Colin McRae: Dirt

(Codemasters)

geschrieben von Uwe Schöler

Das Spiel "Colin McRae Rally" gibt es beinahe jedes Jahr in einer neuen Fassung, was sollte also an der jetzt vorliegenden anders sein? Codemasters neuestes Machwerk in diesem Sektor heißt jetzt "Dirt" und verspricht die wohl vielseitigste Auswahl an Offroad-Wettbewerben zu sein, die Sie von Beginn an fesseln soll. Kies-, Sand- und Schlammwege erwarten Sie an den verschiedensten Schauplätzen in der Welt, und Sie können über 45 aufregende Autos steuern. Freuen Sie sich auf halsbrecherische Berganfahrten, zahllose Rallye-Cross-Events und einen Online-Spielmodus, der dem Multiplayerspaß keine Grenzen setzt. "Tauchen Sie mit "Colin McRae: Dirt" in ein Spielerlebnis der nächsten Generation ein!", so lautet der Slogan von Codemasters, doch schauen wir einfach, was uns erwartet. Leider hat Colin McRae das Release seines neuesten Spiels nicht mehr erlebt.

Gib Gas!

Lange Zeit war es um die Rallyeserie still geworden, doch Codemasters hat die Zeit genutzt, das Spiel gründlich zu erneuern. "Dirt" setzt nun auf Abwechslung bei den Fahrzeugen und Wettbewerben, so dass Sie nun auch Trucks fahren können. Zeitrennen auf den typischen Rallyestrecken sind inzwischen nur noch ein Teil des Spielumfangs und Sie haben nun die Möglichkeit, andere Offroadvarianten, wie "Rally", "Hill Climb", "Rally-Cross", "Crossover", "Rally Raid" und "Corr", auszutesten.

Bei "Rally" zum Beispiel sind die Größen wie Colin McRae oder Travis Pastrana zu Hause und so etwas ist ein Höhepunkt in der Karriere eines Offroad-Rennfahrers. "Crossover" sind knallharte Rennen auf engen, zweispurigen Strecken mit Viertel- und Halbfinals. "Corr" ist die Abkürzung für "Championship Off-Road Racing" und die aufregendste Offroadserie auf Kurzstrecken. Hier steuern Sie Super-Buggies, Class-1-Buggies und Pro-4-Trucks abseits der Straße, und "Hill Climb" ist die extremste Disziplin, bei der Sie wahre PS-Ungetüme mit 850 PS und mehr fahren.

Die Schwierigkeitsgrade können Sie dabei von "Anfänger" über "Clubman" bis hin zu "Professional" auswählen. Wenn Sie sich im Karrieremodus befinden, bekommen Sie mehr Geld, sofern Sie gegen schwierigere Gegner fahren. Das ist nicht unerheblich, wenn Sie sich ein neues Fahrzeug kaufen wollen. Natürlich ist das Geld nicht das einzige, was die Schwierigkeitsstufen unterscheidet. Viel mehr sind es die Schäden und die Stärke der Gegner, die den Unterschied ausmachen. So nehmen Sie als Anfänger kaum Schäden, während bereits ab Stufe "Clubman" ein Totalausfall möglich sein kann. Natürlich hängt das von Ihrem fahrerischen Können ab.

Im Karrieremodus ist es möglich, Ihr Können auf der kompletten Bandbreite an Renndisziplinen zu testen, die das Spiel zu bieten hat. Sie arbeiten sich also von der Pike auf nach oben zur Spitze der Rallyefahrer. Während Ihrer Karriere bekommen Sie sowohl Punkte als auch Geld; Punkte, die Sie in der Tabelle vorwärts bringen und Geld, damit Sie sich neue Autos kaufen können, um an den nächsten Rennen teilzunehmen. Weiterhin schalten Sie sich dadurch neue Strecken und Fahrzeuge frei. So wächst der eigene Fuhrpark schnell an und Sie verfügen bald über einige lizenzierte Fahrzeuge, die sich auch abwechslungsreich steuern lassen.

Fahren Sie lieber in einer Meisterschaft, können Sie zwischen der europäischen, der internationalen oder der globalen Meisterschaft wählen. Bei der europäischen Meisterschaft treten Sie in den Ländern Deutschland, Italien und Großbritannien an, während Sie bei der internationalen in Japan, Australien und Spanien über die Strecken jagen. Nicht wundern, Spanien gehört hier im Spiel nicht zu Europa. Die globale Disziplin vereint die beiden anderen und Sie können in allen Orten fahren.

80, Kuppe rechts, dritter Gang

Die Bedienung von "Dirt" ist nicht schwer, es werden aber fast alle Tasten ihres Controllers benötigt. Das Spiel bringt bereits vier Voreinstellungen mit, die Sie über das Optionsmenü nach Ihren Wünschen noch anpassen können. Natürlich ist es auch möglich, sich eine eigene Belegung zu erstellen. Des Weiteren können Sie auch ein Lenkrad zur Steuerung Ihrer Fahrzeuge verwenden. Dabei werden Systeme wie "Logitech G25", "Logitech Driving Fore Pro" und "Logitech Driving Force" unterstützt.

Der Bildschirm bietet freie Sicht auf Strecke und Auto und hält die für Sie wichtigen Informationen trotzdem übersichtlich bereit, die aber bei den unterschiedlichen Spielmodi etwas voneinander abweichen. Hier lohnt sich für weiterführende Informationen der Blick in das Handbuch. So werden Ihnen Tacho, Geschwindigkeit, aktueller Gang, Fortschrittsleiste, Rennzeit sowie Schadenssymbole präsentiert, um hier nur einige der vielen Informationen zu nennen. Zudem können Sie Ihre Fahransicht Ihren Wünschen entsprechend anpassen: Dazu wählen Sie eine von sechs verschiedenen Ansichten aus und können zusätzlich noch die Rückspiegelfunktion nutzen. So haben Sie Ihre Gegner immer im Blick.

Das Fahrverhalten der einzelnen Wagen ist realistisch und sehr gut umgesetzt. Jedes Fahrzeug lässt sich unterschiedlich handhaben, und zu Beginn kommt es immer mal zum Unter- oder Übersteuern. Manchmal erscheint die Fahrphysik nicht wirklichkeitsgetreu, was aber vermutlich am rasanten Gameplay liegt. Natürlich haben Sie die Möglichkeit, Ihr Fahrzeug mit vielen Einstellungsvarianten an Ihre Bedürfnisse anzupassen und so das Auto auf den jeweiligen Kurs perfekt abzustimmen. Anfänger werden aber sicher mit den bereits vorgegebenen Konfigurationen sehr gut zurechtkommen.

Falls Sie "Colin McRae: Dirt" bereits durchgespielt oder einfach mal Lust auf ein Match gegen Freunde oder andere Geländefahrer haben, können Sie im Online-Rennen gegen Kontrahenten aus der ganzen Welt über das Playstation-Network antreten. Dort gibt es die Modi "100 Spieler Online", bei dem man gleichzeitig gegen die Zeit von einhundert anderen Fahrern kämpft, sowie das "LAN-Spiel", bei dem man eine Netzwerksitzung erstellen oder an einer solchen teilnehmen kann. "Darüber hinaus ist es möglich, die Ranglisten einzusehen. Sollten Sie ein Onlinespiel wagen wollen, so müssen Sie sich zuvor beim Playstation-Network anmelden. Anschließend haben Sie die Auswahl zwischen "Benutzerdefiniertes Spiel" oder "Schnelles Rennen". Leider fahren Sie nicht wirklich gegen andere Spieler, sondern nur gegen deren Zeiten. Sie werden weder von jemandem überholt, noch sehen Sie auf der Strecke einen Kontrahenten. Schade eigentlich.

Dreck, Schlamm und Reifenspuren

Grafisch begeistert das Spiel ausnahmslos. Sehr gute Licht- und Schatteneffekte sowie fotorealistische Strecken und Autos sorgen für absoluten Spielspaß. Die Spiegelungen und der extrem hohe Detailgrad machen "Dirt" perfekt. Vor allem das umfangreiche Schadensmodell, das sowohl Zusammenstöße als auch kleinere Rempler sehr gut in Szene setzt, sorgt für Adrenalin. So passiert es schon mal, dass Sie Ihre Fahrer- oder Beifahrertür an sich vorbeifliegen sehen. Dazu kommt der bei fast jeder Strecke wechselnde Bodenbelag, der sich wiederum auf das Fahrgefühl und die Steuerung auswirkt. Auf Eis und Schnee müssen Sie als eingefleischter Rallyefan aber leider verzichten.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Umgebung, die auf Ihr fahrerisches Können reagiert. So kippen Schilder um, knicken Bäume ab oder fallen Reifenstapel um, wenn Sie zu dicht an sie heran- oder sie sogar umfahren. Selbst Steinmauern bersten, wenn Sie mit der dazu nötigen Geschwindigkeit hineindonnern. Dazu kommt, dass sogar der Fahrtwind Bäume oder Fahnen bewegt. Sobald Sie ein Rennen beendet haben, wird seine Aufzeichnung noch einmal abgespielt. Unterschiedliche Kameraperspektiven setzen dabei Ihre Fahrt eindrucksvoll in Szene, wobei Sie die Kamerasicht wechseln sowie die Aufzeichnung vor- und zurückspulen können.

Dröhnende Motoren und rockiger Sound

Nach dem Starten des Spiels erwartet Sie erst einmal ein interessantes Einführungsvideo, das mit Ausschnitten von Rennen auf unterschiedlichen Strecken aufwartet. Dazu erklingt ein schönes Musikstück, das Sie so richtig dazu anheizt, endlich loszulegen. Während Sie sich in den Menüs befinden, bekommen Sie ebenfalls ordentlich Sound auf die Ohren, der mit sphärischen Klängen und viel Bass ertönt. Auf den Strecken hören Sie das satte Geräusch der Motoren und auch das Schaben an der Karosserie, wenn Sie mal gegen ein Hindernis fahren. Die Fahrgeräusche sind so realistisch, dass sie beispielsweise in Tunneln hohler und fülliger klingen als sonst. Die Ansagen des Beifahrers erfolgen auf Deutsch und sind klar verständlich, wenn er Geschwindigkeit und Richtung angibt, was eine hervorragende Atmosphäre schafft.