Brothers in Arms Road to Hill 30 (UbiSoft) Geschrieben von Carsten Werner
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Fast ein Jahr ist es her, dass sich die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 zum 60. Mal jährte. Viele Filme, Reportagen und Artikel wurden über diese schicksalhaften Tage verfasst, doch nun befasst sich - erstmals historisch korrekt - ein Spiel mit diesem Szenario. In ihrem neusten Werk lässt Sie das Entwicklerstudio Gearbox die Ereignisse während des D-Days aus der Sicht einer Fallschirmjägereinheit in einer noch nicht gekannten Realitätsnähe und Authentizität miterleben. Während andere Spiele, die sich mit dieser Thematik beschäftigen, meistens die Landung an den Stränden von Utah und Omaha Beach nachstellen oder den Absprung der Fallschirmjäger als Hintergrund für nur eine Mission nutzen, verwendet Gearbox die dramatischen Ereignisse dieser ersten Tage als Hintergrund für das Spiel. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass die Missionen in Brothers in Arms ausschließlich auf realen Ereignissen basieren und anhand von echten Missionsberichten und Skizzen sowie Augenzeugenberichten nachempfunden worden sind. 8 Tage Krieg – Die Story "Ich wollte nie Gruppenführer sein. Und jetzt? Jetzt stehen 13 Soldaten unter meinem Kommando. 13 Männer, die sich darauf verlassen, dass ich die richtigen Entscheidungen treffe und sie eines Tages zurück zu ihren 13 Familien bringe." Mit diesen eindringlichen Worten beginnt die Geschichte des Sgt. Matt Baker, Gruppenführer einer Einheit des 502.Regiments der 101. Airborne Division. Zusammen mit seinen Kameraden sitzt er, und damit Sie selbst, in der engen Kabine einer C-47 und wartet auf das Signal zum Absprung über der Normandie und zum Beginn des Krieges für ihn und seine Gruppe. Dann geht alles blitzschnell: Noch während die Männer ihre Ausrüstung überprüfen, wird das Flugzeug von einer Flak getroffen und während die Insassen durch das Flugzeug fallen, beginnt es abzustürzen. Irgendwie schaffen Sie es und springen aus dem Flugzeug mitten in die Nacht hinein, die nur von den Suchscheinwerfern und der Leuchtspurmunition der deutschen Wehrmacht erhellt wird. Rings um Sie sehen Sie unzählige Flugzeuge, unzählige Männer, die ebenfalls in der Normandie landen – die Invasion hat begonnen. So treffen Sie schließlich unbewaffnet und gänzlich auf sich allein gestellt in der Normandie ein, wo Sie kurz und knapp über die Steuerung und das HUD aufgeklärt werden. Doch zu Ihrem Glück bleiben Sie nicht lange alleine und finden einen Ihrer Kameraden, mit dem Sie die ersten Minuten gemeinsam um Ihr Überleben kämpfen. Nach diesem fulminanten Auftakt schlägt sich der Spieler, zunächst als Befehlsempfänger, durch die ersten Stunden dieses "Day of Days", bis Ihre Gruppe endlich wieder komplett ist und sich ihren eigentlichen Missionszielen widmen kann. Während der nächsten Stunden und Tage greifen Sie zusammen mit Ihrem Team Stellungen der Wehrmacht an, helfen vermissten Soldaten und befreien Städte und Bauernhöfe aus deutscher Hand. Als Höhepunkt nehmen Sie schließlich auch Carentan ein, eine Schlüsselstellung beim Kampf um die Normandie und verteidigen sie auf dem berühmten "Hill 30" gegen eine schiere Übermacht von Soldaten und Panzern. Altbewährt bis Neu – Das Gameplay In vielerlei Hinsicht ähnelt Brothers in Arms spielerisch jedem anderen Shooter, doch schafft es Gearbox, Features in das Spiel einzubauen, die es so in einem Ego-Shooter noch nicht gegeben hat. Während sich die ersten Minuten noch streng am Genrestandard orientieren und nichts wirklich Neues bieten, ändert sich die Situation grundlegend, nachdem Sie das Kommando über Ihre erste Gruppe bekommen haben. Im Gegensatz zum Standard, wo der Spieler meist als Einzeltäter seine Missionsziele abarbeitet und Verbündete bestenfalls als Kanonenfutter dienen, hat das Team in diesem Spiel einen zentralen Bestandteil und ist überlebenswichtig. Durch ein einfach zu bedienendes Interface ist es möglich, seinen maximal zwei Teams Befehle zu geben. Diese Befehle sind recht einfach gehalten, umfassen sie doch nur "Bewegen", "Sperrfeuer" und "Sturmangriff", die Wirkung auf das Gameplay ist jedoch immens. Während der Spieler seinem Team den Befehl gibt, die feindliche Deckung mit Kugeln einzudecken und somit feindliches Feuer zu unterdrücken, kann er alleine oder mit seinem zweiten Team dem Gegner in die Flanke fallen und diesen dann neutralisieren. Andererseits sind Frontalangriffe in Brothers in Arms meist jedoch zum Scheitern verurteilt, da die Deutschen für gewöhnlich verdammt gut schießen können und auch die besseren Stellungen besitzen. Um einen Überblick über das Gebiet zu bekommen und um feindliche Stellungen auszuspähen, hat Gearbox ein weiteres Feature in das Spiel eingebaut, das nach kurzer Einarbeitungszeit eine nützliche Unterstützung darstellt: Auf Tastendruck wechselt das Spiel in die Vogelperspektive und der Spieler kann seine eigene Position, die Position des Gegners und wichtige Missionsziele einsehen. Dies mag nicht der Realität entsprechen, bietet jedoch die Möglichkeit, einmal entdeckte Gegner zu überwachen und den Weg für sein Team zu planen. Was ebenfalls auffällt, ist das größtenteils sehr clevere Verhalten des eigenen Teams: Gibt der Spieler einmal einen Befehl, begibt sich das Team zielstrebig auf die verlangte Position, ist dabei aber clever genug, sich unter Deckung fortzubewegen, gegnerisches Feuer zu umgehen oder zu unterdrücken und, wenn es die Stellung erreicht hat, selbstständig auf den Gegner zu feuern. Durch eine weitere Tastenkombination beginnt das Team dann, das Feuer auf einen Feind zu konzentrieren und diesen dadurch zu zwingen, in seiner Deckung zu bleiben. So kann man selbst, wie erwähnt, die Position wechseln oder den Feind angreifen. Durch ein Symbol über der feindlichen Einheit wird kenntlich gemacht, inwieweit diese durch das Sperrfeuer unter Druck geraten ist und sich in ihre Deckung zurückgezogen hat. Durch diese neue Art der taktischen Steuerung erlangt das Spiel einen Realitätsgrad, der fast schon an das wirkliche Verhalten vieler Einheiten dieser Zeit heranreicht. Der Schwierigkeitsgrad des Spieles ist moderat. Selbst im zweiten von vier Schwierigkeitsgraden wird man gefordert, die Deutschen schießen sehr gut und agieren äußerst vorsichtig. Dies macht ein genaues, überlegtes Vorgehen nötig. Zusätzlich anspruchsvoller wird das Spiel durch die fehlende Quicksavefunktion und teilweise schon frustrierend knifflige Passagen. Damit der Frustfaktor jedoch gar nicht erst die Oberhand gewinnt, bedient sich Brothers in Arms eines sehr einfachen Tricks: Sollte man auch nach wiederholtem Laden nicht weiter kommen, bietet das Spiel an, das komplette Team zu heilen und neu auszurüsten. Dies geschieht jedoch nicht ohne den rügenden Hinweis, dass dies im Leben leider nicht möglich ist. Bei diesem Spiel etwas Negatives zu finden, ist nicht ganz einfach, der größte Kritikpunkt des Spieles ist gewiss der geringe Umfang. Das Spiel gliedert sich in 18 Missionen, welche zwar inhaltlich Klasse, jedoch selbst für Gelegenheitsspieler innerhalb von 12 Stunden zu schaffen sind. Ein andere negativer Aspekt ist die teils ungenaue Kollisionsabfrage, sodass der Spieler schon mal an einem Baum oder einer Kante hängen bleibt oder von Kameraden eingekeilt wird. Licht und Schatten – Die Grafik Grafisch macht Brothers in Arms einen überwiegend guten Eindruck. Man merkt dem Spiel die Mühe und die Detailverliebtheit des Entwicklerteams in beinahe jeder Szene an: Um den Realitätsgrad des Spieles zu unterstreichen, sind sie direkt an den Schauplatz der Missionen gereist und haben dort die teils noch vorhandenen Gebäude fotografiert und so in das Spiel übernommen. Auch anhand alter Fotografien und unter Verwendung von GPS-Daten wurde die Normandie so nachgebildet, wie sie tatsächlich an diesen Tagen im Juni ausgesehen haben mag. So hat man wirklich das Gefühl, durch die Stadt Carentan oder durch das real existierende Gehöft aus einer früheren Mission des Spieles zu laufen. Doch nicht nur die Gebäude sind äußerst gut gelungen, auch die Modelle der Soldaten und Panzer sind auf einem hohen Niveau. Die Figuren wirken authentisch und lebendig, selbst die Ketten der Panzer bewegen sich. Hier zeigt Brothers in Arms, was es kann und wo seine Stärken liegen. Etwas anders sieht es mit der Umgebungsgrafik aus. Zwar ist die Grafik gelungen, vor allem die Wassereffekte und Spiegelungen sehen klasse aus und von Weitem wirkt die Umwelt sehr lebensecht. Doch bei näherem Hinsehen erweisen sich Bäume und vor allem die als Begrenzung dienenden Sträucher als etwas störend. Obwohl die Umgebungsgrafik etwas den ansonsten sehr guten Gesamteindruck trübt, ist Brothers in Arms grafisch ein ansprechendes Spiel geworden. Die musikalische Seite In Sachen Sound und Musikuntermalung zeigt sich Brothers in Arms ebenfalls von seiner starken Seite: Die Stimmen des Teams, die Schüsse, die Explosionen, die Einschläge, all das hört sich wirklich sehr gut und stimmig an. Besonders gelungen ist die Musikuntermalung, die sich zu jedem Zeitpunkt dem Spielgeschehen gut anpasst und auch der Thematik angemessen erscheint. Alles in allem fügt sich der Sound nahtlos in die ausgesprochen gute Präsentation des Spieles ein. Einziger Wehmutstropfen ist die fehlende 5.1-Unterstützung, ein Feature, das einige Spieler sicherlich vermissen werden. Gruppenkampf – Der Multiplayermodus Auch für den Multiplayermodus hat sich Gearbox etwas einfallen lassen. Hier gibt es kein einfaches Deathmatch. Brothers in Arms schafft es vielmehr, das Prinzip der Kampagne auch auf den Multiplayermodus zu übertragen. Über das Internet oder im LAN-Modus können maximal vier Spieler gegeneinander antreten, wobei immer zwei Spieler zusammenspielen. Dabei übernimmt jeweils ein Spieler ein Team, das ebenfalls aus KI-gesteuerten Soldaten besteht. Auf zehn sehr gut designten und anspruchsvollen Karten müssen die Spieler jeweils die Missionsziele der anderen Partei verhindern. Dabei ist mehr als pures Schießen gefragt: Mit Täuschen und Schleichen ist man meist erfolgreicher, als mit purem Kampf. Mit Brothers in Arms hat Gearbox ein Spiel geschaffen, das die Ereignisse des Krieges so eindringlich eingefangen hat, wie ich es noch bei keinem anderen Spiel über den 2. Weltkrieg erlebt habe. Man merkt, welch hoher Aufwand hier betrieben wurde, um das Spiel so authentisch wie möglich zu gestalten. Als Bonus für eine erfüllte Mission schalten Sie Extras frei, die teilweise sehr gut zeigen, welche Mühe sich die Mitarbeiter gemacht haben. So lassen sich Bilderserien über den geschichtlichen Hintergrund, die Waffensysteme jener Zeit, Missionsberichte und mehr noch mehr betrachten. Es wurde nicht nur ein eigener Berater hinzu gezogen, nein, man durchstöberte selbst die Archive der US-Armee nach Missionsberichten und reiste zu den Schauplätzen, um sich ein Bild von den Verhältnissen zu machen und Gebäude und Wege so genau wie möglich zu übernehmen. Vor allem der gelungene Mehrspielerpart und die spannende und leider auch wahre Geschichte heben das Spiel aus der Menge der vorhandenen "Weltkriegs-Shooter" heraus. Gewiss, kleine Schwächen hat das Spiel. Besonders die viel zu geringe Spieldauer hat mir sehr missfallen, jedoch ist es nicht nur für Hobbyhistoriker und Fans der Spielfilmserie "Band of Brothers" einen Blick wert. (29.03.2005) : Betriebssystem: Windows® 2000/XP Prozessor: 1 GHz Pentium® III oder AMD Athlon (2.5 GHz Pentium IV oder AMD empfohlen) RAM: 512 MB (1 GB empfohlen) Grafikkarte: 32 MB DirectX 9.0c kompatibel Soundkarte: 16 bit DirectX 9.0c kompatibel DirectX Version: DirectX 9.0c DVD-ROM: 4x DVD-ROM (8x oder schneller empfohlen) Festplattenspeicher: 5 GB Zusatzgeräte: Windows Keyboard und Mouse erforderlich Multiplayer: Breitband mit 64 kbps Upstream (128 kbps empfohlen) ATI Radeon 8500/9000/X Serien NVIDIA® GeForce™ 4/FX/6 Serien (GeForce 4 MX wird NICHT unterstützt)
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