The Movies (Activision) geschrieben von Carsten Werner
| |||||||||||||||
Die Filmbranche. Wie kein anderer Industriezweig regt sie die Fantasie der Menschen an und ist Grundlage für Träume und Hoffnungen unzähliger Kinder und Teenager, die es berühmten Stars gleichtun und im Rampenlicht stehen wollen. Aber Hollywood ist nicht nur Glamour, denn abseits der Partys, Drehorte und Premieren werkeln tausende Kameramänner, Drehbuchschreiber, Produzenten, Handwerker und Statisten, um die Filmstudios am Laufen zu halten, die Gagen der berühmten Schauspieler und Schauspielerinnen zu finanzieren und den Filmbossen die Taschen zu füllen. Mit "The Movies" erschufen die Lionhead Studios ein Spiel, dessen Ziel der Aufbau und das Management eines eigenen Filmstudios ist. Nun kann man sich selbst ein Bild machen, wie es in Hollywood zugehen mag und ob es wirklich erstrebenswert ist, ein Schauspieler werden zu wollen. Das Jahr 2005 war für Peter Molyneux und sein Team von Lionhead recht durchwachsen. Mit den Titeln "Black and White 2" und dem Rollenspiel "Fable - The Lost Chapters" erschienen zwar technisch erstklassige Spiele, die inhaltlich jedoch nur teilweise überzeugen konnten. Doch bekanntlich kommt das Beste immer zum Schluss und so steht mit "The Movies" kurz vor Weihnachten ein Titel in den Regalen der Kaufmärkte und Versandhäuser, der das Potenzial haben könnte, zum Kultspiel zu avancieren, wie es damals auch "Theme Park" oder "Syndicate" gelang. Ob Lionhead einen Hit landen kann oder ob der Titel besser in der Versenkung verschwinden sollte, hat DLH.Net ausführlich getestet. Die ersten Schritte als Filmmogul Sobald die erste Enttäuschung über die übliche DVD-Box, die leider bereits als Standard bezeichnet werden kann und das wenig aufregende, 50seitige Handbuch überwunden ist, wendet man sich dem Spiel zu und findet sich im Hauptmenü von "The Movies" wieder. Viele Möglichkeiten bieten sich dem geneigten Spieler nicht, neben dem üblichen Tutorial stehen der Sandkastenmodus und der Karrieremodus zur Verfügung. Die Klassiker der eigenen Filmgeschichte können ebenfalls noch einmal betrachtet und sogar nachträglich geschnitten werden. Diese Option wird allerdings erst interessant, wenn eigene Filme gedreht und gespeichert wurden. Der Beginn der Laufbahn als Filmmogul sollte in das Tutorial führen, denn hier lernt der zukünftige Manager die Grundlagen seiner Tätigkeiten. Zu Beginn muss die Steuerung verinnerlicht werden. Hier haben sich die Lionhead Studios etwas Besonderes einfallen lassen, um den Spielfluss zu vereinfachen und das Spiel übersichtlich zu halten. Anders als bei vielen anderen Vertretern seiner Zunft wird man in "The Movies" kaum ein Spielmenü finden, sämtliche Aktionen werden durch eine einfache, leicht zu lernende interaktive Oberfläche durchgeführt. Im einzelnen bedeutet dies, wenn ein Film gedreht werden soll und das Drehbuch bereits geschrieben wurde, zieht man im "Drag & Drop"-Verfahren sowohl das fertige Drehbuch, als auch Schauspieler, Statisten und Kameraleute in ein Produktionsbüro. Diese werden dann dort selbstständig mit den Proben beginnen und sobald diese beendet sind und genügend Techniker vorhanden sind, wird das Drehbuch in einen anderen Raum des Produktionsbüros gezogen und der Dreh startet. Genauso verhält es sich mit allen weiteren Funktionen, die im Laufe des Spieles nötig werden. Wissenschaftler werden in die einzelnen Räume des Labors, Schauspieler in Entzugskliniken oder einzelne Sets und Techniker an verschiedene Orte des Studios gezogen. Diese einfache Art der Steuerung fokussiert die Aufmerksamkeit auf das Geschehen, kein langes Rumsuchen in Menüs unterbricht das Spiel, die Aufmerksamkeit bleibt ständig auf seinen Stars und der Crew. Aber auch "The Movies" kommt nicht völlig ohne Menüs aus. Um Gebäude zu bauen, Wege anzulegen und Verschönerungen zu platzieren muss ein Menü aufgerufen werden, das jedoch platzsparend am linken unteren Bildschirmrand angebracht ist. Die Gebäude selbst können natürlich noch gedreht und so vernünftig auf dem Gelände platziert werden. Besonders wichtig ist dies bei den verschiedenen Sets, die teils asymmetrisch geformt sind und geschickt gebaut werden müssen. Sämtliche weiteren Befehle und Aktionen werden jedoch durch das "Drag & Drop"-Verfahren ausgelöst. Ein weiterer Pluspunkt ist die Kamera: Diese lässt sich bequem drehen und zoomen, so dass man jederzeit alle Geschehnisse überwachen und notfalls persönlich eingreifen kann. Sogar der Dreh eines jeden Films kann so genau überwacht werden und mehr als einmal wird man sich dabei ertappen, einfach nur den Dreharbeiten an einem Set zuzuschauen. Da mit Fortschreiten der Spieldauer auch die Größe des Geländes immer weiter ausgenutzt wird, ist außerdem eine Übersichtskarte integriert, zusätzlich sind alle wichtigen Gebäude über die Tastatur bequem zu erreichen. Damit ist man auch in hektischen Situationen jederzeit schnell an den Brennpunkten des Geschehens. Sobald man Steuerung und Kamera verinnerlicht und die ersten Gebäude gebaut hat, endet das Tutorial. 80 Jahre Filmgeschichte Nachdem man sich die Grundkenntnisse angeeignet hat, sollte am besten der Karrieremodus in Angriff genommen werden. Diesen zu überspringen und ein Endlosspiel im Sandkastenmodus zu wagen, ist nicht zu empfehlen, da wichtige Gebäude und weitere Sets erst durch bestimmte Ereignisse während der Karriere freigeschaltet werden. Im Karrieremodus landet man mitten im Jahr 1920. Die Kinotechnologie steckt noch in den Kinderschuhen und Schwarz-Weiß Filme ohne Ton bestimmen die Leinwände. Genauso schäbig wie die Technik ist die Ausstattung des Studios, denn ein paar Requisiten und wenige Sets müssen genügen, um dem Kinobesucher das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nach wenigen Sekunden sind die ersten Gebäude in Auftrag gegeben, einige Arbeiter angeheuert und sogar schon ein paar Schauspieler eingestellt. Innerhalb weniger Minuten ist das erste Drehbuch von mehr oder minder fähigen Schreiberlingen verfasst, auf Film gebannt und der Rubel rollt. Nach einigen Jahren ist dann genug Geld verdient und die Zeit soweit fortgeschritten, um ein Forschungslabor bauen zu können und neue Technologien zu erforschen. Schon bald erstrahlen die Filme in Farbe und haben Ton; neue Sets und Gebäude sind verfügbar. Über die Jahre und Jahrzehnte wächst so das Filmstudio und verändert sein Äußeres. Statt Oldtimern fahren dann moderne Autos über die Straße vor dem Studio und die Gebäude wirken moderner. Um jedoch spezielle Gebäude wie ein PR-Büro, verbesserte Drehbuchstudios oder atemberaubende Sets zu erhalten, müssen spezielle Aufgaben gelöst werden. Reicht es zu Beginn noch aus, eine bestimmte Summe Geld zu erwirtschaften und mittelmäßige Filme zu produzieren, werden später erstklassige Filme und Top-Stars erwartet. Gegen Ende erweisen sich einige Aufgaben, wie das "Züchten" eines Fünf-Sterne-Stars, als nahezu unlösbar. Einen weiteren Motivationsschub stellen Preisverleihungen dar, die regelmäßig alle fünf Jahre abgehalten werden und bei denen sich alle Konkurrenzstudios miteinander messen lassen müssen. Neben dem besten Film, dem erfolgreichsten Schauspieler und dem größten und besten Gelände gibt es noch weitere Auszeichnungen. Als Belohnung für die Preise erhält man gewisse Boni: Wissenschaftler, die doppelt so schnell forschen oder Schauspieler, die leichter zu befriedigen sind, und sich mit weniger Gehalt zufrieden geben, sind nur einige der Vorteile, die bis zur nächsten Verleihung behalten werden dürfen. Dies sorgt für zusätzliche Motivation, denn vor allem die Aufgaben sollten alle erledigt werden, um die Bonusobjekte zu erhalten. Während die Jahre verstreichen, ändert sich natürlich auch die Technik. Die ersten Jahre ärgert man sich über die miese Qualität der Stummfilme, bald jedoch bestimmt "Technicolor" die Filme und am Ende der Entwicklung stehen Digitalfilme und "Dolby Digital", die die Qualität der Produktionen noch erheblich steigern. Doch bis dahin ist es ein langer Weg und die Konkurrenz ist zahlreich. "The Movies" goes "Theme Park" Um erfolgreich Filme produzieren und die Stars zufrieden stellen zu können, ist neben dem nötigen Kleingeld eine aufwendige und gut durchdachte Infrastruktur nötig. Zu diesem Zweck besteht die erste Aufgabe fast immer im Aufbau eines eigenen Filmstudios. Zu Beginn des Spieles schaut man auf ein leeres Gelände. Ziel muss es sein, die wichtigsten Gebäude, dazu gehören das Produktionsbüro, Drehbuchstudio, Castingbüro oder auch die Crewanwerbung, zu bauen. Schon zu Beginn fällt auf, dass der gesamte Ablauf sehr stark an den Klassiker "Theme Park", der damals von Bullfrog entwickelt wurde, erinnert. Man legt Wege an, auf denen sich die Stars bewegen und die die Attraktivität des Studios erhöhen. Sets, Wohnungen und Gebäude haben feste Ausgänge, die mit dem Wegesystem verbunden werden müssen. Überall auf dem Platz sollten Mülleimer, Toiletten und Bars oder Imbissbuden gebaut werden, um die Stars bei Laune zu halten. Jeder Star möchte zusätzlich einen eigenen Wohnwagen haben, wo er ungestört entspannen kann. Bänke, Teiche, Basketballfelder, Blumen und Gärten runden das Bild ab und katapultieren die Attraktivitätswerte des Parks in astronomische Höhen. Doch nicht nur für die Wertung des Parks sind diese Gegenstände von Bedeutung, auch einzelne Stars bestehen auf ein adäquaten Ambiente, um richtig entspannen zu können. Um diese Wünsche zu erfüllen, werden die Trailer zusätzlich mit hochwertigen Pflanzen oder Skulpturen umstellt, die den Star glücklich machen, die Wertung steigern und den Star so noch wertvoller machen. Gleichzeitig können Stars an bestimmten Geräten wie Hantelbänken, Basketballfelder, Bällen oder auch schlichten Bäumen ihre Fitness erhöhen oder Stress abbauen. Die wichtigsten Gebäude sind jedoch die zahlreichen Sets, an denen die einzelnen Szenen der Filme gedreht und während Pausen geprobt werden. Beim Bau ist etwas Fingerspitzengefühl notwendig, da einzelne Sets wie Wälder, Kriegslandschaften oder U-Bahn-Stationen sehr groß ausfallen und der Bauplatz des eigenen Geländes beschränkt ist. Hier muss man haushalten und vorausschauend bauen, um möglichst viele der interessanten Sets unterbringen zu können. Dies ist wichtig, da das Publikum immer wieder neue Hintergründe sehen will und Filme, die immer gleiche Hintergründe bieten, einfach boykottiert. Neben den Sets und den Verschönerungen sind bestimmte Gebäude nötig, die zwar zum Dreh eines Films nicht notwendig sind, jedoch unverzichtbar im Laufe des Spieles werden. Besonders wichtig ist eine Art Kleiderkammer, in der jeder Star neu eingekleidet wird. Während der Jahre und Jahrzehnte wechselt natürlich auch die Mode und bestimmte Sachen werden alt und der angehende Superstar fühlt sich unwohl. Also wählt man per "Drag & Drop" den Star aus, kleidet diesen neu ein, um ihn wieder zufrieden zu stellen. Nicht minder wichtig sind Gebäude wie die PR-Agentur, in dem der Bekanntheitsgrad der Stars und Filme vergrößert wird, Entzugs- und Schönheitskliniken und das bereits erwähnte Forschungslabor. Da Schauspieler jedoch gerne ihren Müll in der Gegend verbreiten und die Gebäude mit der Zeit verfallen, müssen zur Wartung und Reinigung des Geländes Techniker und Gärtner eingestellt werden. Dazu werden Arbeitslose über den entsprechenden Raum des Einstellungsbüros gezogen und so als Arbeiter rekrutiert, die dann selbstständig ihrer Tätigkeit nachgehen. Auch neue Gebäude erscheinen nicht aus dem Nichts, erst müssen Arbeiter diese errichten, was seine Zeit dauert. "The Movies" goes "Die Sims" Gebäude, Forschungen, Studios sind das Eine, doch was wäre ein Filmstudio ohne seine Kamerateams, Statisten, Regisseure und natürlich Schauspieler. Man stelle sich Filme ohne Akteure vor, leere Landschaften ohne Leben und Inhalt. Um dies zu ändern, stehen eine Reihe verschiedener Spezialisten zur Verfügung, die die Filmstadt am Laufen halten. Die Rekrutierung der Mitarbeiter wird höchst komfortabel über das bereits bekannte "Drag & Drop"-Verfahren vollzogen und erlaubt es, innerhalb weniger Sekunden die Belegschaft zu vergrößern. Jedoch ist nicht jeder Arbeitslose für jeden Job geeignet: Einige Interessenten sind bereits Drehbuchschreiber und haben in diesem Bereich besondere Erfahrungen gesammelt, andere sind hingegen geschickter im Umgang mit Kamera und Klappe. Damit die Übersichtlichkeit gewahrt bleibt, stellen sich die Interessenten immer an dem für sie passenden Gebäude an, so dass man auf den ersten Blick die Spezialkenntnisse erkennen kann. Hier liegt jedoch auch das größte Problem in "The Movies" versteckt. Während zu Beginn des Spieles genug Arbeiter vorhanden sind, fehlen nach ein paar Stunden diese Leute an allen Ecken und Kanten. Die Parks werden größer und die Wege werden immer weiter und zu allem Überfluss wünschen sich die Stars eigene Assistenten, die aus der Schar der Arbeitslosen rekrutiert werden und für das Erreichen höherer Wertungen unabdingbar sind. Durch hohe Studiowertungen werden zwar mehr Arbeitslose angelockt, die Rate ist jedoch viel zu gering, um alle Stars glücklich zu machen. Handwerker und Hausmeister gehen ihrer Arbeit vollkommen selbstständig nach, reparieren Gebäude, sammeln den Müll auf und bauen neue Anlagen auf. Andere Spezialisten wie Forscher, Drehbuchschreiber oder Kameraleute müssen jedoch manuell ihrer Arbeit zugeteilt werden. Wenn sie keiner Betätigung nachgehen, wandern diese frei auf dem Gelände umher, begaffen Stars oder holen sich Autogramme. Um ein neues Forschungsprojekt zu starten oder einen neuen Film schreiben zu lassen, müssen die jeweiligen Personen manuell in den jeweiligen Raum gezogen werden und beginnen dann mit der Arbeit. Dies klingt nerviger als es ist, da man über die Tastatur oder per Maus bequem jede Berufsrichtung auswählen und schnell im jeweiligen Gebäude platzieren kann. Während der Jahre erlangen alle Arbeiter natürlich zusätzliche Kenntnisse, so dass Gebäude schneller repariert, bessere Drehbücher geschrieben oder schneller geforscht wird. Darüber hinaus benötigen Angestellte keine weitere Pflege, eigene Wohnhäuser benötigen sie genauso wenig wie Konversation oder Freizeit. Auch das Gehalt kann nicht verändert werden. Wie im richtigen Leben halten sie sich im Hintergrund und gehen ihrer wenig beachteten, aber wichtigen Arbeit nach. Die mit Abstand bedeutendste, aber auch nervigste Gruppe innerhalb des Studios sind aber ohne Zweifel die Schauspieler. Während die Einstellung noch kinderleicht vonstatten geht, kann man die Befriedigung der Bedürfnisse eines Stars ruhigen Gewissens als Lebensaufgabe ansehen. Ähnlich dem Spiel "Die Sims" hat jeder Schauspieler und Regisseur verschiedene Bedürfnisse, Macken und Charaktereigenschaften, die es zu beachten gilt. Zu den Werten, die man im Auge behalten sollte und befriedigen muss, gehören neben dem Stress auch Trinksucht, Esssucht, Aussehen, Status und Langeweile. Was sich relativ überschaubar liest, ist im Spiel etwas komplizierter, da in einige Werte weitere Faktoren einfließen. Während sich Stress leicht erklären lässt - welcher Star will schon einen Film nach dem anderen drehen und womöglich noch durch Paparazzi belästigt werden? - ist der Status des Stars, der für die Bewertung bei Preisverleihungen wesentlich sein kann, schon komplizierter. Hier spielen neben der Anzahl des Gefolges auch das Gehalt und der Trailer eine Rolle. Anders als bei Arbeitern kann jedem einzelnen Star sein persönliches Gehalt angepasst werden, wobei darauf geachtet werden sollte, andere Schauspieler nicht zu vernachlässigen, da diese dann unzufrieden werden könnten und im schlimmsten Falle das Studio verlassen und bei der Konkurrenz aufschlagen. Um das Ganze noch etwas komplexer zu gestalten, spielt auch die Mode und das Aussehen für den Star eine gewaltige Rolle. Wie auch bei den lebenden Vorbildern, wollen die Stars in "The Movies" immer nach der neusten Mode gekleidet sein. Wer möchte auch schon 1990 mit den Sachen von 1920 auftreten und sich fotografieren lassen. Dazu wird der Schauspieler in die Ausstattungsabteilung gezogen, wo ihm neue Sachen und womöglich auch neue Verschönerungen wie Ohrringe oder Sonnenbrillen verpasst werden können. Aber auch der Zahn der Zeit nagt unerbittlich an den Stars, die morgen schon mit Falten übersät sein oder ein paar Gramm zu viel auf die Waage bringen können. Doch dank moderner Schönheitsmedizin ist selbst der hässlichste Star nach ein paar Wochen ein wahres Supermodel. Sollte man es jedoch übertrieben haben und der Star ist der Trinksucht verfallen, muss er eine langjährige Entziehungskur über sich ergehen lassen, da seine Leistungen sonst immer weiter nachlassen und man einen teuren Alkoholiker bezahlen muss. Und damit nicht genug, auch die Beziehungen unter den Stars müssen beachtet werden. Es kann vorkommen, dass die Chemie zwischen zwei Schauspielern oder dem Regisseur nicht stimmt und die Qualität leidet. Also müssen fernab des Filmdrehs auch die Freundschaften gepflegt werden. Wenn sich Stars besonders mögen, können sogar Liebschaften entstehen und es kommt zu "zwischenmenschlichen Kontakten", die natürlich den nächsten Film noch einmal kräftig aufwerten. Es ist also viel zu tun und mit fortschreitender Spieldauer immer schwieriger, die Macken der Stars auszubügeln und diese zu vernünftigen Leistungen zu animieren. Denn mitunter weiß man nicht, warum ein Star plötzlich einen Wutausbruch hat und die Fertigstellung eines teuren Films um Monate verzögert. Ein großes Problem ist die Unselbstständigkeit der Schauspieler: Jede Probe, jedes Training, sogar der Schlafrhythmus muss geplant werden, der Star benimmt sich oftmals wie ein störrisches Kleinkind. Die Leistungen der Figuren in "Die Sims" erreichen die Schauspieler nicht annährend. Hollywooddreh am Heimcomputer Doch wie wird ein Film gedreht? Es beginnt mit einer simplen Vorlage. Im Drehbuchstudio bestimmt man, aus welchem Genre der Film stammt und wie er heißen soll. Nach kurzer Zeit präsentieren die Schreiber ein Drehbuch, das die Grundlage für den Film werden wird. Mit diesem Drehbuch begibt man sich in das Castingbüro, wo die Crew, die Statisten, der Regisseur und die Schauspieler ausgewählt werden. Das Programm wählt dabei selbstständig Crew und Statisten aus, Schauspieler und Regisseur müssen selbst bestimmt werden. Dabei gilt es, zu berücksichtigen, ob der Star bereits gestresst ist, ob er Erfahrung im Genre aufweisen kann und ob er mit seinen Kollegen zusammenarbeiten kann. Wurden alle nötigen Personen ausgewählt, fangen diese an, selbstständig zu proben und nach kurzer Zeit kann der Dreh des Films begonnen werden. Nun darf man zuschauen, wie die Schauspieler eine Szene nach der anderen abdrehen, auf dem Studio zu den einzelnen Sets eilen und nach und nach den Film fertig stellen. Nach der letzten Szene kann man den Film veröffentlichen oder zusätzlich Marketing oder PR betreiben, um die Einnahmen zu erhöhen. Dann endlich der große Tag: die Veröffentlichung. Zu Beginn erfolgt eine Einschätzung des Films und die obligatorischen Sterne werden verteilt. Zusätzlich darf der Film in ganzer Länge betrachtet werden. Nach einer gewissen Zeit zieht der Streifen kein Interesse mehr auf sich und muss per Hand ins Archiv verschoben werden, um später über das Hauptmenü noch einmal betrachtet werden zu können. Diese Vorgehensweise mag für den Einzelspielermodus ausreichen, aber "The Movies" bietet die einzigartige Möglichkeit, eigene Filme zu drehen, das Drehbuch und die Sets selbst zu bestimmen und auch mal ungewöhnliche Varianten auszuprobieren. Auch hier beginnt alles mit einer Idee - der eigenen. Das wichtigste Gebäude, um Filme zu drehen, ist das eigene Drehbuchbüro. Hier werkeln keine Drehbuchschreiber, die persönliche Kreativität ist gefragt. Zu Beginn wird ebenfalls ein Genre ausgewählt, die Schauspieler werden bestimmt und der Name des Films festgelegt. Danach beginnt die eigentliche Arbeit. Je nach Film können über Hilfen bestimmte Abläufe festgelegt werden, die typisch für ein Genre sind. So schlägt das Programm bestimmte Punkte wie eine Einleitung, Showdown und weitere Punkte vor, die aber nicht beachtet werden müssen. Zu Beginn einer jeden Szene wird ein Set ausgewählt, auf dem das Ganze spielen soll. Aber noch wurde nicht festgelegt, wie sich die Figuren bewegen sollen oder was überhaupt innerhalb der Szene passiert. Dies wird über ein Menü bestimmt, wo hunderte Abläufe vorgegeben sind, aus dem der Passende ausgewählt wird. Neben den Laufwegen der Schauspieler ist auch Platz für zusätzliche Statisten oder Nebenrollen, was noch zusätzliche Interaktionsmöglichkeiten bietet. Eigene Wege, Aktionen oder Vorgehensweisen können leider nicht bestimmt werden, aber bei so einer riesigen Auswahl an Abläufen sollte für jeden etwas dabei sein. Zusätzlich kann der Ausgang einiger Szenen bestimmt werden. Es ist der Fantasie überlassen, ob der Held beim Entschärfen der Bombe stirbt oder die Welt rettet oder ob eine Schönheit vom Monster getötet wird oder den Klauen entkommt. So arbeitet man sich Szene für Szene, Set für Set durch den ganzen Film, lässt Leute sterben, epische Schlachten schlagen oder romantische Kussszenen drehen und erzählt so seine eigene Geschichte. Selbstverständlich können für alle Beteiligten, Stars wie auch Statisten, aus dutzenden Kostümen die Kleidung und das Make-up bestimmt oder spezielle Masken gefertigt werden. Das Ende des Films ist aber nicht das Ende der Arbeit. Zusätzlich steht ein Gebäude, die Post Production, zur Verfügung, wo dem Film der letzte Schliff gegeben wird. Einzelne Szenen können geteilt, verschoben oder gelöscht werden. Untertitel dürfen hinzugefügt, die Eröffnung kann verändert und einzelne Musikstücke zusätzlich bestimmt werden. Als besonderes Highlight kann man über ein Mikrofon eigene Texte aufnehmen und den Protagonisten eine Stimme verleihen und die Qualität des Films zusätzlich steigern. Leider eignet sich diese Methode keinesfalls für den Einzelspielermodus, das Planen, Drehen und Bearbeiten des Films kostet enorm viel Zeit, die Vorteile in der Bewertung sind nicht zu erkennen. Wieso also solch ein Aufwand? Die Filmfestspiele im Internet Um den eigenen Filmen neben der Befriedigung der eigenen Fantasie noch einen höheren Sinn zu geben, bitten die Lionhead Studios zu den virtuellen Filmfestspielen. Es ist möglich, seinen Film in das bekannte "wmv-Format" zu exportieren und auf der Internetseite hochzuladen. Natürlich sind die exportierten Filme auch auf dem heimischen Media Player zu bestaunen, was Fans, die das Spiel nicht besitzen, besonders freuen dürfte. Auf der Internetplattform bewerten Fans und Spieler von "The Movies" die Filme, ein unglaublicher Motivationsschub, um überhaupt solch langwierigen Produktionen in Angriff zu nehmen. Für die Filme mit den besten Bewertungen versprechen die Lionhead Studios zusätzliche Sets und Requisiten, um noch bessere Streifen drehen zu können. Neben der Möglichkeit, sich mit anderen Spielern weltweit zu messen, wird das Belohnungssystem für zusätzlichen Ehrgeiz sorgen und hoffentlich Projekte von hoher Qualität hervorbringen. Auch für Spieler, die trotz aller "Bemühungen" des Telefonnetzmonopolisten auf DSL und andere Breitbandalternativen verzichten müssen, steht die Möglichkeit zur Filmwelt offen. Ein zehnminütiger Film lässt sich soweit komprimieren, dass er mit zehn Megabyte noch recht klein geraten ist. Inwieweit sich aufgenommene Texte auf die Größe auswirken, bleibt abzuwarten. Create a star Ein eigenes Gelände kann aufgebaut und selbst geschriebene Filme dürfen im Internet veröffentlicht werden. Wer will da schon mit vorgefertigten Schauspielern arbeiten und ihre Eigenschaften übernehmen? Um eigene Stars und Sternchen zu kreieren, bietet "The Movies" ein eigenes Programm namens "Starmaker", um eigene Stars zu erschaffen und in das Spiel einzubinden. Wer "Die Sims 2" gespielt hat, wird auch bei "The Movies" vor keine allzu großen Probleme gestellt werden. Zu Beginn wird das Geschlecht und das Alter gewählt und das Aussehen grob vorgegeben. Über dutzende Schieberegler wird danach das Gesicht den eigenen Bedürfnissen angepasst und individuell modelliert. Sobald das Gesicht den Ansprüchen genügt, werden über diverse Schieberegler die Eignungen für bestimmte Genres, die Neigungen und Fehler festgelegt und das grobe Aussehen vorgegeben. Neben sportlichen oder trägen Stars kann der Muskelbau oder der Brustumfang bestimmt werden und die Anfälligkeit für Stress definiert werden. Um den erstellten Star später auch im Spiel nutzen zu können, wird ein arbeitsloser Schauspieler in der Schauspielschule einfach gegen den erstellten Star eingetauscht, während bereits angestellte Schauspieler nicht mehr eingetauscht werden können. Der Oscar für die beste Grafik... ...in der Kategorie "Wirtschaftssimulation" geht zweifelsfrei an "The Movies". Noch nie zuvor wurde in diesem Genre soviel Wert auf Grafik und Präsentation gelegt. Selbst Titel wie das erstklassige Spiel "Die Gilde" sehen neben der Pracht von "The Movies" blass und alt aus. Durch die Reduzierung von Menüs und Statistiken auf das Nötigste verbringt man den größten Teil der Zeit auf dem Studiogelände, dem daher die meiste Aufmerksamkeit zu Teil wird. Und hier punktet "The Movies": Die Gebäude passen sich der jeweiligen Ära an und verändern sich im Laufe der Zeit; Bäume, Straßen und Wege geben dem Studio ein angenehmes Ambiente. Die Kamera ist stufenlos zoom- und drehbar. Ohne merkliche Ruckler oder Verzögerungen nähert man sich seinen Stars und beobachtet sie beim Dreh oder bei ihren Freizeitaktivitäten. Vor allem die Umgebungen, Gebäude und Sets sind unglaublich detailreich modelliert und erinnern an reale Filmsets. Jedoch wirkt das Studio gerade zu Beginn leer und statisch. Kein Baum bewegt sich, einzig die Fahnen und ein paar Rauchfahnen deuten auf Bewegung und Leben, erst nach und nach, wenn sich die Belegschaft vergrößert, wirkt das Studiogelände lebendig. Ein großer Pluspunkt sind die Personen, die das Gelände bevölkern. Hier erinnert "The Movies" an "Die Sims". Die Personen besitzen unterschiedliche Gestiken und Mimiken, schwanken betrunken über das Gelände oder leben eindrucksvoll ihren Wutanfall aus. Jeder Wechsel der Kleidung oder des Make-up ist im Spiel sofort erkennbar und macht jeden Schauspieler einzigartig. Die Qualität reicht zwar nicht an das Vorbild "Die Sims", alle Gesichter und Figuren wirken etwas steifer und steriler, sind aber für das Genre einzigartig und tragen hervorragend zur Atmosphäre auf dem Gelände bei. Stummfilm oder "Dolby Digital" Was wäre ein Spiel in der Filmbranche ohne die entsprechende Musikuntermalung? Hier haben Lionhead Studios eine ansprechende Leistung gezeigt. Während des Spieles wird man von ruhigen, aber heiteren Klängen des jeweiligen Jahrzehnts begleitet, die aber alle an die Filmbranche erinnern. Auch nach Stunden hört man noch gerne die Musikstücke, sie fügen sich perfekt in die heitere Umgebung ein. Ein besonderes Highlight ist ein eigenes Radio, das über wichtige Ereignisse auf dem Gelände, aber auch über entscheidende Ereignisse auf dem Globus informiert. 1939 bricht auf einmal ein wohl bekannter Krieg aus und bestimmte Genres sind im Aufwind, während diese 1945 wieder "out" sind. Neben diesen Nachrichten berichten DJs über absurde Ereignisse und lockern die Stimmung weiter auf. Unter anderem steht auch die deutsche Synchronstimme von "Chefkoch" aus der Serie "South Park" auf dem Programm, der mit witzigen Sprüchen und sarkastischen Kommentaren das Spiel begleitet. Mit "The Movies" haben Lionhead Studios pünktlich zu Weihnachten einen wahren Kracher in die Regale gebracht. Es wundert mich, dass außer dem Kultspiel "Mad TV" kaum ein weiteres Spiel die Filmbranche simuliert und als Grundlage benutzt. Doch obwohl "The Movies" fast noch Pioniercharakter besitzt, setzt das Spiel die Welt Hollywoods perfekt um und spielt mit den Klischees und Vorurteilen der Traumwelt. Seine Klasse bezieht das Spiel aber nicht einzig aus der Umgebung. Der Mix aus Aufbau, Management und Bedürfnisbefriedigung ist perfekt gelungen und lässt das Spiel zu keinem Zeitpunkt überladen wirken, kein Feature wirkt aufgesetzt oder deplatziert und mit der Möglichkeit, seine Filme zur Bewertung zu stellen, bietet es eine ungeahnte Langzeitmotivation. Doch wo liegen die Nachteile und Schwächen? Zum einen bemängele ich die Verpackung und das Handbuch. Solch ein Spiel hat etwas Besseres als eine DVD-Box und ein dünnes Handbuch verdient. Liebhaber und Sammler greifen daher gleich zur "Premieren Edition", die neben dem Soundtrack und weiteren Extras auch zusätzliche Sets beinhaltet. Ein weiterer Schnitzer sind die Stars selbst, deren Bedürfnisbefriedigung und vor allem ihre Bewertung oft nicht zu bewältigen sind. Filmdrehs verschieben sich teilweise um Jahre, weil Szenen nicht gedreht werden und höhere Wertungen wie 5-Sterne Schauspieler sind nahezu unmöglich. Ein letztes Ärgernis ist paradoxerweise die Freiheit. Jede kleinste Aktion muss selbstständig durchgeführt werden. Dies wird mit der Dauer ziemlich eintönig, ist aber dank der Steuerung mit wenigen Mausklicks erledigt. Letztendlich ist "The Movies" jedoch ein erstklassiges Spiel, man besitzt unendliche Freiheiten und jeder, der schon einmal eigene Filme drehen oder auch nur Hollywood-Luft schnuppern wollte, darf bedenkenlos zugreifen. (26.11.2005)
|