Shoot The Roach

Shoot The Roach

Geschrieben von Carlos Carvalho

 

Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, das Leben von Kakerlaken aus der Nähe zu betrachten? Sicherlich gehen auch diese ihrem langweiligen, alltäglichem Beruf nach und versuchen bloß, ein paar Kekskrümel am Tag nach Hause bringen zu können ... zumindest, bis jemand auf sie tritt. Wer von uns verspürt, nach Ansicht ihrer Lebensweise, nicht den Drang, diese kleine Pest zu vernichten? Im Jahre 2005 benutzt man jedoch nicht mehr Sprays und sonstige Warmduschermethoden, um diese nervigen Insekten zu vernichten. Stattdessen holt man die Pistole aus dem Schrank, packt seinen Rucksack voller Munition und geht auf die Jagd. Jeder Schuss muss treffen – und zwar ganz genau zwischen die Augen.

Installation

Die Installation erfolgt völlig reibungslos, lediglich 50 MB Festplattenplatz werden belegt. Die CD wird nach der Installation auch nicht mehr im Laufwerk benötigt. Das Setup beim ersten Start des Spiels entpuppt sich dagegen als ein kompliziertes "was habe ich nun wieder in meinen Rechner gebaut"-Spiel: Fragen zur Grafikkarte, zum Grafikkartenspeicher und zur Soundkarte werden gestellt. Verständlich aber, um Benutzern von Windows 9x und Windows ME auch die Möglichkeit zu geben, das Spiel so ruckelfrei wie möglich spielen zu können; nicht alle Hardwaredetails sind über Software auf diesen älteren Windowsversionen auslesbar.

Nach dem Setup darf man sich ein Profil erstellen, also für jeden Spieler im Haus einen Namen aussuchen – man will ja am Ende des Tages wissen, wer der beste Kakerlakenjäger ist. Um den Spieler zu wechseln, muss man jedoch das Spiel beenden und mit dem neuen Profilnamen starten. Die Profilfunktion ist also nur in Haushalten sinnvoll, in denen nur ein Spieler seine Jagdkünste unter Beweis stellen will; will die ganze Familie ihren Spaß am Spiel haben, nervt diese Funktion auf Dauer, weil man das Spiel für einen Profilwechsel neu starten muss.

Nach einem kurzen Intro-Video mit leider mehr als nur ein paar Kompressionsartefakten wird man mit einem anderen Insekt konfrontiert: dem Ohrwurm. Die Intro-Musik erinnert an Handyklingeltöne und wenn es noch keinen dazu gibt, dann kann es nicht lange dauern, bis es soweit ist. Es ist ein gemeiner Ohrwurm, man kann nicht aufhören, die Musik den Rest des Tages zu pfeifen und sicherlich wird man, alleine deswegen, das Spiel ein paar Mal öfter starten, als man es geplant hatte.

Gameplay

Basierend auf dem Konzept der Jahrmarktschießbuden, aber vielleicht inzwischen bekannter durch die Computerspielserie Moorhuhn, zielt man bei Shoot the Roach auf eine sich bewegende Kakerlake, drückt die Feuertaste und bekommt dafür Punkte. Die Spieleindustrie schläft aber nie, sodass bei Shoot the Roach neue Herausforderungen und Details mit ins Spiel gekommen sind: Zum Beispiel bewegen sich die Kakerlaken nicht nur von links nach rechts, sondern auch von hinten nach vorne (und natürlich auch umgekehrt) und die Stelle, an der sie erschossen wurden, bestimmt, wie viele Punkte man dafür bekommt. Ein weiteres gutes Beispiel stellen die sich unauffällig verhaltenden Kakerlaken dar, die versuchen, Kekse aus den offenen Packungen wegzutragen. Schaffen sie es, so bekommt der Spieler Punkte abgezogen. Alle anderen Feinheiten des Spiels solltet ihr aber selbst herausfinden.

Auf insgesamt fünf Karten und einem Blickwinkel von fast 180 Grad darf man seine Schießkünste beweisen: Die erste Karte setzt den Spieler vor die eigene Haustür. Zu sehen ist ein verschneiter, umzäunter Garten, der mit ein paar Bäumen bepflanzt und liebevoll mit einem Schneemann dekoriert ist. Ein paar leere Weinflaschen liegen noch herum, sicherlich leergetrunken am Heiligabend. Daneben, an einem Ast hängend, eine rote Socke, aus der kein Geschenk rausschaut, sondern eine spottende Kakerlake. Die Jagd geht in der Küche weiter. Hier findet man alles, was man in einer Küche erwartet: Kaffee- und Saftmaschinen, einen gut bestückten Kühlschrank, Herd und Toaster, aus dem sicherlich gleich ein paar knusprigbraune Toasts herausspringen – aber wer hat Appetit, wenn überall noch Kakerlaken herumlaufen? Aus der Perspektive des Spielers heraus, kann man noch das Wohnzimmer, den inwzischen sonnigen Garten und die Toilette im Auge behalten. Eine inzwischen wohl verdiente Pause erhofft man sich auf dem Jahrmarkt. Was wäre ein Jahrmarkt, ohne eine Imbissbude mit Popcorn und Bratwürsten und mit Lebkuchen für alle, die sich gut benehmen? Natürlich kann man auch auf diesem Jahrmarkt seine Kraft vor der Freundin beweisen und – Überraschung! – dieses Jahr ist sogar eine Schießbude dabei. Wer wird einen der beiden Teddybären bekommen? Sieht man aber die erste Kakerlake über den Boden laufen, ist die Pause zu Ende. Aber es gibt auch eine erfreuliche Nachricht: die Heimat der Pest wurde endlich entdeckt. Unter der Erde in der Kanalisation leben unsere kleinen Feinde in ihrem natürlichsten Habitat. Heimtückisch haben sie einen Damm gebaut; nun sieht man alte Bananenschalen und Fischgräten herumliegen und drei leere Corn Flakes-Packungen zeigen uns, wie verfressen diese kleine Viecher wirklich sein können. Während man die Kanalisation gründlich von Kakerlaken säubert, findet man eine verborgene Tür, die zu einem Labor führt. In diesem Labor sind die Kakerlaken keine unerwünschten Gäste, im Gegenteil, hier schmieden sie ihre Pläne, die Welt mit einer Armee riesiger Kakerlakenroboter zu erobern. Es liegt an uns, ihnen in den Weg zu treten.

Bedienung

Sehr bequem ist die Bedienung über die Maus: Linker Knopf zum Schießen, rechter Knopf fürs Nachladen und einige Spezialaktionen der Waffen; wer noch eine Hand auf der Tastatur haben möchte, kann mithilfe des Cursors die Sicht nach links, rechts, oben oder unten bewegen. Die fauleren Spieler werden bloß die Maus in die Richtung bewegen müssen, ist die Maus in einer Ecke, bewegt sich der Bildschirmausschnitt in die entsprechende Richtung. Dieser Effekt ist nicht immer erwünscht, wenn man z. B. bloß auf eine Kakerlake am Rande des Bildschirmes schießen möchte.

Für die Fans von besonderem Realismus bei Spielen, die sich gerade überlegen, mithilfe eines Touch-Screen-Monitors und dem handelsüblichen Schuh einen richtigen Adrenalinkick zu bekommen, können wir nur sagen: Lasst die Finger davon! Unserer Erfahrung nach halten Touch-Screen-Monitore ohnehin nicht lange durch, wenn sie stundenlang mit Mutters Stöckelschuhen mit 5cm-Absatz traktiert werden und Reklamationen beim nächsten Computerfachhändler werden sicherlich bloß mit einem müden Lächeln erwidert.

Grafik und Sound

Obwohl bei der deutschen Kakerlake (Blattella germanica) kein kastenähnliches System vorhanden ist, wie von den Ameisen oder Bienen bekannt, wählt in Shoot the Roach jedes dieser kleinen Viecher einen eigenen Beruf aus und versucht, diesem so gut und fleißig wie möglich nachzugehen. Aber nicht jeder Mann, Verzeihung, nicht jede Kakerlake ist gleich: Während einige voller Energie durch die Gegend sprinten, laufen andere gemütlich hin und her. Die auffälligsten Berufe sind Soldat und Bilanzbuchhalter und ein paar Weibchen halten für interessierte Männlein nette Überraschungen bereit, und so weiter. Unabhängig vom Beruf, werden alle Kakerlakensorten früher oder später dieselben Todesschreie verwenden, was aber nicht besonders auffällt. Die Texturen der Kakerlaken sind passend zur karikaturhaften Stimmung des Spiels und die fünf verschiedenen Karten sind mit Liebe gezeichnet worden.

Die vielen Waffen, die man meistens über die getroffenen Zielscheiben bekommt, gehen auch weit über die Grenze des Realismus; welche Waffe man verwendet, sieht man an der Munitionssorte. Links daneben sind die aktiven Boni zu sehen, wie zum Beispiel Extrazeit, doppelte Punktzahl oder langsamere Kakerlaken. Die Geräusche der Waffen sind weder allzu realistisch, noch zu karikaturhaft, sie erinnern an gewöhnliche Shooter. Hier hätte cuvi bites sicherlich noch mehr Mühe investieren können, die Waffengeräusche passender zu dieser Sorte von Spiel zu entwickeln. Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch der einstellbare Gore Modus, also, ob mit jedem Treffer eine Fontäne aus (natürlich grünem) Blut entstehen soll oder nicht. Wegen des großen Blickwinkels einiger Karten wird man auf bestimmte Extras erst durch außerordentliche Geräusche aufmerksam gemacht, deswegen sollte man Shoot the Roach mit eingeschaltetem Ton spielen. Die Musik und entsprechende Einstellungen sind nur bei der Menüführung vorhanden, kommen also nicht während des Spiels vor, man braucht sie deswegen nicht auszuschalten.

Highscores

In alter Moorhuhn-Tradition, kann man bei Shoot the Roach ebenfalls die Highscores ins Netz übertragen und der Welt beweisen, dass man der weltbeste Kakerlakenkiller ist. Auf der Homepage des Spiels (siehe weiter unten) kann man diese dann anschauen und mit den Eigenen vergleichen, bei den leichten Cheatmöglichkeiten des Spiels scheint ein ehrlicher Platz eins der Weltrangliste jedoch eher unwahrscheinlich. Im eigenen Haushalt dagegen kann man sich ohne Probleme vergleichen, die besten zehn Highscores für jede Karte werden für alle Ewigkeit gespeichert. Ein kleiner Tipp noch: fast jede Karte hat eine Besonderheit, sei es das U-Boot in der Kanalisation oder der Mülleimer in der Küche, in der sich zwei Kakerlaken treffen und für Nachwuchs sorgen. Wer solche Feinheiten des Spiels noch nicht entdeckt hat, braucht sich nicht über ein gutes Ergebnis zu freuen, es gibt für ihn noch viel zu ergründen.

 

Technische Daten:
 
Entwickler: cuvi bites
Publisher: rondomedia
Genre: Fun Shooter
Releasedate: 9. Februar 2005
Homepage: www.shoottheroach.de
UVP: 9,99€
Altersfreigabe:  Freigegeben ab 6 Jahren gemäß §14 JuSchG

Kommentare zu diesem Artikel


Fazit

   :
Mit Shoot the Roach hat cuvi bites einen sehr amüsanten und abwechslungsreichen Fun-Shooter erstellt. Mit verschiedenen Waffen und einigen lustigen Gags, auf insgesamt fünf Karten, fühlt sich der Spieler verpflichtet, nicht nur auf alles loszuballern, was sich bewegt, sondern auch etwas Taktik einzusetzen. Ein sehr gelungenes Spiel für zwischendurch, ein Muss für Moorhuhn-Fans. (08.03.2005)


Kommentare:
Der Kommentar wurde gespeichert!
The Captcha element applies the Captcha validation, which uses reCaptcha's anti-bot service to reduce spam submissions.

Shoot The Roach

Shoot The Roach
Shoot The Roach
Shoot The Roach
Shoot The Roach
Shoot The Roach
Shoot The Roach