| Battlefield 2 Special Forces (Addon) (Electronic Arts) geschrieben von Jan-Tobias "Erdendonner" Kitzel
| |||||||||||||||
| EA wäre nicht EA, wenn ein dermaßen erfolgreiches Spiel wie "Battlefield 2" nicht schleunigst ein Addon spendiert bekommen würde. Und so ist vor kurzem "Battlefield 2 Special Forces" auf unseren Festplatten aufgeschlagen und schickt uns erneut auf die Schlachtfelder der Moderne, wenn auch diesmal in leicht veränderten Rollen: Wir spielen als Mitglied einer Special Forces-Einheit. Gameplay oder "Move, shoot, hit!" "Battlefield 2 Special Forces" (BF2SF) setzt die Tradition des Hauptspiels "Battlefield 2" (BF2) fort: Ein winziges, fast dahin geschludertes Handbuch, aber ein geniales Intro-Video, das gar kinoreif daherkommt. Und so sitzt man in den ersten Minuten mit denselben gemischten Gefühlen vor BF2SF wie schon bei BF2. Ein schneller Rundumblick durch die Menülandschaft offenbart, dass sich an der Präsentation nichts geändert hat, im Positiven wie Negativen: Die Menüs sind weiterhin aufgeräumt und übersichtlich und der Multiplayer-Browser weiterhin eine Zumutung. Der Browser liefert immer noch zu wenige Filterfunktionen, um den gewünschten Server zu finden und hat immer noch mit Lags und manchen Macken - wie z.B. ab und an nicht funktionierenden Filtern - zu kämpfen. Aber, um das bekannte Wortspiel etwas abzuändern: "Wichtig ist hinterm Abzug" und somit wollen wir uns nun dem eigentlichen Spielgeschehen zuwenden. BF2SF liefert wie BF2 einen Singleplayer- und einen Multiplayer-Modus. In der Einzelspielervariante erwarten uns sechs Karten unterschiedlichster Art, die jeweils auf 16 Spieler ausgelegt sind, also klein und damit actionreich daherkommen. Der Multiplayermodus hingegen kann mit acht Karten aufwarten, die allerdings eigentlich 24 sind: Jede Karte liegt in einer 16-, 32- und 64-Spieler-Variante vor. Dabei spielt sich dieselbe Karte in einer anderen Größe vollkommen unterschiedlich. Bei der kleinsten Variante sind die Kämpfe schnell und actionreich und die Taktik tritt in den Hintergrund. Die mittlere und große Variante hingegen ermöglichen durch ihr größeres Spielterrain wesentlich mehr taktische Varianten, von Bluffs über Zangenangriffe bis hin zu Schleichattacken im gegnerischen Hinterland. Doch ein Wort der Warnung ist angebracht: Ein wirklich taktisches Gefecht - also genau das, worauf BF2SF ausgelegt ist - werdet ihr nur auf wenigen Servern erleben können. Allzu viele Spieler gebärden sich wie Rambo und meinen, dass Gruppentaktiken nur was für Schwächlinge seien. Wenn dann ein ganzer Server mit derartigen Schießdeppen voll gestopft ist, sucht euch besser direkt einen neuen Server, denn auch bei BF2SF existieren - ebenso wie beim Hauptspiel BF2 - echte Serverperlen, auf denen auch die (Action-)Taktiker unter uns voll auf ihre Kosten kommen. Nun zu den Karten: Die Leveldesigner haben sich mächtig ins Zeug gelegt und Maps erstellt, die zu einem großen Teil sogar ihre großen Brüder aus dem Hauptspiel in Qualität und Abwechslung übertreffen. Von einer actionreich umkämpften Raketenstartbasis über eine infanterielastige Stadtkampf-Map mit vielen kleinen Gässchen bis hin zu einer beklemmenden Partie im Inneren eines Flugzeugträgers ist bei BF2SF alles dabei. Viele der Maps spielen im Halbdunkel, im Nebel oder gar in der Nacht, was ebenfalls ein Leisetretervorgehen bevorteilt. Hut ab vor den Designern, sie haben mit den acht (bzw. 24) Maps alles aufgeboten, was Spielspaß verspricht. Aber so gut die Maps auch sind, was wäre ein Battlefield-Addon ohne neues Spielzeug? Eben! Daher liefert uns auch BF2SF ein "Mehr" an Ausrüstung und Waffen. An ersterem sind Blendgranaten, Tränengaswerfer, Seilarmbrust und Enterhaken hinzugekommen. Alle diese Gegenstände eröffnen neue taktische Möglichkeiten in Battlefield, insbesondere begünstigen sie ein leiseres Vorgehen, was angesichts des Titelbestandteils "Special Forces" nur zu begrüßen ist. Es kommt dabei auf die Wahl der Kämpferklasse an, was der Spieler an neuem Spielzeug sein Eigen nennen darf. Dabei haben sich die Klassen gegenüber dem Hauptspiel nicht verändert: Es sind weiterhin Spezialagent, Kampfschwein, Supporter, Scharfschütze, Sanitöter, Ingenieur und Panzerschreck. Im Vergleich zu BF2 hat sich nur das Aussehen der Charaktere geändert, ihre Funktionen und Waffenarten (so hat der Supporter weiterhin ein MG und der Medic ein Sturmgewehr) sind fast vollständig gleich geblieben. Einzig der Ingenieur darf je nach Nationalität mit einer Personal Defence Weapon, einer Mischung aus MP und Sturmgewehr, antreten, statt wie sonst mit einer Schrotflinte. Und wo wir gerade dabei sind: Die Zahl der neuen Waffen hält sich leider arg in Grenzen. Einzig, wenn ihr die USA oder Großbritannien als Fraktion auswählt, dürft ihr mit neuem Kampfwerkzeug angreifen. Rebellen, Aufständische, Araber und Russen hingegen benutzen die bereits aus BF2 bekannten Grundwaffen, allen voran die berüchtigten Kalaschnikow-Varianten. Schade, hier hätte man mit mehr neuen Waffen für zusätzliche Abwechslung sorgen können, da wurde klar Potenzial verschenkt. Da haben es die BF2SF-Entwickler bei den Fahrzeugen deutlich besser gemacht: Eine ganze Hand voll neuer Untersätze hat es ins Spiel geschafft und sorgen für Abwechslung und jede Menge Spaß. Auf einer Art Strandbuggy zwischen den Gegnern herzukurven oder sich in einem altersschwachen Zivil-Pickup mit aufmontiertem MG dem Gegner entgegenzustellen, bringt einfach nur Fun. Und spätestens, wenn man den "Feind" mit einem Wassermotorrad umfährt und hintenrum zuschlägt, ist man wieder vollständig in die dichte Battlefield-Atmosphäre eingetaucht, die so schnell nicht mehr loslässt. Doch während festzuhalten ist, dass die neuen Karten und Fahrzeuge eine Menge Spaß bringen und die zusätzlichen Waffen - wenn sie auch zu wenige sind - atmosphärisch passend eingebaut wurden, gibt es auch einige Punkte, die im Bereich Gameplay kritisch angemerkt werden müssen. Warum gibt es weiterhin nur die 16-Spieler-Varianten im Singleplayer-Modus, obwohl die gut eingestellten Bots doch gerade nach Massenschlachten geschrien hätten? Warum sind die Maps in der Einzelspieler-Variante wieder nicht durch eine Geschichte miteinander verbunden, sondern hängen zusammenhanglos im Raum? Warum ist die Ladezeit der Multiplayer-Maps weiterhin selbst auf High-End-Rechnern derart lang, dass Kaffee kochen eine realistische Alternative zum Monitoranstarren während des Ladevorgangs ist? Warum hat man sich nicht den altbekannten Ärgernissen wie dauerhüpfenden Spielern oder einer durch einen Panzer hindurchfliegenden Abwehrrakete angenommen, sondern Verbesserungen hier erst für den nächsten Patch angekündigt? Dies ist für mich einfach unverständlich. Erwähnenswert ist weiterhin, dass einige in der Community überhaupt nicht froh über die Entscheidung waren, dass Besitzer von BF2SF einige der neuen Waffen nun auch auf BF2-Servern, also den Maps aus dem Hauptspiel, einsetzen können. Hier hingegen muss man anmerken, dass man für diese Entscheidung der Entwickler durchaus Verständnis aufbringen kann. Denn erstens ist bei den neuen Waffen keine einzige "Über"-Waffe dabei, sie sind einfach nur etwas anders als die Grundwaffen, und zweitens haben die BF2SF-Besitzer auch einen nicht gerade geringen Preis für das Addon hingelegt, so dass eine kleine Abwechslung im Hauptspiel für sie nur recht und billig ist. Grafik oder "Artillery auf fünf Uhr. Eat this, Baby!" Battlefield 2 Special Forces setzt die Tradition des Hauptspiels (BF2) fort: Ein hohes, hardwarehungriges Grafikniveau, das - als Tribut an die Tatsache, dass es vor allem ein Multiplayerspiel ist - nicht ganz die Güte der Shooter-Toptitel erreicht (z.B. HL2 oder Far Cry). Dennoch sieht BF2SF einfach klasse aus und die Grafik schafft es jederzeit, eine dichte Atmosphäre aufkommen zu lassen, sei es durch grandiose Explosionen oder klasse Raucheffekte. Sound oder "Over and out!" Auch im Bereich Sound gibt es bei BF2SF nichts zu bemängeln. Die neuen Waffen- und Fahrzeugsounds sind passend, die wenige Musik im normalen Mittelmaß und die Untermalung des Intro-Videos mal wieder einfach nur genial. Wenn ein Spieler keinen Spaß mit BF2SF hat, liegt es auf jeden Fall nicht am Sound, dessen Entwickler sich wahrlich nichts vorzuwerfen haben. Battlefield 2 Special Forces erfüllt fast alle Voraussetzungen, die an ein gutes Shooter-Addon gestellt werden dürfen: actionreiche neue Maps, mehr Ausrüstung sowie Waffen, Sound und Grafik mindestens auf dem Niveau des Hauptspiels. Und wenn da nicht drei kleine Einschränkungen wären, wäre BF2SF eine glasklare Kaufempfehlung. Erstens: Warum wird der Singleplayer-Modus weiterhin derart stiefmütterlich behandelt? Zweitens: Warum wurden die bekannten Kritikpunkte des Hauptspiels - wie die nervig lange Ladezeit der Karten - nicht bereits im Addon angegangen, sondern auf den nächsten Patch verschoben? Und der dritte Kritikpunkt muss der Preisstrategie von EA angelastet werden. Ein empfohlener Verkaufspreis von 29,99 Euro ist für ein Addon grenzwertig und kann daher nur zu der Empfehlung führen, dass jeder Spieler klar zwischen (neuem) Nutzen und Preis abwägen sollte. Doch wer das Hauptspiel besitzt und die 29,99 Euro über hat, sollte den Kauf ernsthaft in Erwägung ziehen: Der neue Spielinhalt liefert gute BF2-Action und ermöglicht durch einige Neuerungen ein taktischeres Vorgehen. Auf einem guten Server entwickelt BF2SF dasselbe Suchtpotenzial wie BF2 und weiß auch langfristig an den Monitor zu fesseln. (02.01.2006)
| |||||||||||||||
