Squadra Corse Alfa Romeo

Squadra Corse Alfa Romeo

(Black Bean)

geschrieben von Daniel Lander

 

Rennspiele gibt es wie Sand am Meer. Umso wichtiger wird es daher für neue Spiele dieses Genres, sich von der Allgemeinheit abzugrenzen. Squadra Corse Alfa Romeo, kurz SCAR, versucht dies durch die Schaffung einer neuen Spielart, dem CARPG, also einem Rennspiel mit Rollenspiel-Elementen. Mit 26 verschiedenen Boliden des italienischen Automobilherstellers ist man dabei unterwegs.

Ladies and Gentlemen, Start your Engines…

Eine wirkliche Story gibt es, wie bei fast jedem "normalen" Rennspiel, nicht. Es gilt einzig und allein, Meister der obersten Liga in einer Welt voller Alfa Romeos zu werden, von denen man insgesamt 26 verschiedene fahren kann. Von Alfa 147 2.0 Twin Spark bis zum Alfa 8C Competizione sind da einige Schmuckstücke dabei. Um alle zu Gesicht zu bekommen, muss man allerdings einige Rennen gewinnen, viele Alfas überholen und auch den ein oder anderen von der Piste rammen. Dabei fängt man ganz klein an und darf sich erstmal in einigen einfacheren Rennen beweisen, bis man an die großen Fleischtöpfe darf.

Bis es soweit ist, dauert es aber ein Weilchen. Am Anfang steht dem Spieler von den fünf verschiedenen Touren nur die erste, die Anfänger-Tour, zur Verfügung. Und dort darf man sich auch erst in so genannten XP- und Ausrüstungs-Events mit anderen Fahrern messen, bis man an den Turnieren und Meisterschaften teilnehmen kann. Bei den Erstgenannten sammelt man nur Erfahrung. Wobei das nicht nur für den Spieler selbst, sondern auch für sein Alter Ego gilt, das mit jedem gewonnenen Rennen an Erfahrung gewinnt. Bei den Ausrüstungs-Events winken dem Gewinner tolle Sachpreise und die Turniere und Meisterschaften sind im Prinzip überlange Rennen.

Das Merkmal, das SCAR am deutlichsten von den anderen Konkurrenten abgrenzt, ist die Implementierung eines Rollenspiels, wobei man bei der Auslegung des Begriffs hier nicht allzu pingelig sein sollte. Für jede Aktion im Rennen gibt es Erfahrungspunkte. Ob ich den Vordermann ständig im Windschatten verfolge, ihn überhole und selbst in Führung gehe oder ihn durch aggressives Fahren verunsichere, alles wird mit Erfahrungspunkten belohnt. In den späteren Rennen natürlich weitaus freigiebiger. Auch eine fehlerlose Runde, also ohne das Anecken an Streckenbegrenzungen oder einem Ausflug ins Kiesbett, gibt neue Punkte, ebenso wie ein neuer Streckenrekord. Außerdem gibt es für einige Spezialziele noch Erfahrung. So lohnt es sich durchaus, ein Rennen komplett ohne Fehler zu fahren.

Sobald man mit der gesammelten Erfahrung eine bestimmte Grenze überschritten hat, freut man sich, wie bei jedem anderen Rollenspiel, über einen Stufenanstieg. Wobei der sich bei SCAR darauf begrenzt, einen weiteren Punkt auf eine der neun Fertigkeiten, die im Laufe des Spiels frei geschaltet werden, zu verteilen. Man kann wahlweise schneller beschleunigen, besser Crashs verkraften und noch einige andere Spielereien. Punkte zurücknehmen bei einem Level-Up kann man nicht mehr, was den Spieler schon am Anfang zu einer gewissen Planung zwingt, will er nicht am Ende mit wenigen Punkten für die guten Fertigkeiten dastehen.

Der andere Teil des SCAR-RPGs besteht im Ansammeln von immer besserer Fahrerausrüstung, die sich aus vier Elementen zusammensetzt: Schuhen, Handschuhen, einem Rennanzug und einem Helm. Dabei hat jeder der Gegenstände spezielle Eigenschaften, die dem Fahrer das Fahrerleben einfacher machen. So helfen die neuen Handschuhe zum Beispiel beim Handling oder die neuen Schuhe lassen das Fahrzeug schneller beschleunigen. Jeder der Gegenstände besitzt außerdem eine Level-Voraussetzung, unter der man den Gegenstand nicht benutzen kann. Allerdings passiert es nur äußerst selten, dass man einen Gegenstand nicht sofort benutzen kann, wenn man ihn gewonnen hat.

Während dem Rennen ist, bis auf zwei Kleinigkeiten, alles wie bei jedem anderen Rennspiel: Man fährt auf teils bekannten und teils unbekannten Rennstrecken mit sieben anderen Fahrern ein Rennen. Auch an ein Schadensmodell wurde gedacht, wobei man mit einem Auto, dass kurz vor dem Auseinanderfallen ist, genauso schnell unterwegs ist, wie am Anfang des Rennens, als das Auto noch gefunkelt und gestrahlt hat. Wenn man allerdings sein Auto komplett schrottreif gefahren hat, war's das mit der Siegerprämie und man darf das Rennen neustarten.

Die Unterschiede zu den Mitbewerbern sind der Tiger-Effekt und das Einschüchtern. Ersteres kann man am Besten mit der Zeitreisefähigkeit des Prinzen aus Prince of Persia vergleichen. Man reist eine kurze Zeit in die Vergangenheit, um Crashs, Verbremser oder sonstige Missgeschicke zu vermeiden. Dabei sollte man bedenken, dass man das nicht unbegrenzt machen kann. Der Tigereffekt lädt sich zwar immer wieder auf, trotzdem dauert das immer eine Weile. Zweiteres hilft dem Rennfahrer da schon öfter - das Einschüchtern der gegnerischen Fahrer. Sobald man in einem bestimmten Abstand zum Vordermann fährt, wird der dadurch eingeschüchtert. Dabei hängt es von verschiedenen Faktoren ab, wie schnell das geschieht, darunter die eigene Einschüchterungs-Fähigkeit, die Ausdauer des anderen Fahrers und natürlich auch die Entfernung. Wenn man dann aber eine Weile hinter einem anderen Fahrer gefahren und der mit seinen Nerven am Ende ist, folgt ein so genannter KO (der übrigens auch Erfahrungspunkte gibt). In diesem Zustand unterlaufen dem Fahrer schneller Fehler und er reagiert nicht so schnell wie sonst. Logischerweise bringt das auf einer Geraden nicht soviel, wie bei dem Anbremsen auf eine Haarnadelkurve. Allerdings sollte man bedenken, dass die anderen Fahrer natürlich das Gleiche auch mit dem Spieler selbst machen können. Falls man selbst KO geht, verschwimmt die Sicht und man hört im Prinzip nur noch sein eigenes Herz klopfen. Nach einer Weile geht das aber sowohl beim Spieler als auch beim KI-Fahrer wieder vorbei.

Die Fähigkeiten der Fahrer sind dabei durchgängig gut bis sehr gut. Sie drängeln und überholen teilweise sehr geschickt und schüchtern sich auch untereinander ein. Dabei passen sie, vor allem, wenn es gegen den Spieler geht, oft die besten Möglichkeiten ab, um den KO herbeizuführen. Daher ist man bei schwierigen Kurven oft nur in der Lage, nach Sicht zu beurteilen (teilweise sogar nur eingeschränkt), wann es Zeit ist, zu bremsen. Auch passiert es den vom Computer gesteuerten Fahrern ab und zu einmal, dass sie völlig ohne Einwirkung von Außen Fehler machen, also dass Kurven falsch angebremst oder Dreher fabriziert werden. Das gibt den Gegnern zumindest einen Hauch von Menschlichkeit.

Während man sich so durch die fünf Ligen fährt, werden ab und zu, bei einem bestimmten Level, spezielle Herausforderungen frei geschaltet, in denen man besondere Prüfungen ablegen kann, um eine ganz exquisite Ausstattung zu ergattern. Die Herausforderungen gibt es ebenfalls in fünf Schwierigkeitsgraden, die von Stahl bis Platin reichen. Die einzelnen Prüfungen sind dabei in jeder Schwierigkeitsstufe die gleichen, nur die Zeit-, Geschwindigkeits- und Gegnervorgaben werden schwieriger. So muss man beispielsweise an bestimmten Punkten einer Strecke eine Mindestgeschwindigkeit haben, um einen Blitzer auszutricksen oder soll einen Gegner eine bestimmte Zeit am Überholen hindern. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, auf den im Ligen-Modus freigeschalteten Rennstrecken Bestzeiten zu erfahren und diese dann der Online-Welt zur Verfügung zu stellen. Einen Multiplayer-Modus gibt es auch, allerdings nur an einem PC via Splitscreen. Mit dem Freund aus Übersee kann man also nur die Rennzeiten austauschen. Ein direkter Vergleich in einem Rennen geht leider nicht.

Grafik

Grafisch reißt das Spiel keine Bäume aus. Die Autos sehen ganz hübsch aus, spiegeln auch wunderbar und die Umgebung ist detailliert in Szene gesetzt, was vor allem bei den Stadtstrecken in Madrid oder Florenz zur Geltung kommt. Auch bekannte Strecken, wie Laguna Seca, kommen gut zur Geltung. Der Tigereffekt wirkt teilweise etwas schwammig, wobei das natürlich auch gewollt sein kann. Die Schäden am Auto hingegen können nicht komplett überzeugen. So bricht die Heckverkleidung bei seitlichen Aufprallern immer genau bis zur Mitte des Autos ab. Ein weiterer Kritikpunkt sind die sehr leblos gestalteten Strecken: Selbst die spärlich verteilten Zuschauer sind einfache Bitmaps und bewegen sich keinen Millimeter. Wenn man bedenkt, dass das von denselben Leuten entwickelte "Bleifuß" - die etwas älteren Spieler können sich erinnern - vor Leben abseits der Strecke nur so strotzte, enttäuscht SCAR in dieser Hinsicht.

Sound

Im Sound-Bereich ist nicht alles im Reinen. Die Musik passt ganz gut, sowohl im Menü als auch im Rennen, nur wird sie mit der Zeit etwas eintönig. Der größere Kritikpunkt hierbei sind aber die Sound-Effekte im Rennen. Die Motoren hören sich alle irgendwie gleich an und vor allem das Quietschen der Reifen klingt nach allem, nur nicht nach quietschenden Reifen. Eventuell kommen die Stärken der Sound-Engine aber auch erst bei einer teuren Soundkarte besser zur Geltung.

Entwickler: Milestone
Publisher: Black Bean
Genre: Rennspiel/Rollenspiel
Release-Datum: bereits erhältlich
Homepage: SCAR
Preis: 39,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

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Fazit

   Auch wenn Squadra Corse Alfa Romeo technisch nicht unbedingt Höchstnoten verdient, kann es dies durch seine frischen Ideen wieder wettmachen, die dem Renn-Genre vielleicht ein wenig mehr Leben einhauchen können. Zwar kann und darf man hier kein rollenspielerisches Meisterwerk erwarten, aber vor allem die Sucht nach dem nächsten Helm oder die neuen Handschuhe halten den Käufer eine Zeit lang bei der Stange. Schade, dass kein richtiger Multiplayer-Modus implementiert wurde. Leider kann man auch das Setup der Fahrzeuge nicht einstellen. Gerade bei Rennen mit gleichen Autos entscheidet das normalerweise über Sieg oder Niederlage. So bleibt ein eher arcade-lastiger Renn-Rollenspiel-Mix, der durchaus das ein oder andere Wochenende begeistern, aber die Genre-Führer nicht vom Thron stoßen kann. (13.07.2005)


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