Monster Madness: Battle for Suburbia (SouthPeak Games) geschrieben von Roland Kindermann
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"Monster Madness: Battle for Suburbia" spielt in einem perfekten, amerikanischen Vorstadt-Idyll. Der Streber Zack hilft der Rebellin Carrie bei den Physikaufgaben. Insgeheim wartet er jedoch nur auf eine passende Gelegenheit, ihr sein Liebe zu gestehen. Just als Zack seinen ganzen Mut zusammengenommen hat, platzt sein lässiger Skater-Kumpel Andy herein und bricht in einem Redeschwall aus, der Carrie veranlasst, zu gehen. Noch bevor sie die Tür erreicht, öffnet diese sich erneut. Herein kommt die designierte Abschlussballkönigin Jennifer, die ein Biologie-Referat, das Zack für sie schreiben sollte, abholen möchte. Die Story von "Monster Madness: Battle for Suburbia" ist nicht darauf ausgelegt, besonders tiefgründig oder spannend zu sein. Vielmehr präsentiert das Spiel gängige Klischees mit einem Augenzwinkern. So bietet auch die Eröffnungsszene hauptsächlich einen Vorwand, die vier so unterschiedlichen Protagonisten an einen Ort zu bringen. Kaum sind alle versammelt, klopft es ein weiteres Mal an der Tür. Diesmal handelt es sich allerdings um eine Horde Zombies, der Sie sich sogleich stellen müssen. Erzählt wird die Geschichte in hübsch gezeichneten und mit Ton unterlegten Comics und Ingame-Zwischensequenzen. Achtung: kann Übelkeit verursachen "Monster Madness: Battle for Suburbia" ist ein Shooter, der aus der dritten Person gespielt wird. Genretypisch bewegen Sie Ihren Helden mit den "WASD"-Tasten. Grundsätzlich stehen dabei zwei unterschiedliche Steuerungsvarianten zur Verfügung. Bei der ersten drehen Sie die Kamera mit der Maus, um zu zielen allerdings nur horizontal. Die Kamera blickt stets im gleichen Winkel von etwa 45 Grad auf Ihren Helden herab. Deshalb müssen Sie nicht nur den Drang, die Kamera ein wenig zu kippen, um weiter sehen zu können, unterdrücken, sondern benötigen auch einen soliden Magen bei dem Shooter-erprobten Tester zumindest verursachten die schnellen Kamerabewegungen regelmäßig Übelkeit. Sofern es Ihnen ähnlich ergeht, sollten Sie zur zweiten Steuerungsvariante wechseln. Dann bewegt sich die Kamera zwar noch mit Ihrem Charakter, bleibt aber ansonsten starr und dreht sich nicht. Ihr Recke zielt in Richtung eines Fadenkreuzes, das Sie wie einen Mauszeiger bewegen können. Dieses Steuerungskonzept hat sich bereits in anderen Spielen bewährt, wurde in "Monster Madness: Battle for Suburbia" jedoch schlecht umgesetzt, da der Bereich um Ihren Helden, in dem Sie das Fadenkreuz bewegen können, viel zu klein ist. Ein weiteres Problem ist, dass Sie aufgrund der starren Kamera nicht besonders weit sehen können. Wirklich perfekt ist also keine Variante. Tod durch Wasserball Natürlich laufen Sie in "Monster Madness: Battle for Suburbia" nicht nur vor den Monstern davon, sondern setzen sich auch zur Wehr. Je nach ausgewählter Waffe schießen oder schlagen Sie dazu mit der linken Maustaste. Wenn Sie eine Nahkampfwaffe nutzen, können Sie nach einer gewissen Zahl erledigter Gegner einen besonders starken Spezialangriff ausführen. Mit der rechten Maustaste werfen Sie Bomben und Molotow-Cocktails, die Sie zuvor in zerstörbaren Gegenständen finden müssen. Die Munition Ihrer Primärwaffen ist begrenzt. Deshalb bietet es sich an, herumliegende Gegenstände als Wurfgeschosse zu nutzen und so Ihre Gegner dank Havok-Physik-Engine glaubwürdig animiert ins Jenseits oder wo Zombies nach ihrem Ableben auch immer landen - zu befördern. Kurioserweise können Sie mit einem Wasserball mehrere Feinde auf einmal erledigen, während ein Grill keine fatalen Folgen hat. Wenn Sie überhaupt nicht mehr weiter wissen, können Sie sich auch temporär in ein Monster verwandeln und dann beispielsweise besonders hart austeilen oder Untote für sich kämpfen lassen. Dabei verbrauchen Sie allerdings ein Monsteramulett. Kaum kaschierte Herkunft Dass "Monster Madness: Battle for Suburbia" ursprünglich von der Xbox 360 kommt, merkt man deutlich. So zeigt das Spiel beispielsweise an vielen Stellen immer noch die Buttons des Xbox-Pads statt der Tasten des PC-Keyboards an und in den Menüs bedeutet ein Druck auf "Enter" nicht "Bestätigen", sondern "Abbrechen". Besitzen Sie ein Xbox 360-Gamepad, so kommen Sie um eine langwierige Steuerungskonfiguration herum der Controller wird automatisch erkannt und Sie können sofort mit der Original-Belegung spielen. Dann bewegen Sie Ihren Charakter mit dem linken Analogstick. Etwas gewöhnungsbedürftig sind das Schießen mit den Analogtriggern und das Drehen des Charakters mit dem rechten Stick bei der ersten Steuerungsvariante. Da die maximale Rotationsgeschwindigkeit der Kamera bei Verwendung des Pads geringer ist als mit der Maus, wird Ihrem Magen weniger zugemutet. Wählen Sie die zweite Steuerungsvariante, steuern Sie mit dem rechten Analogstick direkt in die Richtung, in die Ihr Charakter schaut drücken Sie also nach oben, schaut auch Ihr Recke nach oben. Diese Einstellung ist wie alle anderen Möglichkeiten zunächst gewöhnungsbedürftig, hat sich im Test aber bewährt. Ein Nachteil des Xbox 360-Pads besteht darin, dass Sie auf Rumble-Effekte verzichten müssen. Dabei handelt es sich allerdings um ein bekanntes Problem des Treibers, das auch andere Spiele teilen. Abwechslungsreiche Gegner Ein Shooter steht und fällt mit der Vielfalt der Gegner. In dieser Hinsicht glänzt "Monster Madness: Battle for Suburbia": Über 70 verschiedene Feindtypen machen Ihnen das Leben schwer. Die einzelnen Arten unterscheiden sich deutlich und erfordern entsprechend angepasste Taktiken. Der Standard-Zombie beispielsweise ist so langsam, dass Sie ihn auch problemlos munitionssparend aus der Nähe vertrimmen können. Die flinken Feuer-Zombies hingegen lassen Sie gar nicht erst herankommen, sondern beharken Sie stattdessen aus der Entfernung mit Feuerbällen. Außerdem werden Sie beispielsweise von bösen Clowns, mutierten Hunden und Dämonen belästigt. Jeder neue Gegnertyp wird mit einem kurzen Video eingeführt. Dass Zombies nicht besonders intelligent sind, ist ja allgemein bekannt. Dabei bilden auch die Exemplare aus "Monster Madness: Battle for Suburbia" keine Ausnahme. Sie bleiben häufig an Bäumen oder anderen Objekten hängen. In gelegentlich klaren Momenten sind sie aber immerhin im Stande, Gegenstände aufzuheben und diese nach Ihnen zu werfen. Doppelter Spaß zu viert Wenn Sie möchten, können Sie "Monster Madness: Battle for Suburbia" allein durchspielen. Wesentlich mehr Spaß macht es jedoch im kooperativen Modus mit bis zu drei Freunden am selben Rechner. Die benötigen je ein Gamepad und können dann jederzeit ins Spiel einsteigen. Spielen mindestens zwei Personen, müssen alle zwangsweise die zweite Steuerungsvariante verwenden. Die Kamera zoomt automatisch so weit heraus, dass alle Charaktere sichtbar sind. Da Sie so meist nur die Fläche zwischen den Protagonisten sehen, ist zwar die Sichtweite sehr eingeschränkt, davon abgesehen funktioniert der Coop-Modus aber sehr gut. Heftiger Schwierigkeitsgrad Sich Verstärkung durch weitere Spieler zu organisieren, ist ausgesprochen empfehlenswert, da bereits der zweite der vier Schwierigkeitsgrade extrem anspruchsvoll und allein kaum zu meistern ist. Eine gut abgestimmte Strategie kann deshalb Gold wert sein. So müssen Sie an einer Stelle zehn Basketbälle durch einen sich bewegenden Ring werfen, während Sie von einem nicht versiegenden Strom von Monstern angegriffen werden. Rennen einfach alle Spieler unkoordiniert los, ist das Scheitern programmiert. Größere Überlebenschancen haben Sie, wenn einer die Feinde ablenkt, während der andere Bälle wirft. Derartige, durch gute Zusammenarbeit gemeisterte Herausforderungen motivieren ungemein und es entsteht das Gefühl, gemeinsam etwas geleistet zu haben. Kurz darauf jedoch holt "Monster Madness: Battle for Suburbia" Sie jedoch hart auf den Boden der Tatsachen zurück: Es folgt eine "Monster Party", bei der Sie eine gewisse Anzahl von Gegnern in einem kleinen, abgesperrten Areal erledigen müssen. Schaffen Sie die ebenfalls recht knackige Stelle nicht auf Anhieb, geht es zurück zum letzten Checkpoint und der liegt vor dem Monster-Basketball. Auch in anderen Levels sind die Abstände zwischen den Checkpoints viel zu groß. Speichern dürfen Sie sowieso nur zwischen den recht umfangreichen Levels. Sammeln und tauschen Immer nur Ballern wird auf Dauer auch dem größten Shooter-Fan zu langweilig. Deshalb müssen Sie in "Monster Madness: Battle for Suburbia" zwischen den Kämpfen Bauteile wie Eimer oder Zahnräder sowie Materialien wie Plutonium sammeln, die überall im Level herumliegen. Diese können Sie bei einem regelmäßig in den Levels auftauchenden Händler gegen neue Waffen oder Upgrades des bestehenden Arsenals tauschen. Dazu benötigen Sie außerdem Geld, das erledigte Gegner hinterlassen. Pflicht statt Kür Da Sie aufgrund des schnell anziehenden Schwierigkeitsgrades auf das Aufwerten Ihrer Waffen angewiesen sind, was extrem teuer ist, ist das Sammeln der Bauteile keine willkommene Abwechslung, sondern nervige Pflicht. Möchten Sie nicht nach ein paar Levels mit einer nahezu wirkungslosen Waffe auf übermächtige Gegner schießen, müssen Sie zwangsläufig jede Ecke der riesigen Levels nach Teilen abgrasen. Dabei stoßen Sie teils auf seltsam platzierte, unsichtbare Wände, beispielsweise mitten auf einem Hausdach. Da auf beiden Seiten der Barriere Teile zu finden sind, müssen Sie notgedrungen vom Haus steigen und auf der anderen Seite einen weiteren Weg nach oben suchen. "Einfallsreiche" Fahrzeugsteuerung Eine weitere Abwechslung vom Ballern bieten die Abschnitte, in denen Sie mit einem Fahrzeug, beispielsweise einem Auto oder einem Boot, unterwegs sind. Dabei ist die Steuerung nur bedingt gelungen. Im Auto beispielsweise geben Sie mit der linken Maustaste Gas, bremsen mit der rechten und zünden einen Turbo, indem Sie beide auf einmal drücken. Das widerspricht nicht nur sämtlichen etablierten Standards, sondern führt auch dazu, dass Sie leicht, aus Versehen den Turbo zünden, wenn Sie vom Beschleunigen aufs Bremsen umschalten möchten. Außerdem können Sie unter Verwendung der mittleren Maustaste mit dem Auto springen, was auch häufig notwendig ist, da Sie oft an beweglichen Objekten hängen bleiben. Im Coop-Modus darf ein Spieler ein auf dem Auto montiertes Maschinengewehr nutzen. Diese Rolle sollte idealerweise jemand übernehmen, der mit einem Gamepad steuert, da man in einer derartigen Position mit Maus und Tastatur nicht zielen kann. Vorbildlicher Umfang Actionspieler sehen heutzutage häufig bereits nach zehn Stunden den Abspann eines 50 Euro teuren Spiels. Dieses Schicksal bleibt Ihnen bei "Monster Madness" erspart. Zunächst einmal müssen Sie mehr als zwanzig umfangreiche Levels bestehen. Doch selbst wenn Ihnen dies gelungen ist, warten weitere Herausforderungen. So wird erst nach erstmaligem Durchspielen der höchste Schwierigkeitsgrad freigeschaltet. Außerdem erhalten Sie für jeden Level eine Bewertung, die davon abhängt, wie viele Spezialaufgaben Sie erfüllt haben. So müssen Sie beispielsweise eine gewisse Punktzahl erreichen oder dürfen nicht sterben. Umständlicher Internet-Modus Sollte beim kooperativen Spiel Uneinigkeit darüber bestehen, wer wegen seiner Unfähigkeit Schuld am Versagen des Teams trägt, so lässt sich diese Frage beim Deathmatch, Team-Deathmatch oder Capture the Flag klären. Vier weitere Mehrspieler-Modi können Sie nur im Netzwerk oder im Internet spielen. Um Letzteres zu nutzen, müssen Sie allerdings die IP-Adresse eines "Monster Madness"-Servers kennen. Eine Liste, die wie in nahezu sämtlichen anderen internetfähigen Titeln alle laufenden Spiele anzeigt, fehlt. Deshalb dürfte einiges an Organisationsaufwand erforderlich sein, um die maximale Anzahl von 16 Spielern tatsächlich auszunutzen. Miserable Lokalisierung "Monster Madness: Battle for Suburbia" verleitet insbesondere dank der Kommentare der Protagonisten häufig zum Schmunzeln die lautesten Lacher jedoch provoziert der Konfigurationsdialog, in dem Sie die Grafikeinstellungen und die Steuerung bearbeiten. Er trägt den Titel "Monster Madness Abschussrampe" und enthält Optionen wie "Kraft Shader Model 2.0", "Beschaffenheit Auflösung" und "Verarbeitender Pfosten". Speichern können Sie die Einstellungen mit einem Klick auf "Treffen". Paradoxerweise versteht deshalb nur derjenige, der gut Englisch spricht, welche Begriffe sich hinter den allzu wörtlichen Übersetzungen verbergen. Auch beim Handbuch liegt einiges im Argen. So wurden teilweise halbe Sätze nicht übersetzt. Meist handelt es sich bei den Fehlern allerdings lediglich um falsche oder überflüssige Buchstaben, sodass der Inhalt des Textes durchaus verständlich bleibt. Dass das Lokalisierungsteam offensichtlich nicht einmal eine automatische Rechtschreibprüfung verwendet hat, lässt aber dennoch tief blicken. Auch im Spiel finden sich einige Fehler oder würden Sie beispielsweise hinter einem "Flecken" einen Patch vermuten? Hübsche Optik "Monster Madness: Battle for Suburbia" nutzt die mächtige Unreal Engine 3. Das Ergebnis setzt zwar keine neuen Standards, kann sich aber durchaus sehen lassen. Insbesondere die zahllosen herumliegenden, größtenteils physikalisch animierten Gegenstände und die detaillierten Umgebungen sind beeindruckend. Auch die Lichteffekte tragen zum positiven Eindruck bei. Da bisweilen ganze Gegnerhorden den Bildschirm füllen, lässt sich auch verschmerzen, dass deren Detailgrad manchmal hinter dem der Levels zurückbleibt. Der Comic-Stil ist Geschmackssache, bleibt jedoch stets konsistent bis hin zu den herrlich übertriebenen Animationen der Zombies. Um "Monster Madness: Battle for Suburbia" vernünftig spielen zu können, sollten Sie tunlichst einen aktuellen Rechner besitzen, da das Spiel sehr hardwarehungrig ist. Durchschnittlicher Sound Die ausschließlich englischen Synchronsprecher bewegen sich auf dem Niveau einer durchschnittlichen Fernsehserie, was für ein Computerspiel nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen ist. Die Soundeffekte sind passend, aber wenig spektakulär und entsprechen dem Genrestandard. Insbesondere die Waffensounds dürften aber durchaus ein wenig eindrucksvoller sein. Die Musik rangiert zwischen Durchschnitt und nervig. Abwechslungsreiche Gegner, schicke Grafik, aufwertbare Waffen und vielfältige Mehrspieler-Modi eigentlich hat "Monster Madness: Battle for Suburbia" alle Zutaten eines zünftigen Actionspiels. Leider stimmt jedoch die Mischung nicht: Die viel zu langen Sammeleinlagen, der schlecht ausbalancierte Schwierigkeitsgrad und die umständliche Steuerung trüben das Gesamtbild. Wer bis zu drei Freunde zur Hand hat, sollte aber dennoch zugreifen, da der kurzweilige Coop-Modus auf dem PC momentan seinesgleichen sucht. (19.11.2007)
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