Undercover - Operation Wintersonne (Anaconda) geschrieben von Uwe Schöler
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Was ist hier eigentlich los? Wir schreiben das Jahr 1943, als dem britischen Geheimdienst Pläne über den Bau einer deutschen Geheimwaffe in die Hände fallen. MI6, der Geheimdienst Ihrer Majestät, hat nur eine Chance, der Sache auf den Grund zu gehen. Der britische Physikprofessor John Russell wird beauftragt, weitere Nachforschungen anzustellen; weit hinter feindlichen Linien soll er die Waffe aufspüren und die Bedrohung für die Welt einschätzen. Doch irgendetwas ist anders ... Mission Undercover, oder: Wie kam ich in den Schlamassel? Sie schlüpfen in die Rolle des englischen Physikprofessors John Russel, der sich auf die Suche nach dem neuen Waffensystem der Deutschen machen soll. Als man Ihnen diese waghalsige Mission unterbreitet, kennen Sie deren Ausgang und die Gefahren, in die Sie sich begeben, leider noch nicht. Russel findet sich nach der Einweisung durch den MI6 im Hinterhof wieder und muss nun sehr rasch lernen, wie man Gegenstände aufnimmt und miteinander kombiniert. Denn vor seiner Abreise möchte er auf jeden Fall erfahren, was hinter verschlossener Tür über ihn geredet wird. Bald hat er ein Werkzeug zusammengebastelt, mit dem er das nur halb verschlossene Fenster soweit öffnet, dass er dem Gespräch lauschen kann. Währenddessen erscheint der ihm zugeteilte Agent Peter Graham, um sich gemeinsam mit Russel mitten in die Höhle des Löwen nach Berlin zu begeben, damit er dort, im Feindesland, mitten im Herzen der Nazis, mit den Untersuchungen beginnen kann. Nun gilt es, mit Beobachtungs- und Kombinationsgabe eine Reihe brenzliger Situationen zu überstehen und herauszufinden, was es mit der angeblichen Wunderwaffe auf sich hat. Gewalt ist hier fehl am Platz. Der Professor untermalt das Geschehen mit teilweise ironischen Sprüchen und gibt und gibt zu Ihren Fehlern beim Kombinieren von Gegenständen, aber auch ganz nebensächlichen Dingen, seinen Senf dazu. Oft begeistert er mit umfassendem Allgemeinwissen sowie Erklärungen und verrät zum Beispiel, dass das Wort "Spiritus" im Deutschen "Atem" bedeutet, oder wie ein Implosionsmechanismus funktioniert. Hierbei klingt Russel keinesfalls überheblich, sondern eher wie ein Professor an einer Universität. Die zu lösenden Rätsel haben es bisweilen in sich, sind aber schließlich doch mit Logik zu bewältigen und sollten auch für Einsteiger kein größeres Problem darstellen. So ist beispielsweise Chemikerwissen gefragt, wenn es um die Herstellung einer Säure geht oder lediglich Geschick, um einen zerrissenen Notizzettel puzzleartig wieder zusammenzufügen. Unser Kompagnon Peter Graham ist dabei keine Hilfe, denn wenn es zur Sache geht, ist Russel auf sich allein gestellt. Schließlich ist er aber auch der Hauptcharakter, in den Sie als Spieler schlüpfen. Hinsichtlich Menschenkenntnis hat Russel zwar nicht viel zu bieten, aber mit zur Situation passenden lateinischen Sprüchen und naturwissenschaftlichem Wissen kann er sich dann doch locker über Wasser halten. Überhaupt sind die Dialoge der einzelnen Charaktere interessant, unterhaltsam und binden den Zuschauer in das Geschehen ein. Nachdem Russel von einer Nazigröße gefangen genommen und verhört wurde, beichtet er, dass die Pläne für die Geheimwaffe nicht richtig durchdacht wurden und der Mechanismus fehlerhaft ist. Er kann aber durch einen glücklichen Umstand entkommen und nachdem es nun in Berlin nichts mehr zu tun gibt, treibt es ihn an einen weiteren Schauplatz. Die Nazigröße allerdings will Ihr eigenes Süppchen kochen und die Geheimwaffe, die Uranbombe, ohne das Raketenantriebssystem weiter entwickeln. Wie es nun im einzelnen weitergeht, müssen Sie schon selbst herausfinden; hier sei nur so viel verraten, dass die Ereignisse Sie bis nach Haigerloch in die Nähe von Stuttgart bringen. Was muss ich tun? Gespielt wird mit der Maus, wobei die linke Maustaste die Richtung vorgibt, in die sich der Charakter bewegt beziehungsweise eine genauere Untersuchung der Gegenstände vornimmt und die rechte Maustaste zum Ausführen von Aktionen oder Nehmen von Gegenständen benutzt wird oder um sich mit anderen Charakteren zu unterhalten. Das Menü erreichen Sie, indem Sie entweder mit dem Mauszeiger an den oberen Bildschirmrand fahren oder ESC drücken. Am unteren Rand finden Sie Ihr Inventar, das sehr übersichtlich angeordnet ist und im Verlauf des Spieles mit einem Scrollbalken versehen wird. Hier können und sollten Sie verschiedenartige Gegenstände miteinander kombinieren. Dies geschieht ebenfalls mit der rechten Maustaste. Mit einem Doppelklick der linken oder rechten Taste können Sie längere Sequenzen abkürzen. Über das Menü erreichen Sie die Optionen, in denen Sie die Auflösung, Schatten, Untertitel und anders mehr verändern können. Wer es nostalgisch mag, kann das Adventure auch mit Sepia-Effekt, einem bräunlichen Filter, der das Bild alt und nostalgisch aussehen lässt, spielen. Man muss dann aber auf die schönen Farben verzichten, die es abwechslungsreich machen. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, den Einsteigermodus zu verwenden, in dem die auf viele Schauplätze verteilten Objekte, sowohl benutzbare, als auch unbenutzbare, mit einer bestimmten Taste sichtbar gemacht werden können. Sie können natürlich ohne diese Taste spielen, was den Reiz des Spieles durchaus erhöht. Einzig negativ sind die sehr langen Ladezeiten zwischen den einzelnen Sequenzen. Grafische Leckerbissen Die 2D-Hintergrundgrafiken sind sehr detailliert und wunderschön in Szene gesetzt. Sehr gut ist die Umsetzung der 3D-Charaktergestaltung gelungen, die hervorragend zu dem Hintergrund passt, der mit volumetrischen Lichteffekten und Spiegelungen verfeinert wird. Normale Bewegungen wie Laufen, Rennen, Stoppen oder Unterhaltungen mit anderen Gesprächspartnern sind flüssig und lebensecht animiert. Wer sich in den Optionen für Schatten entschieden hat, wird eine sehr realistische Schattenbildung der Charaktere erkennen, die sich zum Beispiel verändert, wenn der Akteur unter einer Laterne durchläuft. Nahaufnahmen der Gesichter beeindrucken durch die hervorragende Gesichtsanimation. Marschmusik oder Nationalhymne? Wie die Grafik, so ist auch der Sound aussagekräftig und sehr gut gelungen. Die verschiedenen Charaktere haben unterschiedliche Stimmen, die synchron zu ihren Lippenbewegungen aus den Boxen ertönen. Ein witziger Aspekt dabei sind Dialekte. So spricht zum Beispiel der Berliner Luftschutzwart in seiner heimischen Mundart und untermalt damit das Geschehen in lustiger Weise. Die Hintergrundmusik hingegen vernimmt man nur schwach, was jedoch nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Sie ist an die jeweiligen Szenen angepasst und begleitet den Spieler bei seinen Aufgaben. Zwischendrin erklingt auch mal eine abgewandelte deutsche Nationalhymne, die aber ebenfalls nicht aufdringlich wirkt. Die Geräuschkulisse im Spiel wurde seht gut umgesetzt, zum Beispiel werden die Schritte leiser, wenn sich der Akteur vom Vordergrund weg bewegt. Eindrücke sammeln "Undercover - Operation Wintersonne" ist ein sehr gut gemachtes Adventure-Rollenspiel mit schönen Zwischensequenzen. Obwohl es sich um eine fiktive Story handelt, werden historische Ereignisse und wahre Details geschickt in Szene gesetzt. Die Geschichte wurde exzellent inszeniert, wobei besonders der Humor der beteiligten Charaktere für eine mitreißende Atmosphäre sorgt. Wer auf diese Art Spiele steht, sollte sich den Titel unbedingt sichern. Allein schon wegen der abwechslungsreichen Rätsel sind viele vergnügliche Stunden sicher. (11.10.2006)
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