Tenchu: Shadow Assassins (Wii) (Ubisoft) geschrieben von Oliver Domke
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Es gibt mal wieder Ärger im feudalen Japan und selbstverständlich ist es Ihre Aufgabe, sämtliche Konflikte zu lösen. Mit "Shadow Assassins" erscheint, von einigen Spin-Offs einmal abgesehen, der mittlerweile vierte Teil der Ninja-Simulation "Tenchu" für Wii und PSP. Extra für den neuesten Serienableger haben sich sogar Acquire, die Entwickler des Original-"Tenchu" auf der PlayStation, wieder zusammengefunden. Ob ihnen ein ähnlicher Geniestreich wie vor über zehn Jahren gelungen ist, haben wir für Sie herausgefunden. Ein Königreich in Unruhe Ein Jahr nach den Geschehnissen des Vorgängers sieht sich Lord Goda mit neuen Problemen konfrontiert. In den Gesprächen der Untertanen werden die Mutmaßungen über einen möglichen Verrat am Herrscher des Landes immer deutlicher. Doch bevor Goda tiefer gehende Nachforschungen in die Wege leiten kann, wird zu allem Überfluss auch noch seine einzige Tochter, Prinzessin Kiku, entführt. Serienkenner ahnen es bereits: Der Assassine Rikimaru und die Elitekämpferin Ayame sollen es mal wieder richten. In der Haut der beiden Ninja müssen Sie den adeligen Nachkommen retten und die Geheimnisse der Intrige aufdecken, bevor das Königreich in einen erneuten Krieg verfällt. Die Kampagne von "Tenchu: Shadow Assassins" ist in zehn große Kapitel aufgeteilt. Je nach Mission übernehmen Sie die Kontrolle von Rikimaru oder Ayame. Die beiden Charaktere steuern sich nahezu identisch; die Figuren unterscheiden sich lediglich in wenigen Details wie beispielsweise der Tragkraft. Mit welchem der beiden Ninja Sie spielen, ist zwar fest vorgeschrieben, aber Sie dürfen jederzeit frei entscheiden, wie Sie die einzelnen Aufträge angehen. Dabei empfiehlt es sich, die Ninja-Regel Nummer Eins zu befolgen: "Bleibe unentdeckt!" Schnell werden Sie lernen, jeden noch so kleinen Schatten auszunutzen, um den wachsamen Blicken Ihrer Feinde zu entkommen. Ähnlich wie die Genre-Kollegen Snake und Fisher schleichen auch die beiden Ninja auf leisen Sohlen zwischen Häuserwänden und Gebüschen umher, dringen unerkannt in diverse Gebäude ein und töten möglichst unauffällig die gegnerischen Wachen und letzten Endes die eigentliche Zielperson. Oft gibt es mehrere Wege, die Widersacher zu umgehen oder sich ihrer zu entledigen. Die anfangs einfachste Möglichkeit besteht darin, sich an das Opfer heranzuschleichen und im Hinterhalt auf eine günstige Gelegenheit zu warten ist eine solche gekommen, blinkt der Bildschirm kurz auf und sie können per Tastendruck einen "Hissatsu" genannten Speed-Kill durchführen. Um hierbei erfolgreich Genicke zu brechen und Klingen in Brustkörbe zu rammen, müssen Sie mit Wiimote und Nunchuk im Rahmen eines kleinen Quicktime-Events die vorgegebene Bewegung korrekt ausführen. Leider funktioniert gerade in diesen entscheidenden Situationen die Bewegungserkennung nicht immer optimal. Der Nachteil daran: Kann sich der Feind wieder aus Ihren Händen befreien, dreht er zumeist den Spieß um und verwickelt Sie in einen Kampf; dazu später mehr. Ninja-Auge, sei wachsam Im Laufe der Zeit steigt die Aufmerksamkeit der Feinde im gleichen Maße wie die Stärke ihrer Rüstungen und Sie sind gezwungen, sich neue Taktiken einfallen zu lassen. Die verschiedenen Areale halten jedoch nicht nur immer neue Herausforderungen, sondern meist auch mehrere Lösungswege bereit die müssen mangels Übersichtskarte allerdings erstmal gefunden werden. Doch genau dieses Abwägen zwischen verschiedenen Optionen macht den Reiz von "Tenchu" aus: Sie haben stets die Wahl, ob Sie ein Wagnis eingehen wollen, um Ihrem Ziel ein entscheidendes Stück näher zu kommen oder ob Sie lieber auf Nummer sicher gehen und einen etwas ungefährlicheren Umweg in Kauf nehmen. Als kleine Entscheidungshilfe dient dabei ein Icon in der linken unteren Bildschirmecke, welches Ihnen nicht nur die ungefähren Positionen Ihrer Gegner verrät, sondern auch, wie sichtbar Ihr Held gerade ist. Auch wenn die Entwickler von "Shadow Assassins" Sie diesmal ohne permanente Ausrüstungsgegenstände in die Wildnis schicken, müssen Sie nicht völlig auf das eine oder andere nützliche Hilfsmittel verzichten. Rikimaru und Ayame finden unterwegs allerhand Gegenstände, die sie zu ihrem Vorteil nutzen können. Mit Kunai (Kampfmesser) und Shuriken (Wurfsterne) können Wachen beispielsweise aus der Ferne angegriffen werden, Bambusrohre können zum Atmen unter Wasser eingesetzt werden und die mächtige Shinobi-Katze kann nicht nur mit ihrer Nachtsichtfähigkeit verborgene Feinde entdecken, sondern apportiert auch gerne für Menschen unerreichbare Gegenstände. Von diesen Items dürfen Sie jedoch nur drei verschiedene, jeweils höchstens in zehnfacher Ausführung, bei sich führen. Selbst mit leeren Händen dürfen Sie sich aber jederzeit auf Ihr "Inneres Auge" verlassen. Mit Hilfe dieser speziellen Ninjutsu-Technik werden auf Knopfdruck alle Wachen in Ihrem Sichtfeld rot markiert und ihre jeweiligen Blickrichtungen angezeigt; so fällt es etwas leichter, die Routen und Bewegungsabläufe der feindlichen Samurai zu erkennen. Ein weiterer Vorteil: Ist das "Innere Auge" aktiviert, müssen Sie zwar stillstehen, dürfen aber die Kamera frei bewegen. Die Kontrolle über den Blickwinkel bleibt Ihnen ansonsten im Spiel vollständig verwehrt Sie schauen Rikimaru oder Ayame stets in einer starren Verfolgerperspektive über die Schulter, worunter die Übersicht vor allem zu Beginn des Spiels bei ungeübten Zockern ein wenig leidet. Mann gegen Mann Wenn Sie tatsächlich mal entdeckt werden, ein "Hissatsu" fehlschlägt oder Sie keine Gedanken an Verborgenheit verschwenden wollen und den direkten Weg bevorzugen (was wir Ihnen allerdings nicht empfehlen), kommt es unweigerlich zu einem Kampf. Dafür schaltet die Sicht in die Ego-Perspektive um. Nun folgen abwechselnd ein Verteidigungs- und Angriffsmodus; der gesamte Ablauf der Duelle ist am ehesten mit dem Wii-Ego-Shooter "Red Steel" ebenfalls aus dem Hause Ubisoft zu vergleichen. In der Defensive setzen Sie Ihr Ninjato, ein spezielles Schwert, ein, um die gegnerischen Schläge abzublocken. Dazu müssen Sie die Wiimote binnen Sekundenbruchteilen in eine vorgegebene Position (Horizontale, Vertikale oder eine der beiden Diagonalen) bringen. Doch Vorsicht: Unsauber geblockte Attacken zerstören allmählich Ihre Klinge. Nach einiger Zeit wechseln Sie in die Offensive und dürfen Ihrem Gegenüber mit wilden Schlägen zusetzen. Während Ihr Opponent eine Lebensanzeige hat, die es zu leeren gilt, stecken Sie im Normalfall bereits mit dem ersten Treffer eine Niederlage ein. Doch allzu tragisch ist das nicht: Mit Hilfe einer speziellen Ninja-Technik, dem "Utsusemi", entkommen Sie automatisch dem tödlichen Hieb und stehen wieder am Eingang des Abschnitts. So wird möglicherweise aufkommender Frust in annehmbaren Grenzen gehalten, da Sie eine Mission nie vollständig wiederholen müssen. Das Gleiche geschieht übrigens auch, falls Sie entdeckt werden und besagte Klinge nicht im Inventar mit sich führen. Generell ist aber der Meuchelmord an den Wachen zu bevorzugen, denn vor allem die gepanzerten Samurai im späteren Verlauf des Spiels sind im Zweikampf harte Brocken. In unregelmäßigen Abständen kommt es auch zu Bosskämpfen, die Sie nicht umgehen können. Freundlicherweise haben die Entwickler aber in diesen Pflichtkonfrontationen den Schwierigkeitsgrad geringfügig angepasst. Wenn Sie einem Obermotz gegenüberstehen, werden die Verteidigungspositionen nicht nur früher eingeblendet, sondern Sie dürfen auch einige Treffer kassieren, bevor Sie endgültig ins Gras beißen. Das ist oft aber gar nicht nötig, da die Bewegungserkennung des Controllers in den Kämpfen einwandfrei arbeitet. Vom Anfänger zum Großmeister Nach Abschluss jeder Mission wird Ihr Können bewertet; die verbrauchte Zeit, Ihre Stealth-Fähigkeiten und die Anzahl der hinterrücks ermordeten Feinde fließen in das Urteil ein. Ziel ist es, durch stetige Verbesserungen (die Missionen lassen sich später einzeln anwählen) den Rang des Großmeisters zu erreichen. Doch dazu ist viel Training notwendig: Für die höchste Bewertung müssen Sie die Areale, die Marschrouten der Wachen und die Positionen der versteckten Items bestenfalls auswendig kennen. Wer sich davon nicht ausreichend herausgefordert fühlt, darf nach Abschluss einer Mission diese auf Wunsch sogar noch im "Schattenmodus" spielen. In dieser Variante erwarten Sie nicht nur mehr, sondern auch stärkere und klügere Gegner. Gute Bewertungen dienen aber nicht nur der Steigerung Ihres Selbstwertgefühls, sondern schalten auch nach und nach die insgesamt 50 Zusatzmissionen frei. Diese sind wesentlich kürzer und einfacher als die Story-Aufträge. Es gilt, verschiedenste Anforderungen unter Zeitdruck in vorgefertigten Miniabschnitten zu meistern. Die Ergebnisse sind nützliche Belohnungen (beispielsweise neue Waffen), nette Boni (unter anderem eine Artwork-Galerie) und ein gut zu gebrauchender Trainingseffekt, durch den Sie lernen, wie Sie sich in Standardsituationen am besten verhalten. Mehr als eine nette Dreingabe also, zumal das Freischalten und Meistern dieser Zusatzaufträge dem Langzeitspielspaß von "Shadow Assassins" sehr zugutekommt. D. deu. Vers. Technisch ist das Spiel für Wii-Verhältnisse brillant. Die Zwischensequenzen sehen toll aus; die Spielgrafik selbst ist auf hohem Niveau und weiß mit einigen Effekten wie Wasserspiegelungen oder Unwettern zu überzeugen die Blitze der Gewitter haben sogar spielerische Auswirkungen, denn in den Lichterscheinungen sind Sie logischerweise besser sichtbar. Auch der Sound ist großartig: Die Hintergrundmusik hat eine beeindruckende Qualität und passt mit ihren asiatischen Klängen und ruhigen Themen stets zum Spielgeschehen. Lediglich mit den häufigen Wiederholungen einiger Melodien haben es die Soundtechniker ein wenig übertrieben. Die englischen Sprecher verrichten Ihre Arbeit hingegen vorbildlich und verleihen den Charakteren eine authentische Sprachausgabe, die wiederum deutsch untertitelt wird. Zwei Sachen sind uns aber dennoch negativ aufgefallen. Zum einen die schlampige deutsche Übersetzung, denn oft hat man das Gefühl, dass nach dem Schreiben der Texte niemand mehr Korrektur gelesen hat. Unverständliche Abkürzungen, Rechtschreib- und Grammatikfehler, sinn- und zusammenhangslose Wörter und Sätze und einige unglücklich gewählte Übersetzungen hinterlassen nicht gerade einen guten Eindruck. Viel nervtötender ist aber das zweite Manko, denn offenbar existierte im feudalen Japan ein nicht allzu umfangreicher Wortschatz. Anders können wir uns nicht erklären, warum die Samurai immerzu die drei gleichen Sätze von sich geben, wenn Sie auf der Suche nach Rikimaru und Ayame sind. Hier wäre etwas mehr Variation wünschenswert gewesen. Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass das Urteil der USK ("Keine Jugendfreigabe") durchaus gerechtfertigt ist. Zwar bietet "Shadow Assassins" keine brutalen Tötungsszenen im klassischen "Mortal Kombat"-Stil und auch übertriebene Blut- und Splatter-Effekte bleiben aus, dennoch gehen die beiden Ninja mit ihren Opfern nicht gerade zimperlich um in Kinderhände gehört dieser Titel definitiv nicht.
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