Neverwinter Nights 2 - Storm of Zehir (Addon) (Atari) geschrieben von Jana Voth
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Vor ziemlich genau zwei Jahren brachte DLH.Net einen Test zu "Neverwinter Nights 2" heraus. Seitdem hat sich einiges auf dem Spielemarkt getan. Ein Addon ist an sich ein guter Weg, um ein in die Jahre gekommenes Spiel wieder aufleben zu lassen. Neuerungen in der Struktur des Spiels und zumeist eine neue Story sollen den Spieler erneut vor den Monitor locken. Bleibt nur die Frage, ob das mit "Storm of Zehir" klappen könnte. "Frau am Steuer ..." Die Geschichte des Addons ist zeitlich nach den Geschehnissen des Hauptspiels einzuordnen und läuft von ihnen unabhängig. Am Anfang befindet man sich mit seinem Hauptcharakter auf hoher See. Ein recht ordentliches Schiff soll uns wohin auch immer bringen, wir kommen eh nicht an. Dem Spieler wird nur verraten, dass es durch die südlichen Meere geht und Sammargol in Kürze als Zwischenziel erreicht werden soll. Ein Sturm zieht auf, die Feigeren und Intelligenteren suchen unter Deck Schutz, während der weibliche Kapitän heldenhaft das Steuerrad in die Hand nimmt, aber auch nichts mehr retten kann. Das Schiff kentert und die Überlebenden werden augenblicklich von wilden Eingeborenen angegriffen. Kaum hat man auch das noch überstanden, kommen Wachen einer nahen Stadt und nehmen die gesamte Gruppe fest. Sie befinden sich schließlich ohne Erlaubnis auf dieser "gastfreundlichen" Insel. Allein das gute Wort eines anderen Passagiers, der vor Ort wohl irgendwie als Schöngeist bekannt ist, schützt die Gruppe vor Schlimmerem. Später übernimmt die Rolle des Beschützers eine sehr einflussreiche Händlerin in der Stadt. Für sie wird man zum ersten Mal zu den Überresten des Schiffs zurückkehren. Man soll nach Auffälligkeiten suchen und schon bald wird klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht: Das Schiff wurde sabotiert! Nur wer war es und warum hat er es getan? "Schach für Fortgeschrittene" oder "ein einziges Gemetzel" - was hätten Sie gerne? Beim Start des Addons gilt es als Erstes, einen Hauptcharakter zu wählen, der später, im Gegensatz zu allen anderen Charakteren, nicht ausgewechselt werden kann. Diesen kann man sich aus einer Liste von voreingestellten Helden aussuchen, bauen oder beispielsweise aus dem Hauptspiel importieren. Sollte man sich für die letzte Variante entscheiden oder der gewählte Held nur die Stufe eins oder zwei haben, wird er automatisch auf Stufe drei angehoben, sobald er im Spiel auftaucht. Die Charaktererstellung an sich ist schon eine Kunst, daran hat sich seit dem Hauptspiel nichts geändert. Zu den ohnehin schon zahlreichen Rassen sind noch zwei dazugekommen: Grauorks und Yuan-Ti. Letzteres ist das Echsenvolk mit nicht ganz so gutem Ruf. Auch bei den Klassen und Talenten gab es zahlreichen Zuwachs. So kann man nun beispielsweise auch als Totenwächter durch die Lande ziehen und eine "unbeugsame Seele" entwickeln, die nicht nur gegen physischen sondern auch magischen Schaden resistenter ist als die normaler Helden. Schon kurz nach Spielbeginn kann man sich dann auch die anderen drei Leute der vierköpfigen Truppe auf dieselbe Weise zusammenbauen oder aussuchen. Die Ergebnisse können dabei so unterschiedlich ausfallen, wie man es sich nur vorstellen kann. Zu den vier eigenen Leuten können im Laufe des Spiels noch bis zu zwei zusätzliche Charaktere gegen Bezahlung oder einen Gefallen mitgenommen werden. Das Addon ist für Charaktere von Stufe drei bis 15 gedacht und genau so ist auch die Liste von Charakteren aufgebaut, aus denen man wählen kann. Die Gegner im Spiel passen sich der Auswahl nicht an. Man könnte also mit einem einzigen Helden der Stufe drei genauso auf eine Gruppe Giganten treffen, wie mit einer bis zu sechsköpfigen Gruppe der Stufe 15. Die zweite Variante macht das Spiel denkbar einfach. Bei der Ersten jedoch und auch, wenn man die leicht abgeschwächte Variante mit vier Leuten der Stufe drei wählt, wird das Spiel wirklich schwierig. Die KI ist nicht schlecht und ein Magier wird da von sich aus Sinnvolleres produzieren, als wenn ein Spieleinsteiger versuchen würde, in Echtzeit eine nützliche Kombination herauszufinden. Beim Start des Addons wird zwar darauf hingewiesen, dass man das Hauptspiel dafür nicht gespielt haben muss, aber es kann wirklich nicht schaden, sich zumindest das Tutorial vorher zu Gemüte zu führen. Fehlerfrei arbeitet die KI nämlich nicht und wer ein echter Vollblut-Stratege ist, wird hier den Königsweg einschlagen und jeden Schritt selbst bestimmen wollen. Ohne Pausetaste wäre das quasi unmöglich. Es soll hier aber einmal behauptet werden, dass selbst der beste Heeresführer mit gut erstellten Dreistufencharakteren bei so manchem Kampf auf die Nase fallen wird. Häufiges Abspeichern ist am Anfang einfach Pflicht. Man sieht also: Die Krieger der Gruppe werden ordentlich gefordert. Anders sieht es für einen reinrassigen Dieb aus. Der darf über lange Strecken hoffen, dass er nicht nur Kanonenfutter ist. Es empfiehlt sich hier möglichst eine Kombination mit einer wildnisorientierten Klasse, denn diese werden andauernd benötigt. Ein ganz neuer Überblick Ein großes Manko der Engine ist das überdeutlich erkennbare Baukastensystem und die damit verbundenen, ständig auftretenden Ladebalken. Je nachdem, wie man es sieht, wurde dieses Problem im Addon verbessert oder noch verschlimmert. Denn nun ist es so, dass wenn man eine Stadt verlässt, man nicht mit allen seinen Helden auf dem Geländeabschnitt "vor der Stadt" landet, sondern auf der "Überlandkarte". Hier sieht man im Groben die gesamte Umgebung und den aktuellen Anführer stellvertretend für die Gruppe. Seine Fertigkeiten bestimmen, was man auf der Karte sieht. Ist er besonders aufmerksam, werden Horden von Gegnern überall auf der Karte angezeigt, immer repräsentiert durch einen ihrer Art. Ist der Anführer nun gut im Schleichen, kann man den Ungetümen vor der Nase vorbeilaufen und sie merken es nicht einmal. Umgekehrt kann es mit einem nicht so fähigen Vordermann passieren, dass die Gruppe wie aus dem Nichts von Giganten angegriffen wird. Kommt es zur Begegnung, hat man mindestens die Wahl zwischen Kampf und Flucht. Bei halbwegs intelligenten Gegnern kann man auch noch verhandeln und sich freikaufen. Und ob man es glaubt oder nicht, es kommt auch zu Begegnungen, die nicht in einem Kampf enden sollen. Diese werden dann auf der Karte auch nicht mit einem roten Kreis markiert, wie die Monster, sondern mit einem weißen oder gar einem blauen, wenn die Begegnung potenziell besonders ergiebig sein würde. Alles in allem ist diese neue Karte als Funktion sehr praktisch, kann aber bei einigen Spielern den Eindruck des Kastensystems noch verschlimmern, da man zum eigentlichen Kampf immer in ein sehr kleines Gebiet wechselt, bei dem nicht mal mehr versucht wird, es nicht wie ein Modul aussehen zu lassen. Miteinander und nicht mehr nur gegeneinander reden Eine weitere neue Option des Addons ist es, dass sich alle Gruppenmitglieder, die sich in der Nähe befinden, an einer Aktion und einem Gespräch beteiligen können. Es wird sogar angezeigt, ob einer der anderen Charaktere noch etwas anderes zur aktuellen Aktion oder Aussage beisteuern könnte, als der ausgewählte Held. Die Möglichkeiten der Charaktere werden dabei natürlich wieder durch ihre Talente, aber auch durch ihre Gesinnung, bestimmt. Grafik und Sound Am allgemeinen Erscheinungsbild hat sich fast nichts bis nichts geändert. Man sollte aber erwähnen, dass gerade die neue Echsenrasse sehr nett anzusehen ist. Die Überlandkarte ist weitestgehend funktional, aber keine Schönheit. Bezüglich des Sounds ist lobend zu erwähnen, dass die deutschen Vertonungen sehr stimmungsvoll sind, auch wenn die Standardkommentare ruhig noch etwas abwechslungsreicher sein könnten. Nun kann man bei der Charaktererstellung auch eine Stimme auswählen und dabei fällt negativ auf, dass die Lokalisierung teilweise fehlerhaft oder sogar nicht vorhanden ist. Da klingt ein Hochgeborener wie ein Krieger oder da, wo eine männliche Stimme erklingen sollte, erscheint eine weibliche.
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