Professor Layton und das geheimnisvolle Dorf

(Nintendo)

geschrieben von Bernd Wolffgramm

Eigentlich ist das Konzept aus Touchscreen und Stylus von Nintendos Handheld NDS sehr dafür prädestiniert, Abenteuerspiele auch für diese Konsole anzubieten. Umso erstaunlicher ist es, das man kaum gute Adventures für den Nintendo DS kaufen kann. Aber die Rettung für dieses Dilemma ist nun auch in Deutschland eingetroffen. In Japan gibt es bereits drei erfolgreiche Geschichten mit und um den Archäologen Professor Layton und seinem Assistenten Luke, die neben der Altertumsforschung vor allem eines interessiert: Rätsel aller Art. Beide übertreffen sich gegenseitig in der Auflösung der ihnen gestellten Aufgaben, die in der ersten Episode das geheimnisvolle Dorf für sie bereithält. Das Entwicklerstudio Level 5 hat einen Universitätsprofessor mit der Entwicklung der Rätsel beauftragt und hier soll nun beleuchtet werden, ob dieser Puzzlemaster sein Geld wert ist.

Der goldene Apfel

In dem kleinen Dorf Saint-Mystère ist der betuchte Baron Reinhold verstorben und hinterlässt ein Testament, das seine Angehörigen mehr in Staunen versetzt als ihnen Klarheit über das Erbe verschafft. Der zentrale Satz des Letzten Willens des Adligen spricht von einem goldenen Apfel, der in dem Dorf versteckt wurde und dass derjenige, der dieses Kleinod findet, den gesamten Nachlass des Barons erhalten würde. Die trauernde Witwe ist mit dieser Aussage völlig überfordert, sie hat weder Kenntnisse von einem goldenen Apfel, noch weiß sie, wo der Schatz der Familie Reinhold versteckt ist. Um das Geheimnis um die glänzende Frucht zu lüften, engagiert die Baroness den weltberühmten Archäologen und Liebhaber von Rätseln Professor Layton. Dieser wittert - zu Recht - ein interessantes Abenteuer und macht sich mit seinem Assistenten Luke sofort auf die Reise nach Saint-Mystère.

Der Gelehrte stellt sich der Familie Reinhold vor und diese beauftragt ihn, den goldenen Apfel zu finden, um das Erbe des Verstorbenen zu sichern. Schnell ist ersichtlich, dass nicht nur die Adlige selbst einige Probleme zu bewältigen hat, sondern dass auch die anderen Mitglieder der Sippe Hilfe brauchen, die Informationen des täglichen Lebens zu sortieren und zu ihrem weiteren Lebensweg zusammenzusetzen. Da ist zum Beispiel der schwergewichtige Bruder des Verstorbenen, der verloren in der Villa herumsteht, weil er das Ganze überhaupt nicht versteht, oder aber der Cousin der Baroness, der plötzlich verschwunden ist und damit den Verdacht auf sich zieht, er hätte etwas mit dem Verschwinden des Schatzes der Familie zu tun. Auch die Baronin selbst scheint die Prioritäten des Lebens sehr eigentümlich einzuordnen, denn sie beauftragt den Professor zunächst nicht damit, nach dem verschwundenen Verwandten zu suchen, sondern nach ihrer Lieblingskatze, die scheinbar entlaufen ist. Der Fahnder und sein Lehrling beginnen also die Suche nach dem flüchtigen Haustier, richten sich in einem kleinen Hotel ein und starten von dort aus ihre Odyssee durch das Dorf. Die beiden Charaktere treffen in jedem neuen Bild die Bewohner von Saint-Mystère. Die meisten sind schrullig und liebenswert gezeichnet, wie zum Beispiel der Kommissar, der zwar von offizieller Seite in der Sache "Goldener Apfel" ermittelt, dessen Intellekt aber nicht ausreicht, um die Suche erfolgreich voranzutreiben. Er ist neidisch auf das Vertrauen, das die Baronin dem Professor und seinem Schüler entgegenbringt und behindert den Fahnder mit bürokratischen Barrieren und ausgelebtem Mistrauen. Er ist aber nur einer von mehr als 15 NPCs, die im Spiel eine Rolle zugedacht bekommen haben.

Das Gameplay

"Professor Layton und das geheimnisvolle Dorf" ist ein Point&Click-Adventure und wird - wie immer beim Nintendo DS - auf dem unteren der beiden Bildschirme gespielt, während auf dem oberen Screen lediglich die Übersichtskarte des Dorfs zu sehen ist. Mit dem Stylus gibt man die Richtung vor, in die sich der Professor bewegen soll und bestimmt, welche Personen er auf seiner Reise ansprechen soll. Die Leute im Dorf sind wichtig, denn sie erteilen Informationen über die gesuchten Personen und Gegenstände im Austausch gegen die Lösung eines Rätsels. Der Einstieg in diese Rätsel ist sinngemäß immer gleich; die Personen sagen so etwas wie: "Ich helfe ihnen gern bei der Suche nach ... Aber mich quält da seit Tagen eine Frage ...". Und dann startet eine neue Sequenz: Auf dem oberen Bildschirm wird die Frage formuliert und unten kann man mit dem Touchpen das Ergebnis eintragen. Die Rätsel sind sehr verschieden, es gibt verklausulierte Mathematikaufgaben, Such- und Zeichenspiele sowie Logikaufgaben. Manche Rätsel führen den Spieler in die Irre und zum Teil sind die Ergebnisse viel einfacher, als man denkt, zu ermitteln. Es gibt zum Beispiel Streichhölzer-Umlegeaufgaben ("Lege ein Streichholz so um, dass die gestellte Rechenaufgabe gelöst werden kann") oder Suchbilder, in denen eine bestimmte Anzahl von Rechtecken mit dem Stylus auf dem Bildschirm eingezeichnet werden muss. So rätselt sich der Spieler durch das Dorf und trifft nach und nach alle Bewohner von Saint-Mystère. Die Rätsel fungieren quasi als Türöffner für den Spielfortschritt.

Da die 135 Aufgaben zum Teil sehr "knackig" sind, gibt "Professor Layton und das geheimnisvolle Dorf" dem Spieler einige Hilfsmittel an die Hand. Auf dem Weg zum Ziel kann man mit dem Touchpen in allen Sequenzen Münzen finden, die dann während der Rätsel gegen Hinweise eingetauscht werden können. Zu jeder Aufgabe lassen sich so bis zu drei Tipps erwerben, die dem Spieler die Erleuchtung bringen sollen. Der erste Hinweis ist meistens eher allgemein gehalten, er soll nur einen generellen Denkanstoß bieten. Der dritte Hinweis ist dann schon sehr konkret und verrät, wie die Lösung zu finden ist. Manchmal sieht man aber trotz der Hilfen "den Wald vor lauter Bäumen nicht" und damit der Weg dennoch freigegeben wird, kann man jedes ungelöste Rätsel zurückstellen oder aber auch ein falsch erratenes Ergebnis durch einen erneuten Versuch korrigieren. Zusätzlich zu den Hauptaufgaben gibt es auch noch weitere Denkspiele zu finden, die aber nicht von Personen im Dorf vergeben werden, sondern die mühsam durch herumstochern mit dem Stylus auf dem Screen gefunden werden müssen. So muss man die Bilder des Spiels genau studieren und Gegenstände antippen, die auffällig sind, zum Beispiel ein Bild in einem Kellerverlies oder eine Blumenvase auf einem Balkon. Diese Zusatzrätsel sind besonders herausfordernd und man bekommt Möbel für ein einzurichtendes Zimmer oder Teile einer Fotografie, die dann am Ende weitere Mysterien des Dorfs aufklären, zur Belohnung überreicht.