Mortal Kombat vs. DC Universe

Mortal Kombat vs. DC Universe (Xbox 360)

(Midway)

geschrieben von Oliver Domke

 

 
Entwickler: Midway
Publisher: Midway
Genre: Beat’em-Up
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Mortal Kombat vs. DC Universe
Preis: 59,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Früher war die Videospielwelt noch in Ordnung. Wie sehr haben wir uns darüber gefreut, nach einem langen und anstrengenden "Mortal Kombat"-Turnier unseren unterlegenen Widersacher mit überzogenen Splatter-Effekten derart in Grund und Boden zu rammen, dass er garantiert nicht mehr aufsteht - virtuell, versteht sich. Doch diese Zeiten sind vorbei, schließlich haben im neuesten Teil der Reihe die Helden und Fieslinge des aus zahlreichen Comics und Filmen bekannten "DC Universe" noch ein Wörtchen mitzureden. Neben der Playstation 3 erscheint das Spiel auch für die Xbox 360, und genau diese Version haben wir uns einmal angesehen.

Earth Realm vs. Metropolis

Die Welten der beiden Fantasy-Universen verbindet ein gemeinsames Schicksal – im wahrsten Sinne des Wortes: Durch eine mysteriöse Kraft verschmelzen sie miteinander und drohen, im Chaos zu versinken. Schnell wird allen Beteiligten klar, dass sie nur gemeinsam eine Chance haben, das Schlimmste zu verhindern: Feinde werden zu Freunden und ehemalige Gegenspieler kämpfen nun Seite an Seite, um ihre Heimat vor dem Untergang zu bewahren. So führt Donnergott Raiden unter anderem die "Mortal Kombat"-Kämpfer Scorpion, Sub Zero und Kitana in die Schlacht; auf der Seite des "DC Universe" bekommt Superman Unterstützung von diversen Helden und Bösewichten wie beispielsweise Batman, Wonder Woman oder Joker. Pro Spielwelt haben es zehn Recken in das Beat’em-Up geschafft, allerdings befinden sich auch einige eher unbekannte Charaktere wie Captain Marvel unter ihnen. Allgemein wundern wir uns über die im Vergleich zu den Vorgängern etwas dünn besetzte Kämpferriege: Wo sind Kung Lao oder Johnny Cage?

Der Story-Modus wird in zwei Hälften präsentiert. Je nachdem, für welches Universum Sie sich zu Beginn entscheiden, starten Sie die Kampagne in Earth Realm beziehungsweise Metropolis und erleben die Geschehnisse aus der Perspektive des jeweiligen Teams. Die Geschichte ist in sieben ("Mortal Kombat") oder acht ("DC Universe") Kapitel aufgeteilt und lässt Sie nach und nach in der Haut unterschiedlichster Kämpfer ein Duell nach dem anderen bestehen. Die Story um die Kollision der beiden Welten, ihre Auswirkungen und die Suche nach dem Verursacher werden in netten Zwischensequenzen vorangetrieben. Erwarten Sie aber nicht zu viel Tiefgründigkeit: Es lohnt sich zwar, die Handlung aus beiden Blickwinkeln einmal zu erleben, einen besonders hohen Wiederspielwert besitzt dieser Modus aber kaum – dafür wird schlicht zu wenig Abwechslung geboten.

Variantenreichtum vs. Einsteigerfreundlichkeit

Ähnlich verhält es sich mit der Steuerung des Spiels, sie erinnert nämlich stark an die zweidimensionalen Serienteile. Mit dem Steuerkreuz führen Sie genretypisch Sprung-, Duck- und seitliche Bewegungen aus; die vier Buttons sind mit je zwei Schlag- und Trittangriffen belegt, die Sie mit etwas Geschick zu starken Kombos, also einer ganzen Reihe schnell aufeinander folgender Attacken, verbinden können. Mit dem linken Stick oder Schalter sind dennoch Bewegungen in der dritten Dimension möglich, um vertikalen Angriffen oder Projektilen des Gegners zu entgehen. Dass jedem Charakter gerade mal eine Handvoll Special Moves zur Verfügung stehen und oft auch wildes Knöpfchendrücken (zumindest auf den unteren Schwierigkeitsgraden) zum Sieg führt, dürfte unerfahrenen Spielern gefallen. Damit stehen sie im Gegensatz zu den eingefleischten Fans – die ärgern sich über das stark entschlackte und variantenarme Gameplay, das diesmal weder mit unterschiedlichen Kampfstilen noch mit dem Einsatz von Waffen aufwartet.

Die Entwickler haben allerdings nicht nur den Rotstift angesetzt, sondern auch einige neue Features spendiert, die sich mal mehr, mal weniger gut in den Beat’em-Up-Alltag integrieren. Da wäre zunächst einmal der "Freefall Kombat". Wenn Sie Ihren Widersacher durch einen Wurf oder eine starke Attacke aus dem Kampfbereich stoßen, stürzen die beiden Krieger im freien Fall in den nächsten Teil der Arena. Während dieser Zeit haben Sie die Möglichkeit, Ihrem Feind durch Schläge weiteren Schaden zuzufügen. Doch aufgepasst: Drückt der Gegner im gleichen Moment dieselbe Taste wie Sie, dreht sich der Spieß um und Sie kassieren die Schläge, die eigentlich Ihr Gegenüber verdient hat. Ähnlich verhält es sich beim "Klose Kombat": Mit einem Druck auf "RB" greifen Sie Ihren Feind und können ihn verprügeln, ohne dass er die Angriffe blocken kann – aber auch hier endet das Betätigen identischer Buttons in einem Konterangriff. Natürlich werden die Kämpfe auf diese Weise nicht unerheblich durch einen gewissen Glücksfaktor beeinflusst; ob Ihnen das in einem Beat’em-Up zusagt oder eher missfällt, müssen Sie für sich selbst entscheiden.

Breaker vs. Kombo

Ein weiteres neues Element ist die so genannte Wut-Leiste, die sich unmittelbar unter der für die Lebensenergie befindet und in zwei Segmente aufgeteilt ist. Mit jeder Kopfnuss und jedem Tritt vor das Schienbein füllt sich die Anzeige des benachteiligten Kämpfers minimal auf. Wenn ein Segment vollständig gefüllt ist, lässt sich ein "Breaker" ausführen. Dabei handelt es sich um eine schnelle Konterattacke, die dem Gegner zwar keinen Schaden zufügt, ihn aber zurückwirft – das optimale Mittel, um die Schlagkombo des Feindes zu unterbrechen und so einer drohenden Niederlage zu entgehen. Sind sogar beide Segmente der Leiste gefüllt, haben Sie (alternativ zum Ausführen von zwei "Breakern") die Möglichkeit, Ihren Recken in Rage zu versetzen. Dadurch wird er kurzzeitig stärker und vor allem immun gegen Break-Versuche des Opponenten. So erhalten Sie die Möglichkeit, auch in einem aussichtslos erscheinenden Kampf noch die Oberhand zu gewinnen.

Abseits der Story dürfen Sie jederzeit im Arcade-Modus Ihr Können beweisen. In ihm treten Sie nacheinander gegen zehn KI-Gegner an; sie stammen wahlweise nur aus einem der beiden Universen oder werden auf Wunsch bunt gemischt gewählt. Wegen seiner kurzen Spielzeit eignet sich dieser Modus bestens für eine kleine Partie zwischendurch. Selbstverständlich dürfen Sie in ihm auch gegen einen zweiten menschlichen Spieler antreten, entweder an einer Konsole oder online per Xbox Live. Etwas anstrengender und zeitaufwendiger ist die dritte und letzte Spielvariante, die "Kombo Challenge". Dabei müssen Sie mit jedem Charakter zehn vorgegebene Angriffskombinationen ausführen. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, da die Zeitfenster für das korrekte Timing knapp bemessen und daher sehr genau einzuhalten sind. Achievement-Jäger können mit derartigen Prüfungen jedoch glücklich werden.

Fatality vs. Image

Zu Recht fragen Sie sich inzwischen vermutlich, warum Sie nach sieben Absätzen eines "Mortal Kombat"-Reviews noch nicht ein Mal das Wort "Fatality" gelesen haben. In früheren Serienteilen konnten Sie nach einem Sieg (genauer gesagt nach zwei gewonnen von maximal drei gespielten Runden) und der Eingabe einer charakterspezifischen Tastenkombination Ihren taumelnden Gegner auf brutale Art beibringen, dass Sie der Herr im Ring sind. Nicht selten konfrontierten Sie diese "Finishing Moves" mit gewaltigen Blutfontänen, herumfliegenden Körperteilen und dem Geräusch zerberstender Knochen – genau das machte die "Mortal Kombat"-Reihe von je her aus.

Allerdings fürchtete man um das Image der sonst so strahlenden DCU-Helden und so schalteten die Entwickler des Spiels gleich mehrere Gänge zurück. Die "Fatalities" (oder das Pendant bei den "Guten", die "Heroic Brutalities") sind zwar immer noch verhältnismäßig brutal, genügen aber den Anforderungen für eine Freigabe des Spiels ab 16 Jahren – ungeschnitten, wohlgemerkt. Wo früher der Unterlegene mit seinen eigenen Extremitäten verprügelt oder auf ähnlich spektakuläre Art und Weise zerhackstückt wurde, bricht man ihm heutzutage "nur noch" das Genick oder rammt ihm eine Klinge durch den Magen. Der rote Lebenssaft fließt auch weiterhin, aber nicht mehr in rauen Mengen. "Death Traps", also Todesfallen, die zum sofortigen blutigen K.O. führen, sind in den Arenen nicht mehr vorhanden. Ein reduzierter Gewaltgrad mag zwar in anderen Spielen durchaus angebracht sein, aber ein "Mortal Kombat"-Spiel lebt nun mal von seinen Splatter-Effekten; spielerisch gehaltvollere Prügelspiele gibt es schließlich zuhauf.

Details vs. Umfang

Aus technischer Sicht gibt es an "Mortal Kombat vs. DC Universe" nicht viel zu bemängeln. Die insgesamt 14 Kampfareale wie Gotham City oder Outworld bieten zwar etwas Abwechslung, sind optisch aber bisweilen etwas trist gestaltet. Auch die Schlusssequenzen der Kämpfer im Arcade-Modus werden in langweiligen, aber immerhin stilvoll gezeichneten Standbildern dargestellt. Deutlich gelungener ist das Schadensmodell, das sich bei lang anhaltenden Gefechten in seiner vollen Pracht zeigt. Die zerrissenen Kleidungsstücke, Narben und Wunden an Armen, Beinen und Gesicht sehen toll aus. Bis auf wenige Ausnahmen sind auch die mit Motion Capturing erstellten Animationen der Kämpfer hübsch anzusehen. Insbesondere der Joker, dessen Arsenal allem Anschein nach ausschließlich aus Scherzartikeln besteht, hat es uns angetan.

Auch der Sound kann größtenteils überzeugen: Mystische Klänge wechseln sich mit orchestraler Musikuntermalung ab, wirken dabei aber eher unauffällig auf das Spielgeschehen ein. Die Synchronsprecher verrichten ihre Arbeit sehr gut und ermöglichen den Charakteren so dankenswerterweise eine gelungene deutsche Sprachausgabe. Der Schwierigkeitsgrad ist im Arcade-Modus in fünf Stufen einstellbar und wird in den höheren Klassen durchaus zu einer Herausforderung. Leider bietet das Spiel kaum Bonusmaterial und wird mangels freispielbaren Inhalten bald eintönig. Die beiden geheimen Kämpfer sind schnell entdeckt, die Charakterbiografien kaum der Rede wert. Auch Minispiele wie zum Beispiel der "Puzzle Kombat" aus einem früheren Serienteil fehlen gänzlich. Etwas mehr Umfang und Abwechslung hätten dem Spiel durchaus gut getan.

 

  

Fazit: Mortal Kombat vs. Serientreue

"Mortal Kombat vs. DC Universe" hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits ist die Vermischung zweier völlig unterschiedlicher Universen in einem Spiel ein durchaus interessanter Ansatz. Auch die Reduzierung des Gameplays auf seine Ursprünge, wenn auch gespickt mit einigen neuen Ideen wie dem "Klose Kombat" oder den "Breakern", ist nicht zwangsläufig negativ. Aber: Wie ein richtiges "Mortal Kombat" fühlt sich das Spiel einfach nicht mehr an. Dazu sind die Charaktere nicht individuell genug und das fein säuberliche Zerstückeln der unterlegenen Feinde fehlt. Übrig bleibt ein etwas zu simpel gestricktes "Mortal Kombat light" mit Superheldenunterstützung.

(04.12.2008)


Fazit

   : Mortal Kombat vs. Serientreue "Mortal Kombat vs. DC Universe" hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits ist die Vermischung zweier völlig unterschiedlicher Universen in einem Spiel ein durchaus interessanter Ansatz. Auch die Reduzierung des Gameplays auf seine Ursprünge, wenn auch gespickt mit einigen neuen Ideen wie dem "Klose Kombat" oder den "Breakern", ist nicht zwangsläufig negativ. Aber: Wie ein richtiges "Mortal Kombat" fühlt sich das Spiel einfach nicht mehr an. Dazu sind die Charaktere nicht individuell genug und das fein säuberliche Zerstückeln der unterlegenen Feinde fehlt. Übrig bleibt ein etwas zu simpel gestricktes "Mortal Kombat light" mit Superheldenunterstützung. (04.12.2008)


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