Mah Jong Quest 2 (Astragon) geschrieben von Bernd Wolffgramm
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Bei allen Spielen, die es jetzt schon sehr lange Zeit gibt und die von verschiedenen Publishern für unterschiedliche (Konsolen-)Systeme immer wieder mal auf den Markt gebracht werden, geht es nur darum, wie weit sich die Entwickler an das Original gehalten haben. Auch die Fragen, ob neue Features hinzugefügt wurden oder ob vielleicht eine neue grafische Interpretation dem Spiel eher geschadet als geholfen hat, müssen geklärt werden. Vor allem ältere Games wie Sokoban oder Pipemania, aber auch Brettspiele wie Schach oder in diesem Fall Mahjong werden gern Opfer von Neuauflagen. Was geht ab? Mahjong ist ein chinesisches Spiel für vier Personen. Durch Ziehen und Abwerfen von Steinen, die mit verschiedenen Symbolen markiert sind, wird versucht, eine Ausgangshand so zu modifizieren, dass möglichst viele wertvolle Figuren oder ein vollständiges Spielbild entstehen. Da dieses Vier-Spieler-Prinzip schwer auf den Computer zu übertragen ist, wurde eine Abart des Originals entwickelt, die heutzutage als "Solitär-Mahjong" bekannt ist. Auch in "Mah Jong Quest 2" wird diese Variante dargestellt, deren Prinzip stark an das Kartenspiel Patience erinnert, nur dass beim Mahjong nicht absteigende Reihen gebildet werden, sondern Paare. Auf dem Spielfeld befinden sich bis zu weit über 200 Spielsteine, die übrigens Ziegel genannt werden. Diese Steine liegen dabei neben- als auch übereinander. So bilden die Ziegel manchmal klar zu erkennende Gebäude oder Symbole. Die Spielfelder heißen dann "Innenhof", "Kaiserburg" oder "Türme der Unruhe". Wie schon beschrieben, ist es das Ziel, Ziegel vom Feld zu nehmen und sie so aus dem Spiel zu entfernen. Alle Spielsteine sind mit bestimmten Symbolen bemalt, und wenn man zwei Ziegel gefunden hat, die das gleiche Zeichen tragen, dann darf man sie vom Spielfeld nehmen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass beide Steine "frei" liegen, was nichts weiter bedeutet, als dass diese Ziegel von keinem anderen überdeckt werden und dass mindestens eine lange Seite des Steins frei ist, also höchstens eine lange Seite von einem weiteren Ziegel zugelegt wird. Wo gehts ab? "Mah Jong Quest 2" verfügt über drei Modi. Es gibt eine Karriere, in der man sich durch die verschiedenen Levels arbeiten muss. Wie üblich beginnt alles auf einer sehr einfachen Komplexitätsstufe und mit fortschreitender Karriere werden die Spielfelder interessanter, ohne dabei im Schwierigkeitsgrad zu übertreiben. Anders als in anderen Mahjong- Umsetzungen, wie zum Beispiel in "Mahjong - Eine Reise um die Welt" oder "Mahjong - Ancient Mayas", die beide für den Nintendo DS erschienen sind, ist es nicht der Spielaufbau, der sich verändert. Bei den meisten anderen Computer-Mahjong-Spielen bedeutet eine höhere Schwierigkeit, dass auf den Feldern mehr Steine bei immer weniger möglichen Paaren höher aufgetürmt werden. In "Mah Jong Quest 2" werden stetig mehr verschiedene Jokersteine im Spielfeld eingeführt, die helfen sollen, über Bauklippen hinwegzukommen. Allerdings liegen diese Joker im Spielfeld, das heißt, sie behindern das Bilden der Paare. Je weiter die Levels ansteigen, desto mehr muss man die Joker strategisch hintereinander einsetzen, um die "Bretter" noch freispielen zu können. Das ist eine sehr interessante und gelungene Variante. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass der Karrieremodus mit einer Story unterlegt ist. Es wird im Anschluss an die Story aus "Mah Jong Quest" die Geschichte vom Helden Kwazi erzählt, der durch einen Blitz in die weibliche Kwazi Schwarz und den männlichen Kwazi Weiß aufgespalten wurde. Das Gleichgewicht der Kräfte auf der Erde ist somit aus den Fugen geraten und nun muss man den Kwazis auf ihrer Reise durch die acht mystischen Länder zur Seite stehen. Interessiert das jemanden? Wohl kaum. Wohl in jedem Mahjong-Spiel gibt es den "Freien Modus", in dem man einfach loslegen kann und dessen Spielen keinen Einfluss auf zum Beispiel das Freischalten von neuen Feldern hat. In "Mah Jong Quest 2" sind Hunderte von Spielfeldern im "Freien Modus" direkt auswählbar. Für alle Felder kann dann noch festgelegt werden, ob Events zum Einsatz kommen sollen oder nicht. Einige dieser Desaster sind zum Beispiel das Mischen der Ziegel in bestimmten Zeitabständen oder nur ganz kurz sichtbare Ziegel, die wieder verdeckt werden, sobald sie der Mauszeiger nicht mehr berührt. Ein ganz interessanter Modus trägt den Namen "Memory". In Anlehnung an das bekannte Gedächtnisspiel können hier immer nur zwei Steine aufgedeckt werden, das heißt, man muss sich die Position der verschiedenen Ziegel merken. Letztlich gibt es dann noch einen Internet-Modus, der allerdings weit entfernt ist von dem, was man sich so unter Multiplayer-Spiel vorstellt. Gezockt wird eine Art Battlemode: Zwei Spieler spielen das gleiche Feld gegen die Zeit und gewonnen hat derjenige, der die meisten Punkte gesammelt hat. Alle Ziegel haben eine bestimmte Wertigkeit, wenn sie vom Brett genommen werden, zusätzlich werden auf dem Brett Sondersteine verteilt, die einen Multiplikator ermitteln. Letztlich wird auch hier nur die Wertigkeit der Steine zusammengezählt und das Ergebnis dann mit der durch die regulären Ziegel erzielten Summe multipliziert. Am Ende der Zeit wird das Ergebnis beider Spieler verglichen und der Sieger ausgerufen. Das Ergebnis ist aber nicht für das einzelne Spiel wichtig, sondern es wird so der Skill des Spielers ermittelt, der mit mehr Online-Siegen steigt. So, und nun kommt der Witz: Es gibt überhaupt kein richtiges Internetspiel. Sobald dieser so genannte Turniermodus aufgerufen wird, erscheint "Verbinde" und die Meldung "Mal sehen, ob ich einen passenden Gegner für dich finden kann.". Dann erscheint oben im Bildschirm der Nickname deines Gegners (der im Übrigen fast immer weiblich ist) und sein/ihr Punktelevel, der dann immer ungefähr dem Können des Spielers entspricht. Da es keine Steuerzentrale im Game gibt, in der man zum Beispiel Spieleherausforderungen annehmen oder auch ablehnen kann, brachte erst ein Anruf beim Publisher "Astragon" Klarheit über dieses seltsame Onlinespiel. Es findet tatsächlich eine Verbindung zu einem Gameserver statt, allerdings macht dieser nichts weiter, als den Spielstand des Gamers zu checken und dann ein vorher abgespeichertes Spiel eines anderen Zockers mit ähnlichen Ergebnissen einzuspielen. Was für ein Getrickse! Was man beim Publisher auch nicht konnte, war die Beantwortung der Frage: Spielt man dort gegen vom Entwickler vorher abgespeicherte Partner oder werden lokal erspielte Savegames ausgelesen und gespeichert? Wie gehts ab? Im Gegensatz zu den bereits erwähnten Nintendo-DS-Spielen haben die Entwickler beim PC keine Probleme, die Steine, das Spielfeld und die Statistik auf dem Bildschirm übersichtlich darzustellen. "Mah Jong Quest 2" ist ja eigentlich ein Internet-Download- Spiel, das nun auf eine CD gebrannt wurde. Obwohl das Game nur 60 MB groß ist, ist die Darstellung überaus gelungen. Es wurde sich auch auf das klassische Ziegelset plus einige Sondersteine beschränkt, eine Entscheidung, die man gar nicht hoch genug loben kann. Wozu braucht man schließlich Dutzende Spielsets, schließlich werden 99 Prozent aller Mahjong- Freunde immer das klassische Set wählen. Wie bereits oben erwähnt, gibt es für den Karrieremodus eine Geschichte, die auch mit einigen Animationssequenzen weitererzählt wird. Wenn man dem Spiel nicht schaden möchte, dann kann man diese Grafiken als niedlich bezeichnen. Ähnliches gilt für den Sound, der sehr bescheiden ist. Aber beides hat überhaupt keinen Einfluss auf die Gesamtbeurteilung des Spiels, denn schließlich geht es hier um ein Casual Game für einige nette Minuten am Tag.
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