Isabell Werth Reitsport

Isabell Werth Reitsport

(Frogster Interactive)

geschrieben von Anke Morbitzer

 

 
Entwickler: Dancing Dots
Publisher: Frogster Interactive Pictures AG
Genre: Simulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Isabell Werth Reitsport
Preis: 29,00 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Fuß im Steigbügel

Isabell Werth hat sich als mehrmalige Olympiasiegerin im Dressurreiten längst einen Namen gemacht und gehört immer noch zu den erfolgreichsten aktiven Reitsportlern in Deutschland. Seit vielen Jahren prägt sie die Dressurszene, aber in dieser Reitsport-Simulation macht sie den Schritt zur virtuellen Trainerin und begleitet Reiter vor dem Bildschirm vom ersten Aufsitzen bis zum Turniersieg. Dabei geht es nicht nur um Isabell Werths Paradedisziplin, das Dressurreiten, sondern auch im Spring- oder Vielseitigkeitsreiten kann man sich von ihr trainieren lassen.

Aufsitzen

Das Spiel kommt auf CD und ist schnell installiert. Der Bedarf an Festplattenplatz ist mit 300 MB gering und auch sonst sind die Ansprüche an das System bescheiden. Ein Blick in das Handbuch lohnt sich, denn mit 30 Seiten ist es sehr umfangreich und erklärt das komplette Spiel von Anfang an. Die Anleitung ist übersichtlich, und kein Aspekt des Spiels wird ausgelassen.

Die Zügel anziehen

Reitsport fordert vollen Körpereinsatz; da reicht es nicht, nur am Zügel zu ziehen. Man kommuniziert mit dem Pferd nämlich durch vielfältigste Hilfen: Schenkeldruck, Gesäß und Gleichgewicht spielen eine große Rolle. Und wie soll das jetzt am PC funktionieren? Es ist den Machern von "Isabell Werth Reitsport" gelungen, den komplexen Vorgang nur durch die Bedienung der vier Pfeiltasten zu bewältigen. Natürlich ist es klar, wie man mit ihnen Richtung und Geschwindigkeit steuert; alle anderen Hilfen werden beim Springreiten erst durch wechselnde Anzeigen aktiviert. So galoppiert man also ein Hindernis an, indem man mit einem entsprechend langen Tastendruck die richtige Geschwindigkeit wählt und dann die Richtung der "virtuellen Hufspur" auf das nächste Hindernis ausrichtet. Anschließend wird die Geschwindigkeit und damit auch die Schrittlänge und Distanz zum Hindernis justiert; eine farbige Markierung an der Absprungzone hilft dabei. Kurz vor dem Absprung wechselt die Anzeige, damit man per Tastendruck das Gleichgewicht halten kann. So muss man also auf einiges achten, damit die Stangen liegen bleiben oder das Pferd nicht die Notbremse zieht und den Sprung verweigert.

Ganz anders funktioniert die Steuerung bei der Dressur. Um die Vielzahl der Lektionen, die sich in Gangart, Geschwindigkeit und Richtung unterscheiden, zu bewältigen, müssen oder sollen auch hier die Pfeiltasten ausreichen. Das wurde auf interessante Weise gelöst: Während man quasi als Zuschauer das Paar im Dressurviereck beobachtet, laufen links im Bild Pfeile von oben nach unten, und die angezeigte Hilfe (also Pfeil links, rechts, usw.) muss man im richtigen Moment erteilen. Anfangs wundert man sich vielleicht über die scheinbar wirren Tastenkombinationen, achtet man aber auf den Hufschlag des Pferdes, merkt man, dass ein Zusammenhang besteht. Der Rhythmus und die Geschwindigkeit der zu gebenden Hilfen passen ganz gut zur jeweiligen Lektion, und man kommt darum herum, sich zu viele unterschiedliche Tastaturbefehle merken zu müssen. Anfangs ist diese Art der Spielkontrolle sicherlich ungewohnt, aber die leichte Erlernbarkeit spricht für sie, und man kann sich ohnehin kaum vorstellen, wie man die Steuerung einer so komplexen Sportart anders bewältigen soll.

Fest im Sattel

Vor Beginn der Karriere steht die Anmeldung, bei der man sich mit Namen und Nationalität registriert. Dann wählt man sich ein Pferd aus, wobei man gut auf die jeweiligen Fähigkeiten achten sollte; ein Wechsel ist später nicht mehr möglich. Jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter, dazu kommen die unterschiedlichen Eigenschaften von Stuten, Wallachen oder Hengsten. Nach der Pferdewahl beginnt man die Karriere in der Wunschdisziplin. Es ist sinnvoll, zunächst mit dem Spring- oder Dressurreiten zu beginnen. In der Vielseitigkeit werden später Grundkenntnisse aus beiden Disziplinen hilfreich sein. Zunächst startet man in der Reitschule, in der man Schritt für Schritt alle Hilfen lernt: Angefangen bei Befehlen für Richtung und Geschwindigkeit wird später besonders viel Wert auf das Gleichgewicht des Reiters gelegt. Nur so kann sich das Pferd optimal bewegen und die Hilfen des Reitsportlers umsetzen.

Hat man die Reitschule mit einer kleinen Abschlussprüfung hinter sich gebracht, beginnt die Vorbereitung. Man trainiert jeweils zwei Wochen für das nächste Turnier - die gesamte Wettkampfphase dauert dann 18 Wochen mit einer abschließenden dreiwöchigen Vorbereitung auf das große Meisterschaftsfinale. Ist man erfolgreich, qualifiziert man sich automatisch für die Meisterschaft auf der höheren Ebene bis hin zur Weltmeisterschaft. Das Training setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen; im Springreiten sind das beispielsweise Technik, Motorik, Fügsamkeit und Gleichgewicht. Es zeigt sich schnell, wer in der Reitschule gut aufgepasst hat, denn die Lektionen sind alles andere als einfach. Eine erfolgreiche Reitstunde steigert die Leistungsfähigkeit in der jeweiligen Disziplin und wirkt sich natürlich auch auf Form und Moral positiv aus. Neben allen Hilfen muss man auch auf den Charakter des Pferdes achten; es gibt übernervöse Hengste oder ängstliche Stuten, manche Pferde preschen mutig voran, andere müssen stetig angetrieben werden. Vor allem reagiert jedes Pferd auf die Leistungen des Reiters. Sitzt man souverän im Sattel, fasst das Pferd Vertrauen und wird selbstsicherer; jeder Fehler erhöht die Nervosität.

Die Reihenfolge der Stunden kann man selbst wählen oder man lässt sich ein abwechslungsreiches Programm automatisch zusammenstellen. Für Eilige kann man die Trainingsabschnitte simulieren, aber man hat in der Regel die Übungen auch nötig. Am Ende der zwei Wochen steht dann der Wettkampf: Hier zeigt sich schnell, wer gut in Form ist. Hat man die Zügel zu sehr schleifen lassen, findet man sich schnell mit brummendem Schädel im Dreck wieder. Damit ist das Turnier gelaufen, denn jeder Sturz hat die sofortige Disqualifikation zur Folge. Einen wichtigen Beitrag zum Spiel leistet Isabell Werth, die nicht nur den bekannten Namen zur Verfügung gestellt hat, sondern auch mit jeder Menge Sprachdateien zum Spiel beiträgt. Vor jeder Übung erklärt sie die Aufgabe, gibt Tipps, worauf man achten muss, und spornt an. Nachher gibt es aus ihrem Mund je nach Leistung viel Lob, Aufmunterung, aber auch Kritik. Da ihre Kommentare sehr vielseitig sind und vor allem der jeweiligen Spielsituation angepasst wurden, trägt sie einen wichtigen Teil zum Spiel bei. Als weiteren Ansporn verrät sie, welche Ausrüstung man sich mit den guten Leistungen verdient hat - damit kann man sich und sein Pferd zum nächsten Turnier herausputzen.

Insgesamt gesehen ist das Spiel recht herausfordernd und für Einsteiger nicht so leicht zu erlernen. Es ist viel Rhythmusgefühl gefragt, und besonders bei der Dressur muss man schnell reagieren und darf sich nicht aus dem Takt bringen lassen. Im Gegensatz zu Spielen wie der "Abenteuer auf dem Reiterhof"-Serie, ist "Isabell Werth Reitsport" eine reine Simulation ohne Hintergrundstory. Hier müssen keine Ställe ausgemistet und keine spannenden Abenteuer gelöst werden, die ganze Herausforderung besteht im Absolvieren des Stundenplans. Gerade weil das Spiel nicht zu einfach ist, hat man lange Spaß daran, und die Motivierung und Betreuung durch die erfolgreiche Sportlerin helfen auf dem Weg zum Titel.

Frack und Zylinder

Wie man schon an den geringen Systemanforderungen sieht, trumpft das Spiel nicht mit aufwendiger Grafik auf. Dennoch ist es ansprechend gestaltet. Schöne Texturen wurden eingesetzt, allerdings sind alle Oberflächen recht glatt und die Umgebung erscheint nicht sehr detailliert. An einigen Stellen wirkt das Publikum etwas hölzern, bei der Dressur gar völlig regungslos. Im Gegensatz dazu sind die Bewegungen von Pferd und Reiter flüssig und natürlich, besonders die Unterschiede in den Grundgangarten und Lektionen sind präzise herausgearbeitet. Weil das Spielkonzept überzeugen kann, kommt man gut mit etwas schwächerer Grafikleistung aus. Zudem ist die Zielgruppe sicher so besser bedient, und ein derartiges Spiel erscheint ohnehin nicht alle paar Monate.

Hufgetrappel

Der Sound spielt eine größere Rolle als die Grafik. Natürlich erwartet man bei einer Reitsportsimulation den Hufschlag und das Schnauben des Pferdes, und das ist hier auch alles gut umgesetzt und klingt natürlich. Wichtig ist das, weil man auf den Rhythmus des Pferdes achten muss, um alle Hilfen exakt zum richtigen Zeitpunkt zu geben. Ein kleines Manko besteht darin, dass die Stimme von Isabell Werth im Vergleich zu den Effekten etwas zu laut geraten ist; man muss die Ohren schon spitzen, um bei angenehmer Sprachlautstärke noch den Hufschlag des Pferdes zu hören. Aus diesem Grund kann man auch gut auf die Hintergrundmusik verzichten.

Goldenes Reitabzeichen

Oft hat man Mühe, berühmte Sportstars in Sportsimulationen wiederzuerkennen, und sie geben nichts weiter her als eine mäßige Gesichtstextur und die richtige Trikotfarbe. Das ist hier anders, denn Isabell Werth hat beeindruckend viele Sprachdateien zum Spiel beigetragen. Dank ihrer wertvollen Tipps gibt sie eine sehr gute Trainerin ab: Sie lobt, spornt an, muntert auf, ermahnt aber auch oder kritisiert. So prägt sie das Spielerlebnis entscheidend mit. "Isabell Werth Reitsport" überzeugt mit sehr gutem Konzept; alle Reitsportdisziplinen sind detailliert und kenntnisreich umgesetzt und auf Schnickschnack wird konsequent verzichtet - denn hier stehen Reiter und Pferd im Mittelpunkt.

(21.05.2007)

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