Dream Pinball 3D (TopWare Interactive) geschrieben von Nico Meißner
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Manchem zucken vielleicht noch die Finger, wenn ihn der Titel an die Klassiker des Flipper-Genres erinnert. Mit Spielen wie "Pinball Dreams" oder "Pinball Fantasies" begeisterte Digital Illusions damals Hunderttausende Amiga- und PC-Spieler. Nun bringt TopWare unter dem Namen "Dream Pinball 3D" eine Flipper-Simulation heraus, die an den Erfolg und Glanz alter Zeiten anschließen soll. Bisher gab es in diesem Bereich für die Wii lediglich "Gottlieb`s Pinball Classics". Ob das Produkt aus dem Hause A.S.K. Homework alle Highscores bricht oder eher zum unterhaltungstechnischen Tilt führt, habe ich für DLH.net untersucht ... Flipper Damit ist nicht der zutrauliche Zahnwal aus dem Fernsehen gemeint, sondern es geht hier um kantige Automaten. Sie gehörten zur Grundausstattung jeder Kneipe, bevor der PC seinen Siegeszug antrat. Deshalb sei für die jüngeren Leser an dieser Stelle noch einmal das Prinzip solcher Geräte erklärt. Der Spieler bedient zwei oder mehr Flossen, auch Flipper genannt, mithilfe derer er eine Metallkugel gegen Ziele und auf Rampen schießt. Der Tisch, auf dem gespielt wird, steht etwas schräg und ist mit einer Glasplatte abgedeckt, so dass der Ball immer nach unten rollt, aber nicht heraus springen kann. Am unteren Ende des Spielfeldes, an dem sich auch standardmäßig die zwei Flipper befinden, gibt es ein Loch, durch das die Kugel fallen kann. Das gilt es zu verhindern, weil dadurch das Spiel endet. Ziel ist es, den Ball möglichst lange im Spiel zu halten, um mit den insgesamt drei Kugeln so viele Punkte wie möglich zu erreichen. Neben den Rampen bieten die meisten Pinball-Tische noch so genannte Bumper. Das sind große, pilzförmige Objekte, die die Kugel bei Kontakt wegstoßen. Dazu kommen, je nach Gerät, noch diverse Ziele, Lichter und weitere Elemente. Für gewöhnlich hat ein Flipper ein bestimmtes Thema, das den Tisch prägt, zum Beispiel Fantasy, eine Sportart oder einen Film wie "Indiana Jones. Und natürlich musste man die Automaten damals auch mit Münzen füttern. Wie in der Spielhalle Startet man "Dream Pinball 3D", findet man sich erst mal im Hauptmenü wieder. Dort kann man vor allem ein neues Spiel starten oder das Programm beenden. Des Weiteren können über den Punkt "Optionen" noch ein paar Grafik-, Sound- und Steuerungseinstellungen justiert werden. Insgesamt wirkt das Menü eher funktional, schlicht und nüchtern, statt - wie man es von einem Flipper vielleicht erwarten würde - einen ersten, bunten und spaßorientierten Eindruck zu erzeugen. Selbst die Musik bleibt unauffällig im Hintergrund und regt nicht gerade zu Endorphinschüben an. Wird ein neues Spiel gestartet, gelangt man zum Tischauswahl-Bildschirm. Er stellt direkt alle sechs Tische samt den jeweiligen Highscorelisten dar. So kann der Spieler komfortabel einen Flipper wählen und gleich den Schwierigkeitsgrad festlegen. Dabei stehen vier Stufen zur Auswahl, die unter anderem die Anzahl der Bälle und die Zeitlimits der Aufgaben beeinflussen. Auch dieses Menü ist ziemlich funktional gestaltet, es zeigt aber in Form des Hintergrunds immerhin schon einen kleinen Ausblick auf den jeweiligen Tisch. Hat sich der Spieler entschieden, wandelt sich beim Start des Flippers plötzlich der Eindruck, den "Dream Pinball 3D" vermittelt. Während das jeweilige Ladebild zwar bunt, aber noch unspektakulär ist, überrascht der erste Tisch den Spieler gleich doppelt: Es bietet sich ein buntes, flipper-typisch etwas chaotisches Bild, das von zum Tischthema passender Musik sehr gut untermalt wird. Der nüchterne Stil der Menüs ist binnen Sekunden vergessen und sobald die erste Kugel rollt, fasziniert das Spiel mit einer wirklich gelungenen Ballphysik. Es entsteht, unterstützt durch die Soundeffekte, fast das Gefühl, an einem echten Flipperautomaten zu spielen. Die Kugel prallt nicht in eigenartigen Winkeln ab oder bewegt sich zu träge oder schnell, wie es bei Flippersimulationen sonst leider häufig der Fall ist. Die Flossen reagieren sehr präzise und so kann der Spieler mit etwas Übung auch gezielt schwierige Ziele treffen. Die Flipper werden mit "Steuerkreuz oben" und "2" bedient, man hält die Wiimote dabei um 90 Grad gedreht, so wie ein Lenkrad in beiden Händen. Bewegt der Spieler die Fernbedienung ruckartig in eine Richtung, stößt er damit an den virtuellen Spieltisch. Dadurch kann er den Laufweg des Balls beeinflussen und ihn zum Beispiel kurz vorm Aus wieder nach oben springen lassen. Doch genau wie bei einem echten Flipper, darf der Spieler nicht zu oft am Tisch rütteln, da er sonst ein so genanntes Tilt verursacht. Dabei handelt es sich um die Strafe für die Manipulation, alle Flossen werden deaktiviert und der Ball rollt zwangsläufig ins Aus. Silberkugeln und Werwölfe Abgesehen vom "Flipper-Feeling" begeistert "Dream Pinball 3D" aber vor allem mit seinen gut konzipierten Spieltischen. Auch wenn zwei von ihnen auf den ersten Blick etwas leer wirken, finden sich bei allen enthaltenen Flippern unzählige Ziele, Rampen, Bumper, Löcher und andere Elemente. Sie sind bisweilen regelrecht damit vollgestopft, unterscheiden sich aber trotzdem stark voneinander. Denn die Tische setzen alle ihr jeweiliges Thema ganz hervorragend um. So schmücken gleich den ersten Tisch, "Knight Tournament", dekorative Rüstungen an der Seitenwand und eine mächtige Burgmauer thront am Ende des Spielfeldes. Dazu spielt mittelalterlich angehauchte Musik; warme, satte Farben und der Hintergrund tun ihr Übriges, um dem Thema Leben einzuhauchen. Außerdem ist der Tisch wie gesagt bestens mit vier Rampen, turmförmigen Bumpern und diversen anderen Elementen bestückt. Sinnloses "Rumballern" ist allerdings wenig produktiv, denn alle Tische sind relativ komplex und funktionieren zumindest zum Teil nach dem gleichen Schema. Daher ist es wichtig, dass der Spieler sich mit den Aufgaben und Zusammenhängen, sowie den Rampen und Zielen des jeweiligen Flippers vertraut macht. Schießt man beispielsweise zwei Rampen in kurzer Zeit hintereinander, gibt es einen "Combo"-Bonus, schießt man gleich eine weitere Rampe, den "Double Combo"-Bonus und so weiter. Besonders wichtig sind die Missionen, die es auch auf jedem Tisch gibt. Zunächst muss der Spieler die Vorbedingungen erfüllen, bevor überhaupt die Möglichkeit besteht, die Mission zu starten - zum Beispiel durch das Treffen aller Ziele eines Typs. Dann ist es meistens erforderlich, in ein Loch zu spielen, das den Ball an einer anderen Stelle des Spielfeldes wieder auswirft. In diesem Fall startet der Spieler so eine der sechs Missionen, in denen er jedes Mal über eine feste, vom Schwierigkeitsgrad abhängige, Zeitspanne verfügt, um sie zu erfüllen. Während dieser Phase, die zwischen 60 und 240 Sekunden dauert, stehen dem Spieler beliebig viele Bälle zur Verfügung. Geht die Kugel ins Aus, wird sie sofort wieder ins Spiel gebracht, ohne dass sie gegen das Balllimit gezählt wird. Aber auch mehrere Kugeln auf einmal genannt Multiball sind in "Dream Pinball 3D" möglich. Um den Multiball-Modus zu aktivieren, muss der Spieler wiederum eine Voraussetzung erfüllen, die von Tisch zu Tisch unterschiedlich ist. Selbstverständlich gibt es auch Extra-Bälle zu ergattern sowie Multiplikatoren zum Erhöhen der Punkte. Trotz ihrer Gemeinsamkeiten variieren die Flipper untereinander stark: "Aquatic" beispielsweise ist ein Tisch mit einem Meer-Thema. Alles ist in blauen Tönen gehalten, Seemöwen und Delphine schreien, leise Musik plätschert im Hintergrund. Allerdings wirkt das Spielfeld etwas karg, da es recht große Freiflächen gibt. Zwar hat auch dieser Tisch einige Deko-Elemente wie zum Beispiel eine riesige Schildkröte, doch der Spielspaß und der optische Eindruck leiden unter dem recht schlichten Design. Es wirkt ganz so, als gebe es weniger Ziele und andere interessante Elemente, auch wenn "Aquatic" den Vergleich mit Konkurrenzprodukten nicht scheuen muss. Im Gegensatz dazu steht der Tisch "Monsters". Denn auf ihm gähnt keine freie Fläche in der Spielfeldmitte sondern es gibt lediglich drei Wege aus dem ansonsten abgeschlossenen unteren Bereich. Dadurch wirkt der Flipper sehr ausgefüllt und es ist ungleich schwieriger, erfolgreich zu sein, da es sorgfältig gezielter Schüsse bedarf. Natürlich sorgt auch "Monsters" für eine sehr dichte und gelungene Atmosphäre. Weiterhin befinden sich noch sehr viele andere Elemente auf dem Spielfeld, Rampen laufen kreuz und quer. Wie bei allen Tischen stehen dem Spieler mehr als zwei Flipper zur Verfügung, um auch hochgelegene oder versteckte Rampen und Ziele zu erreichen. Insgesamt sind sämtliche Spielfelder gut gestaltet und bieten unterschiedlich schwierige Herausforderungen und Spielatmosphären. Allerdings hebt sich der Tisch "Spinning Rotors" eher negativ von den anderen ab, während "Amber Moon" der in der PC-Version übrigens "Two Worlds" heißt der gefühlt beste und fesselndste Flipper in "Dream Pinball 3D" ist. Automateninnenleben die Technik Wie schon erwähnt, sind die Tische optisch eigentlich alle ziemlich ansprechend. Das liegt vor allem an den Farben, dem Hintergrund, der Rampenführung und den Deko-Elementen. Die Texturen bei "Dream Pinball 3D" sind nämlich leider größtenteils etwas verwaschen. So kann man bei einigen Lichtern auf dem Spielfeld, die zum Beispiel die erfüllten Missionen anzeigen, die Aufschrift kaum lesen. Außerdem wirkt der Reflexionseffekt des Balls einfach nur unansehnlich und irritierend. Dafür sind die Reflexionen auf der virtuellen Glasscheibe nett und dezent gemacht und trotz der mangelhaften Texturen sieht die Grafik insgesamt ganz gut aus. Auch die netten kleinen Animationen am unteren Bildschirmrand, die erfolgreiche Schüsse begleiten und quasi das Display des Flippers darstellen sollen, passen gut ins Spiel. Einzig die englischen Bezeichnungen der Ziele und aktivierten Effekte könnten die gute Atmosphäre etwas trüben. Die stimmungsvolle Hintergrundmusik wurde ja schon angesprochen. Zu ihr gesellen sich noch die zum Teil recht witzigen Soundeffekte. Neben den flipper-typischen Klick-, Klack- und Klingelgeräuschen untermalt jeder Tisch viele Aktionen des Spielers mit kurzen Sprachsamples und zum Thema passenden Effekten. Zum Beispiel ertönt bei "Monsters" kurzzeitig eine Orgel, wenn der Ball ins Aus geht, während bei "Spinning Rotors" Sirenen heulen und Helikoptergeräusche untergemischt werden. Dazu spielt treibende, spannungsvermittelnde Musik, während bei "Monsters" leise, verstörende Klaviertöne erklingen. Neben der Steuerung mit der Wiimote kann optional auch noch das Nunchuk dazugenommen werden. Dann hält der Spieler beide Geräte ganz normal in den Händen und betätigt die Flossen mit der "Z"- beziehungsweise "B"-Taste. Auch bei dieser Variante rüttelt man durch Bewegungen der Wiimote am Tisch. Dabei fällt auf, dass es mit etwas Übung zu einfach für den Spieler ist, den Ball wieder zu retten, wenn er über eine der Außenbahnen verloren zu gehen droht. An dieser Stelle soll noch kurz die Anleitung des Spiels lobend erwähnt werden, die neben dem Üblichen auch eine bebilderte Auflistung aller Tische mit ihren Zielen beinhaltet. Auch die neun verschiedenen Kameraperspektiven, die zur Verfügung stehen, fallen äußerst positiv auf, da bei den verschachtelteren Tischen einige Bereich sonst kaum einsehbar wären und jeder Spieler die ihm angenehmste Ansicht zum Flippern wählen kann. Ball Save Fazit Insgesamt konnte "Dream Pinball 3D" als zweite Flippersimulation auf der Wii voll überzeugen. Zwar beinhaltet sie lediglich sechs Tische, die aber fast alle sehr ausgefeilt und mit Rampen, Aufbauten und Ähnlichem gespickt sind. Zusammen mit den sehr gut umgesetzten Themen, den flipper-typischen Soundeffekten und unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden samt Highscores bietet das Spiel jede Menge Spaß auch für mehrere Spieler. Vor allem Freunde der echten Flipperautomaten und Fans der alten Digital Illusions-Titel dürften "Dream Pinball 3D" lieben, für alle anderen ist das Spiel aber sicherlich ebenfalls einen Blick wert. (16.09.2008) |