Age of Empires 3 - The Asian Dynasties (Microsoft) geschrieben von Christian Graser
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1997: "Age of Empires"; ein Jahr später: das Add-on "The Rise of Rome"; 1999: "Age of Empires II"; ein Jahr später: das Add-on "The Conquerors"; 2005: "Age of Empires III"; ein Jahr später: das Add-on "The WarChiefs" - soweit, so linear. Doch jetzt passiert etwas, womit Fans der Serie nicht gerechnet haben: Erstmals in der Geschichte des Strategieklassikers erscheint eine zweite Erweiterung - und dann noch von einem anderen Entwickler als den Ensemble Studios. Lohnt sich der Kauf trotzdem? Geschichte im Schnelldurchlauf Wenn Sie die "Age of Empires"-Serie kennen, dürften Sie zwangsläufig auch in Geschichte bewandert sein, da alle Titel mit historischen Informationen aufwarten und sie spielerisch in spannende Kampagnen packen. Im ersten Teil begleiten Sie Ägypter, Griechen und Babylonier von der Steinzeit bis in die Eisenzeit und erfahren in der Erweiterung vom Aufstieg des Römischen Reichs. Zwei Jahre danach erleben Sie vom Mittelalter bis zur Erfindung des Schießpulvers die Abenteuer von Johanna von Orléans, Dschingis Khan oder Friedrich Barbarossa. Im Add-on fassen Sie erstmals Fuß in Amerika, um sich mit Azteken und Mayas zu messen. Vollständig losgelöst von der alten Welt spielt der neueste Ableger der Serie. Während Sie mit anderen europäischen Mächten um die Kolonialisierung des Kontinents ringen, erhalten Sie nur noch hin und wieder Lieferungen aus der Heimat. In der Expansion erleben Sie dagegen den Raubzug der Weißen aus der Sicht der Eingeborenen und ihren Kampf ums Überleben. Asia-Wochen Der jüngste Spross der Serie, "The Asian Dynasties", spielt, wie der Name vermuten lässt, im asiatischen Raum. Nach den Koreanern in "The Conquerors" erhalten Sie damit endlich wieder Gelegenheit, rund um das Land der Mitte Schlachten zu schlagen und exotisches Flair zu erleben. Der Titel bietet drei Kampagnen zu je fünf Missionen, die der Qualität des Hauptprogramms in nichts nachstehen; der Entwickler Big Huge Games hat erstklassige Arbeit geleistet. Zu Beginn erleben Sie aufseiten der Japaner die Ereignisse während des Übergangs von der Toyotomi-Dynastie zum Tokugawa-Shogunat. Die Missionen dieses Bürgerkriegs sind, wie von der Reihe gewohnt, eng an die Erlebnisse einer fiktiven Persönlichkeit geknüpft, hier an die des Generals Sakuma Kichiro. Nicht historisch korrekt sind dagegen die Erzählungen um den chinesischen Kapitän Jian Huang, der nach Kursänderungen plötzlich im südamerikanischen Dschungel landet und auf die Eingeborenen trifft. Abgerundet wird der Streifzug durch Asien, indem Sie an der Seite des indischen Leutnants Nanib Sahir in den ersten indischen Unabhängigkeitskrieg ziehen und vom Elefantenrücken aus die englischen Besatzer attackieren. Die Kampagnenmissionen sind zwar teilweise etwas kurz geraten, präsentieren sich aber abwechslungsreich und durchdacht. Neben gewöhnlichen Basisbauaufträgen müssen Sie ab und zu gegen die Uhr antreten, wenn es gilt, Stellungen in einer bestimmten Zeit gegen anstürmende Horden zu verteidigen, oder wenn Sie innerhalb einer festgesetzten Frist eine Feindbasis vernichtet haben müssen. Die Geschichte wird dabei durch Zwischensequenzen in der nach wie vor zeitgemäßen Spielgrafik erzählt. Was gibt's Neues? Die drei asiatischen Völker spielen sich nicht nur sehr unterschiedlich, sondern erfordern auch im Vergleich zu den europäischen und indianischen Rassen neue Taktiken. Die Japaner setzen auf starke und teure Infanterietruppen, allen voran Ninjas und Samurai. Erstgenannte können sich wie die Buschkrieger aus dem ersten Add-on tarnen und sich dadurch unbemerkt dem Feind nähern; Letztere sind das Rückgrat der Armee auf dem Schlachtfeld. Im Gegensatz zu einzelnen starken Einheiten warten die Chinesen mit schierer Masse auf. Sie bilden die Kämpfer nicht einzeln aus, sondern ordern verschiedene gemischte Kampfgruppen, in denen fünf oder mehr Soldaten stecken. Dank der Mitwirkung von Shaolin-Mönchen und des Einsatzes der ersten Flammenwerfer spielt sich dieses Volk auch sehr unterhaltsam. Das Herz der indischen Truppen sind die Kriegselefanten. Die teuren Vierbeiner gibt es in den unterschiedlichsten Varianten - vom Nahkampfdickhäuter bis zum Belagerungsgrautier sind alle vertreten. Darüber hinaus verfügen die Unabhängigkeitskämpfer über schnelle Kamelreiter und Mansabdare. Diese Generäle können nur einmal pro Truppentyp ausgebildet werden und erhöhen die Kampfkraft gleicher Einheiten in einem gewissen Radius. Allen drei Völkern gemein sind die jeweils fünf Weltwunder, von denen Sie stets ein beliebiges errichten müssen, wenn Sie ein Zeitalter voranschreiten möchten. Außerdem können Sie in Klostern reumütige Söldner anderer Nationen anheuern, vom Türken bis zum Finnen ist dort alles zu finden. Während Ihre Dorfbewohner Rohstoffe sammeln, erzeugen sie jetzt zusätzlich die Ressource Export. Sobald Sie ein Konsulat errichtet haben, müssen Sie sich für einen europäischen Bündnispartner entscheiden, von dessen Einheiten und Technologien Sie künftig profitieren. Um bei den unzähligen Truppentypen nicht den Überblick zu verlieren, spendiert "The Asian Dynasties" erweiterte Einheiteninformationen und zusätzliche Tastenkürzel; beide sind dann auch im Hauptspiel verfügbar. Darüber hinaus erhalten Mehrspielerfans neue Modi, die teilweise schon aus "Age of Empires II" bekannt sind. In "Königsmord" müssen Sie einen besonders starken Krieger des Gegners töten, in "König des Hügels" ein Gebäude einnehmen und eine bestimmte Zeit lang halten. Ein pures Wettrüsten bestimmt das Geschehen in der Variante "Vertrag". In den Jahren, in denen er Bestand hat, können Sie keine Kampfhandlungen durchführen; erst wenn er ausläuft, beginnt das große Hauen und Stechen erneut. "Age of Empires" (fast) in Perfektion Grafik und Sound des Add-ons sind, wie schon im Hauptprogramm, hervorragend und gehören immer noch zum Schönsten, was das Genre zu bieten hat. Besonders eindrucksvoll kommt die optische und akustische Präsentation in den spektakulären Seeschlachten zur Geltung, wenn wuchtige Kanonenschüsse dröhnen und feindliche Pötte Stück für Stück zerlegt werden. Vor allem in einem solchen Getümmel macht sich der Wunsch nach einer weiteren Zoomstufe wieder bemerkbar; größere Schiffsverbände sind auf einen Blick nicht zu erfassen. Dieser Kritikpunkt hätte ebenso wie die noch immer schussdurchlässigen Mauern in der zweiten Erweiterung beseitigt werden müssen. Die taktischen Möglichkeiten sind mittlerweile schon fast unüberschaubar - neben der großen Auswahl spielbarer Völker müssen Sie auch in der laufenden Partie stets wichtige Entscheidungen treffen: Errichten Sie Handelsposten in der Nähe eingeborener Völker oder wollen Sie lieber zusätzliches Einkommen durch die Handelsroute? Brauchen Sie einen europäischen Bündnispartner oder verzichten Sie auf den Bau des Konsulats? Grasen Sie die Karte nach Schätzen ab oder konzentrieren Sie sich auf die Wirtschaft?
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