Mall Tycoon 2 Deluxe

Mall Tycoon 2 Deluxe

(Frogster Interactive Pictures)

Geschrieben von Andreas Berger

 

Wer sich jemals in einem Einkaufszentrum gelangweilt hat, bekommt nun die Chance es besser zu machen. Denn es gilt, eine Mall-Oase mit bis zu neun Stockwerken/Etagen zu bauen. Dabei ist es selbstverständlich, dass für jede Altersgruppe eine angemessene und interessante Angebotspalette an Läden und Attraktionen zur Verfügung gestellt werden muss. Eine Herausforderung an jeden Einkaufsfreund mit Managerblut in den Adern. Doch auf die Mischung kommt es an: Nutze die Möglichkeiten dieser umfassenden Simulation, um dein Mega-Shopping-Center für die Zukunft fit zu machen und in die Gewinnzone zu führen.

Gameplay

Da kein Tutorial angeboten wird, empfiehlt es sich, das Glück zunächst im freien Bauen zu suchen. Gut betuchte Kunden, wenig Kriminalität und den leichtesten Schwierigkeitsgrad eingestellt und schon geht es los. Dank dem leicht zu verstehenden Menü fällt die Navigation in deren Punkten nicht schwer: der Grundriss für die Mall ist schnell erstellt. Auch die ersten Läden werden zügig eröffnet, nun wird es Zeit fürs Personal. Dieses muss jedoch erst einmal ausgebildet werden, was Zeit und vor allem Geld kostet. Gleichzeitig finden die ersten Kunden ihren Weg in die Mall, was man allerdings als eher spärlichen Zulauf empfindet. Die Tugend der Geduld wird dem Spieler nur zu deutlich ins Bewusstsein gerufen. Denn während die Forschungs- und Personalkosten rasant in die Höhe schnellen können, bleibt der König Kunde meistens eher sparsam. Wer als Manager ausschließlich auf den vermeintlichen Fortschritt durch Forschung setzt, ist schnell auf Kredite angewiesen. Aber meistens verhindern selbst diese die Pleite nicht.

Die alleinige Masse oder die schiere Größe der Ladenlokale verspricht auch keine gute Aussicht auf Erfolg. Die goldene Mitte gilt es zu finden und zu nutzen. Um eine entsprechende Strategie entwickeln zu können, bedarf es einiger Erfahrung und somit auch nicht zu vermeidender Fehlschläge. Ein Wegweiser für die Forschung von neuen Ausstattungsgegenständen, Personalarten und weiteren für die Attraktivität der Mall notwendigen Einrichtungen (Toiletten müssen auch erst erforscht werden!), vielleicht in Art und Form eines Technologiebaums, wäre von Nutzen, doch leider gibt das HTML-Handbuch über die verschlungenen und am Anfang undurchsichtigen Forschungsmöglichkeiten und deren Wirkung keine Auskunft. Im Spiel selbst fehlt leider auch jeder Hinweis hierzu. Ebenso bleiben die Wechselwirkungen zwischen den auswählbaren Gegenständen und den Kunden im Dunkeln, was zusammengefasst die Auswahl der Gewinn bringenden Läden und der vielen Einrichtungsgegenstände nicht gerade vereinfacht. So bleiben die einfachsten Fragen wie: "Freut sich der ältere Herr über die vielen Sitzgelegenheiten?" oder "Gibt die jüngere Dame wirklich viel Geld für Make-up und Schuhe aus?" völlig unbeantwortet. Falls dann nach ein paar Pleiten der Spielspaß zu schwinden beginnt, gibt es immer noch die Möglichkeit, sich die vorgegebenen Spielstände mal genauer anzuschauen und zunutze zu machen. Wer allerdings die ersten mageren Jahre selbst übersteht und den Etat immer gut im Auge behält, der kann sich beruhigt um die Promotion kümmern und dem nächsten Stockwerk entgegenfiebern.

Um genügend Kunden anzulocken, stehen vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung. So können Anzeigen in der Zeitung geschaltet, Fernsehwerbungen bestellt werden und der Anzeigenleiter schmeißt sich passend zur Jahreszeit in ein entsprechendes Kostüm, um die Kunden beim Shoppen in Einkaufslaune zu halten. Hinzu kommt, dass je nach Art des erbauten Atriums verschiedene Gesangseinlagen und weitere Shows den vergnügungssuchenden Kunden präsentiert werden, um ja an sein Bestes zu kommen. Denn sind die Passanten in guter Laune, dann erzählen sie es weiter und kommen umso zahlreicher zurück, um die Kassen klingeln zu lassen. Da freut sich das oft geschundene Managerherz und der nächsten Etage steht nichts mehr im Weg.

Vor dem Ausbau sollte unbedingt genauestens geplant und kalkuliert werden. Schnell verschätzt sich der Spieler mit den anfallenden Kosten, denn auch das Erdgeschoss bedarf meistens einiger Abriss- und Umbauarbeiten. Ohne die richtige Positionierung der Rolltreppen oder Aufzüge bleibt ein Ansturm der neuen Etage aus. Die steigenden Personalkosten sind auch nicht ohne, da die pausenlos arbeitenden Servicekräfte nicht von einer Etage zur anderen verschoben werden können. Der Hauptanziehungspunkt der Mall, das prestigeträchtige Atrium, kann nicht überbaut werden und somit sollte man dies von vornherein bei der Planung berücksichtigen. Wenn der Spieler erst einmal soweit gekommen ist, dann stellt sich sogar eine Art Suchteffekt ein. Durch die vielen, ja fast unerschöpflichen Möglichkeiten der Gestaltung ist stets die Versuchung präsent, alles umzubauen, neu zu dekorieren und noch besser zu machen. Selbst die ab und an auftretenden Konkurse der eingemieteten Läden rauben nun nicht mehr den Atem. Schließlich kann es ja nur besser werden.

Bedienung

Die Handhabung ist durchaus gelungen, selbst ein Anfänger in Tycoon-Spielen wird kaum Probleme haben, mit dem Spiel klarzukommen. Das HTML-Handbuch ist gut verständlich und auf die einzelnen Schwerpunkte abgestimmt, jedoch aufgrund seines Designs etwas schwer zu lesen. Bei eventuellen Unklarheiten ist fast immer die entsprechende Spielgrafik mit aufschlussreichen Erklärungen zu finden. Lediglich eine etwas weitreichendere Erklärung bezüglich des Bauens einer weiteren Etage sowie ein Forschungsbaum mit Erläuterungen fehlen. So kann man beispielsweise nur dann die Außenanlage bepflanzen, wenn man sich aktuell im Erdgeschoss befindet. Klingt einleuchtend und ist es auch, allerdings fehlt ein Hinweis hierzu in der Anleitung. Das Personalmenü während des laufenden Spiels kann durchaus als deplatziert bezeichnet werden. Da es mittig über dem Bildschirm thront und unbeweglich ist, versperrt das Menü zum Großteil die Sicht auf das Gewusel in der Mall. Darüber hinaus kann es aufgrund der Größenverhältnisse schwierig werden, einzelne Gegenstände oder Personen anzuklicken, der eigentlich nett anzusehende Mauszeiger ist dafür einfach zu groß geraten. Kompliziert gestaltet es sich zusätzlich, die gerade benötigten Statistiken zu finden. So bedarf es mindestens vier Mausklicks, bis die gewünschte grafische Darstellung erreicht ist. Die Analyse der ohnehin nicht leicht zu interpretierenden Charts wird somit obendrein erschwert.

Grafik

Sound

Wie erwartet wird der Spieler mit netter Einkaufsmusik berieselt. Zwar wird diese auch nach langem Spielen nicht aufdringlich, ein bisschen mehr Abwechslung hätte aber auch nicht geschadet. So wird man bald den entsprechenden Optionsschalter bedienen, um sich der Musik zu entledigen. Dies übernimmt allerdings auch gelegentlich die Speicherfunktion des Mall Tycoons: Hin und wieder verstummt die Musik nach dem Speichern und muss per Hand erneut angeschaltet werden. Die übrigen Sound- bzw. Spieleffekte sind auf ein Minimum beschränkt. So ist zwar deutlich der Kassensturz am Monatsende wahrzunehmen (‚Katschinnng’), aber ansonsten wird die Kaufhausmusik nur gelegentlich unterbrochen. Das Bellen oder Jaulen der einzufangenden Hunde und die Funksprüche des Wachdienstes machen somit einen Großteil der gebotenen Effekte aus. Hier fehlt doch einiges, was den Spieler bei Wartepausen bei Laune halten könnte. Zoomen und Beobachten ist schließlich nicht alles. Andere Tycoone haben durchaus bewiesen, dass sich Simulation und Humor miteinander verbinden lassen. Als Beispiel sei "Theme Hospital" genannt, wo eine Empfangsdame hin und wieder mit Durchsagen den Spieler zum Schmunzeln brachte. Die Kundeninformation der Mall oder der herumspazierende Anzeigenleiter hätten sich hervorragend dazu geeignet, etwas Witz und Humor einzubringen.

Systemanforderungen:

- Win98/2000/ME/XP

- Pentium II 500 MHz

- 64 MB RAM

- 700 MB HDD

- 4x CD-ROM

Entwickler: Global Star Software
Publisher: Frogster Interactive Pictures AG
Genre: Aufbau-Simulation
Releasedate: bereits erhältlich
Homepage: Mall Tycoon 2 Deluxe
Preis: 24,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

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Fazit

   "Mall Tycoon 2 Deluxe" ist vom Genreprinzip her gesehen durchaus ein gelungenes Spiel, das sich durch seine Vielfältigkeit in den kreativen Möglichkeiten immer wieder selbst interessant macht. Die Mängel in der Präsentation und in der Bedienung lassen sich allerdings nicht leugnen. Das Handbuch erklärt nur die Funktionen des Spiels, aber keinerlei Zusammenhänge oder Wechselwirkungen. In Verbindung mit den, zumindest für mich, undeutbaren Statistiken ergibt sich ein gewisses Frustpotenzial, insbesondere wenn gerade meine vierte noch so sorgsam geplante Mall pleite geht und mir nicht klar wird, warum. Erfolgssüchtige Schnellspieler sollten somit besser die Finger hiervon lassen. Die geduldigen Ausdauerspieler hingegen haben einen Rohdiamanten vor sich, der einfach eine Menge Spaß machen kann. (31.10.2005)


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