Cossacks 2 - Napoleonic Wars (CDV) Geschrieben von Carsten Werner
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Austerlitz, 2. Dezember 1805. Bei einer der blutigsten Schlachten des dritten Koalitionskrieges sieht sich die französische Armee einer riesigen Streitmacht von Österreichern und Russen gegenüber. Der Sieg scheint greifbar nah für die Allianz, doch wie schon oftmals zuvor gelingt es dem französischen Kaiser Napoleon Bonaparte mit der richtigen Taktik, aber auch mit List und Tücke, die Gegner zu schlagen und den Weg für seine Vorherrschaft auf dem europäischen Kontinent zu ebnen. Mit Cossacks 2 können Sie diese Epoche der Geschichte ebenfalls erleben und tauchen in eine Zeit ein, in der die Kriegsführung von Linientaktik, Vorderladern und Kavallerieattacken geprägt wurde und Gewehre statt 600 Schuss nur zwei bis vier Schuss in der Minute abgeben konnten. Im Dienste des Königs Nach der Installation - die immerhin knapp 1,6 GB Speicherplatz benötigt - und dem Start von Cossacks 2 kann der Spieler zwischen verschiedenen Spieloptionen wählen. Neueinsteigern ist das Tutorial zu empfehlen, das in die Kampagne des Spieles eingebunden ist. Hier erfährt man, wie man seine Truppen befehligt, sich im Kampf verhalten sollte und seine Siedlung aufbauen kann. Auch lernt man hier die Hauptperson der Kampagne, den englischen Edelmann Greg Chaffy kennen, der allerdings nur in den Zwischensequenzen auftaucht und die Story rund um Verrat, Liebe und Treue vorantreibt. Die Kampagne selbst ist äußerst kurz geraten und dient vorrangig zum Erlernen der Fähigkeiten des Spieles und als kleine Abwechslung. Der wahre Mittelpunkt des Einzelspielerparts ist ohne Zweifel der Modus "Schlacht um Europa": Auf einer stark vereinfachten Europakarte entscheiden Sie sich für eine von sechs Herrscherdynastien Europas, wo Ihnen außer den damaligen Großmächten Preußen, Frankreich, Großbritannien, Russland und Österreich auch die muslimische Macht Ägypten zur Verfügung steht. Haben Sie sich für eine Partei entschieden, kämpfen Sie rundenweise gegen die anderen Herrscher um einzelne Ländereien und um die Vormachtstellung in Europa. Da man sich dabei nicht alleine auf das Militär verlassen kann, hat der Spieler außerdem die Möglichkeit, gegen bare Münze diplomatische Vereinbarungen mit anderen Mächten zu schließen oder einzelne Ländereien zu sabotieren. Sollte sich eine militärische Auseinandersetzung nicht vermeiden lassen, wechselt die Ansicht von der Europakarte auf das Schlachtfeld, wo Sie die Aufgabe haben, die feindlichen Truppen zu besiegen oder das Stadtgebiet zu erobern, was gleichzeitig den Sieg bedeutet. Allerdings werden Ihnen meist auch kleinere Sekundäraufträge erteilt, welche die Kriegskasse deutlich aufstocken oder neue Freiwilligenverbände bedeuten. Auch das Erobern feindlicher Dörfer spült Ressourcen in Ihre Kassen, die Sie zum Ausbau der Kasernen Ihrer Provinzen oder dem Kauf von Truppen nutzen. Die Aufträge selbst schreiben meist die Vernichtung der Truppen an einem vorgegebenen Punkt vor, wodurch sich Ihre einzige Aufgabe bei einem Angriff auf eine Provinz darauf beschränkt, alle Einheiten, die Sie finden, zu eliminieren. Einen Basisaufbau gibt es nicht. In den meisten Fällen werden Sie jedoch nicht dazu kommen, die Dörfer zu erobern oder Sondermissionen zu erfüllen, da der Computergegner schon sehr früh direkt auf den Spieler zumarschiert und man dann alle seine Einheiten benötigt, um den Angriff aufzuhalten. Hat man die Provinz schließlich erobert, erhält die Nation im darauf folgenden Zug die Steuern des Landes. Als Abschluss bietet Cossacks 2 die Möglichkeit, auf mitgelieferten Karten entweder den, für Echtzeitstrategiespiele typischen, Gefechtsmodus mit Basisaufbau und Ressourcen-Managment oder den "Historische Schlachten"-Modus, nachzuspielen. Allerdings sind Sie dabei immer an eine Seite gebunden, man kann also nicht auf Seiten der Österreicher beziehungsweise Russen die Schlacht bei Austerlitz für sich entscheiden. Ein wenig enttäuscht, dass einige historische Schlachten zwar nachgespielt werden können, deren Anzahl aber leider ziemlich beschränkt ist. So stehen nur sechs historische Schlachten zur Verfügung, dazu kommen noch vier fiktive Einsätze. Das Spiel... Cossacks 2 bietet, im Gegensatz zu vielen anderen Spielen, die Möglichkeit, ausgeprägte Massenschlachten mit tausenden Soldaten auf jeder Seite zu spielen. Damit diese Masse jedoch kontrollierbar bleibt, können die Soldaten in Schwadronen zusammengefasst werden. Je nach Truppenart lassen sich so bis zu 120 Soldaten effizient kontrollieren und bewegen. Doch diese Art der Truppensteuerung bietet auch andere Vorteile: Wenn die Soldaten zu Formationen zusammengefasst werden, erhalten sie für die Vernichtung feindlicher Soldaten Moralpunkte. Diese Moralpunkte geben an, wie lange eine Einheit kämpfen wird, ehe sie in Angst flieht und zu einem Sammelpunkt zurückkehrt. Ein anderer Vorteil der Verbände besteht in der Möglichkeit, einzelne Schwadronen verschiedene Formationen einnehmen zu lassen, die sich im Kampf unterschiedlich auswirken. Während es die Aufstellung in einer Kolonne erlaubt, sich auf den Straßen ohne Müdigkeitserscheinungen sehr schnell fortzubewegen, besitzt die Linienformation klare Vorteile im Kampf, da so alle Soldaten gleichzeitig ihre Musketen abfeuern können. Es ist sogar möglich, wie damals auch üblich, die Reihen einzeln schießen zu lassen. Das ist deswegen nützlich, weil jeder Schuss einer Einheit eine gewisse Menge Kohle kostet und bei einem Dutzend Schwadronen selbst einige tausend Einheiten Kohle schnell verbraucht sind. Damit dies nicht geschieht, kann man auf jeder Karte Dörfer erobern, die jeweils einen Rohstoff bieten. Damit man jedoch in den Besitz der Dörfer gelangt, muss man häufig erst die örtliche Miliz vernichten. Danach werden die Rohstoffe im Haupthaus des Dorfes gesammelt und anschließend von einem Karren in ein Lagerhaus des Spielers geliefert. Dadurch entfällt das Bauen von Minen; nur Holz und Stein müssen selbst gefördert werden, während sich die Dörfer um den Rest kümmern. Für die gesammelten Rohstoffe bauen Sie entweder neue Gebäude oder stellen weitere Verbände auf. Bei der Soldatenauswahl ist man nicht nur auf Infanterie beschränkt, auch Kavallerie- und Artillerieeinheiten lassen sich erstellen und steuern. In einigen wenigen Missionen unterstehen Ihnen sogar mächtige Fregatten, die im Alleingang ganze Armeen aufhalten können. Damit ergeben sich neue taktische Möglichkeiten: so ist es möglich, einem Gegner schnell in die Flanke zu fallen und sich anschließend wieder zurückzuziehen. Auch die Kanonen haben einige interessante Modi: Während die normalen Kanonenkugeln durch die Reihen der Gegner fliegen und selbst mehrere Soldaten hintereinander verletzten können, bieten Kartätschen, Streukugeln, die Möglichkeit, auf breiter Front Soldaten zu verletzen und zur Flucht zu bewegen. Den Großteil der Armee stellt jedoch die Infanterie. Diese ist je nach Nation unterschiedlich, gliedert sich jedoch grob in Nahkämpfer und Fernkampfsoldaten, die mit Musketen bewaffnet sind. Weitere Unterschiede finden sich in der Ausdauer, dem Verbrauch an Kohle oder der Geschwindigkeit. Eine Ausnahme bilden hier jedoch die Pioniere und die Priester: Während die Priester die Moral der Soldaten erhöhen, haben die Pioniere weitaus mehr Aufgaben. Als einzige Infanterieeinheit sind sie in der Lage, feindliche Gebäude zu zerstören und große Befestigungsanlagen zum Schutz der eigenen Truppen zu errichten. Während der Großteil des Spieles auf die Steuerung der Armee ausgelegt ist, hat man im Gefechtsmodus und in einigen Missionen der Kampagne Zugriff auf Bauern und kann eine komplette Basis aufbauen. Anders als noch bei den Vorgängern wurde der Basisaufbau in Cossacks 2 wesentlich vereinfacht: Die wichtigen Rohstoffe Gold, Nahrung, Erz und Kohle werden automatisch gefördert und nur die Ressourcen Holz und Stein müssen "per Hand" abgebaut werden. Auch die Anzahl der Gebäude ist überschaubar. So gibt es Gebäude für die einzelnen Truppengattungen, ein Lagerhaus, eine Kirche und einen Palast. Mit dem Basisaufbau ist der Spieler höchstens einige Minuten beschäftigt und sobald die Truppen ausgebildet werden, gerät die Basis in Vergessenheit. Zuweilen jedoch steigt der Frustfaktor in ungeahnte Höhen. Denn neben vielen sinnvollen Features und der sehr guten Intelligenz der gegnerischen Computergeneräle, treiben die eigenen Offiziere den Spieler manches Mal in den Wahnsinn. So weigern sich Einheiten ein ums andere Mal, den nahen Gegner anzugreifen und laden lieber weiter ihre Waffen. Auch die Angewohnheit der Offiziere, selbst bei Gefahr lieber sekundenlang die Formation zu ändern, um in den Marschmodus zu wechseln, anstatt zu fliehen, kann ein ums andere Mal tödlich enden. Schmerzlich vermissen dürfte man auch die Möglichkeit, Einheiten automatisch zurückziehen zu lassen. Dies wäre dringend vonnöten, da die eigenen Truppen gegnerischen Beschuss regungslos über sich ergehen lassen und stehen bleiben. Einheiten können zwar automatisch zurückschießen, jedoch muss der Spieler das jedes Mal manuell befehlen, auch feuern die Einheiten bereits bei maximaler Entfernung, was dem Gegner kaum Schaden zufügt, während dieser dann in der Nachladephase bis auf wenige Meter aufschließen kann und mit einer Feuersalve meist den Einsatz der Schwadron beendet. ...und die Technik Den Zeichen der Zeit folgend, basiert Cossacks 2 auf einer eigenen 3D-Engine; ein Schritt, der sich gelohnt hat. Die Umgebungsgrafik, die Figuren, sogar die Häuser sehen fast schon realistisch aus. Es macht einfach Spaß zuzuschauen, wie die Soldaten im Takt der Trommeln auf den Straßen marschieren, bei jedem Marschbefehl langsam ihre Stellung wechseln oder wie aus der Baustelle langsam ein komplettes Fort entsteht. Die Landschaft ist ebenfalls enorm detailreich, die Bäume wiegen im Wind, ebenso wie die Halme des Weizens auf den Feldern. Aus den Schächten der Minen werden die Rohstoffe gefördert und die Bürger fahren die gewonnenen Waren auf wackligen Karren in die Lagerhäuser. Besonders eindrucksvoll sind natürlich die Explosionen und die Feuergefechte zwischen den Einheiten. Bei jedem Schuss steigen Pulverschwaden auf und vernebeln kurzzeitig das Schlachtfeld. Kanonenkugeln fliegen in hohem Bogen über das Schlachtfeld und holpern nach Aufschlag auf dem Boden weiter. Auch musikalisch macht Cossacks 2 eine ausgesprochen gute Figur. Hierbei ist vor allem die Musikuntermalung erwähnenswert: Passend zur Zeitepoche werden Sie von verschiedenen klassischen Stücken begleitet, die Sie wunderbar in diese Zeit zurückversetzen und so entscheidend zur Atmosphäre beitragen. Doch hat die Technik auch ihre Schwächen. Aufgrund der enorm hohen Detailfülle hat Cossacks 2 für einen Echtzeitstrategietitel sehr hohe Systemanforderungen. Selbst mit 512 Megabyte RAM ist ein flüssiger Spielablauf nicht gewährleistet und bei Massenschlachten gerät das Geschehen regelmäßig ins Stocken. Erst mit einem Gigabyte Arbeitsspeicher läuft das Spiel annähernd flüssig. Weit weniger wichtig sind die übrigen Komponenten des Systems. So spielt die Grafikkarte eine eher untergeordnete Rolle. Auch gab es gehäuft Probleme bei der Installation des Spieles, sodass GSC bereits einen Patch bereitstellen musste, der in vielen Fällen erst das Spielen ermöglicht. Ich fordere Sie zum Duell Im Multiplayermodus geht GSC einen Weg, der gewöhnungsbedürftig, aber interessant ist. Im Gegensatz zum ersten Teil oder dem Großteil der üblichen Echtzeitstrategiespiele können sich in Cossacks 2 höchstens zwei Völker bekriegen. Da das Spiel jedoch bis zu sechs Spieler unterstützt, ist es möglich, dass sich maximal drei Leute eine Partei teilen. In der Praxis sieht das so aus, dass sich ein Spieler um den Aufbau der Basis kümmern kann, während die anderen beiden die Truppen kontrollieren. So ist es möglich, groß angelegte Schlachten zu führen und die Armee wirkungsvoll zu befehligen. Dies erfordert jedoch ein hohes Maß an Kooperation, eine Eigenschaft, die man in Internetspielen häufig vermisst. Daher muss sich erst zeigen, ob sich dieser Modus durchsetzen kann. Ein weiteres Manko sind die viel zu kleinen Karten, die große taktische Manöver zwar nicht verhindern, jedoch sehr erschweren. Einen sehr interessanten Modus hat GSC für Onlinespieler geschaffen: Nachdem Sie sich registriert haben, steht Ihnen der Wettbewerbsmodus zur Verfügung. Hinter diesem wenig aufschlussreichen Namen steckt jedoch ein System, das Spannung für eine lange Zeit garantiert. Dieser Modus ist im Grunde ähnlich dem "Schlacht um Europa"-Modus. Auf einer riesigen Europakarte mit mehreren tausend Sektoren kämpfen die Spieler um Territorien und Einfluss. Zu Beginn wählt jeder Spieler sein Land aus und kann danach feindliche Sektoren angreifen. Ein Gegner muss dann diesen Sektor verteidigen, der Sieger erhält dann das Land. So ist es nach und nach möglich, dass Territorium seiner eigenen Großmacht auszubauen. Als Echtzeitstrategiefan und Kenner der Cossacks-Reihe war ich natürlich äußerst gespannt, wie Cossacks 2 werden würde. Versprochene Features wie moderne Grafik, taktische Schlachten und die Möglichkeit, tausende Soldaten zu befehligen, haben die Spannung nur noch weiter erhöht. Und man wird in diesem Punkt nicht enttäuscht, denn die Grafik ist stimmig, durch Formationen, Moral, Müdigkeit und andere Faktoren bietet das Spiel mehr als pures Dauerangreifen und die Möglichkeit, unzählige Soldaten zu führen, hebt den Spaßfaktor merklich an. Wären da nicht einige Fehler, die einfach nicht sein dürfen: Zum einen haben mich die horrenden Systemanforderungen, vor allem an den Arbeitsspeicher, enttäuscht. Auch war das Spiel auf einem System regelrecht unspielbar, selbst einfachste Aktionen führten zu sekundenlangen Nachladezeiten. Eine Formatierung der Festplatte als finaler Schritt, nach Stunden der Defragmentierung brachte ebenfalls keine Lösung. Trotz einiger Schwächen der KI und der Steuerung ist Cossacks 2 durchaus ein gutes Spiel geworden. Grafik und Gameplay bieten viel Spielspaß, auch der Multiplayermodus ist - sofern die Kommunikation unter den Spielern stimmt - gelungen. Mit dem Wettbewerbsspiel besitzt das Spiel einen Modus, der auch nach Monaten noch interessant sein kann. Noch trüben technische Schwierigkeiten den Spielspaß und verhindern eine bessere Einschätzung des Spieles und es bleibt zu hoffen, dass GSC einige der Probleme bald in einem Patch bereinigt und weiter auf Wünsche der Community eingeht. (24.04.2005) : Minimal: OS: Win98/ME/2000/XP CPU: 1500 MHz RAM: 512 MB Video: 64 MB, directX 8.1 kompatibel Sound: DirectX 8.1 kompatibel DirectX 8.1 oder höher CD-Rom: 12x CD-ROM 2GB HDD
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