal im blassen Mondlicht mit dem Teufel getanzt?" Auch diverse Firmen werden veräppelt und so wird kurzerhand aus "Games-Stop" einfach "Sequel-Stop". Jeder, der im Simpsons-Universum vorkommt, darf sich ja eigentlich geehrt fühlen, allerdings fanden die Jungs von Rockstar Games das wohl nicht so lustig und deshalb verlangten sie, den "Grand Theft Scratchy"-Level abändern zu lassen und Electronic Arts einfach dazu zu bewegen, Veränderungen am entsprechenden Level vornehmen zu lassen, da es zu stark an ihre "GTA"-Teile erinnert. Doch das Endergebnis in der fertigen Version deutet an keiner Stelle auf irgendwelche Einschnitte hin und auch der Name "Grand Theft Scratchy" ist weiter vorhanden. Auch das entsprechende an "GTA" angelehnte Cover sind weiterhin im Spiel vertreten. Tech-Check Die Grafik ist einfach ein Traum: Alles sieht aus wie im TV, man kommt sich vor, als ob man direkt in eine Episode der Simpsons hineinversetzt worden wäre. Es wurde an alles gedacht: Von den Küchenvorhängen der Familie bis hin zum Quick-E-Markt, alles ist da und so, wie wir es kennen. Auch der Original-Comiclook der Simpsons ist in Springfield durch die coole Cell-Shading-Grafik sogar wie in der Serie. Einige grafische Mankos hat das Spiel dann doch: So wirken die Figuren in den Zwischensequenzen etwas schlecht animiert und die Synchronisation stimmt auch nicht immer. Aber das sind Kleinigkeiten, über die man als Simpsons-Fan hinwegsehen kann. Auch der Originalsoundtrack der Serie wurde von Songschreiber Danny Elfman neu für die Videospielumsetzung komponiert, was dem Spiel den letzten Schliff geben soll. Wer die Simpsons-Serie aus dem Fernsehen kennt, darf beruhigt aufatmen, denn Electronic Arts hat alle deutschen Synchronsprecher aus der Serie auch für das Spiel verpflichtet. Somit kommt es uns wie eine Episode der Simpsons vor. Allerdings ist es sehr ärgerlich, dass EA die Aktionsgeräusche, die beispielsweise beim Springen, Seufzen, etc. abgespielt werden, nicht übersetzt hat. Somit hören sich die Simpsons auch in der deutschen Fassung an wie im englischen Original. Eigentlich dürfte dem Simpsons-Vergnügen nun nichts mehr im Wege stehen, gäbe es da nicht das Problem mit der Kameraführung. So ist bei sämtlichen Bewegungen der Spielfigur mit dem rechten Analogstick die Kamera auch neu auszurichten, damit man den Überblick behält. Man ist also ständig gezwungen, die Ansicht mit dem Charakter in Einklang zu bringen, es sei denn, es gibt gerade eine feste Kameraposition und insbesondere das ist an einigen Stellen des Spiels wirklich sehr schwer. Zum Glück haben die Entwickler ein hervorragendes Check-Point-System eingebaut, was ein "Game Over" und ein frustrierendes Stocken des Spielflusses verhindert. So ist es zum einen nicht möglich, zu sterben und zum anderen ist vor jeder großen Aufgabe ein Checkpoint, um sie beliebig oft zu wiederholen. Fazit "Die Simpsons - Das Spiel" ist nicht nur ein Spiel für Simpsons-Fans, auch Neueinsteiger werden sich freuen, denn es macht einfach Spaß; man kommt sich vor, wie in einer Episode der Serie und auch die Story bewegt den Spieler einfach zum Weiterspielen. Im Großen und Ganzen ist das Spiel eine Meisterleistung, wäre da nicht die böse Kameraführung, die den Spieler an machen Stellen in den Wahnsinn treibt; schaut man über den Fehler aber hinweg, so ist "Die Simpsons - Das Spiel" eine interaktive Episode. Wer also schon immer einmal Springfield erkunden und der gelben Familie unter die Arme greifen wollte, sollte sich das Spiel auf jeden Fall zulegen. (04.12.2007) |