Crashday (Atari) Geschrieben von Philipp Arnold
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Splitter, Explosionen und fliegende Autos. Das ist man eigentlich nur aus Hollywood- Filmen gewohnt. Ob irrwitzige Stunts oder Crashrennen wie zu Zeiten von "Carmageddon" und "Destruction Derby", Crashday soll für jeden Geschmack etwas bieten. Versprochen werden uns sieben Spielmodi, zwölf tunebare Wagen, ein detailliertes Schadensmodell mit vielen Grafikeffekten, ein Karrieremodus mit einer Hintergrundstory und ein einfacher Streckeneditor. Also packen wir mal unsere Minigun aus, schnallen den Raketenwerfer auf das Dach und schauen, was uns Moon Byte Studios zu bieten haben. Diese sind übrigens neu im Spielegeschäft und haben sich zum Ziel gesetzt, das Rennspiel-Genre etwas aufzumischen. Mal sehen, ob sich die deutschen Spieleschmiede mit ihrem Titel gegen die Großen wie "Need for Speed: Most Wanted" (in diesem Artikel nur noch NFS:MW genannt), "Flat Out" oder "Trackmania" behaupten können. It's Crashday! Ob Einzelspiel, Karriere oder Multiplayer, die Entwickler möchten jeden Geschmack bedienen. Sogar kleine Minispiele, wie Weitsprung oder Checkpoint-Jagd, sind verfügbar und verführen auch zu einer Schlacht um Highscoreplatzierungen (Punkten) mit Freunden. Der Karrieremodus funktioniert in altbekannter Art und Weise. Mit Geld und Respektpunkten, die man in jedem Rennen verdient, lassen sich neue Autos kaufen und Bestehende aus- bzw. umrüsten. Zur Auswahl stehen zwölf verschiedene Wagen, vom amerikanischen Polizeiwagen bis zum ultraflachen Sportwagen. Leider wird man mangels Lizenzen keine Markennamen zu Gesicht bekommen. Viele Modelle ähneln aber dennoch ihren Markenvorbildern. Dabei gibt es optische Verschönerungen wie Spoiler genauso wie Tuningteile, zum Beispiel eine stärkere Panzerung oder einen besseren Motor. Die Anzahl an Teilen kommt zwar nicht an die von NFS:MW heran, reicht jedoch aus, um seinen ganz individuellen Wagen zu gestalten. Außerdem verschwinden keine alten Teile, wenn man sie durch neuere ersetzt. In der hauseigenen Garage lassen sich alle bereits gekauften Extras beliebig an das Auto montieren. So können auch spezielle Setups erstellet werden, wie beispielsweise für Straßen- oder Offroadrennen. Vor jedem Event wird immer etwas über die Story der illegalen Crashday-Liga und deren Urheber erzählt. Zum Spiel trägt das aber nur selten etwas bei. In einer Mission wird z.B. ein Wagen der Bosse von der Polizei beschlagnahmt, unglücklicherweise voll mit belastendem Material im Kofferraum. Unser Auftrag lautet nun, den Wagen vom Polizeiparkplatz aus in Sicherheit zu bringen. Leider entpuppt sich diese Mission als ein einfaches Abfahren von Checkpoints, so dass man sich die Story auch hätte schenken können. Schade ist auch, dass es nur wenige Stunden braucht, um den Karrieremodus durchzuspielen. Hier hätten sich die Entwickler gern etwas mehr einfallen lassen können. Auf der andern Seite sind so auch schnell alle Wagen und Strecken für den Einzel- und Mehrspielermodus verfügbar, denn anfangs sind dort meisten Pisten gesperrt. Single- und Multiplayer-Modus unterscheiden sich nur in der Intelligenz der Gegner voneinander. Der Computer spielt im Einzelspielermodus zwar recht ordentlich und man bekommt so eine gute Vorbereitung für die Multiplayerschlachten, wird aber für erfahrene Spieler nur selten eine Herausforderung sein. Gefahren wird auf Rennstrecken, Landstraßen und Feldwegen, aber auch auf der grünen Wiese oder in asphaltierten Arenen. Es ist vor allem erfreulich, endlich mal auf deutschen Straßen zu fahren und dementsprechend bekannte Verkehrsschilder und Begrenzungspfosten überfahren zu dürfen. Der integrierte Streckeneditor ist ähnlich einfach zu bedienen wie bei "Trackmania", bei dem die Entwickler vorgemacht haben, wie so etwas in einem Rennspiel auszusehen hat. Leider lässt sich kein eigenes Terrain erstellen, sondern man kann sich aus einer Liste von Vorgaben einen Untergrund und dessen Steigung aussuchen. Dieser Wehrmuttropfen wird jedoch durch eine Menge an Streckenteilen und Objekten, die sich frei auf der Fläche platzieren lassen, wieder wettgemacht. So lassen sich neben Autobahnen, Landstraßen oder Tunneln auch Sprungschanzen Loopings und Schrauben in die Strecke mit einbauen. Objekte wie Reifenstapel, Schilder und Baustellenteile geben einer Piste dann den letzten Schliff. Die Spielmodi Die Fülle an Spielmodi ist sicherlich eines der interessantesten Features in Crashday. Angefangen bei den klassischen Checkpoint-Rennen, die es in den Ausführungen Runden-, Sprint- und Knock-Out-Rennen gibt. Diese funktionieren genauso wie in NFS:MW, fahren sich aber auf den ländlichen Strecken und auf Grund der Fahrphysik eher wie "Flat Out", was uns jüngst gezeigt hat, wie ein exzellentes Rennspiel mit Schadensmodell aussehen kann. Um hier noch einen draufzusetzen, haben die Entwickler den Bomb-Run-Modus eingebaut. Hier ist an jedem Auto eine Bombe befestigt, die explodiert, sobald man unter eine bestimmte Mindestgeschwindigkeit kommt. Wir erinnern uns, dass wir im Film "Speed" ein ähnliches Problem hatten. Interessanter wird es in Crashday, da hier die Mindestgeschwindigkeit bei jedem Checkpoint etwas heraufgesetzt wird, so dass man gegen Ende richtig ins Schwitzen kommt. Damit Crashday seinem Namen gerecht wird, gibt es die so genannten Wrecking-Matches. Das Ziel hier: die Zerstörung der Gegner. Dazu gibt es meist Raketenwerfer und/oder Miniguns als Hilfsmittel. Reparaturen oder andere Gimmicks wie seinerzeit bei "Carmageddon", gibt es leider nicht. Im normalen Wrecking oder Team Wrecking wird der Spieler nach dem eigenen Tod sofort wiederbelebt. Zusätzlich gibt es noch einen Last-Man-Standing-Modus, bei dem bis auf den letzten Mann gefahren wird. Interessanter ist da der Hold-the-Flag-Modus. Mit einem grinsenden gelben Smiley auf dem Dach als Flagge versucht ein Spieler, so viele Checkpoints wie möglich abzuklappern, bevor die anderen ihm durch eine Berührung die Flagge klauen. Das sorgt im Team-Modus für ausgelassene Heiterkeit. Der Stuntmodus ist an sich eine nette Idee. In einem Areal mit vielen Schanzen, Loopings und ähnlichen Utensilien lassen sich halsbrecherische Sprünge bewerkstelligen und durch Kombinationen Extrapunkte einsammeln. Gefahren wird bis zu einer Zeit- oder Punktegrenze gegen die Kontrahenten allein oder im Team. Dabei kommt jedoch schnell Langeweile auf. Die Stunts lassen sich nur schwer kontrollieren und von den Gegnern ist weit und breit nichts zu sehen. Als letzter Modus ist Pass-the-Bomb einer der ausgefallensten Modi. Eine Bombe, die nach einer bestimmten Zeit explodiert, wird mit einer Berührung an den nächsten weitergegeben. Derjenige, bei dem sie explodiert, hat Pech gehabt. Die anderen Spieler bekommen Punkte, je nachdem, wann sie die Bombe zuletzt hatten. Augen- und Ohrenschmaus Mit schönen Shader- und Partikeleffekten liefert der neue deutsche Entwickler Moon Byte Studios einen echten Augenschmaus. Die asphaltierten Straßen glänzen im Abendlicht, die Funken stieben bei jedem Crash, was manchmal erst wirklich im Replay zur Geltung kommt, denn die actiongeladene Fahrt lässt nicht immer Zeit für eine eingehende Betrachtung. Das Schadensmodell ist schön gemacht, reicht aber nicht an "Flat Out" heran, das hier sicherlich einsamer Spitzenreiter ist. Vor allem fallen die Unterschiede in verschiedenen Spielmodi auf. Während nach ein paar Stunts der Wagen aussieht, als wäre er einmal durch die Müllpresse gejagt worden, aber der Gesamtzustand des Wagens noch 98% beträgt, kommt es oft vor, dass man im Wrecking-Match bei nur noch 14% Gesamtzustand fast keinen Kratzer sieht. Besonders zu erwähnen ist die Replay-Funktion, die mit verschiedenen Kamerapositionen und Zeitlupenfunktionen Crashs und Sprünge richtig in Szene setzen kann. Hier ist Crashday der Konkurrenz wie "Flat Out" etwas voraus, deren Replay-Funktion nicht so umfangreich gestaltet ist. Auch von der musikalischen Seite kann Crashday überzeugen. Zu allererst ist hier vor allem der rockige Soundtrack zu erwähnen, der dem von "Flat Out" in nichts nachsteht. Auch die Motorengeräusche fügen sich passend in die Soundkulisse ein. Da Moon Byte Studios in Hamburg ansässig sind, kommen die Texte alle in gutem Deutsch und auch die kurze Story wird unterhaltsam erzählt.
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